Czerny / Barone | Wir sind alle Geschwister - das Zeichen der Zeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 205 mm

Czerny / Barone Wir sind alle Geschwister - das Zeichen der Zeit

Die Soziallehre von Papst Franziskus
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-451-82952-9
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Soziallehre von Papst Franziskus

E-Book, Deutsch, 288 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 205 mm

ISBN: 978-3-451-82952-9
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit einem Vowort von Papst Franziskus, der Czerny im Frühjahr 2022 zwei Mal als Abgesandten in die Ukraine geschickt hat. Das Buch ist die deutsche Übersetzung der Buchs von Kardinal Michael Czerny SJ über die Soziallehre von Papst Franziskus, das Ende September 2021 im Original erschienen ist und im Dezember 2022 auch in englischer Übersetzung vorliegen wird. Czerny, Vertrauter von Franziskus, stellt die Soziallehre dieses Pontifikats anhand der Enzyklika 'Fratelli tutti' kritisch vor und erläutert, was es bedeutet, dass der Papst 'von den Rändern der Erde' kommt, um die weitere Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils entscheidend voranzutreiben. Papst Franziskus, der Czerny im Frühjahr 2022 zwei Mal als Abgesandten in die Ukraine geschickt hat, hat das Vorwort geschrieben.

Kardinal Michael Czerny ist seit 2022 Präfekt des Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Vatikan. Der kanadische Jesuit wurde in der Tschechoslowakei geboren und war Direktor des Instituts für Menschenrechte an der Universität in San Salvador nach der Ermordung seiner Mitbrüder. Von 1992 bis 2002 arbeitete an der Kurie der Jesuiten in Rom, gründete das Afrikanische AIDS-Netzwerk der Jesuiten, das er bis 2010 geleitet  hat und arbeitete danach als Assistent von Kardinal Peter Turkson am Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, dessen Nachfolger er jetzt ist. 2016 hat ihn Papst Franziskus zum Leiter von dessen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge ernannt. 2019 wurde er zum Kardinal erhoben. Mehrfach besuchte er im Auftrag von Papst Franziskus die Ukraine während des Krieges. Christian Barone ist Priester der Diözese Noto (Sizilien). Der Theologe wurde an der Universität Gregoriana in Rom promoviert und lehrt dort und an anderen theologischen Fakultäten.
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Vorwort


Papst Franziskus

Herz des Evangeliums ist die Verkündigung des Reiches Gottes in der Person Jesu, des Immanuels, des Gott-ist-mit-uns. In ihm erfüllt Gott seinen Plan der Liebe zur Menschheit, indem er seine Herrschaft über die Geschöpfe verwirklicht und die Saat des göttlichen Lebens in der menschlichen Geschichte ausstreut, sie von innen her verwandelt.

Sicher darf man das Reich Gottes nicht mit einer irdischen oder politischen Errungenschaft gleichsetzen oder verwechseln. Es darf auch nicht als rein innerliche, rein persönliche und spirituelle Wirklichkeit verstanden werden, oder als eine Verheißung, die nur die künftige Welt betreffen würde. Der christliche Glaube lebt im Gegenteil von einem faszinierenden und herausfordernden Paradox, einem Wort, das dem Jesuitentheologen Henri de Lubac sehr wichtig war. Das ist es, was Jesus, auf ewig mit unserem Fleisch verbunden, hier und heute vollbringt, indem er uns für Gott, den Vater, öffnet und uns eine fortwährende Befreiung schenkt, da in ihm das Reich Gottes schon nahe gekommen ist (Mk 1,12–15).

Gleichzeitig bleibt das Reich Gottes eine Verheißung, solange wir in diesem Fleisch existieren, eine tiefe Sehnsucht, die wir in uns tragen, ein Schrei, der sich aus der noch vom Bösen gepeinigten Schöpfung erhebt, die bis zum Tag ihrer umfassenden Befreiung leidet und stöhnt (Röm 8,19–24).

Deshalb ist das von Jesus verkündete Reich eine lebendige und dynamische Wirklichkeit. Es fordert uns zur Bekehrung auf, möchte, dass unser Glaube aus dem Stillstand einer individuellen Religiosität oder aus der Reduktion auf bloßen Legalismus herauskommt. Er will, dass unser Glaube stattdessen zu einer beständigen und ruhelosen Suche nach dem Herrn und seinem Wort wird, das jeden von uns zur Mitarbeit mit dem Handeln Gottes in unterschiedlichen Situationen des Lebens und der Gesellschaft auffordert. Auf verschiedenen Wegen, oft anonym und schweigend, selbst in der Geschichte unserer Misserfolge und unserer Verwundungen, wird das Reich Gottes in unseren Herzen und in den Ereignissen wahr, die sich um uns herum abspielen. Wie ein im Acker verstecktes kleines Senfkorn (Mt 13,31), wie ein wenig Sauerteig, der das Mehl durchsäuert (Mt 13,24–30), bringt Jesus in unsere Lebensgeschichte Zeichen des neuen Lebens. Er ist gekommen, um einen Anfang zu machen, und fordert uns dazu auf, mit ihm bei seinem Erlösungswerk zusammenzuarbeiten. Jeder von uns kann zur Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden beitragen, indem wir Räume der Erlösung und Befreiung auftun, Hoffnung säen, die todbringende Logik des Egoismus mit dem Geist der Geschwisterlichkeit des Evangeliums herausfordern, uns mit Zärtlichkeit und Solidarität für das Wohl unserer Nächsten, vor allem der Ärmsten, einsetzen.

Wir dürfen diese soziale Dimension des christlichen Glaubens nie aus den Augen verlieren. Wie ich in Evangelii Gaudium ausgeführt habe, hat das kerygma der Verkündigung des christlichen Glaubens eine unverzichtbare soziale Dimension. Sie lädt uns dazu ein, eine Gesellschaft zu errichten, in der die Logik der Seligpreisungen die Oberhand hat, in der eine Welt des Geschwisterseins aller und der Solidarität vorherrscht. Der Gott, der Liebe ist, fordert uns in Jesus dazu auf, das Liebesgebot so zu leben, als ob wir alle Geschwister einer einzigen Familie wären; mit ein und derselben Liebe heilt dieser Gott sowohl unsere persönlichen wie gesellschaftlichen Beziehungen, indem er uns dazu aufruft, Friedensstifter und Erbauer von Bruder- und Schwesternschaft untereinander zu sein: »Das Angebot ist das Reich Gottes (Lk 4,43); es geht darum, Gott zu lieben, der in der Welt herrscht. In dem Maß, in dem er unter uns herrschen kann, wird das Gesellschaftsleben für alle ein Raum der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Würde sein. Sowohl die Verkündigung als auch die christliche Erfahrung neigen dazu, soziale Konsequenzen auszulösen« (EG, Nr. 180).

In diesem Sinn sind die Sorge für unsere Mutter Erde und der Aufbau einer solidarischen Gesellschaft als fratelli tutti oder das »Geschwistersein aller« unserem Glauben nicht nur nicht fremd; sie gehören zu seiner konkreten Umsetzung.

Das ist die Grundlage für die Soziallehre der Kirche. Sie ist nicht nur eine bloß soziale Ausweitung des christlichen Glaubens, sondern eine Wirklichkeit mit theologischem Fundament: Gottes Liebe zur Menschheit und sein Liebesplan, mit denen er uns alle als Geschwister umschließt und den er in der Geschichte der Menschen durch Jesus Christus wirklich werden lässt, seinen Sohn, mit dem alle Glaubenden zuinnerst durch den Heiligen Geist verbunden sind.

Ich bin Kardinal Michael Czerny und Frater Christian Barone, Brüdern im Glauben, für ihren Beitrag zum Thema und zur Herausforderung des »Geschwisterseins aller« dankbar. Ich bin auch dankbar dafür, dass sich dieses Buch, das als Hinführung zur Enzyklika Fratelli Tutti gedacht ist, darum bemüht, die tiefe Verbindung zwischen der gegenwärtigen Soziallehre der Kirche und den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erhellen und deutlich zu machen.

Diese Verbindung wird nicht immer bemerkt, zumindest nicht anfänglich. Ich werde zu erklären versuchen, warum das so ist. Das kirchliche Klima Lateinamerikas, in das ich zunächst als junger Student im Jesuitenorden und dann in meinem Amt eintauchte, hatte die theologischen, ekklesiologischen und spirituellen Einsichten des Konzils enthusiastisch aufgenommen und von ihnen Besitz ergriffen, indem es sie aktualisierte und inkulturierte. Für die Jüngsten von uns wurde das Konzil zum Horizont für unseren Glauben und für unsere Art, zu sprechen und zu handeln. So wurde es rasch zu unserem kirchlichen und pastoralen Ökosystem. Aber wir gewöhnten uns weder das Zitieren von Konzilsdokumenten an noch hatten wir Lust auf spekulatives Nachdenken. Das Konzil hatte einfach in unserer Art des Christseins und des Kircheseins Einzug gehalten – und im Lauf der Zeit entstammten meine Einsichten, Wahrnehmungen und meine Spiritualität schlicht und einfach dem, was das Zweite Vatikanum gelehrt hatte. Da war es nicht notwendig, die Dokumente des Konzils zu zitieren.

Nach vielen Jahrzehnten finden wir uns heute in einer grundlegend veränderten Welt und Kirche vor und es ist vermutlich erforderlich, die Schlüsselvorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, seinen theologischen und pastoralen Horizont, seine Themen und Methoden stärker bewusst zu machen.

Im ersten Teil ihres wertvollen Buchs helfen uns Kardinal Michael Czerny und Frater Christian dabei. Sie lesen und deuten die Soziallehre, die für mich charakteristisch ist, indem sie das ans Licht bringen, was irgendwie zwischen den Zeilen versteckt ist – also die Lehre des Konzils als grundlegende Basis und als Ausgangspunkt für meine Einladung an die Kirche und die ganze Welt, die sich im Ideal des »Geschwisterseins aller« ausdrückt. Das ist eines der Zeichen der Zeit, die das Zweite Vatikanum ins Licht rückt, und das, was unsere Welt – unser gemeinsames Haus, in dem wir zum Leben als Geschwister berufen sind – am meisten braucht.

Mit dieser Verbindung kommt ihrem Buch auch das Verdienst zu, in der heutigen Welt die Vorstellung des Konzils von einer offenen Kirche im Dialog mit der modernen Welt neu zu lesen. Im Angesicht der Fragen und Herausforderungen der modernen Welt war das Zweite Vatikanum bemüht, mit dem Atem von Gaudium et Spes zu antworten; aber heute nehmen wir beim Weitergehen des von den Konzilsvätern gewiesenen Wegs wahr, dass es nicht nur einen Dialog der Kirche mit der Welt braucht, sondern dass sie sich vor allem in den Dienst der Menschheit stellt, sich der Schöpfung annimmt und ein neues Schwester- und Brudersein verkündet und umsetzt, in dem menschliche Beziehungen von Egoismus und Gewalt geheilt werden und auf gegenseitiger Liebe, auf Willkommen und Solidarität begründet sind.

Wenn es das ist, was die Welt heute von uns fordert – besonders in einer in hohem Maß von Ungleichgewichten, Unrecht und Ungerechtigkeiten gekennzeichneten Gesellschaft –, dann erkennen wir, dass das auch dem Geist des Konzils entspricht, das uns dazu einlädt, die Zeichen der menschlichen Geschichte zu lesen und auf sie zu hören.

Dieses Buch von Kardinal Michael und Frater Christian hat auch das Verdienst, uns das Nachdenken über die Methodologie der nachkonziliaren Theologie zu ermöglichen – einer historisch-theologisch-pastoralen Methodologie, nach der die Geschichte der Menschen Erscheinungsort von Gottes Offenbarung ist. Hier entwickelt Theologie ihre Orientierung durch Nachdenken und die Pastoral inkarniert Theologie in der kirchlichen und gesellschaftlichen Praxis. Deshalb muss die Lehre eines Papstes immer für die Geschichte aufmerksam sein und braucht sie den Beitrag der Theologie.

Zum Schluss möchte ich Kardinal Czerny dazu beglückwünschen, dass er den jungen Theologen Christian Barone für dieses Werk einbezogen hat. Ihre Zusammenarbeit ist lohnend – die eines Kardinals, der dem Dienst am Heiligen Stuhl verpflichtet ist und eine pastorale Führungsfigur zu sein hat, mit einem jungen Fundamentaltheologen. Das ist ein Beispiel dafür, wie sich Gelehrsamkeit, Nachdenken und kirchliche Erfahrung verbinden können, und es verweist auch auf eine neue Methode: die Zusammenarbeit einer offiziellen und einer jungen Stimme. So sollten wir immer unterwegs sein: das Lehramt, die Theologie, die pastorale Praxis und die offizielle Leitung. Immer gemeinsam. Unsere Beziehungen in der Kirche werden glaubwürdiger, wenn wir damit anfangen, uns...


Barone, Christian
Christian Barone ist Priester der Diözese Noto (Sizilien). Der Theologe wurde an der Universität Gregoriana in Rom promoviert und lehrt dort und an anderen theologischen Fakultäten.

Czerny, Kardinal Kardinal Michael
Kardinal Michael Czerny ist seit 2022 Präfekt des Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Vatikan. Der kanadische Jesuit wurde in der Tschechoslowakei geboren und war Direktor des Instituts für Menschenrechte an der Universität in San Salvador nach der Ermordung seiner Mitbrüder. Von 1992 bis 2002 arbeitete an der Kurie der Jesuiten in Rom, gründete das Afrikanische AIDS-Netzwerk der Jesuiten, das er bis 2010 geleitet  hat und arbeitete danach als Assistent von Kardinal Peter Turkson am Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, dessen Nachfolger er jetzt ist. 2016 hat ihn Papst Franziskus zum Leiter von dessen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge ernannt. 2019 wurde er zum Kardinal erhoben. Mehrfach besuchte er im Auftrag von Papst Franziskus die Ukraine während des Krieges.

Kardinal Michael Czerny ist seit 2022 Präfekt des Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Vatikan. Der kanadische Jesuit wurde in der Tschechoslowakei geboren und war Direktor des Instituts für Menschenrechte an der Universität in San Salvador nach der Ermordung seiner Mitbrüder. Von 1992 bis 2002 arbeitete an der Kurie der Jesuiten in Rom, gründete das Afrikanische AIDS-Netzwerk der Jesuiten, das er bis 2010 geleitet  hat und arbeitete danach als Assistent von Kardinal Peter Turkson am Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, dessen Nachfolger er jetzt ist. 2016 hat ihn Papst Franziskus zum Leiter von dessen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge ernannt. 2019 wurde er zum Kardinal erhoben. Mehrfach besuchte er im Auftrag von Papst Franziskus die Ukraine während des Krieges.
Christian Barone ist Priester der Diözese Noto (Sizilien). Der Theologe wurde an der Universität Gregoriana in Rom promoviert und lehrt dort und an anderen theologischen Fakultäten.



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