Daley | Glücksbringer auf Samtpfoten | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten

Reihe: Katze Molly

Daley Glücksbringer auf Samtpfoten

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-19184-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten

Reihe: Katze Molly

ISBN: 978-3-641-19184-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nachdem ihre Besitzerin ins Altersheim ziehen muss, wird Molly bei dem nachlässigen Rob untergebracht. Dort bekommt die kleine getigerte Katze weder regelmäßig Futter noch Zuneigung, stattdessen muss sie sich gegen Robs drei feindselige Hunde behaupten. Also beschließt Molly, ihr Glück in die eigenen Pfoten zu nehmen, und begibt sich auf eine abenteuerliche Reise übers englische Land, um ein neues Zuhause zu finden. Zerzaust und abgemagert findet sie schließlich bei der herzensguten Debbie Unterschlupf. Debbie peppelt Molly liebevoll wieder auf, und das clevere Kätzchen bringt frischen Wind in Debbies Leben und deren kleines Café ...

Melissa Daley lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in der englischen Grafschaft Hertfordshire. Für ihre Romane um Katze Molly hat sie sich von der beschaulichen Region Cotswolds inspirieren lassen sowie von ihren eigenen beiden Katzen.
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1

Viele Erinnerungen an meine Kindheit habe ich nicht, aber wenn ich die Augen schließe, kann ich mich noch lebhaft an Margerys glückseligen Gesichtsausdruck erinnern, als ich das erste Mal auf ihrem Schoß lag. Damals war ich noch ein süßes, maunzendes, geflecktes Fellknäuel.

»Ja, wen haben wir denn da?«, fragte sie freundlich, als ich sie verschlafen anblinzelte.

Margerys Freundin sagte: »Das kleine Ding heißt Molly, sie ist acht Wochen alt. Ihre Mutter war eine Streunerin. Für alle anderen Babys habe ich schon ein neues Zuhause gefunden, sie ist die Letzte, die ich unterbringen muss.«

Ich sah Margery aus halb zusammengekniffenen Augen an. Ihr faltiges Gesicht war von silbergrauen Löckchen umrahmt, trotz ihres Alters wirkte sie neugierig wie ein Kind. Aber am besten erinnere ich mich an das Lächeln in ihren gütigen Augen. Sie strahlte mich an, als sei ich das Wichtigste auf der ganzen Welt oder, wie sie es ausgedrückt hätte, »das Beste seit der Erfindung des Toastbrots«.

»Ich dachte, du könntest ein wenig Gesellschaft brauchen«, fuhr Margerys Freundin fort, »seit Malcolms Tod bist du doch recht einsam, oder? Ein süßes Kätzchen auf dem Schoß könnte genau das richtige Rezept dagegen sein, meinst du nicht auch?«

»Nun, ich glaube, Molly ist … etwas ganz Besonderes«, antwortete Margery sanft, die Zufriedenheit in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

Damit war alles klar: Margery war mein neues Frauchen. Sie kraulte mich unterm Kinn, und ich begann zu schnurren, erst ganz vorsichtig, und als ich mich dann allmählich entspannte, laut und deutlich. Margery lachte und freute sich, wie viel Radau so ein »Winzling« wie ich schon machen konnte.

Die Monate vergingen, ich wurde von einem Katzenbaby zu einer Jungkatze, und zwischen Margery und mir entstand eine vertraute Beziehung, die auf gegenseitiger Wertschätzung beruhte. Margery genoss es, jemanden zu haben, mit dem sie reden und um den sie sich kümmern konnte, ich genoss es, das Objekt ihrer Zuneigung zu sein. Als temperamentvolle Heranwachsende war ich immer hungrig, und Margery schien es zu freuen, meinen unbändigen Appetit stillen zu können. Es gab nur das leckerste Katzenfutter, und überhaupt fiel immer etwas für mich ab: ein Hähnchenschenkel, ein Häppchen Lammkotelett oder Lachs. Margery zweigte jedes Mal von ihrem Essen eine Portion in Molly-Größe ab, die auf einem Molly-Teller serviert wurde.

Margerys Haus wurde zu meinem Reich: Ich konnte schlafen, wann und wo immer ich wollte, und machen, was immer ich wollte. Bei einem so angenehmen Leben hatte ich wenig Lust, die Welt außerhalb des Hauses zu erkunden. Vom Schlafzimmerfenster aus konnte ich die Dächer des Dorfes und die Felder auf den umliegenden Hügeln sehen. Hin und wieder machte ich einen Ausflug, aber ehrlich gesagt bot das Dorf keine großen Möglichkeiten. Ein paar Geschäfte, eine Handvoll Pubs, eine Kirche, nichts Besonderes eben. Ich wusste, dass die anderen Katzen gern Mäuse auf dem Friedhof jagten, aber da ich zu Hause wunschlos glücklich war, beließ ich es bei einigen halbherzigen Versuchen.

Wahrscheinlich denken Sie jetzt, mein Leben war der Himmel auf Erden. Da haben Sie recht, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Das Leben bei Margery bot alles, was eine Katze sich wünschen konnte, und ich war glücklich und zufrieden. Allerdings hatte das alles ein Ende, als Margerys Traurigkeit begann. Damals war ich etwa ein Jahr alt.

»Los geht’s, Molly«, sagte Margery eines Tages leise. Sie beugte sich nach unten, um meinen Futternapf vorsichtig auf den Linoleumboden zu stellen, dabei stützte sie sich mit einer Hand auf der Arbeitsplatte ab. Ich schnurrte erwartungsvoll, denn ich war hungrig und hatte geduldig gewartet, bis mein Frauchen für meine Nachmittagsmahlzeit alles gerichtet hatte.

Ich sprang vom Küchentisch, und ein kurzer Blick in den Napf bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Ich schnupperte misstrauisch, in der Hoffnung, dass die braungelbe Pampe besser schmeckte, als sie aussah. Aber leider war sie sogar noch schlimmer.

»Kartoffelbrei, Molly, dein Lieblingsessen«, sagte Margery freundlich, als sie mein Zögern bemerkte. Da ich ahnte, dass es nichts anderes geben würde, näherte ich mich der Schüssel, leckte vorsichtig an der Pampe und schluckte widerwillig ein wenig hinunter. Das klumpige Zeug schmeckte nach gar nichts, und beim Schlucken spürte ich einen Widerstand in meinem Hals. Mein Körper zog sich zusammen, und ich spuckte alles wieder aus. Ich betrachtete die Bescherung genauer: ein nicht zerdrücktes Stück Kartoffel. Ungenießbar. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen wurde mir klar, dass ich auf einen abendlichen Beutezug gehen musste, wenn ich nicht hungrig zu Bett gehen wollte.

Ich versuchte, meinen knurrenden Magen zu beruhigen, und warf Margery einen kritischen Blick zu. Sie stand an der Spüle und murmelte vor sich hin. Ihr Verhalten ängstigte mich. Fast automatisch machte sie jeden Tag das Gleiche, solange ich mich zurückerinnern konnte, aber dieses Mal spürte ich, dass sie beunruhigt und verstört war. Sie spülte einen Topf und trocknete ihn ab, langsamer und bedächtiger als üblich. Dann presste sie ihn gegen die Brust und sah sich hektisch in der Küche um. Sie öffnete den Kühlschrank und stellte den Topf hinein. Nach kurzem Kopfschütteln nahm sie ihn wieder heraus, öffnete die Türen des Küchenschranks und schloss sie wieder, als sie dort die Gläser, Tassen und Teller erkannte. Mir war klar, dass etwas mit ihr nicht stimmte, denn früher war ihr das nie passiert.

Ich ließ meinen klumpigen Kartoffelbrei stehen und lief auf die hinterste Küchenschranktür zu, die sie noch nicht geöffnet hatte. Ich miaute laut und reckte stolz meinen Schwanz in die Höhe.

Margery sah sich verwirrt um, als hätte mein Miauen sie aus ihren Gedanken gerissen.

»Was gibt’s, Molly?«, fragte sie leicht irritiert.

Ich rieb meinen Kopf an der Tür, damit sie verstand, was ich meinte.

Margery starrte mich eine Weile gedankenverloren an, bevor sie sich schließlich nach unten beugte und die Tür öffnete. »Oh, Molly, du bist so ein kluges Mädchen!« Dann stellte sie den Topf zu den anderen Töpfen und kraulte mich hinter den Ohren. Gerührt von ihrer Dankbarkeit begann ich zu schnurren, aber tief in meinem Inneren spürte ich eine große Unruhe.

In letzter Zeit hatten sich ähnliche Vorfälle gehäuft. Ich hatte mir angewöhnt, Margery zu beobachten, und hatte ein Gespür für ihre Verhaltensweisen entwickelt, zum Beispiel, wenn sie die Brille in die Tiefkühltruhe oder die Haustürschlüssel in den Badezimmerschrank legte. Wenn sie wieder klar denken konnte und begriffen hatte, was sie getan hatte, war sie traurig. Für mich war es zur Routine geworden, ihr auf Schritt und Tritt zu folgen und mit lautem Miauen zu helfen, die vermissten Gegenstände wiederzufinden. Anfangs hatte ich das Ganze für ein Spiel gehalten und war stolz auf meine Cleverness gewesen. Doch nach und nach war mir aufgefallen, dass Margery das Spiel nicht so toll fand wie ich, im Gegenteil, sie war oft wütend und aggressiv und machte sich wegen ihrer Vergesslichkeit schwere Vorwürfe.

Von außen betrachtet hatte sich an unserem Leben nichts geändert. Margery werkelte im Haus herum, staubte ab und machte sauber, während ich auf dem Sofa döste. Ich half ihr beim Lösen des Kreuzworträtsels, indem ich auf der Zeitung saß und auf den Stift klopfte, während sie die leeren Felder ausfüllte. Aber sie lächelte immer weniger, und manchmal saß sie zusammengesunken im Sessel, starrte aus dem Fenster und weinte. Ich gab mein Bestes, um sie zu trösten, schmiegte mich an ihre Wange und schnurrte laut, doch ich spürte, dass etwas passiert war, etwas Schlimmes, das ich nicht in Ordnung bringen konnte.

Sie hatte Erinnerungslücken, war verwirrt und machte sich Vorwürfe, wenn sie wieder mal den Schlüssel oder die Scheckkarte verlegt hatte. Diese Aussetzer wurden nach und nach immer häufiger, und schließlich wurden sie die Regel. Auch wenn ich alles tat, um ihr zu helfen, schien Margery langsam die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Über unser Leben.

Nachdem der Topf endlich am richtigen Platz stand, ging sie ins Wohnzimmer, um fernzusehen. Ich wollte mich an ihrer Seite zusammenrollen, um ihr schweigend Gesellschaft zu leisten, aber ich hatte Hunger und wusste aus leidvoller Erfahrung, dass ich mich nicht darauf verlassen konnte, abends noch mal gefüttert zu werden.

Ich schnupperte erneut am Kartoffelbrei, der in der Schüssel langsam fest zu werden begann, dann schlüpfte ich durch die Katzenklappe nach draußen, in der Hoffnung, eine Maus zu fangen und damit meinen Magen zu besänftigen.

Als ich nach erfolgreicher Jagd wieder nach Hause kam, war Margery schon zu Bett gegangen. Ich machte meinen nächtlichen Kontrollgang durchs Haus, überprüfte, ob die Eingangstür und die Fenster geschlossen und der Backofen ausgeschaltet waren. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, rollte ich mich auf dem Sofa zusammen und schlief ein.

Am nächsten Morgen setzte ich mich auf das Fensterbrett im Wohnzimmer, putzte mich und lauschte. Was war da im Obergeschoss los? Margery schlurfte durch ihr Schlafzimmer, zog sich an und bürstete sich die Haare. Ich hoffte, es würde ein guter Tag für Margery und mich werden. Ohne Tränen und mit einem leckeren Frühstück. Als ich ihre Schritte auf der Treppe hörte, sprang ich vom Fenstersims.

Ich beobachtete, wie sie am Treppenabsatz ankam, trottete dann durchs Wohnzimmer, streckte grüßend meinen Schwanz in die Höhe, schnurrte ein »Hallo!« und rieb mich an ihren...


Daley, Melissa
Melissa Daley lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in der englischen Grafschaft Hertfordshire. Für ihre Romane um Katze Molly hat sie sich von der beschaulichen Region Cotswolds inspirieren lassen sowie von ihren eigenen beiden Katzen.



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