E-Book, Deutsch, Band 17, 320 Seiten
Reihe: NOX Paranormal Love
Daniels / Simms NOX Band 17
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3275-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 17, 320 Seiten
Reihe: NOX Paranormal Love
ISBN: 978-3-7515-3275-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ICH SEHE DICH IN MEINEN TRÄUMEN von REBECCA DANIELS
In der erbarmungslosen Hitze der Wüste sucht Mallory verzweifelt nach ihrer verschwundenen Zwillingsschwester. Ihre letzte Hoffnung: der Navajo-Medizinmann Benjamin Graywolf. Nur zögernd erklärt er sich bereit, zu helfen. Mallory ahnt nicht, dass er sie in einer schicksalhaften Vision gesehen hat ...
ZIMMER FREI? von SUZANNE SIMMS
Das hat Desiree Stratford gerade noch gefehlt: Ein umwerfend attraktiver Mann, der in ihrem antiquierten Hotel wohnt und sich vor den anderen Gästen als ihr Ehemann ausgibt! Gefahr für Leib und Seele - dabei sollte Mathis Hazard sie doch nur vor einem mysteriösen Geist beschützen, der angeblich im Hotel spukt ...
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1. KAPITEL
Mallory Wakefield brachte ihren Wagen zum Stehen und ließ den Motor laufen. Es war heiß, und Schweißperlen liefen ihr den Rücken hinunter. Sie blinzelte in die Nachmittagssonne und sah dann über das Lenkrad ihres Mietwagens hinweg zu der kleinen Ansammlung von Lehmziegelhütten hinüber. Wie sie da dicht zusammengedrängt in der kargen Landschaft standen, sahen sie trostlos und verlassen aus genauso trostlos und verlassen, wie Mallory sich nach den langen Stunden hinter dem Steuer fühlte. Schrottteile, Drähte und Schutt lagen überall herum, und ein Stück weiter entfernt rosteten zwei alte Lieferwagen vor sich hin.
Hier kann es nicht sein, dachte Mallory und sah auf die Skizze, die sie nach den Angaben des Beamten auf der Navajo-Polizeistation von Tuba City gezeichnet hatte. Aber sie hatte sich genau an seine Anweisungen gehalten. Es musste hier sein. Hier also musste Benjamin Graywolf leben, der Schamane, Medizinmann und Fährtenleser.
Sie stellte den Motor ab und blickte sich unruhig um. Doch da war niemand, kein Anzeichen von Leben, kein Geräusch nur der böige Wind, der an den Türen des Autos rüttelte und den Staub aufwirbelte. Das Navajo-Indianerreservat kam Mallory vor wie eine andere Welt, wo es seltsame Regeln und Bräuche gab und wo selbst der bescheidenste Komfort ein Fremdwort war. Wenn es wenigstens ein Telefon gäbe, ein einfaches Telefon, dann hätte sie Benjamin Graywolf anrufen und sich viel Zeit sparen können.
Zeit. Wieder beschlich sie die Ahnung, dass die Zeit knapp wurde. Wenn sie nur die Polizei dazu bringen könnte, ihr zuzuhören. Marissa war in Schwierigkeiten, Mallory wusste es, sie fühlte es und sie musste etwas unternehmen, bevor es zu spät war. So oder so, dachte sie ich werde Marissa finden, und wenn ich dafür jeden Stein einzeln umdrehen muss.
Entschlossen öffnete sie die Tür und stieg aus. Sie hob ihr langes honigblondes Haar im Nacken an, damit der Wind ihre überhitzte Haut kühlte. Vorsichtig ging sie über den Hof zu dem kleinen Lehmziegelhaus, ballte die Hand und klopfte an die alte, verwitterte Tür.
„Hallo?“, rief sie. Sie wartete, dann klopfte sie erneut diesmal so fest, dass ihre Fingerknöchel schmerzten. Sie lauschte wieder, jeder Muskel ihres Körpers aufs Äußerste angespannt. Was würde sie da drin erwarten? Wie sah ein Navajo-Schamane eigentlich aus? „Ist da jemand?“
Nichts. Mallory seufzte erschöpft. Was sollte sie jetzt tun? Nach Tuba City zurückfahren? In der Nähe der Polizeistation von Flagstaff ein Zelt aufschlagen? Zu Marissas winziger Wohnung in Sedona zurückkehren und langsam wahnsinnig werden?
„Verdammt“, murmelte sie und hämmerte gegen die Tür. Als der Riegel plötzlich nachgab, wich sie überrascht einen Schritt zurück. „Na endlich“, rief sie aus, schob die Tür langsam auf und spähte in die Dunkelheit, die drinnen herrschte.
„Jemandes Hogan zu betreten, ohne darum gebeten worden zu sein, wird selbst in der Welt der Biligaanas als unhöflich betrachtet.“
Erschrocken fuhr Mallory herum. Der Klang der Stimme hinter ihr ging ihr durch Mark und Bein. „Es … tut mir leid. Ich …“ Sie verstummte, als sie den Mann erblickte, der hinter ihr stand.
Er starrte auf sie hinunter, die Augen zu Schlitzen verengt und gab sich keinerlei Mühe, sein Misstrauen zu verbergen. „Was wollen Sie?“
Mallory räusperte sich und holte tief Luft. Er überragte sie um Haupteslänge, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie mit diesem Mann allein war und nirgendwoher Hilfe erwarten konnte. Er trug nur eine Art Wildlederhose. Sein langes schwarzes Haar reichte ihm bis auf die nackte Brust, seine dunkle Haut glänzte bronzefarben. Der kalte Glanz seiner Augen ließ Mallory trotz der brütenden Hitze erschauern. „Ich … suche Benjamin Graywolf. Man hat mir gesagt, er wohne hier.“
„Was wollen Sie von ihm?“
Zornig blinzelte sie zu ihm hoch. Nicht genug damit, dass er sie zu Tode erschreckt hatte, nun war er auch noch so unfreundlich. „Können Sie mir sagen, ob dies Graywolfs Haus ist, oder nicht?“
Er musterte sie von oben bis unten, dann verzogen sich seine Lippen zu einem zynischen Lächeln. „Das ist Benjamin Graywolfs Hogan.“
„Oh, richtig. Tut mir leid“, sagte Mallory. Natürlich, wie dumm von ihr. Es hieß Hogan, nicht Haus, das wusste sie. „Aber jedenfalls das ist sein Hogan?“
„Ja.“
„Gott sei Dank“, seufzte sie und vergaß ihre Angst. „Ist er hier? Kann ich mit ihm sprechen?“
„Kommt darauf an, was Sie von ihm wollen“, antwortete er ausweichend.
„Hören Sie“, sagte Mallory frustriert, „ich habe keine Lust auf irgendwelche Spielchen. Ich muss mit ihm sprechen. Es ist sehr wichtig. Ich brauche seine Hilfe. Ist er hier oder nicht?“
„Sind Sie Polizistin? FBI?“
„Was?“ Sie musste vor Überraschung schlucken. „Nein.“
„Wer sind Sie? Was machen Sie?“
Mallory schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich heiße Wakefield Mallory Wakefield. Ich bin Journalistin beim Washington Chronicle, aber das ist nicht der Grund …“
„Verschwinden Sie“, unterbrach er sie barsch.
„Was?“ Verdutzt schnappte sie nach Luft.
„Gehen Sie“, wiederholte er. „Verlassen Sie meinen Hogan.“
„Ihren Hogan?“, fragte Mallory erstaunt. „Sie meinen … Sie sind Benjamin Graywolf?“
Er packte sie am Arm und drängte sie fort.
„Hören Sie auf damit!“ Sie versuchte sich aus seinem Griff herauszuwinden. „Warten Sie! Lassen Sie mich doch erklären. Bitte, ich brauche Ihre Hilfe.“
„Journalisten helfe ich nicht“, sagte er kategorisch und schubste sie vorwärts.
„Ich bin nicht als Journalistin hier“, beharrte sie. Was war eigentlich los mit diesem Mann? War er verrückt? „Ich bin nicht auf der Suche nach einer Story.“
„Ich spreche nicht mit Journalisten.“ Er wandte sich ab. „Worüber auch immer.“ Die Tür seines Hogans schlug krachend hinter ihm zu.
In einer Mischung aus Wut und Verblüffung starrte Mallory ihm nach. Sergeant Begay war so sicher gewesen, dass Graywolf ihr helfen würde. Sie war den ganzen Weg hierhergefahren, hatte so viele Stunden in diesem blöden Mietwagen verbracht, die brütende Hitze und viel wertvolle Zeit geopfert und wofür das alles? Um sich hinauswerfen zu lassen, nur weil er keine Journalisten mochte?
Sie setzte sich hinter das Lenkrad ihres Autos und drehte den Zündschlüssel. Vielleicht will er nicht mit Journalisten sprechen, dachte sie, aber mit mir wird er verdammt noch mal sprechen.
Der blaue Türkis glitt in die kleine silberne Mulde und bildete damit das winzige Auge des halbmondförmigen Schmuckstücks. Graywolf richtete sich von der Werkbank auf und hielt sich den schmerzenden Rücken. Er strich sich mit einer Hand über die überanstrengten Augen und schaltete dann die Lampe über seinem Kopf aus.
Er sah auf den Schmuck, den er gerade vollendet hatte. Ein Halbmond. Die Form des Halbmondes und ein Schwarm kleiner Sterne waren bildhafte Muster, die während der letzten Wochen zu immer wiederkehrenden Bestandteilen seiner Arbeit geworden waren. Was hatten sie zu bedeuten? Warum gingen ihm diese Formen nicht mehr aus dem Kopf?
Graywolf dachte an die Frau. Ihr Anblick hatte ihm einen unglaublichen Schock versetzt. Denn neben dem Halbmond und den Sternen war es das Bild einer Biligaana gewesen, das ihn seit Wochen verfolgte. Eine Biligaana-Frau, eine vollkommene weiße Frau mit Haaren von der Farbe der Sonne und Augen, so blau wie das Meer.
Benjamin Graywolf hatte gelernt, dass er seine Visionen nicht ignorieren durfte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er die Traditionen und Riten der Schamanen verschmäht und seine Begabung verachtet hatte. Sein Vater und sein Großvater hatten versucht, seine Visionen zu fördern und ihn dazu zu bringen, dass er seine Gabe verstand und akzeptierte, aber Graywolf hatte nichts davon hören wollen. Er hatte die Überlieferungen seiner Ahnen als Aberglauben, als Ansammlung von Mythen und Legenden abgetan.
Dann war er auf die Schule des weißen Mannes gegangen, um sich in dessen Geheimnisse einweihen zu lassen. Er hatte lernen wollen, wie er sein Volk vom Aberglauben und von der Angst befreien konnte, die seiner Meinung nach den Teufelskreis von Armut und Leid in den Reservaten verschuldet hatten.
Doch damals war er jung und töricht gewesen, und nun war er älter und weiser. Es war eine schmerzliche Lektion gewesen, aber er hatte gelernt, seine Visionen anzunehmen und ihnen zu trauen. Aber er würde nie wieder einer weißen Frau vertrauen. Das war etwas, das ihn die Erfahrung mit Susan gelehrt hatte. Die schöne Susan. So wundervoll, so voller Liebe das jedenfalls hatte er geglaubt. Graywolf schloss die Augen. Er wusste, er würde nie vergessen können, wie sie ihn verraten hatte. Er hatte ihr sein Herz offenbart, seine Träume mit ihr geteilt und sie hatte seine Geheimnisse an eine Zeitung verkauft und ihn bloßgestellt.
Er wickelte den fertiggestellten halbmondförmigen Silberschmuck in ein Baumwolltuch und legte ihn zu den mehr als ein Dutzend weiteren Stücken, die alle dieselbe Form hatten. Das Bild des Halbmonds tauchte unentwegt in seinen Arbeiten auf, er war davon besessen. Was hatte diese Frau diese Journalistin mit dem Halbmond zu tun, und warum geisterten beide ständig durch seine...