E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
David Wie ein Licht in dunkler Nacht
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-2837-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-2837-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es ist so wunderschön, mit Devlin Macafferty zusammenzusein, zu fühlen, wie sehr er sie liebt, und die süßen Worte zu hören, die ihr eine gemeinsame Zukunft versprechen - als seine Frau, als Mutter seines kleinen Sohnes Dominic. Und alles begann damit, dass Devlin sein Flugzeug ausgerechnet auf Maggies einsamer Insel notlanden musste, wo sie zusammen mit ihrem Großvater eine Farm betreibt. Doch trotz der Aussicht, als Mrs. Macafferty ein erfülltes und glückliches Leben an der Seite ihrer großen Liebe zu führen, zögert Maggie, Devlins Heiratsantrag anzunehmen. Schon einmal war sie verheiratet, und was so schön anfing, endete mit einer Trennung. Bevor sie sich jedoch zu einer Antwort durchringen kann, tobt über Listall Island ein Orkan, der ihr neues Glück um ein Haar zerstört...
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1. KAPITEL
Ernestine zeigte ihr, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Ziege war immer die Erste, die sich überall einmischte, und nun hob sie den Kopf und blickte in die Ferne, statt weiter Seetang für sie zu stibitzen.
Das Flugzeug hatte offenbar einen Motorschaden und verlor über dem Meer bedenklich an Höhe. Der Pilot muss landen, dachte Maggie ungläubig, doch es gab hier keinen sicheren Landeplatz. Listall Island war zwei Meilen lang und eine Meile breit und landschaftlich sehr schön, hatte jedoch keine ebene Fläche.
„Sie werden umkommen“, stieß sie hervor, als das Flugzeug in die Querlage ging, anschließend zur anderen Seite kippte – und dann nach unten stürzte und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Sie hörte keinen Aufprall, aber vielleicht war sie zu weit entfernt. Möglicherweise hätte sie das Flugzeug überhaupt nicht gesehen, wenn Ernestine nicht in seine Richtung gesehen hätte.
Nachdem Ernestine noch eine Sekunde nach oben geblickt hatte, widmete sie sich wieder dem Seetang.
Maggie beachtete sie nicht. Mit ihrem Hund an der Seite lief sie los. Noch nie zuvor hatte sie sich so allein gefühlt.
Der Motorschaden war die letzte in einer Reihe von Katastrophen. Dev Macafferty konnte es einfach nicht fassen.
Zuerst hatte er Probleme mit seinen beiden Tanten gehabt. Dass sie sich zur Ruhe gesetzt hatten, um sich „um den lieben Devlin zu kümmern“, war von Anfang an ein Desaster gewesen.
Er war gerade dabei gewesen, es zu klären, als seine Exfrau ihn angerufen hatte. „Ich fliege morgen in die USA, Devlin, und Dominic wurde von der Schule verwiesen. Er wird uns auf keinen Fall begleiten. Du kannst dich jetzt also um das Balg kümmern. Das hast du ja immer gewollt.“
Das Balg. Dominic. Sein Sohn, den er seit dessen Geburt kaum zu Gesicht bekommen hatte. Sein Sohn, nach dem er sich so gesehnt hatte …
Außerdem hatte er ein Problem mit seiner Firma gehabt. Der australische Dollar verlor an Wert, die Finanzen mussten neu strukturiert werden, und die Wirtschaftsprüfer rauften sich die Haare. Allerdings war das nicht so wichtig. Dominic brauchte ihn …
Daher beschwichtigte er seine Tanten und nahm den ersten Flug nach Sydney, um herauszufinden, dass man Dominic nicht von der Schule gefeuert hatte. Der Direktor wollte lediglich, dass er ging.
„Wir haben das Gefühl, dass ein Internat für Ihren Sohn nicht das Richtige ist“, erklärte er. „Wir nehmen Kinder in seinem Alter gern auf, wenn sie anpassungsfähig sind und es einen guten Grund gibt, sie aufs Internat zu schicken. Aber Dominic ist mit seinen acht Jahren anders als seine Altersgenossen. Sein einziger Freund scheint sein Computer zu sein. Offenbar wurde er stark vernachlässigt, und es ist Ihre Aufgabe, es wieder gutzumachen, nicht unsere.“
Dev zuckte zusammen, war jedoch nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Er schaffte es allerdings, ruhig zu bleiben, und mit Dom zum Flughafen zu fahren. Doms ganze Habseligkeiten hatten in einen Koffer gepasst.
Dev wusste nicht, was er tun sollte. Am besten war es, wenn er Dom sofort nach Tasmanien zurückbrachte. Vielleicht konnten seine Tanten ihm helfen …
Dann trat das nächste Problem auf. Als sie ins Flughafengebäude kamen, stellte Dev fest, dass wegen eines Pilotenstreiks alle Flüge gestrichen waren.
Nun geriet alles außer Kontrolle. Sein Handy klingelte ununterbrochen, und seine Mitarbeiter wollten wissen, wo er steckte.
Es gab jedoch einen Silberstreifen am Horizont. Er hatte einen Pilotenschein. Allerdings musste er stundenlang verhandeln und seinen Einfluss geltend machen, um ein Flugzeug chartern zu können.
„Es dauert nicht mehr lange“, versprach er Dominic zwischen zwei Anrufen, aber dieser wirkte völlig gleichgültig.
„Warum fliegen wir überhaupt nach Tasmanien?“, fragte er mürrisch, während er seinen Ranzen wie einen Rettungsring umklammerte. „Ich wette, da gibt es nicht mal Internetanschluss.“
Benommen betrachtete Dev seinen Sohn, der ihm mit seinem dunklen Schopf sehr ähnelte. Das hier war sein Sohn, und er, Dev, wusste gar nichts über ihn! Was hatte der Direktor gesagt? Man habe ihn vernachlässigt. Inwiefern?
Schließlich hatte er ein Flugzeug bekommen, und sie waren gestartet. Dominic hatte die ganze Zeit geschwiegen und gleichgültig geradeaus geblickt. Vergeblich hatte er, Dev, versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
Und nun …
All seine Probleme erschienen ihm auf einmal bedeutungslos. Sie waren hundert Meilen vom Festland entfernt, der erste Motor war ausgefallen, und der zweite stotterte.
„Was ist los?“, erkundigte sich Dominic in dem typischen Tonfall eines Kindes, das wusste, dass es sich keine Sorgen zu machen brauchte, weil die Erwachsenen sich um alles kümmern würden.
Dev betrachtete ihn, und sein Herz krampfte sich zusammen.
Er durfte das Flugzeug nicht abstürzen lassen. Nicht jetzt, nachdem er die Chance bekommen hatte, bei seinem Sohn die Vaterrolle zu übernehmen …
Plötzlich tauchte eine Insel auf, und er atmete erleichtert aus. Er hatte Listall Island ganz vergessen. Schnell nahm er Funkkontakt zum Tower auf, wurde aber enttäuscht.
„Es gibt keine Landebahn auf Listall“, informierte ihn der Fluglotse, „nicht einmal eine Straße. Die nächste Landebahn befindet sich auf King Island …“
Der Motor stotterte erneut, und das Flugzeug verlor an Höhe. Dev schaffte es, den Motor wieder richtig zum Laufen zu bringen und das Flugzeug hochzureißen, doch dann ging dasselbe von vorn los.
„Es hat keinen Zweck“, sagte er grimmig ins Mikrofon. „Ich gehe runter.“
„Das geht nicht.“ Der Fluglotse klang jetzt genauso panisch wie er. „Ich verweigere Ihnen die Landeerlaubnis. Es gibt keine …“
„Dominic, leg den Kopf zwischen die Knie und die Arme darüber“, rief Dev. „Wir haben keine Wahl. Ich muss landen!“
Maggie umrundete den letzten Felsvorsprung und blieb abrupt stehen. Das Flugzeug war am anderen Ende des Strandes gelandet. Die tiefen Reifenspuren deuteten darauf hin, dass es über den Sand gerutscht war und dabei stark geschlingert hatte. Wenn der Strand ungefähr zehn Meter länger gewesen wäre, hätte der Pilot es vielleicht geschafft, es rechtzeitig zu stoppen, doch so war es gegen den Felsvorsprung geprallt.
Das Cockpit war allerdings fast unbeschädigt. Während Maggie wie gelähmt dastand, kletterte ein Junge auf der anderen Seite heraus. Er war ungefähr acht Jahre alt und trug eine Schuluniform. Er hatte schwarzes, lockiges Haar, und sein Gesicht war aschfahl. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, ging sie auf ihn zu. Aus dem Flugzeug stieg Rauch auf, der immer stärker wurde.
„Schnell weg hier“, sagte sie und zog ihn mit sich. Wenn das Flugzeug gleich explodierte … „Wer ist noch drinnen?“, fragte sie.
„Nur … mein Computer und …“
„Mein … mein Vater ist drinnen“, erwiderte der Kleine erstaunlich energisch. „Sein Name ist Devlin Macafferty“, fügte er mit einem stolzen Unterton hinzu. „Ich bin Dominic Macafferty.“
Maggie blinzelte. „Dein Vater ist der Pilot?“
„Ja.“
„Sind noch mehr Passagiere in dem Flugzeug, Dominic?“ Sie lief weiter und zog ihn hinter den Felsvorsprung.
„N… nein.“
„Bist du sicher? Nur du und dein Dad?“
„Ja.“
„Braver Junge.“ Kurzerhand drückte sie ihn in den Sand. „Rühr dich nicht von der Stelle. Lucy, bleib hier!“, wies sie dann ihren schwarz-weißen Collie an. Dann rannte sie zum Flugzeug zurück.
Der Rauch war inzwischen so stark, dass sie kaum etwas sehen konnte. Bitte lass es nicht explodieren, flehte sie stumm.
Die Tür auf der Seite des Piloten war eingeklemmt und ließ sich nicht öffnen. Schnell lief Maggie auf die andere Seite und kletterte von dort ins Cockpit.
Offenbar war Devlin Macafferty beim Aufprall bewusstlos geworden, doch er kam gerade wieder zu sich. Benommen öffnete er die Augen und blickte nach oben.
Die Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Jungen war beinah unheimlich. Er hatte einen Schnitt auf der Stirn, und in seinen Augen lag ein gequälter Ausdruck.
„Sie müssen hier raus“, drängte Maggie und hustete. Zum Glück ließ sich der Sicherheitsgurt sofort öffnen. „Sofort.“
„Ich kann nicht …“
Sie vergewisserte sich, dass seine Beine nicht eingeklemmt waren.
„Wer sind Sie?“, brachte der Mann hervor.
„Sie müssen hier raus!“, erwiderte sie scharf. Als er die Augen wieder schloss, rief sie: „Nein, nicht die Augen zumachen. Sie steigen jetzt aus!“ Kurzerhand umfasste sie seinen Arm und versuchte, ihn aus dem Cockpit zu ziehen – vergeblich. Solange er nicht mithalf, würde sie es nicht schaffen.
„Das Flugzeug fliegt gleich in die Luft!“, schrie sie. „Los, bewegen Sie sich.“ Wieder atmete sie Rauch ein. „Kommen Sie endlich!“
„Meine …“ Mühsam öffnete er die Augen.
„Bewegen Sie sich!“ Er war gar nicht richtig bei Bewusstsein. Maggie legte ihm die Arme um die Brust. „Ziehen Sie die Beine hoch! Helfen Sie mir!“
Schließlich schien sie zu ihm durchzudringen, und er riss die Beine hoch.
Nun konnte sie ihn aus dem Cockpit zerren, und er landete mit dem Kopf zuerst auf ihr im Sand.
Sofort rappelte sie sich wieder auf und zog ihn mit sich. „Sie sind noch nicht in Sicherheit!“, rief sie. „Kommen Sie, los!“
„Mein Sohn!“, stieß...