Dennig | Willkommen Angst. Vom Nutzen der Furcht. Ein Sachbuch über die positive Funktion von Angst, die Künstler beflügeln und die Wissenschaft vorantreiben kann. Deshalb: Keine Angst vor der Angst! | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Dennig Willkommen Angst. Vom Nutzen der Furcht. Ein Sachbuch über die positive Funktion von Angst, die Künstler beflügeln und die Wissenschaft vorantreiben kann. Deshalb: Keine Angst vor der Angst!


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8000-7838-7
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-8000-7838-7
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Geht es um Angst, dreht sich meist alles um die Frage, wie man sie am schnellsten loswird.  Constanze Dennig geht in ihrem neuen Buch einen anderen Weg: Die Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie erklärt, dass Angst auch durchaus gute Seiten hat - wenn man sie versteht und zu nützen weiß. Anhand konkreter Beispiele wird erklärt, wie Angst im Gehirn entsteht, wo der Unterschied zwischen 'normaler' und pathologischer Angst liegt, welche Systeme unserer modernen Gesellschaft sie ausnützen und befeuern - und wie man sich dem entgegenstellt. Denn das vermeintlich negative Gefühl ist in Wahrheit auch ein mächtiger Motor für Weiterentwicklung, Veränderung und Selbstakzeptanz. Aus dem Inhalt:  - Das Geschäft mit der Angst und wie wir mit Angst manipuliert werden - Angst als Motor der menschlichen Entwicklung - Angstlust- Furcht in Glück umwandeln - Unser Alltag aus intelligenten Angstvermeidungsstrategien - Für den  positiven Umgang mit der Angst: 16 'Trickwerkzeuge'Constanze Dennig hat als Autorin stets von Ihrem Fachwissen als Psychiaterin profitiert - das profunde Verständnis über die Psyche des Menschen macht die Darstellung ihrer Protagonisten besonders realistisch. Für ihr neues Sachbuch hat sie zum Erstlesen deshalb Künstler gebeten, die für die Erschaffung oder Darstellung ihrer Figuren ebenfalls tief in deren Gefühlswelt eintauchen, die Angst oft eindrücklich künstlerisch darstellen. Niemand geringere als Daniel Kehlmann, Thomas Raab und Christoph Waltz - alle herausragende Meister Ihres Faches - haben ihr Feedback zum Buch gegeben: Es gibt viele Gründe, Angst zu haben, aber es gibt auch zuverlässige Techniken, um die eigene Angst zu verstehen, zu nutzen und manchmal sogar zu überwinden. Mit Angst umzugehen, das kann man lernen. Zum Beispiel in diesem profunden, klugen und kenntnisreichen Buch: Constanze Dennig ist eine Expertin, die ihr Wissen so zu vermitteln weiß, dass dieses tatsächlich zu helfen vermag.   Daniel Kehlmann Mit schnörkelloser Eleganz und entlarvender Logik schafft dieses Buch, woran Regalwände voll Ratgebern scheitern. Es will nicht trösten, als wären wir Kinder, sondern hebelt auf Augenhöhe so manchen Irrglauben aus und lässt den Feind zum Freund werden. Absolut beeindruckend. Und wegweisend.  Thomas Raab      Constanze Dennig hat ein nicht nur sehr lehr-, sondern auch ausgesprochen hilfreiches Buch geschrieben. Es zeigt klar und deutlich, dass man sich vor Angst nicht zu fürchten braucht. Und vor allem, warum das so ist.   Christoph Waltz

Constanze Dennig, geboren in Linz, ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie mit langjähriger Erfahrung.  Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin ist sie auch Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Romanen, Sachbüchern, Regisseurin und Produzentin zahlreicher Theaterprojekte. Constanze Dennig lebt und arbeitet in Wien.
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Kapitel 2 – Das Geschäft mit der Angst


Womit lässt sich leichter Geld verdienen als mit dem Versprechen, ein Heilmittel gegen Angst anbieten zu können? So steht es zwar meist nicht direkt im Angebot, sondern es geht um „Glück“, „Gesundheit“, „Heilung“, „Selbstoptimierung“, „Gemeinschaft“ und so weiter. Aber dahinter steht nichts anderes als: Wir erlösen dich von deiner Angst vor Krankheit, Einsamkeit, Alter, Liebesverlust, Trauer, Tod … Dieses Versprechen beruht auf dem Mechanismus der Autosuggestion, und wenn es auch verstandesmäßig Humbug ist, so wirkt es in vielen Fällen erstaunlich gut. Das Wirkprinzip ist das des Placebos, denn tatsächlich bewirkt jede Art von Glauben eine gewisse Veränderung der Neurotransmitter und damit eine emotionale Veränderung. Diese Tatsache birgt somit ein großes Feld an Geschäftsmöglichkeiten, die von vielen Branchen genützt werden – wie sonst könnte etwa der Markt mit völlig unwirksamen Mitteln gegen das Coronavirus boomen?

Geschäftsfelder, die Angstfreiheit versprechen, haben eine lange Tradition, und die Profite durch ängstliche Menschen ebenfalls. Profis im psychologischen Angstbusiness waren und sind vor allem esoterische, religiöse und transzendentale Anwender. All diese Vermarkter der Angstabwehr bedienen sich einer Eigenart der Menschen: dem Glauben an Magie. Und tatsächlich gibt es einen Ort in unserem Gehirn, an dem das magische Denken sitzt: Schon 1937 beschäftigte sich der Neuroanatom James Papez mit der Frage: „Ist Emotion ein magisches Produkt oder ist es ein physiologischer Prozess, der von einem anatomischen Mechanismus abhängt?“ Inzwischen können wir diese Frage eindeutig beantworten, denn sowohl Emotion als auch das magische Denken sind ein Produkt von Erregung im limbischen System, das ist auch das Areal, in dem die Angst „wohnt“.

Es ist einleuchtend, dass die Geschäftsbereiche, die die Beseitigung von Angst versprechen, versuchen, den Ursprung dieses Gefühls im Gehirn zu aktivieren. Generell sind alle nicht-wissenschaftlichen Methoden zur Bekämpfung von Angst in irgendeiner Weise dem magischen Denken zuzuordnen. All diese spirituellen Richtungen gaukeln den Menschen vor, ihnen wieder die Kontrolle über ihr Leben zu geben – Kontrolle bedeutet in diesem Zusammenhang Angstreduzierung. Ob die Art dieser Kontrolle nun darin besteht, dass angeblich fehlgeleitete Energien wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden oder ein höheres Wesen gegen einen Obolus – finanzieller Natur oder in Form einer unangenehmen Aufgabe wie Reue, Buße oder Erdulden von Strafe – beim Verängstigten die Angst reduziert, ist einerlei. Die Illusion, zu kontrollieren und dem Schicksal nicht wehrlos ausgesetzt zu sein, beruhigt. Sehr viele Geschäftszweige, die den Markt der Furcht beackern, setzen auf das Versprechen, die Angst wieder in den Griff zu bekommen. Selbstverständlich gibt es in all diesen Bereichen auch Menschen, die mit besten Absichten arbeiten. Man kann auch hier nicht alle in einen Topf werfen. Dennoch gibt es gerade in den folgenden Branchen Negativbeispiele in unverhältnismäßig großer Zahl.

Religionen


Religionsgemeinschaften versprechen ihren Anhängern, dass sie sich der Angst oder Unsicherheit entledigen können, indem sie die Aufsicht über die Wirrnisse des Lebens an ein höheres Wesen delegieren. Selbstverständlich ist diese delegierte Kontrolle sehr oft nicht gratis. Zumeist werden Leistungen verlangt, die entweder das Konto der Religionsgemeinschaft aufbessern oder auch durch Informationsweitergabe, etwa in Form der Beichte, die Macht der Entscheidungsträger dieser Gemeinschaft vergrößern. „Freikaufen“ kann man sich in allen Religionen durch vermeintlich freiwillige Zuwendungen – in welcher Form auch immer, seien es Geld-, Tatenund auch Sachspenden. Das fängt im Kleinen an, etwa für das Anzünden einer Kerze in einer katholischen Kirche zu spenden, im buddhistischen Tempel ein Lebensmittelopfer zu bringen oder monetäre Abgaben wie die islamischen Zakah und Sadaqa zu bezahlen.

Es ist allen Religionsgemeinschaften gemein, dass die Gunst des höheren Wesens auf die eine oder andere Art erworben werden kann, oft und vorzugsweise gegen ein Entgelt. Dieser Geldquellen bedient sich wiederum eine riesige Wirtschaftssparte mit vielen Arbeitnehmern in der Verwaltung oder jenen Menschen, die den Altar schmücken, mit Vormeditierern, Vorbetern, Fastenbegleitern und so weiter. Einige Big Player nützen zur Vermehrung ihrer Finanzen sogar eine eigene Bank.

Die Entwicklung heutiger Zivilisationen fußt auf Regeln, viele davon dienen der Angstabwehr. Das ist uns gar nicht bewusst, denn wir können uns ein Leben ohne diese Vorgaben – von Verkehrsregeln bis zu sozialen Konventionen – gar nicht vorstellen. Die Religionen haben sich diese Tatsache zunutze gemacht, indem sie den Gläubigen ermöglichen, die Kontrolle über die eigenen Ängste an ein höheres Wesen weiterzugeben. Denn wer eignet sich besser als Kontrollorgan als ein Gott, den man selbst nicht sieht, der einen aber immer beobachtet? Gott sieht schließlich alles. Viele dieser entängstigenden Regeln sind sehr erfolgreich, denn die Gläubigen fühlen sich nach dem Anzünden einer gekauften Kerze oder nach der Spende für ein hungriges Kind in Afrika besser und weniger ängstlich. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist allerdings der Glaube daran. Der Zweifler muss leider weiterhin mit seinen Ängsten leben, denn er kann die rationelle Skepsis nicht ausblenden. Ganz frei von dieser Art des magischen Denkens sind sogar sehr rationale Menschen nicht, denn auch sie – selbst wenn sie das Muster dieser Religionsregeln durchschauen – ertappen sich manchmal dabei, in Notsituationen „Gott“ um Hilfe anzuflehen.

Herr Fa. ist Biochemiker, ein Naturwissenschaftler aus Überzeugung. Er verabscheut alle rund um das Coronavirus grassierenden Fake News, die einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Darum hat er sogar einen eigenen Blog gestartet, mit dem er versucht, Coronaleugner und Impfgegner von der Richtigkeit der Forschungen über das Virus zu überzeugen. Gleichzeitig zwingt Herrn Fa. ein innerer Drang dazu, Kirchen zu betreten, wenn er daran vorbeigeht, und für jedes seiner engeren Familienmitglieder eine Kerze anzuzünden, um eine Ansteckung mit dem Virus abzuwenden. Die Lichter werden dabei von ihm genau abgezählt und selbstverständlich auch bezahlt. Fehlen Herrn Fa. Münzen für die gesamte Summe, dann spendet er großzügig und bezahlt auch mal mit einem großen Schein. Er selbst bezeichnet sein Verhalten als schrullig, gibt aber zu, dass er es bei jemand anderem für dumm halten würde.

Herr Fa. glaubt nicht an Gott oder ein höheres Wesen, trotzdem bleibt er Mitglied der katholischen Kirche. Wenn er darauf angesprochen wird, weshalb er Kirchenbeitrag zahlt, erklärt er, dass die Kirche schließlich die Kosten für ihre Gebäude bestreiten müsse und er ihre karitative Tätigkeit unterstützen wolle.

Anhand dieses Beispiels sieht man, dass auch rationale Menschen nicht vor magischem Denken gefeit sind und wie sehr religiöse Institutionen dieses magische Denken manipuliert haben und benutzen. Wieso zündet Herr Fa., wenn er sich schon dazu gedrängt fühlt, nicht einfach bei sich zu Hause Kerzen an? Das wäre einfacher und billiger. Die Religionen haben mit dem Erschaffen von magischen Tempeln die rituelle Abwehr von Angst in ihre Kirchengebäude verlegt, ein sehr erfolgreiches Geschäftskonzept. Tatsächlich bezahlt Herr Fa. den Kirchenbeitrag, weil es sein limbisches System, gegen das er sich auch als sehr vernünftiger Mensch nicht wehren kann, verlangt. Es sorgt dafür, dass unlogische Gedanken und Handlungen unter bestimmten Umständen doch plausibel erscheinen.

Im letzten Jahrhundert ist den großen Tempelbetreibern durch die Entstehung von Konsumtempeln eine schlimme Konkurrenz erwachsen. Letztere sind schriller und lauter, sie versprechen „Erlösung“ durch den Kauf von Artikeln, die man im Hier und Jetzt – und nicht erst im Jenseits – in die Hand nehmen kann. Das Prinzip sowohl der religiösen als auch der kapitalistischen Heilversprechen ist aber dasselbe: „Fürchte dich nicht, denn wir haben eine Lösung für dich!“ So wird die Angst der Menschen zur perfekten Kaufmotivation.

Esoterik


Unter Esoterik subsummieren sich Lebenswelten, die allein auf dem Glauben an nicht fassbare Vorgänge oder spirituelle Geheimlehren basieren. Was den Glauben an Geister, frei flottierende Schwingungen, Kräfte und Energien in Materialien und anderwärtigen Zauber verbindet, ist, dass es sich dabei immer um ein Geheimnis handelt, das nur dem daran Glaubenden offenbart wird: ein weites Geschäftsfeld für selbst ernannte Wissende. Dabei gilt: Je einfacher und weniger profund die Erklärung für das Produkt, das heilen soll, desto...


Constanze Dennig, geboren in Linz, ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie mit langjähriger Erfahrung.

Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin ist sie auch Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Romanen, Sachbüchern, Regisseurin und Produzentin zahlreicher Theaterprojekte. Constanze Dennig lebt und arbeitet in Wien.



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