Desjardins | Das verdrehte Leben der Amélie, 4, Die Welt steht Kopf | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Das verdrehte Leben der Amélie

Desjardins Das verdrehte Leben der Amélie, 4, Die Welt steht Kopf

Die Welt steht Kopf
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-440-14574-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Welt steht Kopf

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Das verdrehte Leben der Amélie

ISBN: 978-3-440-14574-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vorbei die Zeit an der Mädchenschule mit Schuluniform und so. Ab jetzt steht Amélie jeden Morgen vor der extrem schwierigen Frage: Was ziehe ich an? Und dann überall diese Jungs in der Schule – Stress total! Zu allem Überfluss läuft Amélie ständig der neuen Freundin von ihrem Ex Nicolas über den Weg. Warum muss das Leben mit 15 nur so kompliziert sein!?!

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Freitag, 1. September


Ufff!!! Ein Glück, dass mein Leben nicht so ist wie meine Träume! Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich eine Teilnehmerin der Fernsehshow Let’s dance war. Nur wusste ich leider selbst nichts davon. Deshalb kannte ich auch die Schrittfolge nicht, als ich auf die Bühne geholt wurde. Ich stand total peinlich gestylt vor einem Riesenpublikum und schaffte nicht einen einzigen richtigen Tanzschritt. Dann fielen mir (in einem anderen Traum) die Zähne aus, als ich mich gerade mit Nicolas, meinem Exfreund, unterhielt (na danke!). Und dann habe ich mich auch noch in meiner neuen Schule verlaufen.

Tja, wenn mein Leben so wäre wie in meinen Träumen, dann wäre ich eine desorientierte Zahnlose, die null Talent zum Tanzen hat!

14:00


Ich gucke mir ein allerletztes Mal den Film Arielle, die Meerjungfrau an. Ich schwöre, echt. Ich komme in die zehnte Klasse und niemand soll mich für kindisch halten. Arielle singt (besser gesagt, ihre Synchronsprecherin, wie ich heute weiß, da ich zu alt für diesen Film bin): »Was ist der Preis? Ich zahl ihn gern. Wär ich am Ziel, am Ziel dort oben. Heute und hier wünsche ich mir, ein MEEEEENSCH ZU SEIIIIIIIN!«

Ich kann mich nicht mehr so richtig mit Arielle identifizieren. Sie will unbedingt zu den Menschen gehören und opfert sogar ihre Stimme, um an ihren Prinzen zu kommen. Reine Zeitverschwendung. Ich war bis zum Sommer auf einer Mädchenschule. Dann musste sie schließen, worüber ich echt traurig bin. Diese Schule war mein Ozean der Ruhe und ich hätte sie um nichts in der Welt verlassen. Ich glaube, ich würde niemals etwas Riskantes tun, um zu den sogenannten »normalen« Menschen zu gehören. Und ich glaube, es bringt nichts, sich einen Traumprinzen zu wünschen. Am Ende hat man doch nur Mega-Liebeskummer, wenn man sich angucken muss, wie besagter Prinz plötzlich mit einer anderen knutscht. Ich kann meine Meinung über Jungs nur wiederholen: Sie machen nur Probleme. Und da ich schon Probleme mit ihnen hatte, als sie noch nicht zu meinem Alltag gehörten, will ich gar nicht wissen, was passiert, wenn ich mich auf meiner neuen Schule nun täglich mit ihnen herumschlagen muss.

Mein Leben wird sich ändern. Aber im Moment ist es unmöglich zu sagen, ob zum Guten oder zum Schlechten.

14:35


Während Arielle sich mit einer Gabel die Haare kämmt (anscheinend ihre spezielle Flirttechnik, tsss), muss ich an mein Schere-Stein-Papier-Duell mit Kat denken. Wenn ich »Stein« genommen hätte, hätte ich gewonnen und dann wären wir auf eine andere Mädchenschule gewechselt. Kat ist meine beste Freundin, aber wir sind leider nicht immer einer Meinung. Als die Schließung unserer Schule unausweichlich wurde (autsch, es zwickt in meinem Bauch, wenn ich nur daran denke), hatten wir zwei Optionen: 1) uns eine andere private Mädchenschule zu suchen oder 2) auf eine öffentliche Schule zu gehen.

Kat wollte auf keinen Fall noch mal auf eine Mädchenschule, auf der man eine Schuluniform tragen muss. Und ich wollte auf keinen Fall auf eine öffentliche Schule (vor allem nicht auf die, auf die mein Ex und seine neue Freundin gehen …). Also bot sich ein Schere-Stein-Papier-Duell an. Wir hatten nicht die gleichen Vorstellungen, was die Schule anging, aber wir wollten uns auch nicht trennen! Daher das Duell. Das ich verloren habe. Ich habe »Papier« genommen, weil ich sicher war, dass Kat »Stein« nimmt. Aber sie hat »Schere« genommen. Normalerweise weiß ich immer genau, was sie denkt. An diesem Tag waren meine telepathischen Fähigkeiten wohl nicht in Bestform (wie meistens, ehrlich gesagt).

To do: Meine telepathischen Fähigkeiten verbessern.

To do Nr.2: Aufhören zu glauben, dass ich telepathische Fähigkeiten besitze.

15:01


Der Film ist vorbei. Na ja … fast. Kurz vor dem Ende drücke ich immer auf Stopp. Bevor Arielle ihren Vater umarmt und sagt: »Ich hab dich lieb, Daddy.« Diese Szene kann ich mir einfach nicht angucken. 1) Man sieht Arielles Ohr in Großaufnahme mit einem weißen Ohrring. Ich finde es echt komisch, dass Arielle sich extra für ihre Hochzeit Ohrlöcher stechen lässt. Es scheinen keine Clips zu sein. Sie ist eine Meerjungfrau, wird ein Mensch und plopp! das Erste, was sie sagt, ist: »Für meine Hochzeit muss ich mir unbedingt Ohrlöcher stechen lassen.« Ich finde diese Stelle total unglaubwürdig, das kann man mir nicht vormachen. O.k., man könnte auch einwenden: »Da ist eine Meerjungfrau, die gegen eine Meerhexe kämpft und zu einem Menschen wird, um einen Prinzen zu heiraten – wenn du also unglaubwürdige Stellen suchst, gibt es mehr als genug.« Aber ich finde, der Ohrring bringt das Fass der Unwahrscheinlichkeiten zum Überlaufen. 2) Der Satz »Ich hab dich lieb, Daddy« an sich. Da zieht sich mir jedes Mal der Magen zusammen. Nicht, weil die Szene auf einem Schiff spielt und ich aus Mitgefühl seekrank werde, sondern weil ich diesen Satz in meinem Leben nie wieder sagen kann. Außer zu Fotos oder in meiner Erinnerung.

15:15


Ich suche im Wohnzimmer nach alten Videokassetten. Ich glaube, mein Vater hat eine Jazzdance-Aufführung gefilmt, an der ich im Alter von acht Jahren teilgenommen habe. Und ich glaube, er selbst war in dem Film auch zu sehen. Ich sehne mich so danach, seine Stimme zu hören. Und seine Art, meinen Namen zu sagen. Er sagte nicht »Amélie«, sondern »Amèlie«, mit einer anderen Betonung auf dem »e«. Nur eine Kleinigkeit, die mir früher aber total auf die Nerven ging. Ich beschwerte mich jedes Mal darüber. Ich sagte: »Ich heiße Amééééééééééélie, klar?« Und er erwiderte: »Klar, Amèlie!« Und lachte. Dabei hatte er immer ein besonderes Lachen. Er lachte nur mit den Augen. Seine Lachfältchen kräuselten sich und seine Augen wurden schmal und blitzten. Ich glaube, er nannte mich absichtlich »Amèlie«, damit ich mich aufregte. Damit ich mich beschwerte und er so lachen konnte. Damit ich mich später an sein Lachen erinnern könnte. Und an seine besondere Art, meinen Namen zu sagen.

15:17


Sybil rollt sich auf den Videokassetten im Fernsehschrank zusammen. Immer wenn ich irgendeine Schublade oder einen Schrank öffne, kommt meine Katze und legt sich hinein. Ich kann also nicht weitersuchen, weil sie mir den Zugang versperrt. Und ich kann auch nicht mit ihr schimpfen, weil sie dabei schnurrt und einfach zu süß aussieht.

15:18


Meine Mutter erscheint hinter mir, während ich mit dem Kopf tief im Fernsehschrank stecke, und fragt:

»Was machst du da?«

Ich: »Ich suche die Videoaufnahme meiner Jazzdance-Aufführung.«

Meine Mutter: »Du hast mal Jazzdance gemacht?!?!!!«

Meine Mutter. Sie hat null Erinnerungen an mein Leben. Die Frage hat sie gerade gestellt, als wäre ich eine Fremde. Dabei hat sie selbst mich doch immer zum Jazzdance gefahren! Ob sie wohl noch weiß, dass sie es war, die mich geboren hat?

Ich: »Ja. Ich habe mit acht Jahren Jazzdance gemacht. Ich habe in einer Aufführung mitgetanzt und Papa hat sie gefilmt. Weißt du das nicht mehr?!?!«

Bei der bloßen Erwähnung des Wortes »Papa« (aus meinem Mund, nicht aus einem anderen, etwa dem von Arielle) tauchen am Hals meiner Mutter rote Flecken auf und häufig endet das mit Tränen. Seit sie einen Freund hat, François Blais, ist es nicht mehr ganz so schlimm. Nach dem Tod meines Vaters habe ich es jahrelang vermieden, seinen Namen auszusprechen oder ihn zu erwähnen. Aber da sie seit einer Weile wieder glücklich ist, rede ich jetzt häufiger von ihm.

Ich drehe mich um und sehe die roten Flecken an ihrem Hals, die sie zum Verschwinden bringen will, indem sie tief ein- und ausatmet. Sie sagt: »Die alten Kassetten habe ich weggeräumt.«

Ich: »Wohin?«

Meine Mutter: »In den Keller. Brauchst du sie sofort? François und ich würden jetzt gerne unsere Serie gucken, wo du mit deinem Film fertig bist.«

Seit ein paar Tagen gucken meine Mutter und François eine Serie, die 24 heißt (auf Englisch Twenty-Four, was meine Mutter und François Twayny-Fooor aussprechen). Aber da mein Englisch nicht berauschend und die DVD nicht synchronisiert ist, gucke ich nicht mit. Ich habe es versucht, aber ich habe absolut nichts verstanden, also habe ich es bleiben lassen. Aber die beiden können das zehn Stunden am Stück gucken. Der Vorteil ist, dass ich dann meine Ruhe habe. Der Nachteil ist, dass wir eigentlich ins Einkaufszentrum gehen müssten, um mir ein paar neue Klamotten und Schulsachen zu kaufen, bevor die Schule wieder losgeht. Aber meine Mutter verschiebt das immer wieder, weil sie sich nicht von der Glotze lösen kann. Unfassbar, wie diese Serie sie in Atem hält. (Sie scheint noch nie One Tree Hill geguckt zu haben …)

Ich beende meine Suche im Fernsehschrank, hole Sybil aus ihrer Schublade und nehme sie auf den Arm. Sie springt sofort runter und reibt sich am Bein meiner Mutter.

Ich: »Können wir morgen einkaufen gehen? Das hast du versprochen! Dienstag fängt die Schule an und ich habe absolut nichts zum Anziehen!«

In meiner alten Schule musste man eine Uniform tragen, also hatte ich morgens keinen Stress mit der Frage, was ich anziehen sollte. Wir haben jedes Mal auf den letzten Drücker ein paar neue Blusen gekauft, bevor das Schuljahr wieder losging. Aber da es in meiner neuen Schule keine Uniformen gibt, wird das Einkaufen schwieriger. Ich muss mir einen eigenen Look zulegen. Und nicht einfach irgendeinen. Einen, der zu...



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