E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Dickson Vorhang auf für die große Liebe!
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-1284-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1284-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ganz London betet die schöne Schauspielerin Lucy Lane an - doch seit der Trennung von Nathan Rochefort vor vier Jahren ist ihr Herz zu Eis erstarrt. Nun sucht ausgerechnet dieser schneidige Lieutenant sie plötzlich auf - mit einem gefährlichen Anliegen, das Lucy erneut in einen Sog von Sehnsucht und Verlangen reißt ...
Helen Dickson lebt seit ihrer Geburt in South Yorkshire, England, und ist seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Ihre Krankenschwesterausbildung unterbrach sie, um eine Familie zu gründen. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes begann Helen Liebesromane zu schreiben und hatte auch sehr schnell ihren ersten Erfolg. Sie bevorzugt zwar persönlich sehr die Zeit des Bürgerkrieges in England doch um ihren Lesern viel Abwechslung zu bieten, wählt sie auch andere geschichtliche Epochen für ihre Roman. Um für ihre historischen Liebesromane zu recherchieren, verbringt die Autorin viele Stunden in der Bibliothek. So lässt sie mit viel Fantasie und historischer Genauigkeit wunderschöne historische Liebesromane entstehen.
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1. KAPITEL
London,1812
Als sie die Treppe hinabging, war sie froh darüber, dass Polly wieder einmal besonders viel Sorgfalt darauf verwandt hatte, ihre Herrin für den Abend anzukleiden. Das zauberhaft schimmernde Gewand mit der herzförmigen Korsage saß formvollendet wie ein wahr gewordener Traum aus Satin und Spitze, bei dessen Anblick Frauenherzen – und vermutlich auch die der Männer – einfach höher schlagen mussten. Die langen kastanienbraunen Locken hatte ihre junge Zofe kunstfertig hochgesteckt, und lediglich drei einzelne Strähnen ringelten sich kokett über Lucys Nacken. Lächelnd bemerkte sie, dass Jack am Treppenaufgang stand und ihr bewundernd entgegensah.
Als sie die unterste Stufe erreicht hatte, ergriff er ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Herzlichen Glückwunsch, Lucy“, sagte er.
„Das ist ganz reizend von dir, Jack“, erwiderte sie. „Aber wenn ich offen sein soll – ich halte das Ganze für ein wenig verfrüht. Es wäre wohl besser, erst einmal abzuwarten, bis ich die Rolle der Portia tatsächlich gespielt habe. Die Kosten für dieses Fest treiben mich beinahe in den Ruin.“
„Es geht doch aber nicht nur um deine neue Rolle“, widersprach Jack. „Heute ist dein Geburtstag, Darling. Obwohl ich immer noch nicht glauben kann, dass du schon vierundzwanzig geworden bist. Das kann einfach nicht stimmen.“
„Du bist schon immer ein erbärmlicher Lügner gewesen“, sagte Lucy lachend.
„Ich kann dir jedenfalls nur versichern, dass du mit jedem Jahr immer schöner wirst“, antwortete Jack galant und schob ihre Hand unter seine Armbeuge. „Und nun komm. Man erwartet dich bereits.“
Als sie kurz darauf den geschmackvoll eingerichteten Salon betraten, begrüßten die dort versammelten Gäste sie mit begeistertem Applaus.
Sofort umringte eine Schar von Bewunderern Lucy, sodass sie von ihrem Begleiter getrennt wurde. Charmant und geistreich, wie man es von einer erfolgreichen und vielversprechenden Schauspielerin erwartete, beantwortete sie die Fragen der Dichter, Romantiker, Tagträumer und Reporter, die sie zu diesem besonderen Anlass in ihr Haus eingeladen hatte.
Lucy hatte das große Glück, ihrem Broterwerb leidenschaftlich gerne nachzugehen. Die Bühne war für sie weniger Beruf, sondern vielmehr Berufung. Finanziell war es ihr bislang sogar so gut gegangen, dass sie ihre alte Tante Dora hatte unterstützen können. Doch das würde sie sich bedauerlicherweise schon bald nicht mehr erlauben können, denn um ihre finanzielle Situation war es bei Weitem nicht gut gestellt.
In all den Jahren, die sie schon dabei war, hatte Lucy gelernt, dass im Theater nichts von Dauer war – ganz besonders nicht der Erfolg. Deswegen sorgte sie sich unentwegt darum, möglicherweise von einem Tag auf den anderen alles zu verlieren, wenn ihre Beliebtheit beim Publikum schwand. Stets hatte sie hart dafür gearbeitet, nicht von einem Mann abhängig zu sein und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können. Doch in der letzten Zeit lastete die Bürde der zu bezahlenden Rechnungen immer schwerer auf ihrer Seele. Tante Dora hatte ihr sogar angeboten, Lucy wieder bei sich wohnen zu lassen. So könnte sie die Miete für ihr Haus sparen und auch die übrigen Kosten mit ihrer Tante teilen. Vermutlich würde Lucy schon in nächster Zukunft von diesem Angebot Gebrauch machen müssen. Da sie jedoch die meiste Zeit ihres Lebens mit ihrer Tante unter einem Dach gelebt hatte, wollte sie ihre Freiheit – auch, wenn sie ihre Tante aus ganzem Herzen liebte – so lange wie möglich genießen und das Unvermeidliche eine Weile hinauszögern.
Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr war die Bühne Lucys zweites Zuhause gewesen. Die Rolle der Portia in Shakespeares berühmten Stück „Der Kaufmann von Venedig“ stellte einen glanzvollen Höhepunkt in ihrer Karriere dar. Von so einer Gelegenheit hatte sie immer geträumt – und jetzt fand bereits in vier Wochen die Premiere statt. Die Zeit bis dahin verging wie im Flug mit den Vorbereitungen und Proben.
Dankbar nahm Lucy ihrem Kavalier das Glas Champagner ab, das er ihr reichte, als sie einen Moment ungestört waren.
„Vielen Dank, dass du mich gerettet hast, Jack“, sagte sie. „Diese Zeitungsmenschen sind wie Bluthunde – man hat das Gefühl, sie niemals loszuwerden.“
„Keine Sorge“, beruhigte der geschmackvoll gekleidete Mann sie. „Schon werden sie darüber schreiben, dass du die talentierteste Schauspielerin Londons bist.“
„Ja, sie schreiben so lange begeistert über mich, wie mein Stern am Bühnenhimmel leuchtet“, entgegnete Lucy nüchtern. „Ich muss der Wirklichkeit ins Auge sehen, Jack. Eine Schauspielerin ist nur so gut wie das Stück, in dem sie spielt. Sobald die Rollen schlechter werden, spricht niemand mehr über sie. Das passiert ständig.“
Tadelnd sah er sie an. „Sei doch nicht immer so pessimistisch, was deine Zukunft angeht, Lucy. Genieße lieber deinen Erfolg. Ich bin sicher, dass du nichts zu befürchten hast.“
„Du schmeichelst mir, Jack, Wenn ich so talentiert wäre wie Sarah Siddons, dann wäre ich auch deiner Meinung“, meinte Lucy und bezog sich damit auf die bekannte Schauspielerin, die ausschließlich mit tragischen Rollen berühmt geworden war. „Ich hingegen bin nur eine von vielen, die auf der Bühne einfach nur ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.“
„Du bräuchtest dir keine Sorgen zu machen, wenn du mich heiraten würdest“, erinnerte Jack sie mit sanfter Stimme. Während er nach einem Glas Portwein griff, glitt sein Blick bewundernd über Lucys Dekolleté.
Sie trank einen Schluck Champagner und lächelte etwas angestrengt. „Bitte, Jack, sieh mich nicht so an. Darum habe ich dich bereits mehrfach gebeten – ich habe dir meine Antwort gegeben. Ich möchte nicht deine Frau werden – ich möchte im Augenblick überhaupt niemanden heiraten. Vielen Dank aber trotzdem für die wundervollen Blumen, die du mir geschickt hast. Ich wünschte nur, du würdest mir nicht unentwegt Geschenke machen.“
„Warum nicht? Betrachte sie als Zeichen meiner Wertschätzung. Ich hoffe, wenigstens dagegen hast du nichts?“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie, obwohl sie unangenehm berührt war.
Völlig überraschend hatte Jack kürzlich um ihre Hand angehalten. Seitdem sie ihn kannte, wusste sie, dass er ihr ein guter Freund war – doch tiefer gehende Gefühle hegte sie für den jüngsten Sohn eines Peers nicht. Er war Aristokrat und sie eine Schauspielerin – und somit weit unter seinem gesellschaftlichen Stand. Männer wie er pflegten Frauen wie sie zur Geliebten zu haben – jedoch nicht, sie zu heiraten. Außerdem wusste sie nicht, ob der gut aussehende Jack von seinem Versprechen zurücktrat, wenn er erst einmal das Bett mit ihr geteilt hatte. Obwohl er sehr vermögend war und Lucy Geld dringend nötig hatte, kam es außerdem für sie nicht infrage, ihn lediglich aus diesem Grund zu heiraten.
Seitdem sie sich vor einem Jahr im Theater kennengelernt hatten, hatte sie das Gefühl, ihr Leben nicht mehr im Griff zu haben. Wenn sie geahnt hätte, wie anhänglich er in seiner Verehrung für sie werden würde, hätte sie damals seine Blumen und den Gedichtband zurückgewiesen. Doch sie hatte es nicht über das Herz gebracht, ihn zu enttäuschen – zumal er nach seiner Verwundung aus der Armee ausgeschieden und seelisch etwas aus dem Lot geraten war. Seinem ersten Besuch war daraufhin ein weiterer gefolgt, und seither war Jack zu nahezu jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit an ihrer Seite anzutreffen. Er war angesehen und beliebt – und Lucy empfand seine Gesellschaft als äußerst amüsant und kurzweilig. Doch hatte sie stets sorgsam darauf geachtet, ihn nicht in die Nähe ihres Bettes zu lassen.
Nach dem ersten Kuss hatte sie nämlich herausgefunden, dass nicht mehr als ihre Lippen daran beteiligt gewesen waren. Die körperliche Nähe zu Jack entzündete kein Feuer des Verlangens in ihr. Dieses war bisher nur einem Mann gelungen, dessen Berührung ausgereicht hatte, um die sinnlichsten Fantasien in ihr zu wecken.
Einen Augenblick lang schwelgte sie in der Erinnerung an die Zeit, als sie in den Armen dieses einen besonderen Mannes gelegen hatte. Groß war er gewesen und überaus attraktiv. Sein Lächeln hatte ihren Herzschlag beschleunigt, und ein Blick von ihm war ihr so wohltuend wie der Sonnenschein an einem herrlichen Sommertag vorgekommen. Seine Berührungen waren trotz seiner Kraft so federleicht und zärtlich gewesen, dass allein der Gedanke an sie genügte, Lucy wohlig erschauern zu lassen. Doch das alles war eine Ewigkeit her – und es nützte nichts, der Vergangenheit nachzutrauern. Einmal hatte sie sich betrügen lassen und war fest entschlossen, diese Erfahrung kein zweites Mal zu machen. Daher versuchte sie, nicht an den Mann zu denken, der ihr vor vier Jahren das Herz gebrochen hatte – doch unwillkürlich wanderten ihre Gedanken immer wieder zu ihm. Schließlich schüttelte sie den Kopf und beschloss, sich nicht weiter von diesen sinnlichen und gleichzeitig wehmütigen Erinnerungen die Freude am Augenblick verderben zu lassen.
In diesem Moment betrat ihre gute Freundin Coral Gibbons den Salon. Begleitet wurde die aufreizend gekleidete und äußerst talentierte Schauspielerin von ihrer neuesten Eroberung, dem jungen und charmanten Bühnenautor Jamie Shepherd. Nachdem Coral ihre Freundin zur Begrüßung umarmt hatte, musterte sie Lucy bewundernd von Kopf bis Fuß. Jack hatte inzwischen einen Bekannten entdeckt, mit dem er sich nun ein Stückchen weiter unterhielt. „Du...




