E-Book, Deutsch, 374 Seiten
Diegelmann / Isermann Ressourcenorientierte Psychoonkologie
4. erweiterte und überarbeitete Auflage 2025
ISBN: 978-3-17-044997-8
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Psyche und Körper ermutigen
E-Book, Deutsch, 374 Seiten
ISBN: 978-3-17-044997-8
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Christa Diegelmann und Margarete Isermann sind Dipl.-Psychologinnen, Psychologische Psychotherapeutinnen, Lehrtherapeutinnen und Supervisorinnen. Sie leiten das ID Institut für Innovative Gesundheitskonzepte in Kassel und Berlin. Mit Beiträgen von: Christa Diegelmann, Margarete Isermann, Annett Dietzmann, Susanne Ditz, Brigitte Dorst, Nicole Drees, Nina Haffer, Dirk Hofmeister, Jutta Hübner, Gerald Hüther, Dieter Jocham, Remo Kamm-Thonwart, Birgitta Killing, Anke Kleine-Tebbe, Regina Mansfeld-Nies, Anja Mehnert-Theuerkauf, Carsten Mohr, Elvira Muffler, Hans Christof Müller-Busch, Urs Münch, Oliver Özöncel, Özlem Özöncel, Constantin Puy, Sina L. Puy, Luise Reddemann, Friederike Siedentopf, Daniela Tausch, Sylvia Thun, Ulrike Völkel und Jutta Welzel.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1 Vorwort und Einleitung
Christa Diegelmann und Margarete Isermann
1.1 Vorwort zur 4. Auflage
Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Stärkung ressourcenorientierter Sichtweisen in der Psychoonkologie. Wir stellen vielfältige Herangehensweisen zur Förderung psychischer Widerstandskraft (Resilienz) im Umgang mit einer Krebserkrankung vor.
Es freut uns, dass das Buch weiterhin eine so große Resonanz erfährt. In der ersten Auflage aus dem Jahr 2009 wurden erstmals aktuelle Trends und Perspektiven der Psychoonkologie sowie der Onkologie, Palliativmedizin und Neurobiologie unter einem explizit ressourcenorientierten Blickwinkel vorgestellt. Der Band hatte sich binnen kurzem als wichtige psychoonkologische Basislektüre etabliert.
Die vorliegende 4. Auflage wurde vollständig neu überarbeitet und um zahlreiche aktuelle Beiträge erweitert. Zusätzlich wurden neue Beiträge aufgenommen zu Themen wie Strahlentherapie, medikamentöse Tumortherapie, Digitale Medizin, Fatigue, Suizidalität, Krisenintervention, Sozialrecht, ambulante Krebsberatung, interkulturelle und ethische Aspekte, Entspannungsverfahren und imaginative Verfahren, aber auch zu Humor in der Psychoonkologie oder Anregungen, wie man mit Kindern über Krebs sprechen kann.
Auf der Grundlage unserer langjährigen psychotherapeutischen Arbeit mit onkologischen Patienten und Patientinnen und bestätigt durch den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen, im Rahmen der von unserem Institut seit mehr als 20 Jahren durchgeführten, curricularen psychoonkologischen Fortbildungen, sind wir der Überzeugung, dass einer explizit ressourcenorientierten Sichtweise in der Psychoonkologie weiterhin größere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
Warum ist das sinnvoll? Aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Neurobiologie, Stressforschung und Psychoneuroimmunologie sowie der Resilienzforschung zeigen, wie effektiv es für die Krankheitsverarbeitung ist, wenn gezielt neuronale Ressourcen-Netzwerke aktiviert, gestärkt und neu entwickelt werden. Es geht darum, körperliche, emotionale und kognitive Prozesse anzuregen, um Einfluss auf die Stressphysiologie zu nehmen, um individuelle Bewertungsprozesse zu ändern und positive Emotionen wachzurufen. Ziel ist dabei, das individuelle Bewältigungspotenzial besser nutzen zu können. Dabei geht es nicht um »positives Denken« oder um die Verleugnung von Belastungen. Vielmehr geht es um eine explizite Aktivierung individueller Ressourcen, die die Resilienz stärken und die Kompetenz im Umgang mit den Herausforderungen einer Krebserkrankung erhöhen. Die Anzahl der Menschen, die mit einer Krebserkrankung leben, wird auch in den nächsten Jahrzehnten erheblich ansteigen. Gezielte psychoonkologische Interventionen können den Umgang mit der Erkrankung erleichtern und die Lebensqualität nachhaltig verbessern.
Das Buch bietet allen Berufsgruppen, die mit onkologischen Patienten und Patientinnen arbeiten oder arbeiten wollen, speziell Psychotherapeuten und -therapeutinnen, eine inspirierende Quelle mit vielfältigen Anregungen für die psychoonkologische Arbeit und die Auseinandersetzung mit den eigenen Grundhaltungen. Führende Experten und Expertinnen der jeweiligen Fachgebiete geben innovative und kreative Impulse für die psychoonkologische Praxis. Sie berichten aus ihrer langjährigen Erfahrung, dass ein bewusst ressourcenorientiertes Vorgehen dazu beiträgt, »das Schwere leichter zu machen«, sowohl für die Patienten und Patientinnen, die Angehörigen als auch für die Psychohygiene der Behandler:innen. Es ist eine Schatzkiste mit innovativem Wissen geworden.
Zum Auftakt werden aktuelle Trends, Konzepte und Perspektiven in der Onkologie aufgezeigt.
In ? Kap. 2 betonen Nina Haffer und Sylvia Thun, dass auch im Bereich der Onkologie die »Digitale Medizin« eine größere Rolle spielen muss, besonders im Sinne einer Verbesserung der Interoperabilität und einer besseren Erfassung von Forschungsdaten. Birgitta Killing zeigt beim Thema »Medikamentöse Tumortherapie« in ? Kap. 3 auf, dass in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Medikamente, basierend auf vollkommen neuen Wirkmechanismen, entwickelt wurden, die die Prognose der Patienten und Patientinnen in eindrucksvoller Weise verbessert haben. Urs Münch postuliert in ? Kap. 4, dass Ethik im Bereich der Psychoonkologie mehr Raum braucht. Das Reflektieren der ethischen Ebene und der eigenen moralischen Verantwortung stärke Psychoonkologen und -onkologinnen im Selbstverständnis, ermögliche eine Bereicherung der Tiefe der eigenen Perspektive und in der Verbindung zu anderen Mitbehandelnden. Neue Entwicklungen in der Palliativmedizin und Schmerztherapie beschreibt H. Christof Müller-Busch in ? Kap. 5 anschaulich. Er vermittelt, wie notwendig dabei eine ganzheitliche und multiprofessionelle Herangehensweise ist. Dies erfordert eine individuell-personale, am bio-psycho-sozialen Modell orientierte Herangehensweise, die den kranken Menschen mit seinen biografischen Besonderheiten, gesunden Potenzialen und tragfähigen sozialen Beziehungen sowie seinen spirituellen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Er betont die Bedeutung einer an neuesten Erkenntnissen ausgerichteten, effizienten Schmerztherapie, die in dieser wichtigen Phase des Lebens dazu beitragen kann, Kraft, Hoffnung und Erkenntnis, aber auch Lebenssinn und -qualität zu finden. Regina Mansfeld-Nies beschreibt in ? Kap. 6, dass die palliative Sedierung aus der Sicht der ambulanten Palliativmedizin ein hervorragendes Instrument sein kann, das unerträgliches Leid von Menschen in der letzten Lebensphase lindern kann. Der Beitrag von Oliver Özöncel in ? Kap. 7 zeigt die zunehmende Bedeutung ambulanter psychosozialer Krebsberatung, deren Finanzierung 2020 endlich gesetzlich geregelt wurde.
Im dritten Teil mit dem Titel Ressourcenorientierte Konzepte für die Psychoonkologie (Teil III) werden in sieben Beiträgen sehr verschiedene konzeptionelle Perspektiven für die Psychoonkologie dargestellt.
Gerald Hüther veranschaulicht in ? Kap. 8 aus neurobiologischer Sicht, dass jede Heilung immer und grundsätzlich Selbstheilung ist. Er betont die wechselseitige Abhängigkeit körperlicher und psychischer Prozesse und beschreibt, wie länger andauernde körperliche Veränderungen zur Anpassung zentralnervöser Verarbeitungsmechanismen und damit psychischer Zustände führen. Andererseits zeigt er, wie psychische Veränderungen, besonders die Aktivierung emotionaler Zentren des Gehirns, auf den Körper wirken. Ein Update der bekannten Diskussion um die Zusammenhänge von Krebs und Stress gibt Margarete Isermann in ? Kap. 9. Sie erläutert, dass es aus der Psychoneuroimmunologie in den letzten Jahren eine Fülle von zukunftsweisenden Impulsen für die Psychoonkologie gibt. Diese unterstreichen die Bedeutung von explizit resilienzorientierten Interventionen. Die gezielte Aktivierung von Ressourcen und positiven Emotionen hat dabei einen besonderen Stellenwert und wird dementsprechend auch die praktische Arbeit bereichern und verändern. In ihrem Beitrag TRUST: Impulse für einen integrativen Behandlungsansatz in ? Kap. 10 stellt Christa Diegelmann den »Bauplan« für einen integrativen Behandlungsansatz vor, anhand dessen sich psychotherapeutisch-psychoonkologische Haltungen und Interventionen entwickeln lassen. Das Fundament dazu bilden Salutogenese, Resilienz und Positive Psychologie. Die Autorin hebt dabei besonders auch die Psychohygiene der Behandler:innen hervor, wodurch auch bei den Patienten und Patientinnen eine »Resilienz-Resonanz« entstehen kann. Das Thema »Krisenintervention« (? Kap. 11) wurde erstmals in die aktualisierte S3-Leitlinie Psychoonkologie aufgenommen, was die Bedeutung nochmals unterstreicht. Christa Diegelmann zeigt, wie gezielte Krisenbewältigungsimpulse einer dysfunktionalen psychischen Reaktion vorbeugen können. Wie fruchtbar eine vertrauensvolle Kommunikation und Kooperation im interdisziplinären Team für die medizinische Behandlung ist, beschreibt Friederike Siedentopf (? Kap. 12). Sie zeigt, wie in einem Brustzentrum die Integration psychosomatischer Aspekte in die medizinische Behandlung in beispielhafter Weise umgesetzt wird. Obwohl in den letzten Jahren viele diagnostische Instrumente – besonders zum Screening in der Psychoonkologie – entwickelt wurden, fehlen weiterhin praktikable Instrumente für eine Ressourcen- und Resilienzdiagnostik. Christa Diegelmann und Margarete Isermann stellen in ? Kap. 13 dazu einige Konzepte und Instrumente vor, die für einen resilienzorientierten diagnostischen Blick sensibilisieren. Auch in der Psychoonkologie gewinnen interkulturelle Aspekte zunehmend an Bedeutung. Özlem Özöncel zeigt, welchen vielfältigen Belastungsfaktoren Migranten und Migrantinnen ausgesetzt sind (? Kap. 14). Für die psychoonkologische Arbeit ist nicht nur das Wissen über die kulturellen Hintergründe wichtig, sondern insbesondere eine von Offenheit und Akzeptanz geprägte Haltung.
Der vierte...