Dietmann | Das Medizinpferd | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Englisch, Band 1, 207 Seiten

Reihe: Das Medizinpferd

Dietmann Das Medizinpferd

Einweihung
1.0
ISBN: 978-3-944587-88-2
Verlag: spiritbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Einweihung

E-Book, Deutsch, Englisch, Band 1, 207 Seiten

Reihe: Das Medizinpferd

ISBN: 978-3-944587-88-2
Verlag: spiritbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Ich bin durch und durch Rationalistin, Atheistin, mit achtzehn aus der Kirche ausgetreten. Ich habe mich nie für Mystik, Okkultismus, Telepathie oder dergleichen interessiert. Wenn es um irgendetwas geht, woran ich glauben muss, anstatt Beweise geliefert zu bekommen, passe ich ...' Nachdem Valeries Tochter bei einem Reitunfall ums Leben kam, ist ihre Welt aus den Fugen geraten. Plötzlich taucht ein Pferd namens Gitanes auf und erklärt sich selbst zum Medizinpferd, das gekommen ist, um ihre Seele zu heilen. Dann lädt der Besitzer des Pferdes, der Halbindianer Tom, Valerie zu einer Reise nach Arizona, USA, ein. Dort erlebt Valerie unter den Nachkommen von Indianern eine spirituelle Einweihung in eine unbekannte Wirklichkeit. Allmählich lernt Valerie die besonderen Fähigkeiten der Pferde kennen ...

Biografie: Ich wuchs auf im idyllischen Bad Mergentheim, einem Ort wie in einem Märchen. Damals las ich die Romane von Hermann Hesse. Mit zehn oder elf schrieb ich die erste illustrierte Geschichte. Mit vierzehn einen unvollendeten Roman über ein Mädchen, das mit Tieren im Wald lebt. Mein Großvater hatte Pferde, sie waren meine treuen Gefährten. Ich habe immer geschrieben. Mit siebzehn fantastische, verschlüsselte Romane, dann mein erstes Theaterstück. Ich denke immer über Bücher nach und es gibt für mich nichts Faszinierenderes als herauszufinden, wie ich noch spannender erzählen kann. Ich habe es in vielen Varianten ausprobiert: im Theaterstück, im Drehbuch, im Hörspiel, im Roman, im Sachbuch. Und alle haben mich bereichert. Mein erstes Stück 'Heloise und Abelard' wurde 1987 aufgeführt. Viele Stücke, Hörspiele, Romane und Sachbücher sind gefolgt. Viele Jahre habe ich im Auftrag von Verlagen und Produzenten gearbeitet. Heute verlege ich meine Bücher in meinem eigenen Verlag spiritbooks. Die Möglichkeit Inhalt, Cover und Vermarktung selbst zu bestimmen gibt mir die kreative Freiheit, die ich brauche. 2008 habe ich die Pegasus Schreibschule gegründet und seither viele Autoren darin ausgebildet, selbst spannende Bücher zu schreiben. Diese Bücher veröffentliche ich dann in meinem Verlag spiritbooks. Bücher sind meine Leidenschaft - und Pferde. Besuchen Sie meine Webseiten www.ulrikedietmann.de, www.pegasus-schreibschule.de und www.spiritbooks.de. Aktuelles finden Sie auf meiner Facebook-Seite.
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3

Die Vernunft sagte ihr, dass sie mit jemandem reden sollte, mit einem Menschen, der Verständnis für ihre Situation hatte, aber die Kraft, jemanden anzurufen, konnte sie nicht aufbringen. Ihr Verstand sagte ihr auch, dass dieser jemand auf keinen Fall Cowboystiefel aus türkisenem Krokodilleder trug.

Der Wind tanzte mit dem Windspiel, das im Apfelbaum hing und ließ ein engelsgleiches Geräusch erklingen. Valerie biss in das Fleisch einer Orange, leckte sich die Finger ab und hatte das Gefühl, die Orange wäre türkis.

Nun, da Miriam nicht mehr da war, fiel ihr erst auf, dass sie ihre Freundschaften seit Jahren hatte verkommen lassen und dass es so gut wie keinen vertrauten Menschen in ihrem Leben gab. Niemand rief sie an, um sie zu fragen, wie es ihr ging. Fünf Kondolenzkarten hatte sie erhalten, eine von Miriams Schulklasse, drei von entfernten Freundinnen und eine vom neuen Pfarrer der Gemeinde, den sie noch nie gesehen hatte.

Miou sprang auf ihren Schoß, rückte ihre Gliedmaßen einer unsichtbaren Geometrie folgend zurecht, und ließ alle Anspannung fallen. “Du bist die Einzige, die ich noch habe“, sagte Valerie und strich über das graue Fell. Am Nachmittag gab sie dem Klingeln des Telefons erneut nach. “Wir haben seit Wochen nichts von dir gehört.“ Es war ihre Schwester Tamara mit der Reibeisenstimme.

“Ich von dir auch nicht“, erwiderte Valerie schwach.

“Bist du okay?“, fragte Tamara.

“In jeder Hinsicht“, erwiderte Valerie.

“Kannst du einen Kuchen mitbringen? Besser zwei. Einen mit Buttercreme und Alkohol und etwas Trockenes für die Kinder, das sie in die Hand nehmen können." Valeries Blick fiel auf den Kalender. Welcher Tag war heute?

“Du kommst doch?“

Wenn ich bis dahin nicht auf einem Hexenbesen davongeflogen bin, dachte Valerie. Der Gedanke an den Geburtstag ihrer Mutter im Familienkreis kam ihr so fremdartig vor wie die Landung eines Raumschiffes auf einem Kuchenteller.

“Wie geht es dir? Du weißt, ich will die Wahrheit hören. Ich weiß sowieso, was los ist.“

Einen Augenblick lang überlegte Valerie, ob sie Tammy von der multiplen Erscheinung des Namens Gitanes und dem Hufkratzer erzählen sollte, der eine Verbindung ins Totenreich darstellte.

“Es geht mir wie immer, ganz gut“, sagte sie dann.

“Lüge.“

“Lass mich in Ruhe, Tammy. Ich bin okay.“

“Es wird dir gut tun, unter Menschen zu kommen.“

Sicher, dachte Valerie.

“Um halb eins gibt es Mittagessen … Trägst du schwarz?“

“Nein.“

“Arbeitest du?“

“Alles ist in bester Ordnung, Tammy.“ Mit einem Knall legte sie den Hörer auf.

Sie dachte daran, dass sie Miriam immer mit Reitstunden hatte erpressen müssen, damit sie mit zu den Familienfesten kam. Zehn Reitstunden für den Geburtstag von Tante Leonie letztes Jahr. Valerie schämte sich bei dem Gedanken daran. Niemand sieht mich dort und niemand hört mich, hatte Miriam sich beklagt. Sie behandeln mich, als wäre ich unsichtbar.

Valerie verbrachte den Rest des Tages damit, Zutaten für einen Zitronenkuchen und eine Schwarzwälder Kirschtorte zu besorgen. Während sie Mehl, Backpulver und Zucker auf dem Backbrett ausbreitete, hörte sie Miriams Stimme, als stünde Miriam neben ihr auf einem Hocker, würde Zucker und Mehl abwiegen und Eier aufschlagen. “Das Mehl ist der Drache, der die Eier legt. Er füttert die Eier mit Backpulver, damit sie groß und stark werden.“ Sorgfältig legte Valerie die Dotter in die Kuhle. “Dann pustet er Zucker auf die Eier, damit sie auch ein bisschen was zu naschen haben.“

Valerie bereute zutiefst, dass sie zugesagt hatte. Sie wusste, dass ihre Familie Miriams Tod nicht aushalten konnte, und alles tun würde, um einen Schuldigen – und eine Erklärung – zu suchen. Sie würden irgendetwas Hässliches sagen. Valerie zerschnitt mit dem Messer die Butter wie der Drache, der gegen ein Feuer speiendes Ungeheuer kämpft.

Während sie das Backbrett attackierte, fiel ihr die verrückte Frau mit den Krokodillederstiefeln wieder ein. Valerie lief ins Schlafzimmer. Die Visitenkarte lag auf dem kleinen afrikanischen Tisch neben ihrem Bett, immer noch mit der Rückseite nach oben. Valerie drehte die Karte um. Evi Schäfer, Schamanische Lebensbegleitung, stand dort, zusammen mit einer Telefonnummer. Daneben war ein Pferd in den Farben des Regenbogens abgebildet. Schamanische Lebensbegleitung, dachte Valerie, und hatte keine Ahnung, was damit gemeint war.

Nachdem sie den Tortenboden aus dem Ofen gezogen hatte, beträufelte sie ihn mit Alkohol und belegte ihn mit Kirschen. Sie setzte die Schichten der Schwarzwälder Torte zusammen und dachte an das Zitat aus dem Buch von Frau Barzi über die Augen, und das, was die Augen nicht sehen wollten. Sie bestrich den ganzen Kuchen mit Sahne, bis er blickdicht war und streute Schokoplättchen darüber.

“Hallo, Tom.“ Valerie umarmte ihren Vater flüchtig. Sie und Tamara sprachen die Eltern schon lange mit Vornamen an. Es war Tamaras Idee gewesen, die unbedingt erwachsen sein wollte, und Valerie hatte mitgemacht, weil die Anrede Mama und Papa ihr wie Dienstbezeichnungen vorgekommen waren.

“Wie geht es dir?“, erwiderte ihr Vater und nahm ihr den Mantel ab. Ohne eine Antwort abzuwarten, schob Tom sie den Flur entlang ins Wohnzimmer.

Valeries Mutter war wie immer ein wenig übertrieben geschminkt und trug eine karierte Bluse und eine Röhrenhose, mit einer breiten Gürtelschnalle. Ihre Mutter hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Mädchen vom Lande, in der amerikanischen Variante, zu mimen, auch wenn sie in Berlin aufgewachsen war und den größten Teil ihres Lebens in Groß-städten verbracht hatte. Die Idee hatte sie von einem Urlaub im amerikanischen Westen mitgebracht. Vor ein paar Jahren hatte sie Tom überzeugt, ein Haus auf dem Dorf zu kaufen und einen Hund. Inzwischen waren es drei – Doggen.

Schlecht erzogen stürmten sie auf Valerie zu. Valeries Mutter kommandierte die Hunde herum, auf eine Art, die nicht die geringste Wirkung auf die Doggen hatte. Bei Menschen hatte sie mit ihrer Methode mehr Erfolg. Auch eine interessante Frage, der es sich nachzugehen lohnen würde.

Tamara streckte einen Arm nach Valerie zur Umarmung aus, in der anderen Hand hielt sie den Löffel mit Vanillemousse, den sie sich gleich darauf in den Mund schob.

“Du weißt nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen. Ich hätte mich viel früher um dich kümmern sollen. Du siehst schrecklich aus.“

Zum Glück hatte Tamara sich nicht früher um sie gekümmert. Von Tamara bekümmert zu werden, war wie an einem Fleischhaken aufgehängt im Kreis gedreht zu werden.

“Ich mache es wieder gut“, fügte ihre Schwester hinzu. “Schau mich nicht so entsetzt an. Du weißt, ich besitze den Scannerblick.“ Tamara hatte eine große Karriere in der Personalabteilung eines Technologieunternehmens gemacht und behauptete von sich, dass sie einen Menschen nur einmal sehen müsse, um zu wissen, ob er dem Unternehmen Profit bringen oder Kosten verursachen würde. Ihr Scanner sei unbestechlich, pflegte sie zu sagen. Jetzt war sie damit beschäftigt, Valerie zu scannen.

“Du musst Beifußtee trinken“, sagte sie nach einer beängstigend langen Pause. Sie wanderte in die Küche und durchsuchte die Vorratsschränke ihrer Mutter. “Ich hab noch was Besseres.“ Sie klopfte Valerie auf die Schulter und überreichte ihr ein angebrochenes Päckchen mit getrockneten Datteln. Valerie schaute auf das Ablaufdatum, es lag zwei Jahre zurück. “Seit wann betätigst du dich auch als Ernährungsberaterin?“, fragte Valerie.

Tamara ließ den Löffel mit der Vanillecreme langsam und genüsslich über ihre Unterlippe gleiten. “Ich habe einen Kurs besucht“, sagte sie dann triumphierend.

Valerie ließ die Datteln unauffällig im Müll verschwinden. Tamara hatte das Interesse am Thema schon wieder verloren. Von Menschen hatte sie keine Ahnung. Jedenfalls nicht von mir, dachte Valerie. Gut, dass ich der Versuchung widerstanden habe, ihr das mit der Pferdepostkarte zu erzählen. Auch wenn ich nichts dringender brauche als jemanden, der mir irgendeine Erklärung gibt, mit der ich leben kann.

Während des Essens fühlte sich Valerie, als ob jeden Augenblick ein Hufkratzer von oben herabfallen und in der Suppenschüssel landen würde. Am ausgezogenen Esstisch saßen ihre Eltern, Tamara und deren zu Gewalttätigkeit neigender Mann Mark, ihr Bruder Leif und seine Frau Selma, sowie deren drei Kinder. Valerie wusste nicht, wovor sie sich mehr fürchten sollte, vor dem Gespräch am Tisch oder dem Hufkratzer.

“Ich hoffe, sie haben das Pferd noch am selben Tag erschossen“, sagte Mark in die Stille, die nach der Suppe eingetreten war. Mark war nicht nur latent gewalttätig, sondern auch ein unangenehmer Bescheidwisser, der zu viel Goldschmuck trug. “Wie hieß der Klepper noch?“

“Korbas“, sagte Mathilde, Selmas zehnjährige Tochter, die auch Pferde liebte.

“Sie haben ihn doch erschossen“, beharrte Mark.

“Nein“, sagte Valerie.

“Diese Tötungsmaschine ist noch am Leben? Sag mir, wo er ist, damit ich ihm das Gehirn wegblasen kann. Erschießt man Pferde nicht zwischen den Ohren?“

Die Vorstellung schien Mark Spaß zu bereiten. Valerie hielt es nicht länger auf ihrem Stuhl aus und erhob sich. Unwillkürlich wurde sie von Schuldgefühlen wegen Miriams Tod befallen, andererseits wie konnte sie sich in einer Familie zu Hause fühlen, in der ein Typ wie Mark einen Nistplatz gefunden hatte?

“Wohin...



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