Dietrich | Die Welt der Hebräischen Bibel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 524 Seiten

Dietrich Die Welt der Hebräischen Bibel

Umfeld - Inhalte - Grundthemen

E-Book, Deutsch, 524 Seiten

ISBN: 978-3-17-039325-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



A comprehensive, reliable and up-to-date scholarly introduction to the world of the Hebrew Bible - its cultural setting, literary form, social backgrounds, ritual nature, and its images of humanity and of God. The 33 sections are written by selected specialists from various denominations and all German-speaking countries. Within a manageable scope, they discuss wide-ranging topics such as 'The Bible and history', 'Bible, Judaism, Christianity', 'the formation of the canon', 'individual and community', 'worship', 'suffering and death', and 'God's love and wrath'. Brief footnotes, special bibliographies and an index help the reader link together and deepen the information provided. The book offers a compact but nuanced overview of the 'Old' or 'First Testament', for students, those involved in the church or with cultural interests, those who are distanced from the Bible and also people curious about religion, academics, and non-academics. It can be read alone or in groups, continuously or following selected topics - drawing readers in to the fascinating 'world of the Hebrew Bible'.
Dietrich Die Welt der Hebräischen Bibel jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. Kapitel: Umfeld
§ 1 Bibel und Orient
Angelika Berlejung, Leipzig/Stellenbosch 1.  Der Rahmen
Das Alte Testament, die hebräisch-aramäische Bibel (TNK)1, ist eine altorientalische Bibliothek in hebräischer (und z.?T. aramäischer) Sprache. Als Sammlung verschiedener Literaturwerke, die aus dem Alten Palästina des ersten vorchristlichen Jahrtausends kommen und dort tradiert wurden, kann das auch nicht anders sein. Denn Palästina verbindet als Landbrücke Nordafrika und Vorderasien, was konkret heißt, dass die Heimat des Alten Testaments mitten am Westrand des Alten Orients liegt: Im Süden grenzt Palästina an Ägypten, im Norden liegen Syrien und Anatolien, im Westen blühen die Küstenstädte, die in der südlichen Levante zu dieser Zeit unter philistäischer, in der nördlichen Levante unter phönizischer Herrschaft waren; auch Zypern, Kreta und »die Inseln« des Mittelmeers können als westliche Nachbarn betrachtet werden. Im Osten schien Mesopotamien vielleicht geographisch weit entfernt gelegen, jedoch bildeten sich dort im ersten vorchristlichen Jahrtausend große, expansive und international agierende Imperien, die von Norden kommend, mit ihren Armeen die syro-palästinische Landbrücke betraten (Assyrer, Babylonier, Perser). Die besondere geographische Lage in einem Korridor brachte es für Palästina frühzeitig mit sich, dass die benachbarten Reiche, die sich weit vor den Staatenbildungen in Palästina2 konsolidiert hatten, immer wieder wirtschaftlich, politisch und militärisch auf diese strategisch wichtige Region ausgriffen, zumeist, um sich einen Zugang zum Mittelmeer zu verschaffen und/oder um Ägypten zu erobern. Beides versprach reiche Beute und war daher sehr lukrativ. Palästina selber war im ersten vorchristlichen Jahrtausend keine unabhängige, selbstverwaltete politische Einheit, sondern entweder in kleine regionale Einheiten als Einzelstaaten mit wechselnden Allianzen zerstückelt, oder (und zum Teil auch gleichzeitig) in Vasallenstaaten, Provinzen oder Kolonien unter der Regie einer benachbarten Großmacht aufgeteilt. Diese Oberherrschaften bzw. Gebietsaufteilungen in der südlichen Levante wechselten sich leicht zeitverzögert zum Aufstieg und Untergang der jeweiligen Machthaber oder Reiche mit Expansionsambitionen ab. Im Zuge dieser fremdherrschaftlichen Dominanzen fanden sich auf palästinischem Boden schon spätestens seit dem 3. Jt. v. Chr. Ägypter, ab dem Ende des 2. Jt.s v. Chr. »Seevölkergruppen« (darunter die Philister aus der Ägäis), etwas später dann Aramäer aus dem Norden3, Assyrer, Babylonier, Perser, und zuletzt noch Griechen und Römer ein. Nicht nur politische Fremdherrschaften und Gebietsansprüche beeinflussten die kulturelle und religiöse Entwicklung Palästinas nachhaltig, sondern auch Handelskontakte mit den verschiedenen Nachbarn, z.?B. den philistäischen Stadtstaaten der südlichen Küstenregion, den phönizischen Stadtstaaten der nördlichen Küstenregion, den Bewohnern Zyperns, Griechenlands oder den nord- bzw. südarabischen Stämmen. Palästina hat selber außer dem Mittelmeer im Westen keine natürliche Grenze, denn die Grenzen zu den unmittelbaren Nachbarregionen darf man sich nicht allzu abgeschlossen und scharf vorstellen: Die Übergänge zu den Steppen- und Wüstenregionen des Negev und dem (Palästina nicht zuzurechnenden) Sinai im Süden, im Osten zur jordanischen Wüste oder im Norden zur Küstenregion des heutigen Libanon oder zum heutigen Syrien waren fließend. Auf diesem Hintergrund wird deutlich, dass Palästina als Schwellen- und Durchgangsland mit »offenen Grenzen« die besten Voraussetzungen dafür bot, dass für die dortige Bevölkerung interkulturelle Begegnungen, Hochzeiten und entsprechend auch Mehrsprachigkeit an der Tagesordnung waren, insbesondere dann, wenn man als Händler auf Kontakte und Netzwerke angewiesen war oder an einer der zentralen Straßen (z.?B. der sog. Via maris) wohnte. Aus dem Gesagten ist deutlich, dass die politische, die Sprach-, Kultur-, Sozial-, Religions- und Theologiegeschichte Palästinas eng mit den Vorgängen und Entwicklungen im Land, jedoch auch mit denen in der näheren (syrisch-phönizisch-arabischen) oder ferneren (ägyptisch-mesopotamisch-griechischen) Umgebung vernetzt waren und ohne Kenntnis derselben nicht sachgemäß beschrieben und verstanden werden können. Die Heimat des hebräischen (und aramäischen) Alten Testaments, des TNK, liegt wie gesagt im Alten Orient. Der Alte Orient ist damit der Verstehenshorizont des Masoretischen Texts, wovon u.?a. auch zahlreiche Lehnworte aus den dem Hebräischen verwandten Sprachen (z.?B. dem Aramäischen, Akkadischen, Arabischen) zeugen. Für die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta (LXX)4, gilt dies nicht in gleichem Maße. Hier ist auch die griechische Antike mit einzubeziehen. Grundsätzlich ist jede Übersetzung eine Interpretation des Übersetzers und daher von seinem Vorwissen und Kontext, seinen philologischen Kompetenzen, stilistischen Präferenzen und theologischen oder didaktischen Intentionen abhängig. Dies ist auch bei der LXX so, die auf die neue Situation des Judentums in der hellenistischen Zeit reagierte und den hellenistischen Juden ihre normativen Schriften in der inzwischen üblichen griechischen Sprache vorlegte. Sie stellte also für das Gemeinde- und Schulleben des hellenistischen Judentums eine enorme Erleichterung dar. Zugleich wurde durch sie die Hebräische Bibel zum ersten Mal der griechischen Welt vorgestellt. Die Übersetzung der biblischen Bücher begann mit der Tora wohl in der 1. Hälfte des 3. Jh.s v. Chr. in der zumeist Griechisch sprechenden, jüdischen Diasporagemeinde in Alexandria, wohingegen erst im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte die übrigen Bücher sukzessiv folgten (s. Prolog zu Jesus Sirach um 132 v. Chr., der das Gesetz, die Propheten und manche der Schriften in ihrer griechischen Version kennt). Es gab verschiedene Übersetzer, die mit unterschiedlich guten Sprachkompetenzen in der Ausgangssprache (dem Hebräischen und Aramäischen) und der Zielsprache (dem Griechischen) ausgestattet waren. Dies spiegelt sich darin, dass die Übersetzungsqualität der einzelnen Bücher recht unterschiedlich ist. Aus dieser Entstehungsgeschichte und dem Kontext der Übersetzer ergibt sich schon, dass die Septuaginta, ebenso wie der TNK, eine Bibliothek ist, wenngleich in griechischer Sprache. Sie ist aber weniger eindeutig altorientalisch als vielmehr stärker ägyptisch (s. Alexandria) als auch eben hellenistisch beeinflusst. Damit sind die Akzente deutlich verschoben, und hellenistische Elemente (z.?B. griechisches Weltbild, griechische Philosophie) wurden bei der Übersetzung in die Texte mit eingetragen. Es kam somit zu einer Akzentverschiebung in Richtung auf die Aufnahme von Diskursen mit der hellenistischen Welt, faktisch also zu einer Hellenisierung des AT. Doch dies kann im Folgenden außer Betracht bleiben; wir konzentrieren uns ganz auf den Zusammenhang zwischen Hebräischer Bibel und Altem Orient.5 2.  Die Forschungsgeschichte
Mit den Ausgrabungen in Babylon und der Auffindung und Entzifferung der großen babylonischen Weltschöpfungsepen gerieten babylonische Literaturwerke am Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jh.s in den Fokus biblischer Forschung. Das babylonische Weltschöpfungsepos Enuma Elisch wurde mit der Schöpfungserzählung, das Gilgamesch-Epos mit der Sintflutgeschichte verbunden. Der Vergleich erbrachte: Die biblische Schöpfungserzählung in Gen 1,1–2,4a wie die Sintflutgeschichte in Gen 6–9 haben in der babylonischen Literatur Entsprechungen und teilen mit ihr diverse Motive, Konzepte und Abläufe. Da relativ schnell klar war, dass die babylonischen Texte die älteren waren, konnte die vermutete Abhängigkeit der verwandten Texte aus Israel und Babylonien nur dahingehend erklärt werden, dass die biblischen Texte auf den babylonischen aufbauten und nicht etwa umgekehrt. Ein wichtiger Meilenstein war Hermann Gunkels Buch »Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit« aus dem Jahr 1895. Nach seinen Einsichten geht die biblische Schöpfungserzählung von Gen 1 auf das babylonische Epos zurück, welches in der »vorprophetischen Zeit« nach Israel gekommen sei. Von den Babyloniern habe man somit sehr viel gelernt. Dieses babylonische Wissen sei aber erst in Israel »mit israelitischen religiösen Gedanken durchdrungen« worden.6 Das babylonische Wissen habe sich inzwischen als Irrtum erwiesen, wohingegen die religiösen Gedanken Israels die babylonischen Mythen eigenständig so umgestaltet hätten, dass sie nach wie vor Grundlage christlichen Glaubens sein können. Noch stärker auf diesen Pfaden wandelte Friedrich Delitzsch, der mit seinen beiden Vorträgen der Jahre 1902 und 1903, die er unter dem Titel »Babel und Bibel« publizierte (und denen sich ein dritter Vortrag 1904 anschloss), den gleichnamigen Streit provozierte. Ihm zufolge stammen zentrale biblische Gedanken und Konzepte aus Babylonien und wurden durch die Entlehnung in das Alte Testament umgegossen und »monotheisiert«. Die Präferenz, die er Babylonien als der älteren, klareren, moralisch-ethisch und kulturell höher stehenden Kultur gab, und der während der Jahre durch Vertreter des sog. Panbabylonismus sich steigernde Eifer, überall in der Hebräischen Bibel babylonische Vorlagen zu entdecken, so dass den biblischen Texten, die als eine jüdische Adaptation der babylonisch-assyrischen Texte angesehen wurden, kaum noch Eigenwert und Originalität zukam, führte schnell zu einer Abwertung des Alten Testaments. Delitzsch selbst hatte anfangs keinen Zweifel daran zugelassen, dass er die weltgeschichtliche Bedeutung des...


Emeritus Professor Walter Dietrich, holder of several honorary doctorates, taught Old Testament studies at the University of Bern.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.