E-Book, Deutsch, Band 2, 336 Seiten
Reihe: Ice Planet Barbarians
Dixon Ice Planet Barbarians - Liz und Raahosh
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-492-60262-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 336 Seiten
Reihe: Ice Planet Barbarians
ISBN: 978-3-492-60262-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ruby Dixon ist das Pseudonym einer NY-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin, die alle Ausprägungen von romantischer Science-Fiction schreibt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren betagten Katzen im Süden der USA.
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Raahosh
Mein Khui ist ein Idiot.
Anders kann es nicht sein. Warum sollte er die Frauen meines Stamms sonst ignorieren, und sobald wir an die Höhle der schmutzigen, zerlumpten Menschen kommen, fängt er in meiner Brust an zu knurren wie ein Stacheltier? Oder dass er sich die schwächste der kranken Menschenfrauen als meine Gefährtin aussucht? Eine Gefährtin, die mich mit zornigen, wissenden Augen anfunkelt und sich weigert, die heilende Brühe zu trinken, die ich ihr bringe? Die meine Hände wegstößt, wenn ich versuche, ihr auf die Füße zu helfen? Die finster dreinblickt, wenn ich ihr Wasser bringe?
Es ist klar, dass mein Khui ein Narr ist.
»Hat irgendjemand deinen Khui zum Schwingen gebracht?«, fragt Aehako neben mir. Er ist dabei, ein Fell in ein Reisebündel zu stopfen. Wir bereiten in der Höhle der Menschen alles für die Reise vor, da sie zu schwach sind, um es selbst zu tun. Alles muss mit, sagt Vektal. Es spielt keine Rolle, wenn es verdreckt oder nutzlos ist. Die Menschen besitzen so wenig, dass sie schätzen werden, was sie haben, und deshalb müssen wir es mitnehmen, denkt er. Zwei Jäger, deren Khui angeschlagen haben, wurden losgeschickt, um Felle aus den am nächsten gelegenen Jägerhöhlen zu holen, denn die Menschen sind erbärmlich schlecht ausgestattet, um der grimmigen Kälte zu trotzen, und sie haben keinen Khui, der sie warm hält.
Das wird jedoch in Kürze behoben werden.
Ein Sa-Kohtsk ist in der Nähe. Die großen Kreaturen tragen viele Khui in sich, und wir werden Jagd auf einen machen, um sein Fleisch zu essen und zu gewährleisten, dass die Menschen nicht an der Khui-Krankheit sterben.
Ich denke an die tief liegenden Augen meiner neuen Gefährtin und wie elend sie aussieht. Die meisten Menschen hatten helle Haut, aber mein Mensch ist noch blasser als die anderen. Das kann nur bedeuten, dass sie noch kränker ist. Also wird sie eine der Ersten sein, die einen Khui bekommt – darauf werde ich bestehen.
Aehako wiederholt seine Frage. »Raahosh? Hat dein Khui angeschlagen?« Ich lüge nicht gern, aber ich will auch nicht, dass irgendjemand es weiß, nicht, solange meine Gefährtin mich anfunkelt, als sei sie sehr zornig.
Raahosh ist Furcht einflößender als die anderen.
Ihre Worte treffen mich. Sie ist glatt und blass und außerdem schwach, und trotzdem bin ich derjenige, bei dem es etwas zu bemängeln gibt? Ich zucke die Achseln und schultere das Bündel. »Es ist einerlei. Wir werden sehen, was passiert, wenn der Khui in den Menschen ist.«
»Mein Khui hat nicht angeschlagen.« Aehako wirkt niederschlagen. »Glaubst du, es werden noch mehr Khui in Schwingungen versetzt werden, wenn sie in die Brunft kommen? Vielleicht sind sie gerade nicht in der Paarungszeit.« Er wirft mir einen hoffnungsvollen Blick zu.
»Sehe ich so aus, als wüsste ich etwas über menschliche Paarungszeiten?«, fahre ich ihn an. »Pack dein Bündel fertig. Wir müssen uns beeilen, wenn wir die Menschen nah genug an den Sa-Kohtsk heranbringen wollen, um Jagd auf ihn zu machen.«
Aehako seufzt und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. Ich sage mir, dass er noch jung ist. Wahrscheinlich ist er sogar der jüngste Jäger unseres Stammes. Er wird über seine Enttäuschung hinwegkommen, oder der Khui einer Menschenfrau wird später für ihn anschlagen. Oder sogar eine Sa-Khui-Frau, vielleicht eine, die noch gar nicht geboren wurde.
Ich weiß nur, dass mein Khui bei einer der sterbenden Menschenfrauen angeschlagen hat, und wenn sie stirbt, nimmt sie all meine Hoffnungen und Träume mit sich.
Ich hatte noch nie eine Gefährtin. Hatte noch nie eine Geliebte. In unserem Stamm gibt es nicht viele Frauen, und solche, die sich mit einem vernarbten, mürrischen Jäger paaren wollen, noch weniger. Ich hätte mir nie träumen lassen, selbst einmal eine Gefährtin zu haben.
Jetzt, da sie hier ist … bin ich unschlüssig, wie ich mich verhalten soll. Also sage ich nichts, und es kostet mich meine ganze Energie, meinen Khui dazu zu zwingen, still zu bleiben, als die Menschen aufstehen und sich für den langen Marsch zu den Stammeshöhlen bereit machen. Einige Jäger sind mit Fellen zurückgekehrt, und eins davon wird gerade zerschnitten, um Fußbedeckungen daraus zu machen. Andere befestigen ihre dürftige Kleidung, und Vektals neue Gefährtin Schorschi – ein Name, bei dem man sich die Zunge verknotet – hilft einer von den anderen Frauen, sich in einen dicken Fellumhang zu wickeln.
Fast alle der Menschen machen sich bereit. Aber es gibt auch Ausnahmen. Die mit der dunklen Haut und dem dunklen Haar, das wie ein Büschel Süßgras aussieht, liegt bewusstlos unter ihrem Fell. Vektal sagt, sie sei eine der kränksten. Da ist noch eine mit einem gebrochenen Bein, die sich auf Pashov stützt, um aufzustehen.
Und dann gibt es da noch meine. Meine Menschenfrau, die alle um sich herum ignoriert und störrisch unter ihrem Fell kauert.
Sie ist halsstarrig. Was das angeht, hat mein Khui eine gute Wahl getroffen. Ich bin ebenfalls halsstarrig. Gemeinsam werden wir sehr halsstarrigen Nachwuchs zeugen. Ein wenig Groll in meinem Herzen verschwindet bei der Vorstellung, wie die Menschenfrau mein Kleines an ihre Brust hält. Nach so langer Zeit hätte ich endlich eine Familie.
»Ruft alle Menschen zusammen«, sagt Vektal, als er an mir vorbei zu Schorschi geht. »Wir werden sehr bald aufbrechen.«
»Was ist mit denen, die nicht laufen können?«, fragt Zolaya. »Oder mit der einen, die wir nicht wach bekommen?«
»Wenn sie nicht selbst gehen können, müssen wir sie tragen. Wir lassen niemanden zurück.«
Schorschi schenkt Vektal ein liebevolles Lächeln und umarmt ihn. »Du bist so gut zu uns. Ich kann dir gar nicht genug danken.«
Er berührt ihre Wange. »Du gehörst zu mir. Das ist alles, was zählt.«
Ich tue so, als würde ich nicht sehen, wie sie spielerisch an seinem Daumen knabbert. Es ist in Ordnung, in der Öffentlichkeit Gefühle zu zeigen, aber zu wissen, dass meine kranke Gefährtin in ihrer Ecke sitzt und mich finster anschaut, macht es mir sehr schwer, da zuzusehen. Sie ist nicht glücklich über einen Gefährten.
Sie ist nicht glücklich darüber, dass ich es bin. Sie findet mich abscheulich.
Raahosh ist Furcht einflößender als die anderen.
Ärgerlich greife ich mir ein Fell und stürme auf sie zu. Es spielt keine Rolle, ob sie mich mag oder nicht. Der Khui wählt den Gefährten. Das wird sie einfach hinnehmen müssen.
»Wach auf«, sage ich, als ich neben ihr stehe, und ziehe das Fell weg. »Du …«
Ihr Kopf hängt herunter, und sie ist auf den Boden gesunken. Also weist sie meine Aufmerksamkeit nicht mit Absicht zurück. Sie ist bewusstlos. Vor lauter Angst verkrampft mein Herz, und ich ziehe sie an meine Brust, eng an meinen warmen Körper. Ihre Haut ist so kalt. Kann sie die Wärme nicht halten? Wie soll sie bloß überleben? Für einen Moment gerate ich in Panik. So muss Vektal sich fühlen, wenn er Schorschi ansieht. Hilflos im Angesicht ihrer Zerbrechlichkeit. Ich drücke die Frau an mich und klopfe ihr auf die Wange.
Einen Moment später wird sie wach, doch bei meinem Anblick schaudert sie. »Captain Zaunpfahl. Hätte ich mir denken können.«
Ich ignoriere den Angriff auf meinen Stolz. Wer dieser »Captain Zaunpfahl« sein soll, weiß ich nicht. Viele menschliche Worte ergeben keinen Sinn. In der Höhle unserer Ahnen haben wir das Wissen um ihre Sprache empfangen, aber es ist offensichtlich, dass manches nicht recht übereinstimmt. Manchmal, wenn meine Menschenfrau spricht, verstehe ich sie nicht.
Doch ihre Geringschätzung mir gegenüber entgeht mir keineswegs.
Ich fasse sie unter den Armen und ziehe sie auf die Füße. Vor Schmerz zieht sie scharf die Luft ein und fällt gegen mich. Als ihr kleiner Rücken gegen meine Brust drückt, erwacht mein Khui sofort zum Leben … genau wie mein Schwanz.
Ich schließe die Augen, konzentriere mich und zwinge den einen wie den anderen, unbeteiligt zu bleiben. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas.
Die Menschenfrau wehrt sich gegen mich und schlägt meine Hände weg. »Fass mich nicht an! Lass mich sofort los!«
Sie loslassen? Sie kann ja nicht einmal aufrecht...