E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Ice Planet Barbarians
Dixon Ice Planet Barbarians - Tiffany und Salukh
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-60375-1
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Der BookTok-Erfolg: So heiß können Aliens sein!
E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Ice Planet Barbarians
ISBN: 978-3-492-60375-1
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ruby Dixon ist das Pseudonym einer NY-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin, die alle Ausprägungen von romantischer Science-Fiction schreibt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren betagten Katzen im Süden der USA.
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Tiffany
Es ist eng und dunkel. Ich bin unter Armen und Beinen begraben und habe den überwältigenden Gestank von ungewaschenen Leibern in der Nase. Schlaf zu finden ist schwer, doch ich versuche es, denn Schlaf ist die einzige Fluchtmöglichkeit, die ich habe.
Aber heute nicht. Ein Licht scheint auf den Käfig, direkt in meine Augen. Als der Schmerz mir durch den Kopf schießt, wimmere ich unwillkürlich.
Einer der orangefarbenen Außerirdischen mit der rauen Haut zeigt auf mich. Er sagt irgendetwas in seiner gurgelnden Sprache, und ich höre Kira nach Luft schnappen. O nein.
Nicht ich. Es war doch bloß ein Wimmern. Ein kleiner Laut der Verzweiflung. Mehr nicht.
Die anderen Körper lösen sich von mir, als einer der Wachposten den Käfig betritt. Er packt mich an den Haaren – die nur wild in alle Richtungen vom Kopf abstehen, da ich sie seit einer Woche nicht mehr gekämmt habe – und stößt mich vorwärts. Schmerz schießt durch meinen Kopf, und obwohl ich still sein will, entfährt mir ein leiser Aufschrei.
»Nicht schreien«, flüstert jemand.
Doch für Warnungen ist es zu spät. Sie suchen bloß nach jemandem, den sie schikanieren können, und heute trifft es mich. Die Wachen zerren mich weg, hinaus aus der Ladebucht, wo die Gefangenen untergebracht sind. Ich werde durch einen Gang geschleift und dann über eine Türschwelle gestoßen. Ich lande auf allen vieren, und als ich hochschaue, steht dort ein weiterer Wachposten. Er lächelt und zeigt nadelspitze Zähne. Sein Lächeln jagt mir einen Schauer über den Rücken, und als er mich an den Haaren packt und auf die Füße reißt, verliere ich vollends die Nerven.
Nicht ich. Nicht ich. Nicht ich. Die Litanei wiederholt sich in meinem Kopf, während er nach seinem Kragen fasst, um seine Kleidung zu lockern.
»Tiffany«, sagt er und zeigt auf die Pritsche, um mir zu bedeuten, mich hinzulegen.
Nicht ich. Nicht ich. Bitte, nicht ich.
»Hey, Tiffany?«
Josies Stimme reißt mich aus dem Schlaf. Mit wild klopfendem Herzen setze ich mich auf. Der kalte Schweiß steht mir auf der Stirn, und mir klebt das Haar im Gesicht. Ich streiche es zurück und versuche, mich normal zu geben. »Hm?«
»Du hast schlecht geträumt«, sagt sie leise.
Es war nur ein Traum. Ich bin nicht mehr auf dem Raumschiff der Außerirdischen. Ich befinde mich auf dem Eisplaneten. Hier gibt es eine Höhle voller großer Krieger, die nicht billigen würden, dass jemand mich packt und durch einen Gang zerrt, um mich zu vergewaltigen. Eher würden sie sterben, als das zuzulassen. Die kleinen grünen Männchen und ihre Leibwächter sind tot. Ich bin in Sicherheit.
Doch … ich fühle mich nicht sicher. Seit der Nacht, in der ich aufgewacht bin und erfahren habe, dass ich von Außerirdischen entführt wurde, habe ich mich nicht mehr sicher gefühlt.
Ich reibe mir die Augen und lasse mich wieder in meine Felle sinken. »Danke, Jo.«
»Keine Ursache.« Sie gähnt laut, und ich höre, wie sie sich auf die andere Seite dreht.
Ich starre an die Decke unserer Höhle mit ihren knubbeligen Stalaktiten. Ich kann jetzt nicht schlafen. Wenn ich es täte, würden die Aliens in meine Träume zurückkehren. Ich muss für eine Weile an irgendetwas anderes denken. Vielleicht an das Gerben von Leder. Oder an meine Pflanzen. Arbeit ist gut. Einer Beschäftigung nachzugehen sorgt in den meisten Nächten dafür, dass ich zu müde bin, um zu träumen, also stürze ich mich voller Elan in meine jeweilige Aufgabe. Ich habe eine Reihe von Nicht-Kartoffeln angepflanzt, und sie scheinen gut zu gedeihen. Außerdem möchte ich versuchen, Hraku anzubauen, aber dafür brauche ich die Samen, und die isst hier jeder so schnell, wie die Pflanzen gesammelt werden. Eventuell kann ich welche verstecken.
»Tiff?«
Josie schläft auch nicht. Anscheinend ist jetzt eine gute Gelegenheit, um miteinander zu reden. Normalerweise ertrage ich Josies nächtliches Philosophieren kaum, doch heute kommt es mir sehr gelegen. Es bedeutet, dass ich nicht mehr mit meinen Gedanken allein sein muss. »Was ist?«
»Glaubst du, unsere Khui werden jemals in Schwingungen geraten?« Sie klingt verzagt.
Es ist eine Frage, die Josie schon öfter gestellt hat, und sie überrascht mich nicht. Als die beiden letzten Menschenfrauen, deren Khui nicht für einen der Barbaren in Schwingungen geraten ist, fühlen wir uns ein wenig ausgeschlossen. Oder zumindest fühlt Josie sich so. Was mich betrifft, ich bin froh darüber. Ich will gar nicht, dass mein Khui in Schwingungen gerät. Denn Schwingungen bedeuten Babys und einen Gefährten. Gegen die Babys hätte ich ja nichts, aber der Gedanke an einen Gefährten macht mir schreckliche Angst.
»Was glaubst du?«, frage ich sie mit bewusst leiser Stimme. Geräusche verbreiten sich in den Höhlen, und ich will nicht, dass jemand uns hört.
»Ich denke, es könnte passieren.« Ihre Stimme ist ganz sanft. Sie seufzt, dann sehe ich in der Dunkelheit, wie sie sich umdreht, das Kinn auf eine Hand stützt und zu mir herüberschaut. »Claires Khui hat erst am Tag der Feier für Ereven angeschlagen. Und bei Megan hat es auch eine Weile gedauert, bis ihr Khui für Cashol vibriert hat, weißt du noch? Nicht jeder Khui gerät auf der Stelle in Schwingungen, daher denke ich, dass noch eine Chance für uns besteht.«
Und das ist der Unterschied zwischen Josie und mir. Josie treibt die Hoffnung an. Sie hofft, dass eines Tages jemand ihren Khui erwecken und sie dann ihr Happy End bekommen wird. Ich dagegen bin von der Angst getrieben, mein Khui könnte anschlagen und ich würde wieder schreiend und um mich tretend von jemandem ins Bett gezerrt werden.
Ein in Schwingungen versetzter Khui ist mein schlimmster Albtraum.
Doch nur so können die Sa-Khui-Barbaren Kinder bekommen. Jeder auf dem Planeten hat einen Khui – den Symbionten, der unseren Stoffwechsel so verändert, dass wir auf diesem unwirtlichen Planeten überleben können. Mir sind bei mir selbst einige körperliche Veränderungen aufgefallen – ich bin kräftiger geworden und ermüde nicht so schnell, und die Temperaturen setzen mir nicht mehr so zu, zudem kann ich verschiedene Dinge nicht mehr riechen. Meine Augen leuchten blau wie die von Josie, was ein Zeichen ist, dass der Khui in uns gesund ist.
Das Problem mit dem Khui (oder Luis, wie wir Menschen ihn manchmal nennen) ist, dass er gern den Kuppler spielt. Er beschließt, wer für wen der perfekte »Baby«-Partner ist, und dann geraten die jeweiligen Khui in Schwingungen. Das bedeutet, der Luis in deiner Brust fängt an zu schnurren und macht dich wahnsinnig geil auf deinen neu gefundenen Gefährten, bis er dich schwängert. Wenn man den anderen hier glauben darf, führt kein Weg daran vorbei. Man kann die Schwingungen nicht einfach mithilfe von Willenskraft abstellen. Es passiert, und peng, Ende der Geschichte.
»Nun, wir wissen, warum dein Khui bisher nicht angeschlagen hat«, sage ich Josie. »Ist deine Spirale mittlerweile herausgefallen?«
»Noch nicht.«
Noch nicht. Und das wird sie vielleicht auch nie, denn es gibt hier keinen Arzt, der sie entfernen könnte. Aber wie gesagt, Josie verliert nie die Hoffnung. Ich schüttele den Kopf. »Mir ist einfach unbegreiflich, warum du das romantisch findest.« Ich ziehe meine Felle fester um mich. »Ich will nicht, dass mein Khui in Schwingungen gerät. Ich würde mich gern selbst entscheiden.«
Sie seufzt erneut. »Wahrscheinlich, weil das meine Chance auf eine Familie ist. Verstehst du? Ich hatte nie eine eigene Familie. Bevor ich achtzehn wurde, war ich in acht verschiedenen Pflegefamilien. Nie wollte mich jemand … oder wenn, dann aus den falschen Gründen.« Ihr Stimme wird ein wenig hart.
Ich zucke zusammen und stelle mir diese »falschen« Gründe vor. Josie hat ein rundliches Gesicht und nicht viel Busen, aber sie besitzt eine süße Unschuld, von der ich mir gut vorstellen kann, dass sie die falsche Art von Aufmerksamkeit auf sich zieht. Arme Josie. »Aber hier bist du eine Frau auf einem Planeten voller Männer. Ich bin mir sicher, dass dich jetzt jemand will.«
»Nein, sie wollen alle dich«, sagt sie belustigt. »Und das ist in Ordnung, denn wenn der Luis jemanden auswählt, spielt das sowieso...