Donzowa | Perfekt bis in den Tod | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 364 Seiten

Reihe: Tanja ermittelt

Donzowa Perfekt bis in den Tod

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8412-1232-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 3, 364 Seiten

Reihe: Tanja ermittelt

ISBN: 978-3-8412-1232-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Miss Marple aus Moskau und ein Mord mit Humor.

Tanja, Detektivin wider Willen, steht vor ihrem schwersten Fall. Sie soll den Maler Boris beschatten. Als dessen Geliebte bei seiner Geburtstagsfeier vergiftet wird, gerät natürlich die Ehefrau in Verdacht. Doch Tanja entdeckt, dass jeder der Geburtstagsgäste ein Motiv hat, und stürzt sich mit Elan in die Ermittlungen. Da geschieht ein zweiter Mord ...



Darja Donzowa (eigentlich Agrippina Donzowa) wurde 1952 in Moskau geboren. Sie studierte Journalistik an der Moskauer Lomonossow-Universität, arbeitete zunächst als Übersetzerin und unterrichtete später Französisch und Deutsch. Seit 1998 schreibt sie Kriminalromane, mittlerweile sind es vier Krimi-Reihen. Sie hat bisher 46 Bücher veröffentlicht, von denen insgesamt 72 Millionen Exemplare verkauft wurden. Darja Donzowa wurde dreimal in Russland Schriftstellerin des Jahres. 2002 und 2003 wurde jeweils eines ihrer Bücher als 'Bestseller des Jahres' ausgezeichnet. Darja Donzowa moderiert im russischen Radio eine Talkshow und hat im Fernsehen eine Rubrik. Ihre Kriminalromane dienten als Vorlage für Hörspiele und Fernsehserien. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und ihren Hunden in Moskau.Im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen bisher ihre Romane 'Nichts wäscht weißer als der Tod' (2006), 'Spiele niemals mit dem Tod' (2007), 'Perfekt bis in den Tod' (2007), 'Bis dass dein Tod uns scheidet' (2008), 'Verlieb dich nie in einen Toten' (2009), 'Vögel, die am Abend singen' (2009) und 'Den Letzten beißt der Hund' (2010).

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1. Kapitel


Der Wecker klingelte wie immer um zwanzig vor acht. Mit großer Mühe hob ich die Augenlider ein wenig und schloss sie gleich wieder. Glücklich die Menschen, die in aller Herrgottsfrühe quietschvergnügt aus dem Bett springen. Die Morgengymnastik machen, eine kalte Dusche nehmen, zum Frühstück nur gesundes Müsli essen und sich bester Laune in ihre Arbeit stürzen. Fahrstühle ignorieren sie grundsätzlich. Treppen sind für sie nur kostenlose Trainingsstrecken.

Ich beneide jeden, der ein solches Leben führt. Mir ist es leider nicht gegeben, mich derart zusammenzureißen. Von Frühsport halte ich gar nichts. Es ist doch zu schön, bis elf faul im Bett zu liegen. Wären da nicht Lisa und Kira, die zur ersten Stunde in der Schule sein müssen, könnte das auch bis zum Mittag so gehen. Kaltes Wasser ist mir zutiefst zuwider. Ins Meer kriegt mich keiner unter 25 Grad Wassertemperatur. Und Treppensteigen mit schweren Einkaufstaschen gehört auch nicht gerade zu meinen Vorlieben.

Gestern bin ich erst gegen ein Uhr nachts eingeschlafen, weil ich mich im Bett von dem neuesten Krimi der Marinina nicht losreißen konnte. Ohne es zu merken, habe ich dabei eine ganze Schachtel Pralinen verputzt. Müsli kann ich nicht ausstehen. Ich weiß nicht, wie man es fertigbringt, am Morgen als Erstes diese Pampe mit verschrumpelten Trockenfrüchten in sich hineinzustopfen.

Der Wecker klingelte zum zweiten Mal. Diese neueste Errungenschaft der Technik tut das so lange, bis man mit der flachen Hand draufschlägt. Ich streckte mich ordentlich und bekam endlich die Augen auf. Es half nichts, ich musste aus der Falle.

Stöhnend und die ganze Welt verfluchend, suchte ich nach meinen Pantoffeln und schlurfte zur Balkontür. Die schweren Plüschvorhänge glitten mit einem Rascheln beiseite, und das helle Morgenlicht schlug mir entgegen. Blinzelnd schaute ich hinaus und … erstarrte vor Staunen.

Vor mir auf dem Balkon saß, die Vorderpfötchen niedlich über der zottigen Brust gekreuzt, ein Känguru. Verdattert starrte ich das Tier an, dann zog ich die Vorhänge mit einer heftigen Bewegung wieder zu und stürzte zum Bett zurück. Ruhig, ganz ruhig, sagte ich mir. Offenbar war ich noch nicht richtig wach, den Wecker hatte ich mir nur eingebildet. Ich träumte wohl noch. Wie sonst sollte auf den Balkon einer Wohnung im siebenten Stock eines Hauses mitten in Moskau ein Känguru kommen? Wahnsinn! Ich kniff mich in den Arm und schrie leise auf. Nachdem ich einige Minuten gewartet hatte, öffnete ich die Übergardine vorsichtig wieder und starrte auf das fremde Wesen. Das süße Beuteltier blinzelte mich mit seinen blauen Augen an, drehte die großen Ohren hin und her und kräuselte lustig das Schnäuzchen. Erschreckt zog ich die Gardine noch einmal vor und rannte in die Küche. Dort setzte ich geräuschvoll den Wasserkessel auf und lief dann, Lisa und Kira zu wecken. Sollten die nachschauen, ob auf meinem Balkon ein Känguru saß oder nicht. Wahnvorstellungen hatte ich an mir bisher nicht bemerkt. Woher sollten die auch kommen, wo ich weder trank, schnupfte oder kiffte?

Da fiel mein Blick auf den Kalender. Ich musste laut lachen. Na klar, der 1. April! Lisa und Kira hatten mir einen Streich gespielt. Das musste ja ein riesiges Plüschtier sein, das sie da auf den Balkon geschmuggelt hatten, während ich schlief. Ihr Plan war perfekt aufgegangen. Ich hatte wirklich einen Moment geglaubt, da säße ein lebendes Tier vor mir. Aber wieso wackelte es mit den Ohren und blinzelte mir zu? Was die Technik heute alles zuwege bringt! Na wartet, ihr Schlingel!

Als Lisa und Kira sich gähnend am Frühstückstisch eingefunden hatten, sagte ich ganz ruhig: »Na, wer von euch hat sich das mit dem Känguru ausgedacht?«

»Womit?«, fragte Kira verwundert zurück.

»Mit dem Känguru.«

»Welches Känguru?«

»Das auf meinem Balkon sitzt.«

Kira legte die Gabel nieder und fragte besorgt: »Bist du krank?«

»Keine Spur.«

»Du hast wieder bis in die Nacht Krimi gelesen«, meinte Lisa seufzend. »Wir sind gleich weg, leg dich hin und schlaf noch ein bisschen, dann wird’s schon wieder gehen.«

»Ist ja gut! Ich hab begriffen, heute ist der 1. April! Aber ihr hättet euch nicht so in Unkosten stürzen sollen.«

»Von wem redest du?«

»Von euch! Das Känguru war bestimmt nicht billig.«

»Wir haben nichts gekauft«, sagte Kira leise.

»Tut dein Kopf sehr weh?«, fragte nun Lisa bekümmert.

Jetzt reichte es mir. Ich knurrte nur: »Na, dann kommt mal mit.«

Als wir in meinem Zimmer waren, schnarrte ich im Kommandoton: »Los, holt das Ding rein!«

Die Kinder schauten auf den Balkon.

»Da ist nichts!«, riefen sie einstimmig.

Ich drückte meine Stirn an die Glasscheibe. Tatsächlich – der Balkon war leer!

»Also, Tanja«, rief jetzt Kira, »wie hast du das gemacht! Uns so reinzulegen! Klar, wir waren noch nicht ganz munter. Aber uns ist so was Tolles nicht eingefallen!«

»Sei nicht traurig«, murmelte ich verwirrt, »der Tag ist ja noch lang.«

»Woher hast du nur diese Ideen?« Lisa war fast beleidigt. »Ein Känguru auf dem Balkon!«

Sich gegenseitig schubsend, liefen die beiden in den Korridor und stritten schon wieder darüber, wer an der Reihe sei, mit den Hunden Gassi zu gehen. Ich trollte mich in mein Zimmer und machte die Tür hinter mir zu. Also war es doch eine Halluzination? Dabei hatte das Tier so echt gewirkt! Der Wind hatte an seinem graubraunen Fell gezaust! Wir schrieben zwar den 1. April, aber draußen war es bitterkalt. Immer wieder gingen Schneeschauer nieder.

Vorsichtig schlich ich mich zur Balkontür und schaute noch einmal hinaus. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Das Känguru saß wieder da, als sei nichts gewesen. Zu Tode erschrocken, schlug ich ein Kreuz und sagte laut: »Hebe dich hinweg!«

Aber das putzige Tier hob eine Pfote und berührte mit einer fast menschlichen Geste die Fensterscheibe. Es klang wie ein leichtes Klopfen. Nun kam also zum visuellen auch noch ein akustisches Trugbild hinzu.

An der Wohnungstür klingelte es. Die Kinder kamen mit den Hunden zurück. Wie von der Kette gelassen, fegten unsere drei über den langen Korridor in die Küche, wo sie ihr Frühstück vermuteten.

»Es ist schon wieder da!«, rief ich und grinste töricht.

»Was?«, fragte Kira und griff nach seiner Schultasche.

»Das Känguru!«

»Also, Tanja«, rief Lisa vorwurfsvoll, »willst du uns ein zweites Mal verkohlen?«

»Nein, es sitzt da draußen und hat sogar ans Fenster geklopft!«

Die Kinder rannten wie der Blitz in mein Zimmer, und ich hinterher.

»Dachte ich mir’s doch!«, rief Kira, nun richtig enttäuscht. »So blöd können auch nur wir sein, Lisa! Jetzt hat sie uns zum zweiten Mal hereingelegt!«

»Na warte, Tanja«, keifte Lisa, »das kriegst du wieder!«

Langsam glaubte ich wirklich, ich sei nicht mehr ganz bei Trost. Ich konnte nur stammeln: »Großes Ehrenwort, es hat dort gesessen, mit der Pfote…«

»… die Trommel geschlagen und ein Winterlied gesungen!« Kira hielt sich den Bauch vor Lachen. »Los, Lisa, wir müssen, sonst kommen wir noch zu spät zur Schule!«

Fort waren sie. Wütend zog ich die Übergardine zu. Der Balkon konnte mir gestohlen bleiben. Außerdem wurde es auch für mich Zeit, zur Arbeit zu gehen. Mein Chef legt Wert auf Pünktlichkeit.

Meine Arbeitsstelle ist etwas ungewöhnlich – die Agentur »Alibi«. Wir helfen jedem, der unsere Dienste bezahlen kann. Aber wir sind nicht billig. Zum Beispiel will einer mit seiner Geliebten nach Spanien reisen. Was sagt er seiner Frau? Ganz einfach: Er kommt zu »Alibi«, und die Sache ist geritzt. Seiner Gattin erklärt er kühn, er müsse dienstlich nach Norilsk im Hohen Norden oder nach Magadan auf der fernen Halbinsel Kamtschatka, Orte, wo sie keine zehn Pferde hinbringen. Wenn der Reisetag herankommt, schickt seine »Dienststelle« einen Wagen, ein netter Chauffeur lädt das Gepäck ein. Die Gattin kann ihren »Dienstreisenden« sogar zum Flugplatz begleiten. Der marschiert vor ihren Augen mit dem richtigen Ticket zum Schalter und checkt ein. Der Chauffeur ist so nett und bringt die Ehefrau wieder nach Hause zurück. Von dort meldet er der »Firma« telefonisch Vollzug: »Iwan Iwanowitsch ist abgeflogen.«

Abends ruft der liebende Gatte an und teilt mit, wo seine Gattin ihn telefonisch erreichen kann. Wenn sie das ausprobiert, antwortet ihr eine nette Frauenstimme aus dem »Hotel«: »Iwan Iwanowitsch sitzt gerade beim Abendessen.«

Eine halbe Stunde später ruft er zurück. Am Ende der »Dienstreise« stellt er sich pünktlich wieder ein und hat sogar ein paar hübsche Souvenirs von jenseits des Polarkreises mitgebracht – bestickte Fausthandschuhe, Knochenschnitzereien oder Stiefel aus Rentierfell.

Solche Dienstleistungen bietet »Alibi« natürlich auch für Frauen an. Außerdem führt die Agentur die verschiedensten delikaten Aufträge aus. Kürzlich hat eine Schauspielerin zum Beispiel zwei junge Burschen angeheuert, die eine verhasste Kollegin mit faulen Tomaten bewerfen sollten. Wir lassen eine abgelegte Geliebte bei der Hochzeit ihres Verflossenen aufkreuzen oder überreichen einer anderen welke Chrysanthemen zum Zeichen, dass die Affäre zu Ende ist. Unser Betätigungsfeld ist sehr breit. Worauf sich Semjon Grebnew, der Chef der Agentur, allerdings nicht einlässt, sind kriminelle...



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