E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Doyle Das Alphabet der Liebe
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7499-0473-0
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-7499-0473-0
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kann Liebe so einfach sein wie das ABC?
Das Alphabet der Liebe startet bei Alice und endet bei Zach. Als sie Zach das erste Mal zufällig bei einer Kunstausstellung begegnet, glaubt Alice schon lange nicht mehr an die große Liebe. Zach hingegen ist ein wahrer Romantiker, und er macht es sich zur Aufgabe, Alice von der Liebe zu überzeugen. Auch wenn dies das ganze Alphabet dauern sollte! Mit Dates von B wie Buchladen über N wie Netflix bis hin zu Z wie Zucchini will er Alice' Herz gewinnen ...
Hannah Doyle liebt es so sehr zu schreiben, dass sie gleich zwei Studienabschlüsse machte, bloß um Stift und Papier (bzw. Finger und Tastatur) als Arbeitswerkzeug nutzen zu können. Als Journalistin arbeitete sie für zahlreiche Magazine, bevor sie von London nach Yorkshire zog. Jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann und Zwillingen in Sheffield, schreibt für Frauenzeitschriften, einen Blog und vertreibt sich die Zeit auf Instagram.
Weitere Infos & Material
Buchladen
Zach
Ein falscher Schritt entscheidet darüber, ob ich stolz auf das Kunstwerk bin oder ob es im Mülleimer meines Studios landet. Ein falscher Pinselstrich kann die Arbeit einer Woche oder eines Monats zunichtemachen. So einfach ist das. Und dann gibt es das genaue Gegenteil, wenn alles sich plötzlich genau richtig entwickelt.
So wie der Tag, an dem Alice in mein Leben getanzt ist.
Ich war unglaublich nervös an diesem Abend vor der Vernissage. Ich musste das Hochstaplersyndrom und alles mögliche andere niederkämpfen. Und dann, als ich am wenigsten damit rechnete, ist diese schöne Frau in Gelb aufgetaucht. Alice war wie ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht, und ich muss seitdem unaufhörlich an sie denken.
Jetzt kommt sie auf mich zu, und ihr blaues Kleid bauscht sich in der leichten Sommerbrise. Ein selbstsicheres Lächeln erhellt ihr Gesicht, und sie mustert den Buchladen, vor dem ich stehe.
»Du hattest wohl keine Lust auf Bondage, oder?«, scherzt sie und entwaffnet mit einem einzigen Satz, genau wie letztes Mal.
»Bondage?« Ich hüstele entschuldigend und blicke zu ein paar Passanten, die an uns vorbeigehen.
»Unser A-Z-Thema! B für Bondage?«
»Ich dachte, das ginge vielleicht ein bisschen zu weit für ein zweites Date. Wobei wir natürlich jederzeit unsere Pläne ändern können …« Ich rette mich mit einem, wie ich hoffe, provozierenden Augenzwinkern.
»Jetzt hast du die Chance verspielt«, neckt sie mich, und ihre Wangen färben sich in einem hübschen Rosaton.
»Du siehst wirklich hübsch aus«, sage ich.
Hübsch? Komm schon, Zach! Dir hätte etwas Besseres einfallen können als hübsch.
»Danke. Es ist schön, dich wiederzusehen.« Alice stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst mich auf die Wange. Sie hat ihr Haar mit einem rosa Haarband gebändigt, und sie duftet nach grünen Äpfeln. »Also, was machen wir jetzt wirklich in einem Buchladen?«
»Ich war da drin am Tag, nachdem wir uns begegnet sind«, erkläre ich. »Ich wollte ein Buch über Popkunst kaufen und beschloss, mich ins Café des Buchladens zu setzen, um es zu lesen. Aber nach einer halben Stunde habe ich gemerkt, dass ich fast nur an dich denke.«
»Schmeichler!«
»Ich schwöre, es stimmt. Der Abend hat mir wirklich sehr gefallen.« Ich spähe zu ihr hinüber und sehe, dass sie mich anlächelt. »Und … du hast etwas über ein neues Kapitel gesagt, das mich berührt hat.«
»Ah? Du meinst, als ich dir von Natalie und ihren Problemen mit ihrem Ex-Freund erzählt habe?«
»Ja. Das hat mich daran erinnert, dass man, sogar wenn nicht alles nach Plan verläuft, immer eine neue Seite aufschlagen und ein neues Kapitel anfangen kann. Ich war also hier, um ein bisschen zu recherchieren, allerdings vergebens, weil ich immer an dich denken musste. Dann habe ich begriffen, dass dieser Buchladen perfekt wäre für unser erstes richtiges Date. Wir könnten uns umsehen und uns gegenseitig Bücher zum Lesen aussuchen und … vielleicht unsere eigene neue Story anfangen?«
Das war jetzt kitschig, oder?
Alice lehnt sich ans Schaufenster des Buchladens und beobachtet mich mit leicht geöffnetem Mund.
Meine Nervosität ist zurück, und ich tue so, als würde ich die Idee gleich wieder verwerfen.
»Ach was, das ist eine blöde Idee. Wir könnten auch etwas ganz anderes machen. Bowling spielen? Bäume umarmen? Nein, Bäume zu umarmen, ist noch blöder.«
Was zum Teufel? Ich fange an zu stammeln.
Nach einer unangenehm langen Pause stupst Alice mich scherzhaft an. »Aha, du kannst also nicht aufhören, an mich zu denken?«
Manchmal mache ich mir Sorgen, dass ich meine Gefühle zu leicht zeige. Schon in meiner Jugend haben sich all meine Freunde an die Devise »Sei kalt, mach sie heiß« gehalten, aber ich war nie gut darin, in Beziehungen Spielchen zu spielen, weil ich einfach immer mein Herz auf der Zunge trage. Das hat sich für mich nicht gerade ausgezahlt, und vielleicht sollte ich lernen, etwas cooler zu sein, aber ich musste wirklich ständig an Alice denken. Obwohl … jetzt, da ich es ausgesprochen habe, ist es mir peinlich. »Übrigens sind die Zimtschnecken hier im Café pervers lecker«, versuche ich, das Thema zu wechseln.
Sie lacht.
»Ich verstehe, aber ich erhöhe den Einsatz auf Aprikosentörtchen. Hast du die schon mal probiert? Die sollten verboten werden. Ich habe mir untersagt, hierherzukommen, weil ich ›floristische Recherche‹ schamlos als Vorwand genutzt habe, um meiner Sucht nach Kaffeestückchen zu frönen. Du bringst mich auf Abwege, Zach.«
Na, damit komme ich klar. Grinsend nehme ich sie bei der Hand, und dann gehen wir hinein.
Ich muss wirklich meinen Dating-Smalltalk verbessern und einfach locker bleiben. Bis jetzt habe ich Alice nur gefragt, ob sie viel liest, und mich innerlich dabei gekrümmt, weil ich mich anhöre wie jemand, der gerade das Thema »Was sage ich beim ersten Date« gegoogelt hat. Das Wiedersehen mit Alice macht mich total nervös, und ich versuche, mich an eine Technik vom Lauftraining zu erinnern. Es läuft im Grunde einfach aufs Atmen hinaus, also ist es vielleicht übertrieben, es als Technik zu bezeichnen. Aber wenn ich mich auf diese einfache Sache konzentriere, höre ich vielleicht damit auf, Mist zu reden, und werde wieder cool. Oder ich beruhige mich zumindest so weit, dass ich die Situation genießen kann.
Zum Glück scheint mein blödes Gefasel Alice nicht abzuschrecken. »Lesen ist eine meiner Lieblingsmethoden, wenn ich abschalten will. Ein Date in einer Buchhandlung ist perfekt.«
»Gut zu wissen. Und nach einem so großartigen Start würde ich sagen, wir sind auf dem besten Weg zu Date Nummer drei.« Schon besser! Das klingt eher nach Flirt. Ich kriege das hin.
»Na, na. Nur nichts überstürzen, Zach.« Sie grinst, um mir zu zeigen, dass es scherzhaft gemeint ist. Oder wenigstens glaube ich das. Ich habe den Eindruck, dass Alice mich bereits durchschaut. Ich habe die Neigung, mich kopfüber in alle möglichen Abenteuer zu stürzen.
Alice schmunzelt immer noch, weil unser zweites Date in einem Buchladen stattfindet, als ich vor einem Regal mit japanischer Literatur stehen bleibe.
»Ich glaube, ich suche das hier für dich aus«, sage ich und reiche ihr das Buch.
Alice nimmt es mir aus der Hand und dreht es um, um den Rückseitentext zu lesen. »Hier steht, es ist eine ›fesselnde Story über die Missionare in Japan im 16. Jahrhundert‹, Zach.« Sie dreht sich um und sieht mich an. Ihr Gesicht drückt Erheiterung aus. »Also wirklich! Das Wort ›fesselnd‹ kommt mir hier ein bisschen irreführend vor.«
»Es ist richtig gut, wirklich. Wenn auch ein bisschen zu lang«, gebe ich zu.
Alice blättert durch das Buch. »Über sechshundert Seiten! Ich würde sagen, das sind sechshundert Seiten zu viel über Missionare in Japan, findet du nicht? Willst du im Ernst behaupten, dass du so etwas liest, wenn du dich entspannen willst?«
Entwaffnet, schon wieder. Lass mich doch wenigstens so tun, als wäre ich tiefgründig und interessant, Alice.
»Na schön.« Ich lache. »Ich lese auch sehr viele skandinavische Krimis. Die Art von Büchern, in denen unweigerlich in einem netten schwedischen Fischerdorf jemand als Leiche in einer Badewanne endet.«
Sie reibt sich die Hände. »Das ist schon eher etwas! Ich hatte angefangen, mich für Kriminal-Dokumentationen zu interessieren, bevor Nat bei mir eingezogen ist, aber sie ist kein Fan davon.«
»Tatsächlich? Ich stehe auch auf Kriminal-Dokus.« Unsere Blicke treffen sich, und ich spüre, dass ein Funke überspringt, als wir eine Gemeinsamkeit entdecken. »Komm mit.« Ich verschränke meine Finger mit ihren, als wir zwischen den Regalen hindurch zur Krimi-Abteilung gehen, und komme mir dabei wie ein Teenager mit seiner allerersten Liebe vor.
Nachdem wir festgestellt haben, dass Alice es am liebsten möglichst schaurig mag, suche ich das blutrünstigste Buch aus, das ich finde, während sie überlegt, was sie für mich auswählen soll. Sie hat diese liebenswerte Art, draufloszuplaudern und mir das Gefühl zu geben, auf einer Wolke leichter Konversation dahinzuschweben. Ich habe ständig Angst, etwas Idiotisches zu sagen, während Alice so unbeschwert wirkt, so frei von jeder Unsicherheit.
»Das Erste, was mir in den Sinn kam, war Sweet Valley High«, sagt sie. »Solche Bücher habe ich verschlungen, als ich jünger war, so wie jeden Band von Point Horror, den ich kriegen konnte. Aber ich dachte mir, das wäre nicht cool genug für Zach, den Künstler …«
Ihr unbeschwertes Selbstvertrauen scheint ansteckend zu sein, denn ich ertappe mich dabei, wie ich mich vertraulich vorbeuge. »Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn du das jemals weitererzählst, werde ich es entschieden bestreiten, ich stehe nämlich in dem Ruf …«
»Oh? Erzähl! Ich bin sehr gut darin, Geheimnisse zu bewahren.«
»Wie gut?«
»Sehr gut.« Sie beißt sich auf die Lippe. Ich bin nicht sicher, dass sie die Wahrheit sagt.
»Ich habe Point-Romane gelesen, als ich jünger war«, flüstere ich.
Alice sprudelt über vor Entzücken. Ihr ganzes Gesicht strahlt vor Belustigung, und jetzt weiß ich genau, weshalb ich nicht anders konnte, als diesem hübschen Mädchen eines meiner peinlichsten Geheimnisse zu erzählen. Wenn ich sie nur lachen sehe, geht es mir gut.
»Was?!...