Doyle | Das Zeichen der Vier | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Reclam Taschenbuch

Doyle Das Zeichen der Vier

Der beunruhigendste der vier Sherlock-Holmes-Romane
Neuübersetzung
ISBN: 978-3-15-962473-0
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der beunruhigendste der vier Sherlock-Holmes-Romane

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Reclam Taschenbuch

ISBN: 978-3-15-962473-0
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der vielleicht seltsamste und skurrilste der Sherlock-Holmes-Romane mit einer der ersten Verfolgungsjagden in der Geschichte des Kriminalromans Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt von Sherlock Holmes, dem wohl berühmtesten Detektiv aller Zeiten! Eine der ersten wirklich großen Verfolgungsjagden in der Kriminalliteratur und Höhepunkt einer jeden Verfilmung: Auf der Themse versuchen Holmes und Dr. Watson einen Holzbeinigen und eine Pygmäe, die sie mit einem Blasrohr beschießt, einzuholen und zu stellen. Sie ist die Hauptverdächtige am Mord des Vaters von Mary Morstan, der einen gewaltigen Schatz gefunden haben soll. Die temporeiche Geschichte macht diesen zweiten Roman der Sherlock-Holmes-Reihe in der neuen Übersetzung zu einem himmlischen Lesevergnügen. Spannung pur! - Mit einer kompakten Biographie des Autors.

Arthur Conan Doyle (22.5.1859 Edinburgh - 7.7.1930 Crowborough), britischer Allgemeinmediziner und Schriftsteller, gilt mit seinen Erzählungen um den genialen Meisterdetektiven Sherlock Holmes und dem mutigen Militärarzt Dr. John Watson als ein Vater der Detektivgeschichte. Der Erfolg ließ Anfangs auf sich warten: Die ersten beiden Bände des Detektiven aus der Londoner Baker Street A Study in Scarlet (dt. Eine Studie in Scharlachrot, 1887) sowie The Sign of Four (dt. Das Zeichen der Vier, 1890) wurden wenig beachtet, genauso wie Doyles historische Romane Micah Clarke und The White Company. Erst als kriminalistische und in sich abgeschlossene Kurzgeschichten im 1891 gegründeten Strand Magazine gelang den Abenteuern des Sherlock Holmes der Durchbruch. Die ersten zwölf dieser Erzählungen wurden unter dem Namen The Adventures of Sherlock Holmes (dt. Die Abenteuer von Sherlock Holmes) veröffentlicht.Der 1930 verstorbene Doyle hinterließ der Nachwelt insgesamt 56 Kurzgeschichten und vier Romane der Kultfigur mit Tweedmütze und Pfeife. Die breite Medienresonanz in Prosa, Dramen, Comics, Filmen und Fernsehserien ist bis heute ungebrochen.
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Kapitel I

Die Wissenschaft der Deduktion


SHERLOCK Holmes nahm sein Fläschchen von der Ecke des Kaminsimses und seine Injektionsspritze aus dem edlen Etui aus Marokkoleder. Mit seinen langen, weißen, nervösen Fingern richtete er die feine Nadel aus und krempelte den linken Hemdsärmel hoch. Einen kurzen Moment ruhte sein Blick nachdenklich auf dem sehnigen Unterarm und dem Handgelenk, beide von zahllosen Einstichmalen überzogen und vernarbt. Schließlich stieß er die dünne Spitze hinein, drückte den kleinen Kolben nach unten und sank dann mit einem langen Seufzer der Befriedigung in seinen samtbezogenen Lehnstuhl zurück.

Dreimal am Tag war ich seit vielen Monaten Zeuge dieser Darbietung gewesen, doch Gewöhnung hatte mich mit ihr nicht versöhnt. Im Gegenteil, ich war bei dem Anblick von Tag zu Tag immer reizbarer geworden, und nachts regte sich mein Gewissen bei dem Gedanken, dass es mir an Mut gemangelt hatte, dagegen zu protestieren. Immer wieder stieß mir ein Versprechen mir gegenüber auf, mich dieses Themas mit ganzer Seele zu verschreiben; doch da war etwas in der kühlen, nonchalanten Art meines Mitbewohners, dass er der Letzte gewesen wäre, bei dem man sich trauen würde, sich auch nur etwas, das einer solchen Freiheit nahekommt, herauszunehmen. Seine großartigen Fähigkeiten, sein souveränes Auftreten und die Erfahrungen, die ich mit seinen vielen außerordentlichen Eigenschaften gemacht hatte, all das ließ mich zögern und zurückhaltend werden, ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen.

Doch an diesem Nachmittag, ob es nun der Beaune war, den ich zum Mittagessen zu mir genommen hatte, oder die zusätzliche Verbitterung, die durch die extreme Absicht seines Verhaltens hervorgerufen wurde, spürte ich plötzlich, dass ich mich nicht länger zurückhalten konnte.

»Was ist es denn heute«, fragte ich ihn, »Morphium oder Kokain?«

Er hob seinen Blick träge von dem alten Band mit Frakturschrift, den er aufgeschlagen hatte.

»Es ist Kokain«, sagte er, »eine siebenprozentige Lösung. Möchten Sie es einmal versuchen?«

»Nein, bestimmt nicht«, erwiderte ich schroff. »Meine Konstitution hat den Afghanistanfeldzug noch nicht ganz überwunden. Ich kann es mir nicht erlauben, ihr zusätzliche Strapazen zuzumuten.«

Er lächelte bei meiner Vehemenz. »Vielleicht haben Sie recht, Watson«, sprach er. »Ich nehme an, dass die Wirkung physisch gesehen schlecht ist. Ich finde es jedoch so außerordentlich anregend und erhellend für den Geist, dass die Nebenwirkungen kaum von Belang sind.«

»Aber bedenken Sie doch nur!«, sagte ich ernstlich. »Wie teuer Sie dafür bezahlen müssen! Ihr Gehirn mag, wie Sie sagen, angeregt und erregt werden, aber es ist ein pathologischer und morbider Prozess, der mit einer verstärkten Gewebeveränderung einhergeht und schlussendlich womöglich eine dauerhafte Schwäche hinterlässt. Sie wissen darüber hinaus, was für eine dunkle Reaktion Sie dann überkommt. Die Sache ist sicher nicht der Mühe wert. Warum sollten Sie nur für ein flüchtiges Vergnügen den Verlust jener großartigen Fähigkeiten riskieren, mit denen Sie ausgestattet sind? Vergessen Sie nicht, dass ich nicht nur als Gefährte zu einem anderen Gefährten spreche, sondern als Mediziner zu jemandem, für dessen Verfassung er bis zu einem gewissen Grad verantwortlich ist.«

Er schien nicht beleidigt zu sein. Im Gegenteil: Er legte die Fingerspitzen aneinander und stützte die Ellenbogen auf die Lehnen seines Stuhls wie jemand, der allgemein Vergnügen an Konversation findet.

»Mein Geist«, sagte er, »rebelliert gegen Stillstand. Man stelle mir ein Rätsel, man gebe mir Arbeit, man gebe mir das abstruseste Kryptogramm oder die komplizierteste Analyse, und ich wäre ganz in meinem Element. Dann könnte ich auf künstliche Stimulanzien verzichten. Aber ich verabscheue die triste Routine des Daseins. Ich sehne mich nach dem mentalen Hochgefühl. Deshalb habe ich meinen speziellen Beruf gewählt, oder vielmehr geschaffen, denn ich bin der Einzige auf der Welt.«

»Der einzige inoffizielle Detektiv?«, sagte ich und zog die Augenbrauen hoch.

»Der einzige inoffizielle beratende Detektiv«, erwiderte er. »Ich bin die letzte und höchste Berufungsinstanz, wenn es um Ermittlungsarbeit geht. Wenn Gregson oder Lestrade oder Athelney Jones überfordert sind – was, nebenbei bemerkt, der Normalfall ist –, wird der Sachverhalt mir präsentiert. Ich untersuche das Material als Experte und gebe die Auffassung eines Spezialisten wieder. Ich beanspruche in solchen Fällen keine Anerkennung. Mein Name taucht in keiner Zeitung auf. Die Arbeit an sich, das Vergnügen, ein Betätigungsfeld für meine speziellen Fähigkeiten zu finden, ist meine höchste Belohnung. Aber Sie haben ja selbst einige Erfahrungen mit meinen Arbeitsmethoden im Jefferson-Hope-Fall gemacht.«

»Ja, in der Tat«, sagte ich freundlich. »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie von etwas so beeindruckt. Ich habe es sogar in einer kleinen Broschüre zum Ausdruck gebracht, mit dem etwas phantastischen Titel ›Eine Studie in Scharlachrot‹.«

Er schüttelte traurig den Kopf.

»Ich habe es überflogen«, meinte er. »Ehrlich gesagt, kann ich Ihnen dazu nicht gratulieren. Die detektivische Ermittlungsarbeit ist, oder sollte es zumindest sein, eine exakte Wissenschaft und sollte auf die gleiche kühle und nüchterne Weise behandelt werden. Sie haben versucht, ihr einen romantischen Anstrich zu verleihen, was eine ähnliche Wirkung erzeugt, als würde man eine Liebesgeschichte oder ein heimliches Durchbrennen in den fünften Lehrsatz des Euklid einbauen.«

»Aber die Liebesgeschichte gab es ja«, protestierte ich. »Ich konnte doch die Tatsachen nicht verfälschen.«

»Einige Tatsachen sollten ausgelassen werden, oder zumindest sollte ein gesundes Gespür für Verhältnismäßigkeit gewahrt werden, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Der einzige Aspekt in dem Fall, der Erwähnung verdiente, war die eigenartige analytische Schlussfolgerung von den Wirkungen zurück zu den Ursachen, anhand der es mir gelang, den Fall zu lösen.«

Ich war verärgert über diese Kritik an einer Arbeit, die ausdrücklich dafür entworfen worden war, ihm zu gefallen. Ich bekenne darüber hinaus, dass ich mich über den Egoismus ärgerte, der zu verlangen schien, dass jede Zeile meiner Schrift seinen speziellen Vorgehensweisen gewidmet sein sollte. In den Jahren, die ich mit ihm zusammen in der Baker Street gewohnt hatte, war mir mehr als einmal aufgefallen, dass sich hinter der besonnenen und belehrenden Art meines Gefährten eine gewisse Eitelkeit verbarg. Ich machte keine Bemerkung, sondern saß da und kümmerte mich um mein verwundetes Bein. Ich hatte vor einiger Zeit eine Jezail-Kugel durch mein Bein bekommen, und obwohl mich das nicht am Gehen hinderte, schmerzte es bei jedem Wetterumschwung auf zermürbende Weise.

»Meine Praxis hat sich vor kurzem auf den Kontinent ausgedehnt«, sagte Holmes nach einer Weile und stopfte seine alte Bruyère-Pfeife. »Letzte Woche wurde ich von François le Villard konsultiert, der, wie Sie vermutlich wissen, kürzlich in die vordere Reihe der französischen Kriminalpolizei aufgerückt ist. Er besitzt das keltische Talent der raschen Intuition, aber es mangelt ihm an der großen Bandbreite des exakten Wissens, das für die höhere Entwicklung seiner Kunst essenziell ist. Der Fall befasste sich mit einem Nachlass und wies einige interessante Merkmale auf. Ich konnte ihn auf zwei vergleichbare Fälle hinweisen, einen 1857 in Riga, den anderen 1871 in St. Louis, die ihm die richtige Lösung nahelegten. Hier ist der Brief, den ich heute Morgen bekommen habe und der meine Unterstützung würdigt.«

Während er sprach, warf er mir ein zerknittertes Blatt ausländischen Briefpapiers hin. Ich überflog es und nahm eine Fülle von gestreuten Ausdrücken der Bewunderung wahr, wie , und , die alle von der glühenden Bewunderung des Franzosen zeugten.

»Er spricht wie ein Schüler zu seinem Lehrmeister«, sagte ich.

»Oh, er schätzt meine Hilfe zu hoch ein«, sagte Sherlock Holmes leichthin. »Er verfügt selbst über beträchtliche Fähigkeiten. Er besitzt zwei der drei Eigenschaften, die für den idealen Detektiv erforderlich sind. Er hat die Fähigkeit der Beobachtung und die der Deduktion. Es fehlt ihm lediglich an Wissen, und das mag mit der Zeit kommen. Er übersetzt gerade meine kleineren Schriften ins Französische.«

»Ihre Schriften?«

»Oh, das wussten Sie nicht?«, rief er lachend. »Ja, ich habe mich mehrerer Monographien schuldig gemacht. Sie behandeln allesamt technische Themen. Hier ist zum Beispiel eine ›Über die Unterscheidung der Ascherückstände der verschiedenen Tabaksorten‹. Darin zähle ich einhundertvierzig Arten von Zigarren-, Zigaretten- und Pfeifentabak auf, mit kolorierten Tafeln, die die Unterschiede bei der Asche illustrieren. Das ist eine Sache, die immer wieder bei Strafprozessen auftaucht und mitunter als Hinweis von höchster Bedeutung ist. Wenn man zum Beispiel definitiv sagen kann, dass ein Mord von einem Mann verübt wurde, der eine indische geraucht hat, dann grenzt das offenkundig das Untersuchungsfeld ein. Für das geübte Auge besteht zwischen der schwarzen Asche...



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