Drake | Jägerin der Nacht - Nightwalker | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 01, 416 Seiten

Reihe: Jägerin-der-Nacht-Reihe

Drake Jägerin der Nacht - Nightwalker


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8025-8896-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 01, 416 Seiten

Reihe: Jägerin-der-Nacht-Reihe

ISBN: 978-3-8025-8896-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mit ihren sechshundert Jahren gehört Mira zu den ältesten Vampiren Nordamerikas. Sie besitzt zudem eine Gabe, die sie von allen anderen Nachtwesen abhebt: die Macht über das Feuer. Mira wacht über die jüngeren Vampire in ihrer Domäne und sorgt dafür, dass der Frieden mit den Gestaltwandlern gewahrt wird. Eines Tages kommt der Vampirjäger Danaus in ihre Stadt. Als sie ihm im Kampf gegenübersteht, muss sie feststellen, dass auch Danaus kein gewöhnlicher Sterblicher ist. Außerdem bringt er unheilvolle Neuigkeiten: Die Naturi, grausame, archaische Elfenwesen, die einst von der Erde verbannt wurden, sind zurückgekehrt, um Menschen und Vampire gleichermaßen zu vernichten!



Jocelynn Drake ist in Cincinnati aufgewachsen, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Bereits in ihrer Kindheit begann sie zu schreiben. Zu ihren Einflüssen zählt sie Raymond Feist, die Batman-Comics der 90er Jahre, Oscar Wilde und Ernest Hemingway. "Nightwalker" ist ihr erster veröffentlichter Roman.

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1

Sein Name war Danaus.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich seine kobaltblauen Augen zum ersten Mal im Schein einer Straßenlaterne aufblitzen sah. Sie funkelten wie Saphire, muteten aber wie finstere Abgründe an, in die ich eintauchte, während die Zeit stillzustehen schien. Doch nicht in den Wassern des Styx badete ich in diesem Moment der Selbstvergessenheit, sondern in einer kühlen Bucht der Lethe.

Er blieb außerhalb des Lichtkegels einer schmiedeeisernen Lampe auf der verlassenen Straße stehen, sondierte mit aufmerksamem Blick das Gelände und atmete tief ein. Er spürte wohl, dass ich ihn von einem der Dächer aus beobachtete, konnte aber meine genaue Position nicht ausmachen. Ich sah, wie er seine rechte Hand kurz zur Faust ballte, dann trat er zu meiner Überraschung ins Licht, um mich zu provozieren.

Ich fuhr mit der Zungenspitze über meine Zähne. Er bot einen beeindruckenden Anblick, doch es war sein Selbstvertrauen, das meine Neugier weckte. Ich war fast versucht, aus dem Schatten des Schornsteins ins Mondlicht zu treten, aber ich hatte nicht mehr als sechshundert Jahre überlebt, indem ich mich leichtsinnig auf Fehler einließ. Auf der Firststange eines dreistöckigen Hauses balancierend, beobachtete ich, wie er die Straße hinunterging. Sein langer schwarzer Ledermantel blähte sich und tanzte ihm um die Waden wie ein Wolf an der Kette, der gezwungen ist, seinem Herrn zu folgen.

Ich hatte ihn bereits seit über einem Monat beobachtet. Er war wie ein kalter Wind in mein Revier hereingefegt und hatte sich sofort darangemacht, meinesgleichen zu vernichten. In den vergangenen Wochen hatte er beinahe ein halbes Dutzend meiner Brüder getötet. Sie waren zwar fast alle noch grün hinter den Ohren gewesen, weniger als ein Jahrhundert alt, dennoch hatte so etwas vor ihm noch keiner gewagt.

Und diese Morde waren keine feigen Pfählungen bei Tag gewesen. Er hatte jeden einzelnen Nachtwandler bei Mondschein gejagt. Ein paar Schlachten hatte ich sogar heimlich beobachtet und beinahe applaudiert, als er sich blutverschmiert über sein Opfer gebeugt und ihm das Herz herausgeschnitten hatte. Er war schnell und clever. Und die Nachtwandler waren viel zu selbstsicher gewesen. Ich war die Hüterin dieses Gebiets und mit der Aufgabe betraut, unser Geheimnis zu wahren – und nicht damit, diejenigen zu schützen, die nicht auf sich selbst aufpassen konnten.

Nachdem ich meine Beute in spe nun mehrere Wochen beobachtet hatte, fand ich, es war an der Zeit, dass wir uns offiziell miteinander bekannt machten. Ich wusste, wer er war. Mehr als nur ein weiterer Nosferatu-Jäger. Viel mehr, denn er sprühte förmlich vor Macht. Ich wollte eine kleine Kostprobe von dieser Macht, bevor er starb.

Und er wusste von mir. In den letzten Sekunden ihres Lebens hatten manche Schwächlinge meinen Namen gejault, in der Hoffnung, im letzten Moment doch noch verschont zu werden, doch es hatte ihnen nichts gebracht.

Ich huschte lautlos die Dächer entlang und übersprang katzengleich die Lücken zwischen den Häusern. Nachdem ich ihn überholt hatte, flitzte ich noch zwei Blocks weiter, bis ich den Rand der Altstadt erreichte. Dort blieb ich vor einem alten, verlassenen Backsteinhaus stehen, das mir als Treffpunkt geeignet erschien. Mit seinem Aussichtsturm und den dunklen, auf den Fluss schauenden Fenstern wirkte es wie ein stummer Wachsoldat.

Die Luft war warm und diesig, obwohl es seit über zwei Wochen nicht geregnet hatte. Die Rasenflächen, denen die trockenen Sommer erheblich zusetzten, waren bereits wieder braun verfärbt. Selbst die Grillen litten unter der erdrückenden Hitze; sie schienen nur mit halber Kraft zu zirpen. Die leichte Brise, die vom Meer herüberwehte, nährte die Luft mit noch mehr Feuchtigkeit, sodass sie immer dicker und schwerer wurde. Auf der Suche nach Anonymität und um dem Leben zu entfliehen, das mich fast fünfhundert Jahre lang in den Klauen hatte, war ich vor gut hundert Jahren nach Savannah gekommen. Ich liebte diese schöne, geschichtsträchtige Stadt und die Geister, die in jeder dunklen Ecke und in jedem alten Haus zu spuken schienen. Auf die drückende Sommerhitze hätte ich jedoch gut verzichten können. Ich hatte zu viele Jahre in kühleren Gefilden verbracht.

Das leer stehende Haus war halb hinter zwei riesigen, von Louisianamoos überwucherten Eichen verborgen, die wie in Spitzengewänder gehüllte Anstandsdamen aussahen. Zur Straße hin war das Grundstück von einem hohen Eisenzaun eingefasst, der an der von zwei Steinsäulen flankierten Einfahrt endete. Ich saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der linken Säule und wartete auf ihn. Das subtile Pulsieren meiner Kräfte war wie ein Signal, das mein Körper aussendete. Ich wollte, dass Danaus meiner Fährte folgte, wie die Kinder dem Rattenfänger von Hameln gefolgt waren, und mich fand.

Danaus blieb stehen, als er den Rand des Grundstücks zu meiner Linken erreichte, und starrte mich an. Was ich tat, war ziemlich frech und vielleicht sogar etwas übertrieben, aber ich wollte nicht, dass er zu selbstbewusst wurde. In dieser Nacht sollte er für sein Blut arbeiten.

Mit einem Lächeln sprang ich lässig von der Säule herunter und tauchte in dem überwucherten Vorgarten ab, sauste schattengleich auf die Rückseite des Hauses und verschwand in einem offenen Fenster im ersten Stock.

Während ich in dem ehemaligen Kinderzimmer wartete, lauschte ich. Mein Magen zog sich in gespannter Erwartung zusammen, und mein Körper kribbelte vor Erregung, denn ich hatte nur selten Gelegenheit, mich mit jemandem zu messen, der fähig war, mich zu vernichten. Ich hatte bereits zahlreiche menschliche Jäger getötet, aber sie waren keine echte Herausforderung gewesen: Hilflos hatten sie mit ihren silbernen Kreuzen herumgefuchtelt und zu einem Gott gebetet, auf den sie sich erst in ihrer Schicksalsstunde wieder besonnen hatten. Nach so vielen Jahrhunderten hatte ich nur noch sehr wenige Möglichkeiten, echten Nervenkitzel zu erleben, einen Kampf auf Messers Schneide, und mich – wenn auch nur flüchtig – daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, lebendig zu sein. Danaus würde meinem Gedächtnis sicher auf die Sprünge helfen.

Dieser Jäger war anders. Er war nicht menschlicher als ich. Sein Körper war nur eine Hülle, der es kaum gelang, die Macht zu halten, die ihm aus allen Poren zu quellen schien.

Als ich hörte, wie im Erdgeschoss die Haustür aufflog und gegen die Wand knallte, lächelte ich. Er wusste, dass ich auf ihn wartete. Ich ging in das angrenzende Schlafzimmer, und das Echo meiner Schritte auf dem harten Dielenboden hallte durch das leere Haus. Nun wusste er ganz genau, wo ich war.

Ruhig, Mira!, ermahnte ich mich. Nur nichts überstürzen! Du hast ihn nicht über einen Monat verfolgt, um ihm dann mir nichts, dir nichts das Genick zu brechen.

Nein, ich wollte seinem Vernichtungsfeldzug ein Ende bereiten und diesen Moment ganz bewusst genießen.

Als ich das große Zimmer betrat, tappte ich lautlos in die gegenüberliegende Ecke, hüllte mich in die Dunkelheit wie in einen Mantel und wurde eins mit ihr. Immer wieder knarrte und ächzte es hier und da in dem alten Haus. Es schien ebenso gespannt zu warten wie ich.

Endlich erschien Danaus in der Tür. Seine Schultern waren so breit, dass sie beinahe den Rahmen streiften. Ich blieb noch einen Moment regungslos stehen und erfreute mich an dem langsamen, gleichmäßigen Heben und Senken seiner Brust. Er war völlig ruhig. Und er war groß, bestimmt eins fünfundachtzig. Er hatte rabenschwarzes wirres Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn. Seinen schwarzen Mantel hatte er inzwischen abgelegt, und er hielt einen Dolch mit einer etwa fünfzehn Zentimeter langen silbernen Klinge in der rechten Hand.

„Du bist also der, den man Danaus nennt“, sagte ich, ohne aus der schützenden Dunkelheit hervorzukommen. Er schaute ruckartig in meine Richtung, und seine Augen verengten sich zu blauen Schlitzen. „Du sollst Jabari im alten Theben getötet haben.“

Nun löste ich mich aus der dunklen Ecke und durchschritt den Raum, sodass er mich zum ersten Mal richtig sehen konnte. In dem gedämpften Licht, das durch die Fenster in den Raum fiel, schimmerte meine bleiche Haut wie weißer Marmor. Ich kam ihm nicht zu nah, um ihm die Möglichkeit zu geben, mich zu taxieren.

„Aber Valerio in Wien hast du nicht geschafft“, sagte ich nicht ohne eine gewisse Neugier. „Und in Sankt Petersburg wartet noch Yuri auf dich, dabei ist er nicht einmal halb so alt wie Jabari.“

„Das hat Zeit.“ Seine Stimme kam einem kehligen Knurren gleich.

Ich stutzte und musterte ihn argwöhnisch. Ich konnte seinen Akzent nicht richtig einordnen, und im Lauf meines Lebens hatte ich schon viele gehört. Er war alt, sehr alt. Zwar nicht so alt wie Jabaris ägyptischer Einschlag, doch er stammte aus längst vergangenen Zeiten. Das gab mir zu denken, aber zunächst hatte ich dringendere Fragen.

„Mag sein“, gab ich nickend zurück. „Aber stattdessen bist du in die Neue Welt gekommen. Ich bin zwar eine der Ältesten hier, aber ich bin wesentlich jünger als Valerio. Warum die weite Reise?“

„Man nennt dich doch die Feuermacherin?“

Ich lachte, die leisen, perlenden Laute tanzten durch die Luft und streiften seine Wange wie eine warme Hand. Jemanden mit der Stimme zu berühren war ein alter Trick, den einige Nachtwandler beherrschten. Von besonders großem Nutzen war er nicht, aber er eignete sich hervorragend dazu, den Gegner nervös zu machen. Danaus trat von einem Bein aufs...


Drake, Jocelynn
Jocelynn Drake ist in Cincinnati aufgewachsen, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Bereits in ihrer Kindheit begann sie zu schreiben. Zu ihren Einflüssen zählt sie Raymond Feist, die Batman-Comics der 90er Jahre, Oscar Wilde und Ernest Hemingway. "Nightwalker" ist ihr erster veröffentlichter Roman.

Jocelynn Drake ist in Cincinnati aufgewachsen, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Bereits in ihrer Kindheit begann sie zu schreiben. Zu ihren Einflüssen zählt sie Raymond Feist, die Batman-Comics der 90er Jahre, Oscar Wilde und Ernest Hemingway. "Nightwalker" ist ihr erster veröffentlichter Roman.



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