E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Drew Dein Lächeln macht mich schwach
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95576-729-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-729-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sich für eine Kolumne romantische Rendezvous' auszudenken ist eine Sache - sie mit ihrem arroganten Kollegen Joe nachzustellen eine ganz andere. Bis er Amy heiß küsst. Ist es für ihn wirklich nur ein Spiel?
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1. Kapitel
Liebe Holly Heartfelt,
vor sechs Monaten habe ich meine beste Freundin meinem Verlobten vorgestellt. Gestern bat sie mich, Brautjungfer bei ihrer Hochzeit zu sein – sie heiratet meinen Exverlobten. Sie will außerdem, dass ich ein Kleid trage, das fünfhundert Dollars kostet. Genau diese fünfhundert Dollars habe ich aber gespart, um diesen Sommer Urlaub am Meer zu machen. Was soll ich bloß tun?
Torn
Amy Patterson las den Brief auf ihrem Computerbildschirm und schlang sich dabei eine kupferrote Locke um den Finger, ohne darauf zu achten, dass sie ihr widerspenstiges Haar eigentlich zu einem glatten Bob geföhnt hatte.
„Du hast dir bereits einmal die Finger verbrannt, also wähl dieses Mal lieber ein Sonnenbad am Meer“, murmelte sie, um diese Antwort als stellvertretende Redakteurin der Ratgeberkolumne klanglich zu testen.
„Redest du mal wieder mit dir selbst?“, fragte Melanie Hayes, die hinter Amy stehen geblieben war und ihr neugierig über die Schulter spähte.
„Hat dir noch niemand gesagt, dass es sich nicht gehört zu lesen, was auf dem Monitor anderer Leute steht?“, gab Amy zurück und blickte die gertenschlanke blonde Lifestyle-Reporterin nicht besonders freundlich an.
„Himmel, bist du empfindlich! Oh, ich vergaß, heute ist ja dein großer Tag. Wirst du nun die nächste Holly Heartfelt oder nicht? Was für ein altmodischer Name. Also, wirklich, Amy, warum bewirbst du dich um diesen Job?“
„Ich muss meine Miete bezahlen“, erwiderte Amy. Sie hatte nicht vor, sich einer Reporterin zu offenbaren, deren Porträts sich darin erschöpften zu berichten, dass ihr Interviewpartner einen Swimmingpool besaß.
Deshalb tat sie, als würde sie sich wieder in den Brief vertiefen, bis Melanie sich endlich trollte, um jemand anderem auf die Nerven zu fallen.
„Liebe Torn“, schrieb sie dann und stellte sich dabei vor, Melanie wäre die unsympathische Braut. „Hier sind drei mögliche Antworten auf Ihre Frage. Wählen Sie einfach die, die am besten zu Ihren Empfindungen passt.
A: Ich mag dieses Paar und möchte, dass sie wieder meine besten Freunde werden.
B: Ich finde es gemein, was sie mir angetan haben, aber ich möchte den Hochzeitsgästen nicht den Eindruck vermitteln, dass ich nachtragend bin.
C: Ich habe doch nicht ein Jahr lang für meinen Urlaub gespart, damit meine ehemals beste Freundin mich noch mehr demütigt. Hallo, Sonne, Sand und Meer, ich komme!“
Amy lehnte sich zurück und las noch einmal durch, was sie geschrieben hatte. Sie war mit sich zufrieden. Es klang schon jetzt gut; später würde sie es noch einmal überarbeiten – falls Bertram Ulysses Garver ihr den Job gab.
Zehn Minuten später war Amy in der Chefredaktion.
„Du siehst gut aus.“ Roberta Higuera, eine Jungredakteurin und Amys liebste Kollegin beim „Phoenix Monitor“, steckte den Kopf aus einer der Türen. „Ich lade dich zum Mittagessen ein – damit wir deinen neuen Job feiern können.“
„Falls ich ihn bekomme!“ Amy strich nervös den kurzen Rock ihres pfirsichfarbenen Leinenkostüms glatt.
„Na, hör mal, du hast immerhin vier Jahre als Hollys Assistentin gearbeitet. Jeder hier weiß, dass du die Kolumne fast ein Jahr lang mehr oder weniger selbst geschrieben hast. Oh, Rose ist am Kopierer und bat mich, dir zu sagen, dass du direkt zu B. U. reingehen sollst. Er erwartet dich. Viel Glück!“
„Sie sind vier Minuten zu spät, Patterson“, sagte Bertram Garver, als Amy zögernd die schwere Eichentür zu seinem Büro öffnete.
Ihr Chefredakteur wählte seine Kleidung, um die Leute einzuschüchtern. Obwohl er seit fast zwanzig Jahren in Phoenix lebte, versuchte er wie ein Bankpräsident der Ostküste zu wirken: anthrazitfarbener Nadelstreifenanzug, gestärktes weißes Hemd, Manschettenknöpfe aus Silber mit Onyx, Halstuch in Bordeauxrot und Grau. Selbst seine Halbglatze sah aus wie auf Hochglanz poliert. In seiner Gegenwart fühlte Amy sich zerknittert und unordentlich. Sie musste sich zwingen, nicht ständig auf den Boden zu schauen, wenn sie mit ihm sprach.
„Entschuldigung, Mr. Garver. Ich habe noch an der Kolumne gearbeitet und nicht gemerkt, wie die Zeit verflog …“ Während sie sprach, fiel ihr Blick auf zwei blank gewienerte braune Cowboystiefel, die zu einem Paar langer Beine gehörten, die in legeren Hosen steckten.
„Ich möchte Sie mit jemandem bekannt machen, Amy.“
Die Tatsache, dass Garver ihren Vornamen verwendete, ließ Schlimmes ahnen.
„Dies ist …“
„Joe Malone!“, platzte Amy heraus, als der Angesprochene sich umwandte.
„Amy … Amy Patterson?“ Ein hochgewachsener, schlanker, dunkelhaariger Mann musterte sie aus azurblauen Augen. Ungeniert ließ er den Blick von ihrem Scheitel bis zu ihren Schuhen gleiten.
Diesen Mann würde sie selbst mit neunzig noch wiedererkennen. Seine dunkle, schmeichelnde Stimme hatte sich ihr schon als Teenager eingeprägt. Die feinen Lachfältchen in den Augenwinkeln machten ihn nur noch attraktiver. Sie wurde in zwei Jahren dreißig, doch er wirkte, als wäre diese magische Zahl ein äußerst erstrebenswertes Alter.
„Ihr beide kennt euch bereits?“, fragte Garver irritiert, als hätten Amy und Joe ihm die Show gestohlen.
„Ich bin mit einer Amy Patterson zur Schule gegangen“, erwiderte Joe grinsend, „und ich würde diese Haarfarbe überall wiedererkennen.“
Amy hatte jahrelang daran gearbeitet, ihr Highschool-Image hinter sich zu lassen. Damals war sie klein und pummelig gewesen, hatte eine Zahnspange getragen und über eine wilde rote Mähne verfügt. Während Joe sie nun aufmerksam musterte, hatte sie das Gefühl, sich wieder in das hässliche Entlein zurückzuverwandeln.
„Joe und mein Bruder gingen in dieselbe Klasse, Mr. Garver“, klärte Amy ihren Chef auf. „Ich war zwei Klassen unter ihnen.“ Sie fühlte sich überaus unbehaglich. Warum musste Joe auch ein so umwerfend attraktiver Mann sein?
„Freut mich, dass Sie beide sich kennen“, sagte Garver betont sachlich. „Sie werden nämlich zusammenarbeiten.“
„Nicht noch mal!“, rief Amy.
„Was meinen Sie damit?“, wollte Garver leicht entnervt wissen.
„Wir haben zusammen die Schülerzeitung gemacht, Bert“, informierte Joe ihn, ehe Amy etwas sagen konnte.
Aha! dachte sie. Er nennt Bertram Ulysses Garver beim Vornamen! Das wird Gesprächsstoff in der Nachrichtenredaktion geben. Ein neuer Redakteur, der ein Kumpel des Chefredakteurs ist!
„Ich habe die Zeitung geleitet“, fuhr Joe fort, ohne sich um Amys Groll zu kümmern. „Amy war eine von meinen kleinen Reporterinnen.“
Er legte ihr beiläufig den Arm um die Schultern und zog sie an sich.
Amy hätte ihn am liebsten geboxt. „Ich verstehe Sie nicht, Mr. Garver.“ Sie befreite sich aus Joes Griff. „Ich betreue und schreibe die Kolumne nun schon, seit Holly krank ist. Sind Sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden?“
„Ganz im Gegenteil. Sonst wären Sie heute nicht hier, Amy. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, aber wir brauchen ein neues Konzept für die Ratgeberkolumne. Zukünftig wird es Antworten vom Standpunkt eines Mannes und von dem einer Frau aus geben. Er und Sie. Damit wollen wir jüngere Leser ansprechen – die gleiche Zielgruppe, der auch unsere neuen Anzeigen gelten. Natürlich dürfen wir dabei nicht unsere treuen Stammleser verlieren.“
Amy schüttelte ungläubig den Kopf. Sie war jetzt seit vier Jahren Holly Gordons Assistentin. Begonnen hatte sie als Briefesortiererin, und vom Briefeöffnen über erste Recherchen hatte sie sich zur stellvertretenden Redakteurin entwickelt, die die Briefe jetzt selbstständig beantwortete. Sie verdiente es nicht, dass man ihr den Job nun wieder wegnahm!
„Wenn das neue Konzept ein Erfolg wird, wollen wir es über unser Syndikat weitervermarkten“, erläuterte Garver. „Joe haben wir angeheuert, damit er der Sache den richtigen Biss gibt.“
Amy bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich bin immer noch etwas verwirrt, Mr. Garver. Rat zu erteilen ist ein Spezialgebiet. Die Arbeit funktioniert ganz anders als in der Nachrichtenredaktion, wo man einfach berichtet, was sich ereignet hat. Für die Ratgeberseite benötigt man Erfahrung, Sensibilität …“
„Ich habe zeitweise für eine Ratgeberseite in Minneapolis gearbeitet – neben meiner Tätigkeit als Polizeireporter“, unterbrach Joe sie. „In beiden Fällen hatte ich es oft mit kaputten Beziehungen zu tun, daher bin ich nicht ganz so unerfahren, wie du denkst.“ Nonchalant strich er Amy eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie unterdrückte den Impuls, ihm auf die Finger zu schlagen oder Bertram Garver zu erdrosseln. Noch schlimmer war das sichere Gefühl, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihr ständiges peinliches Erröten in Schülertagen.
„Das neue Konzept ist beschlossen, und wir können Joes Erfahrung gut gebrauchen“, sagte Garver und erhob sich, um anzudeuten, dass er zu beschäftigt sei, um sich mit Widerspruch auseinanderzusetzen. „Ich glaube, Sie werden mit Ihrem neuen Vertrag sehr zufrieden sein, Amy. Wir sprechen die einzelnen Paragrafen durch, sobald Sie Gelegenheit hatten, ihn zu lesen. Die Rechtsabteilung wird Ihnen den Vertrag in Kürze übermitteln. Währenddessen kann Joe Ihnen die Details erklären, die die neue Kolumnenstruktur betreffen.“
„Er ist verantwortlich für die Kolumne?“, fragte sie mit schriller Stimme.
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