Dumas | Schiffbrüche | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 263 Seiten

Reihe: Französische Bibliothek

Dumas Schiffbrüche

Wahre Geschichten
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-88221-133-7
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wahre Geschichten

E-Book, Deutsch, 263 Seiten

Reihe: Französische Bibliothek

ISBN: 978-3-88221-133-7
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alexandre Dumas, der Autor von weltbekannten Abenteuerklassikern wie ?Die drei Musketiere? und ?Der Graf von Monte Christo?, hat auch vier Geschichten von historischen Schiffskatastrophen hinterlassen, in denen er sich ganz auf der Höhe seiner Erzählkunst zeigt. 1852 als Zeitungsfeuilletons veröffentlicht, wurden sie 2003 wiederentdeckt und nun erstmals ins Deutsche übersetzt. Dumas erzählt mitreißend vom Kampf gegen die Naturgewalt des Wassers. Vom Durst, Erschöpfung, Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Mut, Durchhaltekraft: Der Mensch in seiner elementaren Nacktheit im Kampf um das Überleben steht im Zentrum dieser eindrucksvollen Schilderungen. Sie vermitteln pure Lesefreude, immer findet sich ein Held, mit dem man mitfiebern, immer auch Schurken, gegen die man sich verbünden kann.

Alexandre Dumas (1802-1870), verlor bereits als Kind seinen Vater, der General bei der Revolutionsarmee war. Er erhielt durch Protektion ein Verwaltungsamt und später eine Bibliothekarsstelle beim Herzog von Orléans. Während der Revolution von 1830 war er Offizier der Nationalgarde. Er lebte von 1851-1854 im Exil in Brüssel. Nicola Denis, 1972 in Celle geboren, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Romanistik in Köln, wo sie 2001 mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte ?Tartuffe in Deutschland? promoviert wurde. Sie lebt in Westfrankreich und arbeitet dort seit 2002 als freie Übersetzerin.

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Kapitel I — 1619
Gegen Ende des Monats Mai 1619 fuhren drei holländische Schiffe – die Neu-Zeelandt unter Kapitän Pieter Tijsz, die Enchuysen, unter Kapitän Jan Jansz, und die Neu-Hoorn unter Kapitän Bontekoe – nachdem sie das Kap der Guten Hoffnung ohne aufzulaufen umsegelt hatten, bei herrlichem Wetter an der Terra do Natal entlang. Einhundertzweiunddreißig Jahre zuvor hatte der Portugiese Bartholomäus Diaz, auf der Suche nach dem berühmten Priester Johannes, den seit drei Jahrhunderten gesuchten Papst des Morgenlandes, es selbst unwissentlich umsegelt und war durch einen Sturm, der ihn unter seine Fittiche genommen hatte, von Süden nach Osten abgetrieben worden. Von diesem Tag an war ein neuer Seeweg nach Indien entdeckt. Um die zukünftigen Seefahrer nicht allzu sehr zu entmutigen, hatte König Johann II. von Portugal den Namen Kap der Stürme, den Bartholomäus Diaz ihm bei seiner Rückkehr nach Lissabon gegeben hatte, in Kap der Guten Hoffnung verwandelt, der ihm seither geblieben ist. Zehn Jahre später war die Reihe an Vasco da Gama. Es hieß, die Reise von Diaz dort wieder aufzunehmen, wo dieser sie unterbrochen hatte; Indien musste mit Portugal verbunden werden, Kalikut mit Lissabon. Nachdem er der Terra do Natal in Erinnerung an die Geburt Unseres Herrn ihren Namen gegeben hatte; nachdem er den Anker in Sofala geworfen hatte, das er für das einstige Ophir hielt; nachdem er nacheinander Mosambik, Kilwa, Mombasa und Malindi angelaufen hatte; nachdem er vom König der letztgenannten Stadt einen erfahrenen Steuermann bekommen hatte, wagte sich Vasco da Gama entschlossen in das Arabische Meer, segelte aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen den Lakkediven und den Malediven hindurch und legte am 20. Mai 1498 in Kalikut an, Zentrum des Handels, den Indien zu diesem Zeitpunkt mit dem ganzen weiten Kontinent unterhielt, der sich von Sansibar bis zur Meerenge von Malakka erstreckt. Dann war die Reihe an Camões, dem Homer des Indischen Ozeans; Die Lusiaden sind der epische Bericht seiner Reise. Camões hatte im Kampf gegen die Mauren von Ceuta ein Auge verloren, fast zur gleichen Zeit, als Cervantes im Kampf gegen die Türken bei Lepanto eine Hand verlor. Es ist bekannt, wie ein paar satirische Verse nach dem Besuch von Goa, nach den Kämpfen bei Chembe, am Kap Guardafu und in Maskate ihn ins Exil auf die Molukken führten; wie Dom Konstantin von Braganza ihn zum Erbschaftsverwalter von Makao ernannte, das noch nicht existierte oder gerade erst entstanden war; wie Camões, als er keine Erbschaft zu verwalten hatte, seine Dichtung verfasste; wie er sich mit seinem doppelten Schatz, dem des Vermögens und dem der Dichtung, einschiffte, um nach Goa zurückzukehren; wie der Dichter, nachdem sein Schiff vor der Küste von Siam Schiffbruch erlitten hatte, sein Gold dem Chinesischen Meer überließ, seine Dichtung aber über das Wasser hielt und sich so mit einer Hand sein Leben und mit der anderen seine Unsterblichkeit sicherte. Aber ach! Obwohl die Dichtung der Lusiaden sechs Jahre darauf erschien, obwohl es noch im selben Jahr eine zweite Auflage gab, obwohl alle Portugiesen die Geschichte vom Riesen Adamastor und vom Unglück Inês de Castros auswendig kannten, sah man nichtsdestoweniger einen armen, auf seine Krücke gestützten Greis durch die Straßen Lissabons gehen, der sich zum Kloster San-Domingo begab, wo er, unter die Schüler gemischt, die Theologiestunden verfolgte, während ein javanischer Sklave für ihn bettelte und ihn mit den erhaltenen Almosen versorgte. Es stimmt, dass man innehielt, wenn der Greis vorüberging, um ihn anzuschauen, und dass er jene für seinen Stolz tröstlichen Worte vernehmen konnte: »Das ist Luís de Camões, der große Dichter.« Manche fügten hinzu: »Er ist also arm?« Woraufhin stets eine Stimme entgegnete: »Nein, König Dom Sebastião zahlt ihm eine Rente aus.« Und in der Tat zahlte der König Sebastião dem Mann, der seine Herrschaft besang, eine Rente von jährlich fünfundsiebzig Pfund aus. Folglich musste, als Dom Sebastião auf seinem Afrikafeldzug umkam, der bereits ärmlich hausende Dichter in der Rua Sant’Anna eine noch ärmlichere Wohnung nehmen. Folglich musste, als Antonio, der javanische Sklave, starb, da niemand mehr für den Dichter bettelte und er nicht selbst betteln wollte, der Verfasser der Lusiaden seine Pritsche gegen das Spital eintauschen. Eine letzte Stufe blieb ihm auf dem Weg nach unten, diejenige, die ins Grab führt: Er nahm sie mit einem Lächeln. Armer Dichter, den sein Vaterland vergaß, der aber sein Vaterland nicht vergessen konnte! »Wenigstens sterbe ich vor Portugal!« Und man warf ihn in eine Grube, auf die man einen namenlosen Stein rollte. Sechzehn Jahre nach seinem Tod, als sein Ruhm sich deutlich vermehrt hatte, machte Dom Gonzalo Coutinho den Vorschlag, dem Dichter ein Denkmal zu setzen; aber ebenso wenig wie den Ort seiner Geburt kannte man den Ort seines Grabes. Schließlich erinnerte sich ein alter Küster, an einem Gewitterabend ohne Angehörige, ohne Familie, ohne Freunde einen Mann beerdigt zu haben, der mit zwei Verletzungen gezeichnet war, einem ausgestochenen Auge und einem gebrochenen Oberschenkel. An dieser Beschreibung erkannte man Camões. Das Grab wurde mit großem Aufwand geöffnet, der Leichnam wurde geborgen, an einen dem Chor der Franziskanernonnen aus dem Kloster von Sant’Anna benachbarten Ort gebracht, und auf sein neues Grab ließ man eine Marmortafel setzen, in die folgende Inschrift eingraviert war: Hier ruht Luis de Camões,
Dichterfürst seiner Zeit.
Er lebte in Armut und Elend. Und starb desgleichen.
Anno MDLXXIX. Dort ruhte er, ungestört und in Ehren, fast zwei Jahrhunderte lang; doch eines Tages, am 1. November 1755, drängte es den Himmel, durch ein furchtbares Vorzeichen die Geburt einer Königin zu verkünden, und ein Erdbeben machte Lissabon zunichte, mit Lissabon die Kirche Sant’Anna, und mit der Kirche Sant’Anna das Grab des Verfassers der Lusiaden. Bei dieser Königin handelte es sich um Marie-Antoinette von Österreich. Oh, Könige und Dichter, Gott bestimmt euch von Zeit zu Zeit das gleiche Schicksal, um dem Universum vorzuführen, dass ihr ebenbürtig seid! Die Dichtung von Camões hatte Indien bekannt gemacht. Bald fuhr dort, wo der Seefahrer Diaz, der Eroberer da Gama und Camões, der Dichter, gefahren waren, der Kaufmann van Noort; allerdings gelangte er von der gegenüberliegenden Seite aus nach Indien, indem er an der Küste Patagoniens entlangsegelte und die furchtbare, von Magellan am 28. Mai 1520 entdeckte Meerenge durchquerte; schließlich befuhr er, dem Beispiel Sebastião del Canos folgend, den Atlantik über das Kap der Guten Hoffnung, nachdem er innerhalb von drei Jahren die Welt umsegelt hatte. Damit begann die Fortuna Maris der Holländer, dieser Phönizer Europas, die sich an einem hoffärtigen Tag als »Auskehrer« der Meere bezeichnen und anstatt einer Flagge einen Besen an der Gaffel ihrer Schiffe tragen sollten. Vierzehn Jahre später besiegte der holländische Admiral Joris van Spilbergen die spanische Flotte vor der Küste Perus und besiegelte die Herrschaft Hollands auf den Molukken. Fünf Jahre nach diesem Sieg umsegelten, wie erwähnt, die drei holländischen, von Pieter Tijsz, Jan Jansz und Bontekoe befehligten Schiffe das Kap der Guten Hoffnung. Wie hielten diese drei Walfischfahrer gemeinsam Kurs? Hören wir den Bericht. Willem Ysbrantsz Bontekoe war 1618 von der Niederländischen Ostindien-Kompanie zum Kapitän der Neu-Hoorn ernannt worden, ein 1 100 Tonnen schweres Schiff mit einer Mannschaft von 206 Männern, das für den Handel bestimmt war. Er war am 28. Dezember von Texel aufgebrochen, und sein Schiff war bereits am 5. Januar, nachdem er den Ärmelkanal verlassen hatte, durch drei derart heftige Windstöße erschüttert worden, dass er einen Moment lang geglaubt hatte, seine Reise sei hiermit beendet. Die Vorsehung wollte es anders: Nach zwei Wochen schwerer See war die Gefahr gebannt, es trat eine Windstille ein, und Bontekoe setzte seine Fahrt fort, noch ohne zu wissen, ob er den Indischen Ozean über die Magellanstraße oder das Kap der Guten Hoffnung erreichen würde. Die Winde sollten entscheiden, ob er nach Osten oder nach Westen drehen würde. Bevor er die Kanaren erreichte, war er auf die beiden Schiffe getroffen, mit denen wir ihn das Kap haben umsegeln sehen. Nach einer dreiwöchigen Windstille, der sie mit der Annäherung an den Äquator ausgesetzt waren,...


Alexandre Dumas (1802-1870), verlor bereits als Kind seinen Vater, der General bei der Revolutionsarmee war. Er erhielt durch Protektion ein Verwaltungsamt und später eine Bibliothekarsstelle beim Herzog von Orléans. Während der Revolution von 1830 war er Offizier der Nationalgarde. Er lebte von 1851-1854 im Exil in Brüssel.

Nicola Denis, 1972 in Celle geboren, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Romanistik in Köln, wo sie
2001 mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte ›Tartuffe in Deutschland‹ promoviert wurde. Sie lebt in Westfrankreich und arbeitet dort seit 2002 als freie Übersetzerin.



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