Duncker | Die Marquise von Pompadour | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

Duncker Die Marquise von Pompadour


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1105-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1105-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dunckers historisch-biografischer Roman lehnt sich eng an die überlieferten Geschichten der Mätresse König Ludwigs XV. an. Pompadour war 1720 geboren und von zweifelhafter Herkunft, aber außerordentlicher Liebenswürdigkeit und mit viel Talent und Verstand begabt. Sie hatte eine gute Erziehung genossen und war seit 1741 mit dem Unterfinanzpächter Lenormand d'Etioles verheiratet. Dessen ungeachtet ließ sie sich von ihrer Mutter, welche von einem Finanzpächter unterhalten wurde, dazu verleiten, um die Gunst des Königs zu buhlen, dem sie wie zufällig zuerst während einer Jagd begegnete. Ludwig XV. verlor sie seitdem nicht aus den Augen und schenkte ihr nach Auflösung seines Verhältnisses mit Frau v. Chateauroux völlig seine Gunst, in der sie sich auch schnell zu behaupten verstand.

Duncker Die Marquise von Pompadour jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


IV.



Die Märzsonne schien. Die Fasten waren vorüber. Zugleich mit dem beginnenden Frühjahr, das seine ersten Zauber über die Gärten von Versailles ausgeschüttet hatte, begannen die höfischen Festlichkeiten von neuem.

In einem Vorzimmer zu den petits cabinets saßen die Herren von des Königs Begleitung, die vor einer Stunde mit ihm von der Jagd gekommen waren und nun auf den Befehl Seiner Majestät zum Jagdsouper warteten.

Der Herzog von La Vallière, dessen größter Ehrgeiz es war, Leiter der Bühnen Seiner Majestät zu werden, wandte sich an Richelieu und Ayen.

»Darf ich fragen, meine Herren, wie Ihnen gestern abend das Ballett von Rameau gefallen hat?«

Richelieu tauschte einen raschen Blick mit dem Herzog von Ayen, der eine ebenso boshafte als geistreiche Bemerkung auf der Zunge hatte.

»Nicht übel,« meinte Richelieu, »obwohl mir alles in allem – der Zuschauerraum bedeutend interessanter erschien.«

»Ganz meine Meinung,« spöttelte Ayen.

La Vallière lächelte verständnisvoll.

»Ich kann Ihnen nur Recht geben, meine Herren. Vor allem dünkte mich der Platz interessant, auf dem die schönste der Frauen mitten zwischen den Hofdamen Ihrer Majestät saß.«

La Vallière trat dichter an die Herzöge heran, damit ihn der junge polnische Edelmann nicht hören sollte, der gestern mit Aufträgen Stanislaus' an seine Tochter, die Königin, in Versailles eingetroffen war.

»Sie werden nach diesem Eklat nicht mehr bestreiten wollen, meine Herren, daß die Gemächer der Mailly neben den kleinen Kabinetten wieder bewohnt sind.«

Richelieu zuckte die Achseln.

La Vallière wandte sich an Ayen.

»Sie als Vertrauter Seiner Majestät –«

Richelieu fuhr mit frivolem Lächeln dazwischen.

»Zeichnen natürlich verantwortlich für die Erfolge Madame d'Étioles', wenn man auch geneigt ist, dem armen Binet die ganze Geschichte in die Schuhe zu schieben.«

»Ich habe gar keine Ambitionen, mich gegen Ihre Angriffe zu verteidigen, meine Herren. Ich wollte den König während der Festlichkeiten für den Dauphin bei guter Laune halten, das ist mir gelungen. Weiteres –«

»Weiteres ist Ihnen noch besser gelungen, Ayen. Nämlich die Prinzessin von Rohan zu ärgern, die Sie nicht ausstehen können, Herzog.«

Richelieu legte Ayen die Hand auf die Schulter und sagte in scherzhaftem Ton:

»Sie sehen, mein lieber Ayen, es gibt immer noch Leute, die selbst dem gewiegtesten Kartenmischer ins Spiel zu gucken vermögen. Im übrigen –«

Richelieu sprach leiser fort und sah sich nach dem Polen um, der seitab am Fenster stand und melancholisch in den Halbdämmer der Gärten hinuntersah. »Im übrigen haben die Dinge einen ernsteren Charakter angenommen, als man voraussehen konnte.«

»Ich weiß«, gab Ayen zurück. »Der Bischof tobt über die neue Favoritin, eine Favoritin ohne Religion, aufgewachsen unter den Einflüssen Fontenelles, Maupertuis' und Voltaires. Einstweilen ist der Dauphin noch zu sehr von seinen jungen Ehefreuden hingenommen, um sich seinem Erzieher anzuschließen. Auch das wird kommen!«

»Wie man mir aus sicherer Quelle mitteilt, fürchtet Mirepoix eine lange Dauer des Verhältnisses. Was ist Ihre Meinung, meine Herren?« fragte La Vallière.

»Ich erlaube mir, die gegenteilige zu haben,« entgegnete Richelieu rasch und entschieden. Ayen stimmte zu.

»Heut ist der König noch im ersten Rausch, im Bann der Schönheit und Jugend der d'Étioles. Aber rascher, als man glaubt, wird der Rausch verflogen sein. Ob der König sich auch tausendmal verschworen hat, keine Frau von Geburt mehr anzusehen, er wird, und das sehr bald, zu einer von ihnen zurückkehren. Ich kenne den König im Punkt der Liebe besser als irgend jemand sonst. Nie und nimmer wird ihn eine Frau aus dem Bürgerstand dauernd fesseln. Bei allen Vorzügen fehlt der d'Étioles doch, was jeder Frau fehlt, die nicht zu uns gehört, jene echte Vornehmheit, die der König nicht entbehren kann, die Noblesse der Manieren, an die er gewöhnt ist. Wo soll sie auch herkommen bei dieser geborenen Poisson?«

»Vergessen Sie nicht, meine Herren,« mischte sich La Vallière ins Gespräch, »die d'Étioles ist nicht nur schön, sie soll auch für alle Künste begabt und ungewöhnlich geistreich sein. Der Bischof steht auf dem Standpunkt, daß nicht die Geburt, sondern die Erziehung den Ausschlag gibt, und daß nichts sich leichter erziehe als eine geistreiche Frau, wenn sie sich nämlich erziehen lassen will.«

»Und der bürgerliche Name?«

»Namen und Titel kann der König bis zu jeder beliebigen Höhe verleihen.«

»Hat der Bischof auch mit Ihnen gesprochen, La Vallière?«

Der Herzog zuckte die Achseln.

»Vielleicht. Jedenfalls steht er auf dem Standpunkt, daß wir Hofleute die Gefahr unterschätzen, die in dieser leidenschaftlichen Hingabe des Königs liegt, weil wir es für ausgeschlossen halten, daß der König sich dauernd an eine bürgerliche Favoritin attachiert. Wer weiß, vielleicht hat Mirepoix recht.«

»Ich bleibe bei meiner Meinung.«

Ayen pflichtete Richelieu bei.

In der Tür erschien einer der Offiziere vom Dienst und brachte die Mitteilung, daß Seine Majestät den Herren danken lasse. Er beabsichtige, allein zu soupieren.

Als die Tür sich hinter dem Offizier wieder geschlossen hatte, begegneten die Augen Richelieus und Ayens sich in einem betroffenen Blick.

La Vallière aber sagte:

»Alle Achtung vor dem Scharfblick des Bischofs!«

Während die Herren von der Jagdgesellschaft unten auf die Befehle ihres Monarchen warteten, durchstreifte der König Arm in Arm mit Jeanne d'Étioles das Gewirr der kleinen Gemächer, der Geliebten alle Herrlichkeiten und Wunder dieses königlichen Schlupfwinkels unter den Dächern von Versailles zu zeigen.

Er führte sie von Treppe zu Treppe, durch alle Irrgänge, die nur dem König selbst und wenigen seiner Vertrauten bekannt waren. Er zeigte ihr seine reiche Bibliothek, seine Bilder und Landkarten, seine Drechselbank, seine Bäckereien und Küchen.

Er führte sie auf die oberen Terrassen mit ihren kunstvollen Gartenanlagen und den großen goldenen Vogelhäusern, in denen es hundertstimmig durcheinander pfiff, sang, schmetterte.

Jeanne hatte die Augen überall. In ihrer lebhaften Art, zu sprechen, sich zu geben, zeigte sie für alles Verständnis, fragte sie mit unfehlbar sicherem Instinkt nach dem, wonach der König gefragt sein wollte.

Er streichelte zärtlich ihr schönes Haar, küßte den lächelnden, lebhaft plaudernden Mund.

»Höre nur, wie sie singen, meine kleinen Hofsänger! Tu's ihnen nach und laß mich endlich deine liebe Stimme hören. Sing mir die alten Lieder von Lully, die man am Hof des Sonnenkönigs so gern hörte.«

Jeanne machte ein trauriges Gesicht.

»Sobald diese unartige Kehle wieder geschmeidig ist, Sire. Die kleinen Sänger haben es besser. Sie leiden nicht an Katarrhen und haben von den bösen Märzstürmen nichts zu fürchten.«

Louis schüttelte besorgt den Kopf.

»Der Katarrh noch immer nicht behoben? Du solltest einen Arzt fragen, Jeanne. Ich würde dir einen meiner Leibärzte schicken, wenn ich nicht fürchtete –«

Jeanne wußte sofort, wo der König hinauswollte.

»Nein, nein, Sire. Um keinen Preis. Der Arzt, der mich schon als Kind behandelte, hat in solchen Fällen viel warme Milch verordnet. Ich werde ganz gehorsam sein.«

Sie waren...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.