E-Book, Deutsch, Band 1, 198 Seiten
Reihe: Ein Wassenbergkrimi
Eater / Esser Blutiger Bergfried
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-6716-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Wassenbergkrimi
E-Book, Deutsch, Band 1, 198 Seiten
Reihe: Ein Wassenbergkrimi
ISBN: 978-3-7504-6716-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Idylle, in der Sabine Esser mit ihrem Mann lebt, heißt Wassenberg und liegt am südlichen Niederrhein, nahe der niederländischen Grenze. Seit vier Jahren schreibt sie unter dem Pseudonym J.J. Eater Lokalkrimis. Ihre Heimat bietet ihr alles was das Herz begehrt: schaurige Leichenfundorte, unheimliche Monumente und eine geheimnisvolle Historie, die bis weit ins Mittelalter zurückreicht. Alles drängt danach aufgeschrieben zu werden. Sabine Esser liebt das Gefühl, wenn alle in der Geschichte in Gang gebrachten Rädchen am Ende ineinandergreifen. Um ihre Schreibkunst zu verfeinern, absolvierte sie ein Fernstudien - Seminar für Belletristik. Außerdem gehört sie dem kürzlich gegründeten Autorenzirkel "Schreibsalon Löwinnen" an.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 2
Vor zwei Tagen hatte Ellen - mit der Kaffeetasse in der Hand an die Küchentheke gelehnt - die Buchungsbestätigung für ein Hochzeitsarrangement mit mehrgängigem Candle Light Dinner inklusive anschließender Übernachtung mit Frühstück am nächsten Morgen im Hotel „Zur Burg“ in Wassenberg studiert. Auftraggeber dieser Buchung war eindeutig ihr Mann Jens gewesen.
Gesagt hatte er ihr allerdings nichts hiervon.
Das sollte doch wohl nicht etwa eine Überraschung zu ihrem siebten Hochzeitstag sein? Dass er überhaupt an ihren Hochzeitstag gedacht hatte, wunderte sie sehr.
Beim Durchsuchen seiner E-Mails hatte sie die Buchungsbestätigung gefunden.
Merkwürdig, dass er mit ihr nicht darüber gesprochen hatte.
Oder wollte er sie überraschen.
Sie konnte es ja kaum glauben, so abweisend und gleichzeitig abwesend er in letzter Zeit war. Sie hatte schon ein außereheliches Verhältnis in Verdacht. Aber Beweise hierfür hatte sie bis jetzt keine gefunden.
Weder in seinen Hosentaschen, noch in seiner Geldbörse oder in seinem Handy. Die E-Mails waren ihre letzte Hoffnung gewesen. Gefunden hatte sie rein gar nichts, aber was sie glauben sollte, wusste sie nicht.
Oft war er in Gedanken ganz wo anders, wenn sie ihn ansprach.
Sollte sie ihn darauf ansprechen?
Ohne Beweise?
Würde er alles abwiegeln und herunterspielen?
Am schlimmsten fände sie es, wenn er ihr vorwerfen würde, sie bilde sich das alles nur ein.
Ellen entschloss sich, einfach abzuwarten. Sie könnte ihm verheimlichen, dass sie die Buchungsbestätigung gefunden hatte.
Lud er sie nicht ein, wüsste sie, woran sie war.
Aber wollte sie das auf diese Art und Weise erfahren.
Sie machte sich Gedanken um ihren Gemütszustand, sollte er mit einer anderen Frau dieses Essen genießen, während sie allein zu Hause säße.
Bei dem bloßen Gedanken daran fing sie an, innerlich zu kochen.
Dann musste sie ihn in jedem Fall mit ihrem Wissen konfrontieren. Da konnte sie auch gleich den Ausdruck auf der Küchentheke liegen lassen und abwarten, was passierte.
In Gedanken ging sie weiter ihre Möglichkeiten durch.
Den Ausdruck einfach liegen zu lassen, erschien ihr im Moment die einfachste Lösung. Also deponierte sie ihn gut sichtbar auf die Küchentheke und ging zur Arbeit.
Als Ellen am Nachmittag nach Feierabend nach Hause kam, war der Beleg verschwunden und ihr Mann Jens ebenfalls. In ihrer Phantasie malte sie sich aus, wie er bei ihr war und die Situation wild gestikulierend diskutierte.
Was sollte sie tun?
„Ha, da habt ihr jetzt ein Problem was?“, murmelte sie grimmig vor sich hin. Sie bemerkte die Wut, die in ihr hochkochte, also ging sie ins Bad und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen.
Sie musste besonnen und ruhig bleiben.
Sie durfte auf keinen Fall ausflippen.
Da hörte sie das Öffnen der Haustüre.
Das konnte nur Jens sein.
Sie hörte, wie er ihren Namen rief.
„Ja? Was gibt es denn? Ich bin im Bad!“
„Warum bist du so gereizt? Schlechten Tag gehabt?“ Er stellte einen konsternierten Gesichtsausdruck zur Schau, als er seinen Kopf durch die Badezimmertür steckte.
„Na du scheinst ja einen ganz besonders guten Tag erwischt zu haben, so wie du strahlst.“, schleuderte sie ihm süffisant entgegen. Sie folgte ihm in den Flur.
„Willst du mir jetzt vorwerfen, dass ich gute Laune habe und du nicht? Da kann ich ja wohl nichts für!“
Verärgert wandte er sich um und betrat die Küche. „Ich wollte dich eigentlich überraschen, aber erstens hast du mir die Überraschung vermasselt, in dem du meine E-Mails durchstöbert hast. Was hast du eigentlich dort gesucht?“ Misstrauisch sah er sie an.
„Und zweitens?“, wich sie ihm aus.
Vielleicht konnte sie die Antwort auf diese Frage schuldig bleiben.
„Und zweitens weiß ich gar nicht, ob du eine Überraschung im Augenblick überhaupt verträgst, so schlecht, wie du in letzter Zeit drauf bist.“
Das saß!
Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab, damit er ihren verletzten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
Mühsam versuchte sie, ihre Fassung wieder zu gewinnen. Jetzt bloß nicht heulen.
Er sah sie an.
Hatte er sie am Haken?
Ihr Misstrauen blieb.
Vielleicht ist so ein Wochenende ja gar nicht so schlecht, überlegte sie. Vielleicht brachte es sie einander wieder näher. Sie konnten bei einem leckeren Glas Rotwein miteinander reden.
Richtig miteinander reden!
Und wenn sie geredet hatten, konnten sie auch andere schöne, sehr entspannende Dinge tun.
Bei dem Gedanken daran wurde ihr warm. Sie setzte ein Lächeln auf und wischte sich mit dem Zeigefinger eine Träne, die sich aus ihrem linken Auge gestohlen hatte, fort.
„Entschuldige bitte meine schlechte Laune in letzter Zeit, aber der Stress auf der Arbeit macht mich einfach fertig. Es tut mir leid, dass ich deine Überraschung verdorben habe, das wollte ich nicht.“ „Was wolltest du denn nun in meinen Mails?“ Jens beharrte auf einer Antwort.
Blitzschnell ging sie im Kopf mögliche Antworten durch und entschied sich für diejenige, die sich für sie augenblicklich am plausibelsten anhörte.
„Meine Kollegin Ira beabsichtigte, mir auf deinen E-Mail Account eine Rechnung zu schicken. Die wollte ich ausdrucken. Es war keine Absicht, dass ich auf deine Buchung gestoßen bin.“
Sie legte eine falsche Fröhlichkeit an den Tag.
Er sah sie scharf an. „Tu das nie wieder!“, sagte er todernst mit Eis in der Stimme.
Plötzlich war er wie ausgewechselt!
Zorn loderte ihr aus seinen Augen entgegen.
Kennte sie ihn nicht besser, sie würde Angst vor ihm bekommen.
„Ist ja schon gut.“ „Wie gesagt, es war keine Absicht.“, beschwichtigte sie, und die Hoffnung zu mehr Nähe schwand so schnell, wie sie sich eingestellt hatte.
Trotzdem wollte sie an diesem Wochenende ihre Chance nutzen.
Zwei Wochen später war es so weit.
Er lud ihren Trolley in den Kofferraum seines Wagens, während sie das Auto bestieg.
Gleich würde es los gehen.
Es wurde auch allerhöchste Zeit.
Die Stimmung war derart gereizt und angespannt. Bei der kleinsten Kleinigkeit bekam er einen Tobsuchtsanfall nach dem nächsten.
Er begann, auf Sachen einzuschlagen.
An einem Tag hatte er mit der Faust den Badezimmerspiegel zerschlagen. Das war eine sehr blutige Angelegenheit gewesen.
Ihr Bruder Marko hatte sie bekniet, nicht mit ihm zu fahren, sondern stattdessen entweder heimlich, still und leise aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen oder aber die Schlösser austauschen zu lassen.
Marko war der Meinung, es dauere nicht mehr lange, und er würde Hand an sie legen. Als sie ihm das mit dem Badezimmerspiegel erzählt hatte, war Marko außer sich gewesen.
Aber sie konnte sich zu keinem von beidem durchringen.
Es ging einfach nicht.
Sie redete sich ein, sie brauche nur etwas Zeit mit Jens, dann ginge es schon wieder besser.
Also saß sie nun hier neben ihm und fuhr mit ihm die Zufahrtsstraße zum Hotel „Zur Burg“ hinauf. Zu Füßen des Bergfrieds befand sich ein Parkplatz; dort stellten sie den Wagen ab und rollten ihren Trolley zur Rezeption.
Nachdem Jens seinen Personalausweis vorgelegt und der Rezeptionist alle wichtigen Daten aufgenommen hatte, händigte er ihnen den Zimmerschlüssel aus.
Mittlerweile war es schon sieben Uhr am Abend, so dass ihnen noch ein klein wenig Zeit blieb, ihr Zimmer zu beziehen, sich frisch zu machen und umzuziehen.
Dann begaben sie sich in den Speiseraum des Hotels zu ihrem Candelight Dinner.
Im Speiseraum angekommen begleitete ein Kellner sie an ihren reservierten Platz, in einer ruhigen gemütlichen Nische direkt am Fenster.
Zur Eröffnung servierte er ihnen ein Glas Champagner.
Sie stießen mit klirrenden Gläsern miteinander an und beglückwünschten sich gegenseitig zu ihrem siebten Hochzeitstag.
Sie nippte an ihrem Glas und genoss den Ausblick hinab auf den Stadtkern von Wassenberg. Geredet hatten sie bisher wenig bis gar nicht miteinander.
Hatte sie gehofft, ihrem Mann wieder etwas näher zu kommen an diesem Abend, so zerschlug sich diese Hoffnung mit jedem nicht gewechselten Wort ein bisschen mehr.
„Es ist schön, dass wir mal wieder Zeit miteinander verbringen, findest du nicht auch?“, bemühte Ellen sich, ein Gespräch in Gang zusetzen.
Wenn das so mühsam ist, mit dem eigenen Ehemann ein Gespräch zu führen, hat es dann noch Sinn?, fragte sie sich insgeheim. Wenn so wenig zurückkommt?
Traurig nippte sie an ihrem Champagner.
„Ja Schatz, das finde ich auch!“, antwortete er ihr abwesend.
Schatz?! So hatte er sie schon ewig nicht mehr genannt.
„Der Stress in der Firma belastet mich sehr. Die Umsätze sind weiter gesunken. Möglicherweise müssen wir Mitarbeiter entlassen.“ Entschuldigend hob er die linke...




