E-Book, Deutsch, Band 15, 172 Seiten
Reihe: Edition Theophanie
Ehmer Die Hermetik
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-347-47482-6
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Gnostische Yoga des Westens
E-Book, Deutsch, Band 15, 172 Seiten
Reihe: Edition Theophanie
ISBN: 978-3-347-47482-6
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Manfred Ehmer hat sich als wissenschaftlicher Sachbuchautor darum bemüht, die großen kulturgeschichtlichen Zusammenhänge aufzuzeigen und die archaischen Weisheitslehren für unsere Zeit neu zu entdecken. Seine thematischen Schwerpunkte sind Hermetik, Neuplatonismus, westliche Mysterien, Theurgie, spirituelle Ökologie, Kultplätze und Mutter-Erde-Verehrung in Europa. Seit 2023 veröffentlicht der Autor seine Werke in dem von ihm gegründeten Verlag Theophania.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Die Ursprünge der
Hermetik in Atlantis
und Ägypten
Atlantische Ursprünge der Hermetik
Die Hermetik geht – wie alle westlichen Einweihungslehren – auf atlantische Ursprünge zurück. So schreibt Maria Szepes in ihrem Buch Academia Occulta: „Die Hermetik ist die älteste Universalreligion. Tatsächlich ist sie die Synthese der Religion, der Philosophie und der Wissenschaft, und in dieser Konstruktion die Analogie der Einheit der physischen, astralen und mentalen Ebene, der einswesentlichen großen Dreifaltigkeit. (….) Die Hermetik, welche die drei Faktoren in ausgewogenem Maße anwandte, stammt aus Atlantis und hat nie aufgehört, die uralte Weisheit zu verkünden. Die großen Geister aller Epochen waren allesamt Adepten der Hermetik. (….) Wie bereits erwähnt, sind alle Geheimwissenschaften, alle späteren magischen und wissenschaftlichen Kulturen atlantischer Herkunft, obwohl dieser wunderbare Kontinent durch eine von mächtigen, dämonischen, aber intelligenten Kräften hervorgerufene Katastrophe von der Erdoberfläche radiert wurde. Jene Kulte, die mit ihren seltsamen Hinweisen, mit ihren Symbolen, deren Sinn zum größten Teil verlorengegangen ist, die Kultur der Chaldäer, Ägypter, Inder, Chinesen und Inkas durchtränkten, bildeten in Atlantis eine Einheit, die alle Lebenserscheinungen umfasste: das Gesetz, die praktischen Methoden für das Führen der Gemeinschaft. Demnach ist also Atlantis auch als die Quelle der Geheimpraxis der Hermetik anzusehen.“16
Sonnenkultzentren wie Stonehenge, die Externsteine, die Pyramiden von Gizeh oder die Indianer-Pyramiden Mittelamerikas weisen allesamt auf einen gemeinsamen Ursprung hin, auf einen vor Urzeiten untergegangenen Inselkontinent im zentralen Atlantik, den wir seit Platon Atlantis nennen. Dieser Brückenkontinent zwischen Europa und Amerika muss geologisch schon in der Trias-, Jura- und Kreidezeit vorhanden gewesen sein, als Restbestand älterer erdgeschichtlicher Formationen, und noch im Tertiär, der Erdneuzeit, große Ausdehnung besessen haben. Auf diesem Landgebiet inmitten des Atlantiks muss eine prähistorische Hochkultur existiert haben, deren kulturelle Ausstrahlung offensichtlich bis nach Ägypten, West- und Mitteleuropa sowie Alt-Amerika reichte.
Es gibt übrigens eine geomantische Kraftlinie, die von Uppsala, dem großen germanischen Tempelheiligtum in Schweden über die Externsteine bis nach Salvages reicht, einer kleinen felsigen Inselgruppe im Atlantischen Ozean südlich von Madeira, vulkanischen Ursprungs und unbewohnt. Diese Inseln gelten wie die Kanarischen Inseln als Reste des untergegangenen Atlantismassivs. Die Ureinwohner der Kanaren, die Guanchen, hält man für eine Restgruppe degenerierter Atlanter. Sie werden beschrieben als eine hellhäutige, europide Rasse von Menschen, die eine symbolische Weltensäule verehrten und ansonsten auf dem kulturellen Niveau der Jungsteinzeit lebten. Wer sich mit den ältesten Wurzeln europäischer Spiritualität befasst, der wird zu einer Quellreligion des Geistes vorstoßen, deren zentrales Thema das Mysterium der Sonne ist. Die Verehrung der Sonne als Gestirn und Gottheit ist an sich uralt. Der Mensch der Altsteinzeit, der vor über 30.000 Jahren in den Höhlen von Altamira und Lasceau lebte – für ihn waren Sonne, Mond und Sterne magisch-numinose Wesen, die er mit frommer Scheu verehrte. Aber seine Sonnenverehrung war noch reine Gestirnsverehrung, und die von ihm angebetete Gottheit war noch mit der physischen Sonne identisch. Erst auf einer viel höheren Stufe der religiösen Entwicklung wird die physische Sonne, die täglich auf- und untergeht, als Abbild und Symbol des Sonnengottes gesehen, der zwar wohl in der Sonne wohnt, aber nicht unbedingt mit ihr identisch ist. Die magisch-animistische Weltschau des Höhlenmenschen ist bereits dem symbolischen Weltverständnis des Kulturmenschen gewichen. Ein evolutionär entscheidender Schritt!
Die Sonnenreligion im eigentlichen Sinne, wie wir sie im vorgeschichtlichen Europa der Jungsteinzeit vorfinden, setzt das symbolisch-esoterische Weltverständnis der höheren Kulturstufe bereits voraus. In dieser Sicht ist „alles Vergängliche nur ein Gleichnis“, und die Chiffrenschrift der Natur kündet geheimnisvoll vom Wirken des Göttlichen. Für den symbolisch-esoterisch fühlenden Menschen der Jungsteinzeit war der Jahreslauf der Sonne, markiert durch die Äquinoktien und Sonnwendpunkte, ein naturhaftes Sinnbild für den Weltenweg des Jahrgottes. Der Religionsphilosoph Arthur Schult schreibt hierzu: „Im Jahresrhythmus der Sonne erfuhr der Steinzeitmensch das Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen des Jahrgottes, des 'sun', des Gottessohnes. Die Jahresabschnitte der Sonnenbahn waren für ihn verschiedene Offenbarungsstufen der physischen, der geistigen und der göttlichen Schöpfer-Sonne. Das Symbol des Lichtes wurde diesen Menschen zum Symbol der Gottheit.“17
Wenn in späteren Traditionen von Erleuchtung oder vom Inneren Licht gesprochen wird, dann stehen sie ganz im Bannkreis jener uralten Sonnenweisheit. Diese kann man getrost als die Urreligion nicht nur Europas, sondern auch anderer Weltteile bezeichnen, als die Menschheits-Urreligion. Hierzu Arthur Schult: „Es war eine einheitliche, monotheistische, kosmische Lichtreligion, in der die göttliche Schöpfersonne klar unterschieden wurde von der physischen Sonne. ( … ) Die Träger dieser urzeitlichen Religion kamen aller Wahrscheinlichkeit nach von dem untergegangenen Erdteil Atlantis zu Schiff nach Nord- und Südamerika, nach Afrika, Europa, Nordafrika und Asien.“18
Die solaren Mysterien weisen deutlich auf Atlantis hin, das einst ein gewaltiges Landmassiv im Zentralatlantik war mit der von Platon beschriebenen Insel Poseidonia auf dem Azorenplateau als seinem zentralen Teil. „Das Mysterienwesen der alten Atlantis“, schreibt F. W. Zeylmans van Emmichhoven, auf Rudolf Steiner aufbauend, „war siebenfältig. Es gab sieben Mysterien-Orakelstätten, die den Mächten geweiht waren, die man, mit einer späteren Terminologie, als Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn bezeichnen kann. ( … ) Im Mittelpunkt dieser atlantischen Mysterien stand das Mysterium der Sonne. In ihm erlebte man die Verbindung mit der göttlichen Macht, die als die zentrale und leitende innerhalb der Menschheitsentwicklung betrachtet wurde. Was von der äußeren Sonne als das strahlende Himmelslicht, als Wärme erlebt wurde, das alles war die nach außen gerichtete Offenbarung, die von der Gottheit ausströmende Wirkung, die Erde und Mensch dankbar empfingen. Das eigentliche Wesen der Sonne war viel umfassender, war das Wesen der Gottheit selbst.“19
Nach Angaben Platons in seinen Schriften Timaios und Kritias waren die Atlanter die Träger einer vorgeschichtlichen Hochkultur, die ihren Sitz wohl im Zentralatlantik hatte, aber auch weite Teile Afrikas, Europas, Nord-, Mittel- und Südamerikas beherrschte.
In den Tempeln, Krypten, Hainen und Säulenhallen des untergegangenen Inselreiches Atlantis wurden zuerst Einweihungen in die hermetischen Mysterien vorgenommen. Die Hermetik ist uraltes Atlantis-Wissen; und nach dem Untergang des Inselreichs wirkte sie weiter fort in den Mysterien des Ägyptertums, in der Alchemie und in der Vedischen Wissenschaft. Aus dem Bannkreis eines solchen urzeitlichen Wissens ist auch die moderne Theosophie entstanden. Das Licht der Henochisch-Hermetischen Weisheit, einst angezündet in den Tempeln von Atlantis, wurde vor Jahrhunderten wieder neu entfacht; und es wird uns auch heute, an der Schwelle eines neuen Zeitalters, mit ungebrochener Strahlkraft auf unserem Pfad voranleuchten!
Henoch und die Säulen der Weisheit
In seinem Buch Geschichte der Magie, das heute noch zu den Grundlagenwerken der okkulten und esoterischen Philosophie gehört, schrieb Eliphas Levi (1810–1875): „Das Wissen Abrahams, Orpheus, Confuzes, Zoroasters war Magie. Ihre Dogmen wurden von Enoch und Hermes in Steintafeln gegraben.“20
In Enoch, auch Henoch, sehen wir einen der ältesten Verwahrer göttlichen Wissens; und auf ihn geht die hermetische Tradition als auf ihren eigentlichen Urvater zurück. Henoch (hebr. der Kundige, Wissende, Eingeweihte), der Vater Methusalems und Großvater Noahs, wird bereits in der Genesis erwähnt als ein Patriarch, um dessen Weisheit sich viele, teilweise auch nichtjüdische Legenden ranken. In der Reihe der babylonischen Urkönige entspricht ihm Emmenduranki. Er galt als Erfinder der Rechenkunst, der Schrift, der Astronomie, verfügte über magische Fähigkeiten und fuhr wie Elias in den Himmel auf. Kein Wunder, dass dieser Hocheingeweihte aus frühester Zeit zur Hauptperson des Wunderglaubens bei Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen wurde. Im Islam war Henoch als Idris bekannt (siehe Koran Sure 19, 54 und 21,85).
Nach 1. Mose 5, 18 ff. war Henoch der siebente von zehn Urvätern, die in unmittelbarer Verbindung mit Gott gestanden...