Eichacker | Die Fahrt ins Nichts | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 247 Seiten

Reihe: Walter Werndt

Eichacker Die Fahrt ins Nichts


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7549-9439-9
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 247 Seiten

Reihe: Walter Werndt

ISBN: 978-3-7549-9439-9
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Meteor versetzt die Welt in Panik und stürzt in die tiefen Wasser des Ozeans. Der Romanheld, Walter Wernd soll die Menschheit in den Tiefen des Ozeans retten. In New York herrscht Panik. Die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt. 'Die Fahrt ins Nichts' - Ein Meteor versetzt die Welt in Panik und stürzt in die tiefen Wasser des Ozeans. Der Romanheld, Walter Wernd soll die Menschheit in den Tiefen des Ozeans retten.

Reinhold Eichacker (* 21. Mai 1886 in Siegburg; ? 10. Juli 1931 in Gröbenzell bei München;) war ein deutscher Jurist und Schriftsteller. Er wuchs in Köln auf, wo er ein Gymnasium besuchte und 1905 die Reifeprüfung ablegte. Er diente als Fahnenjunker, 1906 zum Offizier befördert. Eichacker studierte Jura an den Universitäten in Bonn und München. 1911 legte er das Staatsexamen im gleichen Jahr promovierte er an der Universität Heidelberg. Ab 1908 veröffentlichte er literarische Arbeiten.
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Das um die Ecke des Parsenplatzes sausende Rennauto stoppte so plötzlich, dass die Bremsfedern schrien. Der hintere Teil des Wagens hob sich einen Augenblick, als wolle er sich überschlagen. Dann standen die Räder.

„Parbleu!“ kam es von innen. Unter dem amerikanischen Verdeck schoss ein Kopf vor. „Jagt dich der Teufel, Halunke!“

Der indische Fahrer hob beschwörend die Linke.

„Umzug, Sahib. Die Jainas. Ganze Straße voll Menschen.“

Der Weiße kniff ärgerlich die Lippen zusammen und sank in sein Polster. Der helle Tropenhut hatte sich verschoben, so dass das graumelierte Haar in die Stirne fiel. Er rückte ihn zurecht und drehte sich zu seinem Begleiter.

„Wieder einer der blödsinnigen Festzüge der Burschen. Man stolpert an allen Ecken darüber. Seit dem missglückten Erduntergang vor sechs Monaten] ist Bombay ein einziges Tollhaus geworden. Als der Meteor noch am Himmel stand, war das Pack besessen vor Grauen. Jetzt heult es vor Freude. Jede Stunde ist ein anderer Umzug. All das farbige Volk aus den Pettahs wälzt sich durch die Straßen, um seinen unzähligen Göttern Dankopfer zu bringen. Schauen Sie nur diesen Aufzug! Für Sie hat der Zauber da vorne ja noch den Reiz der Neuheit.“

Neben dem Auto tauchte der Riesenleib eines Elefanten auf. Der schlanke Inder saß hoch oben auf seinem Rücken, dicht hinter dem gewaltigen Schädel des Tieres. Seine braunen Füße hatte er hinter die Ohren des Dickhäuters gestemmt. Prunkvolle Decken und Teppiche hingen zu beiden Seiten herab und wirbelten Staub auf.

Der Jüngere bog sich nach außen. Im gleichen Augenblick fuhr ihm der schlenkernde Rüssel des Tieres feucht über die Backe.

„Fi donc!“ machte er erschrocken. Der andere lachte laut auf und beherrschte sich mühsam.

„Vorsichtig, mein Lieber. Die Bestie wird sonst zu zärtlich. Ihre bulgarisch-französische Anziehungskraft ...“

Der Bulgare wischte sich mit seinem parfümierten Taschentuch über die Augen. Immer neue Massen schreiender, heulender, tanzender Menschen strömten vorüber. Alle in festlichen Kleidern, in weißen Gewändern und farbigen Tüchern. Spielleute, die wie in heiliger Wut die Felle ihrer Trommeln zergerbten oder langen, dünnen Flöten unheimlich hohe und quiekende Töne entlockten. Dazwischen in würdevollem Trott die riesigen Elefanten, heilige Kühe aus den Tempeln der Jainas, kreischende Affen und bunte Symbole der indischen Gottheit.

Der junge Bulgare war ganz Interesse.

„Ein fabelhaftes Bild, Monsieur Cachin!“

„Das werden Sie in den nächsten Tagen noch öfter erleben. Diesmal sind es die Jainas, die Mahawira anbeten, den überwundenen Nebenbuhler Gautamas. Morgen sind es die Parsen, die Jünger Zarathustras, die übrigens hier in Bombay die reichsten Kaufleute sind. Neben den Mohammedanern, die den Juwelenhandel beherrschen. Auch all die anderen Rassen und Kasten werden Sie kennenlernen, Goanesen, Afghanen, Singhalesen, und wie die Brüder alle heißen.“

Der Wagen setzte sich plötzlich wieder in Bewegung. Wasa, der Lenker, hatte geschickt eine Lücke erwischt und sauste mit voller Geschwindigkeit auf die andere Seite der Straße. Der europäische Charakter des Stadtteils wurde immer beherrschender. Kirchen, Regierungspaläste, das große Klubhaus in gotischem Stil, weite europäisch angelegte Ziergärten, Tennis- und Hockeyplätze blieben hinter dem Auto zurück. Dann hielt der Wagen vor einem weitläufigen, einstöckigen Bau im Stil eines englischen Landhauses. Mehrere farbige Diener sprangen hinzu, den Türschlag zu öffnen. Der Graumelierte beachtete sie nicht und ging ohne Zögern durch die Halle des Hauses.

Ein weißer Angestellter kam ihm entgegen und reichte ihm einen Meldeblock. Der Fremde nahm den Bleistift und überflog kurz den Vordruck.

„Professor Cachin“, schrieb er bedächtig. „Brüssel.“ Und in eine besondere Spalte des Zettels: „Chemie.“

Der kleine Bulgare folgte seinem Beispiel.

„Dumascu“, schrieb er hastig. „Paris, Ingenieur.“

Der Sekretär prüfte die Namen und hob einen Vorhang.

„Madame erwartet die Herren.“

Der Professor sah überrascht auf.

„Madame hat uns schon heute erwartet? Wir wollten eigentlich erst morgen von Benares hier eintreffen und ...“

Über das Gesicht des Weißen lief ein kaum merkbares Lächeln.

„Da die Herren bereits heute Nacht 3 Uhr 40 in Bombay eingetroffen sind und im Hotel des Inders Quartier genommen haben, erwartete die Herrin Sie schon heute.“

Cachin gab keine Antwort und ging durch den Vorhang.

„Unheimliches Weib!“ zischte er Dumascu zu. „Ihre Spione sitzen in jeder Spelunke der Erde.“

Im nächsten Zimmer übernahm ein Hindu die Führung und öffnete eine verborgene Türe. Die beiden Fremden sahen sich plötzlich einer größeren Gesellschaft von Herren gegenüber.

„Man stellt sich nicht vor“, sagte die Stimme des Hindus bedächtig.

Cachin sah sich unwillkürlich nach ihm um, doch der Inder war schon verschwunden. Man begrüßte sich nur durch eine kurze Verbeugung. Die Anwesenden standen in kleineren Gruppen in Erkern und Nischen. Das Gespräch wurde im Flüstertone geführt. Durch die Mitte des Zimmers zog sich ein länglicher Tisch mit zahlreichen Sesseln. Sie waren alle noch unbesetzt.

Dumascu überflog den Raum mit nervösen Blicken und zupfte sich ungeduldig an dem kleinen, verschnittenen Bärtchen.

„Also, nun sagen Sie mir doch bitte einmal, verehrter Professor, ist dieses Haus ...“

„Einer der interessantesten Steinbaukästen in Bombay. Hinter jeder Tür lauert ein Geheimnis, wenn man auf einen Knopf drückt, sind Sie dreiviertel verzaubert und erwachen morgen als Nautchgirl! Jeder Fuß Boden ist eine Falltüre, und wenn der Hindu nur ssit macht, ist das Ganze verschwunden. Mein Lieber“, lachte er in die verwunderten Augen des anderen, „eines müssen Sie sich in Indien vor allem abgewöhnen: das Fragen! In Indien ist alles ein Rätsel, Geheimnis, unlösbar. Man muss es hinnehmen, wie man es sieht. Ohne zu grübeln. Wie das große Rätsel der Schöpfung. Wer fragt und studiert, bekommt hier nur Nasenstüber. Man macht sich unbeliebt dadurch in Indien!“

Trotz des scherzhaften Tones war in seinen Worten ein gewisser Unterton, der Dumascu aufhorchen ließ. So etwas, wie eine heimliche Warnung eines Menschen, der sich selbst nicht recht traut, mehr als Antwort zu sagen. Auch die Augen des Belgiers schielten einen Augenblick nach der Seite, als fühle er sich behorcht. Doch Dumascu witterte eine Sensation, die ihn reizte.

„Kennen Sie Madame Barbuche?“, fragte er gedämpft.

Einen Augenblick schien es ihm, als riss das leise Gespräch um ihn ab. Wie ein leichtes Erschrecken lag es im Raume. Aber es musste eine Täuschung gewesen sein, denn die anderen Gäste im Zimmer zeigten ihm fast alle den Rücken. Professor Cachin war sichtbar verlegen. Wieder irrten seine Augen über die Wände.

„Sie fragen sich noch um den Hals, mein Verehrtester“, meinte er leise, mit merkwürdig steifer Haltung des Kopfes. Madame Barbuche kennt niemand. Niemand weiß, wo sie wohnt. Aber sie ist die Herrscherin Indiens. Niemand weiß, wer sie ist, sie hat tausend Gestalten. Einmal ist sie ein schönes Weib, ein anderes Mal ein Hinduknabe, ein Fakir, ein Nautchgirl, ein Emir, ein Kaufmann. Niemand weiß, ob sie nicht neben ihm steht als Liftboy oder Bettler, als Maharadscha oder als SportMiss. Sie ist ein Sammelbegriff, eine Macht, eine unheimliche Macht. Sie hört alles, sieht alles, regiert alles. An Madame Barbuche denkt man, aber man spricht nicht von ihr!“

Das Letzte klang ernst. Der sehnige Bulgare wehrte sich vergeblich gegen ein leichtes Gefühl des Unbehagens. Erst jetzt bemerkte er den sonderbar-kostbaren Schmuck der Wände, die mit schillernder Schlangenhaut bespannt waren und aus Fellen von Tigern und Dschungelwild aufwuchsen.

„Ich verstehe nur nicht, dass so bedeutende Männer, wie Sie, sich unter den Willen einer Frau ...“

Er unterbrach sich. Der Vorhang am anderen Ende des Zimmers hatte sich geteilt. Der weiße Sekretär aus der Vorhalle ging lautlos zum Tisch und berührte den Gong. Er trug jetzt einen Frack.

„Ich heiße die Herren im Namen der Herrin willkommen“, sagte er deutlich und leicht in den Saal. „Bitte nehmen Sie Platz!“

Als die Gäste sich um den langen Tisch verteilt hatten, zeigte sich, dass jeder Sessel besetzt war. Es waren im ganzen elf Herren versammelt, und eine Frau von nordischem Aussehen. Ihr hellblondes Haar leuchtete im Lichte der Ampeln.

Der weiße Sekretär machte sich eine kurze Notiz. Er sah jetzt im Frack wesentlich älter aus, als vorher in der Diele. Auch sah man ihm jetzt seine indische Abstammung an. Sein Blick hatte etwas Herrisches, Kaltes, das keine Vertraulichkeit zuließ. Er setzte seine Worte wie klingende Münzen.

„Die Herrin hat Sie hierhergebeten, um Ihnen ihre Entschlüsse persönlich bekannt zu geben. Vorher bittet sie, mir kurzen Bericht abzulegen. Wir haben den Absturz des Meteors vor sechs Monaten alle selbst miterlebt. Darf ich Japan bitten, die bisher bekannten Daten kurz zu skizzieren.“ –

An der Mitte des Tisches erhob sich ein schmächtiger Japaner in grauweißem Haar. Seine großen Brillengläser funkelten über die Runde.

„Der Meteor, dessen Absturz unseren Planeten zu vernichten drohte, stürzte in eine der tiefsten Stellen des Ozeans und ruht jetzt in 9436 Meter Tiefe. Nur dadurch ist die Rettung der Menschheit zu erklären. Die Absturzstelle gehört bereits den internationalen Gewässern an und fällt daher nicht mehr in den japanischen Hoheitsbereich. Der im Meeresgrunde liegende Kern des Meteors wird also Eigentum dessen, dem die Bergung...



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