Eichhorn | Eskalation im Unterricht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 154 Seiten

Eichhorn Eskalation im Unterricht

Unterrichtsstörungen, Beleidigungen und Gewalt erfolgreich eingrenzen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12426-2
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Unterrichtsstörungen, Beleidigungen und Gewalt erfolgreich eingrenzen

E-Book, Deutsch, 154 Seiten

ISBN: 978-3-608-12426-2
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lösungen für konfliktgeladene Situationen in der Schule Konkrete Lösungen für Lehrer:innen bei Respektlosigkeit bis körperlicher Gewalt Zahlreiche Fallbeispiele aus dem Schulalltag Während des Unterrichts schlägt ein Mitschüler dem anderen plötzlich wütend auf den Rücken. In einer anderen Klasse brüllt eine Schülerin ihre Lehrerin zornig an: »Das ist ja voll bescheuert!« Solche Situationen können das Unterrichten schwermachen, denn Lehrkräfte sehen das störende Verhalten ihrer Schüler:innen als die größte Herausforderung. Das Buch zeigt, was Lehrer:innen tun können, um ein derartiges Verhalten einzudämmen. Es gibt Interventionsleitlinien bei kleinen Störungen, zeigt wie Lehrkräfte »richtig« ermahnen, wie sie mit solchen Schüler:innen ins Gespräch kommen können, den Dialog gestalten sollten und welche Maßnahmen bei Beleidigungen und bei Gewalttätigkeiten einzuleiten sind. Der Autor stützt sich auf seine jahrzehntelangen Erfahrungen, aber auch auf neueste wissenschaftliche Untersuchungen, die Erfolge belegen.

Christoph Eichhorn ist Diplom-Psychologe und arbeitete am Schulpsychlogischen Dienst Graubünden mit dem Schwerpunkt Classroom-Management. Er ist. bzw. war Lehrbeauftragter für Classroom-Management an über 20 Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, war Referent an Psychologen-Akademien und bei Schulpsychologen-Kongressen in der Schweiz, Deutschland und Österreich und ist Autor zahlreicher Bücher zu Classroom-Management.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 2

Aggressionen, Beleidigungen usw.: Die Zwei-Phasen-Intervention


Fallbeispiel

Der 13-jährige Carlo zeigte schon im letzten Schuljahr aggressives Verhalten. Während der Kleingruppenarbeit schlägt er Marius wütend auf den Rücken. Der fängt an, zu weinen.

Das war eine echte Aggression. Thema in diesem Buch: nur heftige Aggressionen.

Wichtige Studie: Aggressives Verhalten ist vom Kindheits- bis ins Jugendalter eher stabil (Krahe 2014). Wenn ein Schüler früher öfters aggressiv war, ist er das wohl auch zukünftig (Mand 2003).

2.1


Fallbeispiel 1:

Frau Claasen nimmt Blickkontakt zu Carlo auf, begibt sich etwas in seine Nähe und sagt klar und so laut, dass es alle hören: »Schlagen ist hier nicht erlaubt, Carlo. Wir haben abgemacht, dass wir freundlich zueinander sind – ich möchte dich später sprechen.« Oder »Schlagen geht hier nicht. Ich möchte dich später sprechen.« Oder »Stopp Carlo. Lass uns das später besprechen.« Indem sie das laut sagt, signalisiert sie der Klasse, dass sie nicht bereit ist, dieses Verhalten zu tolerieren. Oder »Carlo, gell du weißt, dass das eine Sanktion gibt – besser du hörst gleich auf. Lass uns das später besprechen.« Anschließend führt sie sofort den Unterricht möglichst freundlich und entspannt weiter.

Fallbeispiel 2:

Noah bedroht einen Mitschüler laut »gleich knallt’s, du Spinner!« Blickkontakt aufnehmen, wenn möglich etwas Nähe herstellen. Weil das alle gehört haben, sachlich und laut, sagen »Noah, das geht nicht. Wir haben abgemacht, dass wir freundlich zueinander sind. Ich möchte dich später sprechen«. Oder »Das geht hier nicht, Noah. Ich möchte dich später sprechen.« Gleich weiter unterrichten. Möglichst bald auch kurz mit dem bedrohten Schüler Kontakt aufnehmen, um ihm Sicherheit zu bieten. Mehr dazu weiter unten unter »Ein Schüler wird bedroht«.

Fallbeispiel 3:

Ein Lehrer hat auf seinen Pult eine Trinkflasche gestellt. Da wirft Ahmed einen Ball drauf, sie fällt runter. Blickkontakt aufnehmen, etwas Nähe herstellen. Da das alle mitgekriegt haben, sachlich und laut sagen, dass es alle hören, »Ahmed, das geht nicht. Wir haben abgemacht, dass wir freundlich zueinander sind. Ich möchte dich später sprechen«. Oder »Das geht hier nicht, Ahmed. Ich möchte dich später sprechen.« Gleich freundlich weiter unterrichten.

Fallbeispiel 4:

Kira stellt an ihrem Handy Musik an. Ihre Lehrerin sagt sachlich und laut: »Kira, ausmachen«. Weil sie nicht folgt, wiederholt sie es. Weil sie wieder nicht folgt, droht sie mit einer Sanktion, »Kira, du weißt doch auch, wenn du das weitermachst, gibt’s eine Sanktion. Gell, besser für dich, wenn du die Musik ausmachst.« Oder sie gleich rausschicken. Auf jeden Fall, Machtkampf vermeiden.

Fallbeispiel 5:

Ludwig ruft einer Mitschülerin aggressiv und laut zu, »Du fette Sau.«

Was raten Sie seiner Lehrerin, wie Sie während Unterrichts intervenieren könnte? Wenn Sie möchten, können Sie das hier notieren. Die Antwort finden Sie am Schluss des Buchs unter »Auflösung Frage 3«

Vorschlag: Wählen Sie sich eine Intervention, die man fast immer einsetzen kann. Diese auswendig zu lernen erleichtert ihre angemessene Durchführung. Ich wäre in solchen Situationen derart stark gestresst gewesen, dass mir keine angemessene Intervention eingefallen wäre. Und Zeit zum Nachdenken haben wir nicht.

Wichtig: Nicht laut intervenieren und dem Schüler nicht zu Nahe kommen. Denn dann fühlt er sich bedroht und reagiert schnell mal aggressiv. Deshalb

  1. sachlich intervenieren

  2. Distanzregel einhalten – also mindestens eine Armlänge Abstand halten

Damit vermeiden wir Aggressionen uns gegenüber.

2.2


Mit der Klasse die »Stopp, das geht hier nicht«-Intervention besprechen: Bei einer neuen Klasse zu Beginn die Schüler an Hand von Fallbeispielen in Kleingruppen folgendes besprechen lassen.

Fallbeispiel

Ein Schüler ist kurz davor, einen anderen zu schlagen. Ich sage »STOPP, das geht hier nicht – ich möchte dich später sprechen. Warum sage ich das?«

Damit rechnen, dass den Schülern keine angemessene Begründung einfällt. Dann z. B. erwähnen:

  1. Weil ich ihm helfen möchte, damit aufzuhören. Denn sonst bekommt er ja eine Strafe. Da möchte ich ihm helfen, diese zu vermeiden.

  2. »Ich will verhindern, dass jemand von euch geschlagen wird, weil das weh tut und man sich schlecht fühlt. Gell, ihr möchtet nicht geschlagen, erpresst oder beleidigt werden?« Wenn sie »ja« antworten sagen, »Ihr könnt sicher sein, dass ich mich bemühe, dass das nicht vorkommt.«

Auch in Kleingruppen besprechen lassen:

»Warum hat die Schule Sanktionen z. B. bei aggressivem Verhalten festgelegt? Welche Vorteile hat das?« Z. B. erwähnen, »Damit sich diese Schüler anstrengen, es besser zu machen.«

»Was würde geschehen, wenn die Schule keine Sanktionen eingeführt hätte? Welche Nachteile hätte das?« Sinnvolle Antworten würdigen und sie in großer Schrift z. B. auf dem Whiteboard notieren. Z. B. erwähnen, »Schlagen, Beleidigen, usw. geschieht immer häufiger. Das möchten wir euch ersparen.«

Mit Schülern, die in den letzten Jahren aggressiv waren, beleidigten, usw. besprechen:

Warum wir auch sagen, »Ich möchte dich später sprechen. Was vermutest du, warum?« Wenn dem Schüler nichts einfällt, sagen: »Um dir zu helfen, es besser zu machen.« Ihn fragen, welche Vorteile das für ihn hat. Und erwähnen, dass er lernt, Ärger und Wut besser zu bewältigen. Und dass ihm das nicht nur jetzt in der Klasse hilft, sondern auch später in seinem Leben, weil man dann bekanntlich bestraft wird. Und »Ich möchte dich in unserem Gespräch wirklich nicht beschimpfen, sondern dazu beitragen, dass du dich dabei wohlfühlst. Weil wir dann eher gute Ideen haben, was dir hilft, cooler zu bleiben, statt zu schlagen.«

Evtl. auch ältere Schüler mal an Hand eines Vorfalls, der in der Presse gerade erwähnt wird, recherchieren lassen, welche Strafe jemand erhält, der aggressiv war. Und was uns dabei hilft, negative Emotionen zu überwinden. Siehe dazu auch Faustlos (Cierpka 2011).

Ziel: Dass er unsere Intervention besser akzeptiert, statt sich darüber zu ärgern. Denn das macht seine Aggression immer brutaler, und es gelingt kaum, diese zu stoppen. Das besprechen wir am besten, bevor es zu ersten Aggressionen kommt.

Die Eltern ansprechen: Eine Fachperson einbeziehen und das im Elterngespräch besprechen. Ziel: Ein Vorgehen finden, das auch seine Eltern akzeptieren. Sie auch darauf ansprechen, wie wir ihrem Kind helfen können, sich in unserer Klasse besser zu fühlen, aggressives Verhalten zu reduzieren und eine gute Beziehung zu ihm aufzubauen. Dazu die Eltern als Experten ihres Kindes ansprechen. Mehr dazu weiter unten in »Eltern so informieren, dass sie kooperieren«

Eigenes unangemessenes Intervenieren frühzeitig ansprechen: Die Klasse informieren, dass, wenn wir Lehrkräfte uns schlecht fühlen bzw. gestresst sind, es vorkommen kann, dass wir auch mal ungewollt laut und unfreundlich intervenieren statt ruhig und sachlich. Und dass wir das wirklich nicht wollen.

Später mal wieder ein Fallbeispiel in Kleingruppen besprechen lassen: Z. B. »Ein Schüler einer anderen Klasse sagte neulich laut zu einer Mitschülerin: ›Du blöde Kuh, halt’s Maul.‹« Seine Lehrerin sagte »Stopp, das geht hier nicht. Wir haben abgemacht, dass wir zueinander freundlich sind. Lass uns das später besprechen.« Welche Vorteile hat das, was sie da gesagt hat?«

Nachdem die Schüler:innen ihre Überlegungen vorgestellt haben, erwähnen:

  1. »Nun, ihr wisst, dass wir Lehrkräfte möchten, dass ihr euch in unseren Klassen wohlfühlt. Sie will damit verhindern, dass sich die Schüler ihrer Klasse schlechtfühlen, weil sie beleidigt werden. Damit sorgt sie für bessere Stimmung in ihrer Klasse.« Und »Gell, ihr wollt nicht beleidigt werden.«

  2. »Dem Schüler, der beleidigt hat, dabei helfen, damit aufzuhören. Denn mit seinem Verhalten macht er sich unbeliebt. Dann fühlt er sich richtig schlecht. Davor will sie ihn schützen.«

Ziel: Dass die Schüler:innen verstehen, dass Interventionen und Sanktionen für sie hilfreich sind.

Beachte: Kein Fallbeispiel aus der Klasse erwähnen, bei dem sich ein Schüler schlecht verhalten hat. Denn das kann er als massiven Gesichtsverlust erleben. Das kann dazu führen, dass er diese Lehrperson während seiner gesamten Zeit mit ihr ablehnt oder sogar hasst. Das macht Unterrichten unnötig stressig. Das möchte euch dieses Buch ersparen.

Aggressionen bei Kindern der untersten Klassen


Ihre Aggressionen sind oft ein Zeichen dafür, dass sie an ihre Grenzen gekommen sind und sich nicht mehr anders verhalten können. Wenn sie mit einer Situation nicht fertig werden, sich bedroht fühlen, darunter leiden usw., dann schlagen, schreien sie, rennen weg usw. Sie haben noch nicht gelernt, starke negative Emotionen zu kontrollieren.

Sich klarmachen: »Kids do well, if they can« (Greene...


Eichhorn, Christoph
Christoph Eichhorn ist Diplom-Psychologe und arbeitete am Schulpsychlogischen Dienst Graubünden mit dem Schwerpunkt Classroom-Management. Er ist. bzw. war Lehrbeauftragter für Classroom-Management an über 20 Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, war Referent an Psychologen-Akademien und bei Schulpsychologen-Kongressen in der Schweiz, Deutschland und Österreich und ist Autor zahlreicher Bücher zu Classroom-Management.

Christoph Eichhorn ist Diplom-Psychologe und arbeitete am Schulpsychlogischen Dienst Graubünden mit dem Schwerpunkt Classroom-Management. Er ist. bzw. war Lehrbeauftragter für Classroom-Management an über 20 Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, war Referent an Psychologen-Akademien und bei Schulpsychologen-Kongressen in der Schweiz, Deutschland und Österreich und ist Autor zahlreicher Bücher zu Classroom-Management.



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