E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Çelik Blogstar Opa - Made with love
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-440-16538-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-440-16538-6
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gretas und Opas Mode-Vlog wird immer beliebter. Aber viele Follower wundern sich, warum Greta nie selbst vor der Kamera steht: Sie ist einfach immer noch zu schüchtern. An Opas alter Wirkungsstätte, der Kostümschneiderei im Theater, lernt Greta Edis kennen. Er ist Schauspieler und für Greta ist es Liebe auf den ersten Blick. Als Edis vorschlägt, mit ihr Sprechübungen gegen das Lampenfieber zu machen, ist Gretas Glück perfekt. Doch kommt diese Hilfe rechtzeitig genug, um beim Newcomer-Wettbewerb einen perfekten Auftritt hinzulegen?
Mit Schnittmuster für ein cooles Partytäschchen.
Weitere Infos & Material
Sind Schmetterlinge im Bauch eigentlich ansteckend?
»Oh. Mein. Gott! Hast du ihn gesehen? Hast du? Ja?« Mimi sieht aus, als wäre sie einem Gespenst begegnet. Sie trippelt wie verrückt auf der Stelle und drückt dabei meine Hände so fest, dass ich sie wegziehen muss. »AUA, Mimi! Ja, ich habe ihn gesehen.« Ich schüttele meine zerquetschten Finger. »Und er sieht echt toll aus! Aber beruhige dich doch mal!« Meine beste Freundin lässt sich aber nicht beruhigen. Sie steht mit dem Rücken zu ihrem Objekt der Begierde und hopst immer noch wie eine Bekloppte herum. »Was macht er? Guckt er, hat er mich gesehen? Oh mein Gott!« NA TOLL! Mimi hat’s voll erwischt. Ich muss grinsen. »Wenn du jetzt nicht aufhörst, dich wie ein verrücktes Huhn zu benehmen, dann wird er dich für eine Tussi halten.« Ich weiß, nichts wäre schlimmer für sie als das. Und ich habe recht: Mit einem Schlag verwandelt sich Mimi in eine lebende Statue. Sie reißt die Augen auf und bewegt jetzt nur noch ihre Lippen, mit denen sie mir etwas zu sagen versucht. Ich glaube, es geht um die gleichen Fragen wie eben. »Guckt er? Was macht er?« NEE, er guckt leider nicht. Er sieht irgendwie überall und nirgendwo hin. Und er wirkt ziemlich verloren, als wäre er neu hier. Ich habe ihn auf unserer Schule auch noch nie gesehen. Gott sei Dank läutet die Schulglocke und die große Pause ist endlich um. Mimi ist erst einigermaßen normal, als wir wieder im Klassenraum sitzen. Na ja, normal ist ihr Verhalten eigentlich nicht wirklich: »Ist er nicht süüüüüß?!«, und dabei jauchzt und klatscht sie in die Hände. Dann greift sie über Kreuz ihre Oberarme. So als würde sie sich selbst umarmen. OH MANN! Sind denn alle um mich herum auf einmal nur noch verliebt? Groß-Papa (der erste und beste Blogstar Opa der Welt) Risa (Opas neue Nachbarin und neuerdings auch seine neue Flamme) Luka (mein großer Bruder) Julie (seine Freundin und Ex-Chiara-Klon) und nun auch noch MIMI!!! Jetzt fehlt nur noch Mama und – nee, nee, also mir kann das NICHT passieren. GANZ SICHER. Da brauche ich mir ja nur meine Freundin anzugucken. Sie dreht gerade total durch – wegen einem JUNGEN! Mimi sagt, sie muss pausenlos an ihn denken. WHAT? Seit wann denn das? Habe ich etwas verpasst? »Seit zwei Tagen«, seufzt Mimi. Ich frage mich, warum ich nichts mitbekommen habe. Immerhin ist Mimi meine allerbeste Freundin! Aber sie klärt mich auf, ohne dass ich etwas sagen muss. »Seine Familie ist am Samstag in unsere Straße gezogen«, erzählt sie mit verzücktem Gesichtsausdruck und legt dabei beide Hände auf die Brust. »Stell dir das mal vor!« Sie gibt zu, dass sie das gesamte Wochenende am Fenster gestanden hat. ACH SO!!! Jetzt ist mir auch klar, warum sie mich weder angerufen noch mit WhatsApp-Nachrichten zugespamt hat wie sonst. »Ich muss alles über ihn herausfinden«, flüstert mir Mimi zu, als Herr Lieb hereinkommt und alle die Mathebücher aufschlagen. Während der gesamten Stunde ist Mimi überall sonst, nur nicht hier. Sie träumt die ganze Zeit vor sich hin. »Hey Mimi, wir sollen die Hausaufgaben auspacken.« Immer wieder muss ich Mimi anstupsen. Das tut mir echt leid. Bestimmt ist ihre LOVESTORY im Kopf viel bunter und aufregender als das, was unsere Realität im Augenblick zu bieten hat: ein kahles, kühles Klassenzimmer und MATHE! »Äh, Mimi. Die Stunde ist um.« Sofort verwandelt sich meine Freundin vor meinen Augen in einen kleinen aufgeregten Vogel, der unaufhörlich piepst und mit den Flügeln schwirrt. »Er ist den ganzen Schulweg hinter mir gewesen. Kannst du dir das vorstellen? Ich konnte kaum noch laufen!« Ich setze an, dazu etwas zu sagen, aber Mimi ist noch nicht fertig: »Bitte, Greta, du musst mich heute begleiten. Bitte, bitte!«, quietscht sie, während sie sich mit hektischen Bewegungen Luft zufächelt. #MimiDuFrühlingsvogel Irgendwie werden Verliebte plötzlich ganz seltsam. Sie sind flatterig, haben rosige Wangen und glasige Augen. Sie gucken entweder völlig abwesend durch die Gegend oder total verrückt. Sie quatschen ununterbrochen von der Person, die schuld an ihrem Zustand ist. Als ich noch klein war, habe ich immer geglaubt, dass man wirklich Schmetterlinge verschlucken könne. Warum sollten Leute sonst behaupten, sie hätten welche im Bauch? Dann hat mein Groß-Papa mir erklärt, das sei nur ein GEFLÜGELTES WORT. Daraufhin dachte ich tatsächlich, dass es fliegende Wörter gibt, die einem in den Bauch flattern. ECHT PEINLICH! Aber wenn ich mir jetzt Mimi angucke, dann kommt mir das gar nicht mehr SO dumm vor. Jedenfalls verhalten sich Verliebte so, als hätten sie etwas geschluckt, das sie von innen kitzelt. Sie sind auf einmal VÖLLIG DURCHGEKNALLT! #MimiImAusnahmezustand Eigentlich habe ich keine Zeit, weil ich nachher noch an meinem aktuellen YouTube-Video arbeiten muss, doch ich will Mimi nicht im Stich lassen. »Na klar«, sage ich also. »Aber ich muss dann gleich wieder gehen, ja?« Mimi ist zwar etwas enttäuscht, aber als ich sie daran erinnere, dass bis Donnerstag echt nicht mehr viel Zeit ist, weiß sie sofort Bescheid. »Weißt du denn wenigstens, wie er heißt oder in welche Klasse er geht?«, frage ich schnell, weil meine innere Uhr meldet, dass die Fünfminutenpause gleich vorbei sein muss. »Ich glaube Abi oder so. Seine Geschwister haben ihn beim Umzug immer so gerufen.« »Abi?! Hab’ ich noch nie gehört.« »Ich auch nicht«, sagt Mimi. »Und in welche Klasse er geht, weiß ich auch nicht. Ich wusste ja nicht mal, dass er auf unsere Schule kommt.« »Dann müssen wir das wohl herausfinden!« Als ich das sage, muss Mimi kichern. Ich glaube, sie wird sogar etwas rot. Doch dann guckt sie auf einmal ganz bedrückt. »Meinst du, dass ich überhaupt sein Typ bin?« Natürlich weiß ich das nicht. Aber ich habe auch keine Zeit, meiner Freundin Mut zu machen, weil jetzt Frau Krause mit dem Deutschunterricht beginnt. Mimi schaltet gleich wieder auf Lovestory und bekommt diesen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Vom Unterricht kriegt sie natürlich nichts mit. Schade eigentlich. Das Thema passt nämlich perfekt: Wir sprechen über das MINNELIED im Mittelalter. Da war ein – ACHTUNG! – Walther von der Vogelweide (HAHA!), dem es wohl ähnlich ging wie Mimi: Obe ich rehte râten künne, waz diu minne sî, sô sprechet denne: »jâ!« Minne ist zweier herzen wünne: teilent sie gelîche, sost diu minne dâ. Sol abe ungeteilet sîn, sô enkans ein herze alleine niht enthalten. HÄ? Ich kann kein Holländisch! Ich meine, als ich mal in Holland war, da haben sich die Wörter auch so bekannt angehört, aber am Ende habe ich dann doch nichts verstanden. Frau Krause sagt aber, dass das DEUTSCH sei! Echt jetzt! Mittelhochdeutsch, also die Literatursprache im Hochmittelalter. Zum Glück verteilt sie uns jetzt noch die Übersetzung ins NORMALE Deutsch: Wenn ich es recht erraten kann, was Liebe ist, dann ruft nur alle: »Ja!« Liebe ist zweier Herzen Glück, erfüllt es sie zu gleichen Teilen, ist die Liebe da. Wird Liebe aber nicht geteilt, vermag ein Herz allein sie nicht zu tragen. Sag ich doch! Mimi hat echt was verpasst. Ich wünsche ihr wirklich, dass dieser Typ sie auch gut findet. Damit sie nicht so leiden muss wie dieser arme Vogelmann aus der Mittelalterheide. #EinMinnesongFürMimi Als die Schule endlich aus ist und wir dann zusammen nach Hause laufen, ist sie wieder hellwach. »Ist er hinter uns?« Das fragt sie mich jetzt bestimmt schon zum 13. Mal. »Guck doch bitte noch mal.« Ich sehe nach, obwohl sie sich selbst alle paar Schritte ruckartig umdreht. »Vielleicht hat er ja länger Schule?«, mutmaße ich, obwohl das eigentlich nicht sein kann. Auf unserer Schule ist spätestens nach der achten Stunde Schluss. »Hey, genau! Er musste bestimmt noch ins Sekretariat oder so. Vielleicht, um noch irgendwas zu klären«, sagt Mimi und bleibt abrupt stehen. »Ich meine, weil er doch neu ist.« Und dann will sie einfach nicht weitergehen. »Lass uns doch bitte etwas warten. Bitte, bitte. Er kommt ganz sicher hier vorbei. Bitteeee!« OH NEE! »Mimi! Und was ist, wenn er etwas vorhat und erst heute Abend nach Hause kommt? Oder einen Umweg läuft?« Doch meine Freundin wischt meine Bedenken beiseite. »Ich lade dich auf ein Eis ein«, sagt sie entschlossen und zieht mich zu »Da Pino«. Ich will mich wehren, werde aber sofort schwach. Unser Lieblings-Eiscafé hat nämlich das wirklich leckerste Kokoseis vom ganzen Ort. Wir setzen uns an einen Tisch vorne unter dem...




