Eliot | Middlemarch. Band 4 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4

Reihe: George Eliot´s MIDDLEMARCH in vier Bänden

Eliot Middlemarch. Band 4

Zwei Versuchungen | Sonnenuntergang und Sonnenaufgang
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96130-414-1
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Zwei Versuchungen | Sonnenuntergang und Sonnenaufgang

E-Book, Deutsch, Band 4

Reihe: George Eliot´s MIDDLEMARCH in vier Bänden

ISBN: 978-3-96130-414-1
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dorothea Brooke heiratet Edward Casaubon, einen Gelehrten, der einige Jahre älter ist als sie, in der Hoffnung, dass ihre Verbindung eine echte Begegnung der Geister sei. Sie irrt sich. Gefangen in einer einsamen Ehe mit einem tyrannischen Mann, findet sie Gesellschaft bei Edwards Cousin, Will Ladislaw. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Verbindung, die ihren makellosen Ruf und ihre Zukunft gefährdet. Der junge Arzt Tertius Lydgate kommt voller fortschrittlicher Ideen nach Middlemarch und möchte seine Fähigkeiten im örtlichen Krankenhaus einsetzen. Durch seine dortigen Beziehungen lernt er die schöne Tochter des Bürgermeisters, Rosamond Vincy, kennen und heiratet sie, nur um durch ihren Materialismus und ihre überwältigende Eitelkeit vor dem finanziellen Ruin zu stehen. Rosamonds Bruder Fred ist für die Kirche bestimmt, um den Stand seiner Familie zu verbessern, aber seine Jugendliebe Mary Garth weigert sich, ihn zu heiraten, wenn er nicht eine geeignetere Karriere einschlägt. Vom Schicksal in unsichere finanzielle Verhältnisse gezwungen, muss Fred seine Entscheidungen und Wünsche hinterfragen, wenn er sich Marys Respekt verdienen will. Der gottesfürchtige und angesehene Nicholas Bulstrode ist ein guter Mann und ein vertrauenswürdiger Bankier - so scheint es jedenfalls, bis ein alter Feind in die Stadt kommt, der Bulstrodes zwielichtige Machenschaften aufdecken will. Aus Angst, als Heuchler entlarvt zu werden, nimmt er die Dinge selbst in die Hand, wobei ihn jede Verzweiflungstat noch tiefer in Schande und Korruption stürzt. 'Middlemarch', ein Meisterwerk der Belletristik, zeichnet die Spuren der Leben seiner Protagonistinnen und Protagonisten in einer Handlung nach, die das soziale Gefüge im England der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts beleuchtet. Eliots beliebter Roman, der die Landschaft der viktorianischen Literatur überragt, erforscht den immerwährenden Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, Integrität und Versuchung und ist heute so aktuell wie bei seiner Erstveröffentlichung. Dieses ist der vierte von insgesamt vier Bänden. Der Umfang beträgt ca. 300 Druckseiten.

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ERSTES KAPITEL.
  These little things are great to little man. Goldsmith: The Traveller Haben Sie kürzlich viel von Ihrem wissenschaftlichen Phönix, Lydgate, gesehn?« fragte Herr Toller bei einem seiner Weihnachtsdiners den zu seiner Rechten sitzenden Farebrother. »Leider nicht viel,« antwortete der Pfarrer, der sich gewöhnt hatte, Herrn Toller's Spottreden über seinen Glauben an das neue medizinische Licht zu pariren. »Ich wohne zu entfernt, und er ist zu beschäftigt.« »So? das freut mich zu hören,« bemerkte Dr. Minchin in einem sichtlich überraschten Ton. »Er widmet dem neuen Hospital sehr viel Zeit,« erwiderte Farebrother, der seine Gründe hatte, den Gegenstand nicht fallen zu lassen. »Ich höre das von meiner Nachbarin, Frau Casaubon, die oft dahin geht. Sie sagt, Lydgate sei unermüdlich und mache etwas Vortreffliches aus Bulstrode's Anstalt, er richtet eine neue Abtheilung für den Fall ein, daß die Cholera herkommen sollte.« »Und hat vermuthlich Theorien für Behandlung der Kranken in Bereitschaft,« bemerkte Herr Toller. »Kommen Sie, Toller, seien Sie aufrichtig,« sagte Farebrother. »Sie sind viel zu gescheidt, um nicht einzusehen, daß ein kühner frischer Geist, in der Medizin so gut wie in allen andern Dingen, eine Wohlthat ist; und was die Cholera betrifft, so weiß doch wohl Keiner von Ihnen recht, was dagegen zu thun ist. Wenn ein Mann auf einem neuen Wege ein wenig zu weit geht, so thut er sich selbst damit in der Regel mehr Schaden als Anderen.« »Sie und Wrench haben, denke ich, alle Ursache, ihm dankbar zu sein,« sagte Dr. Minchin mit einem Blick auf Toller, »denn er hat Ihnen die Crême von Peacock's Patienten verschafft.« »Lydgate lebt auf einem großen Fuß für einen jungen Anfänger,« bemerkte Herr Harry Toller, der Brauer. »Ich denke mir, er hat einen Rückhalt an seinen Verwandten.« »Ich will es hoffen,« sagte Herr Chichely, »sonst hätte er das charmante Mädchen nicht heirathen müssen, das wir Alle so gern haben. Hol's der Henker, man kann es einem Manne nicht verzeihen, daß er sich das hübscheste Mädchen in der Stadt wegholt.« »Ja, bei Gott! und das beste Mädchen dazu,« rief Herr Standish. »Meinem Freunde Vincy war die Parthie gar nicht angenehm, das weiß ich,« fuhr Herr Chichely fort. »Er wird nicht viel für sie thun; was die Verwandten von der anderen Seite gethan haben mögen, kann ich nicht sagen.« In der Art, wie Herr Chichely das sagte, lag die sehr erkennbare Absicht, etwas zu verschweigen. »O, ich glaube nicht, daß Lydgate je auf eine Praxis, von der er leben könnte, bedacht gewesen ist,« bemerkte Herr Toller mit einem leisen Anflug von Sarkasmus, und damit ließ man den Gegenstand fallen. Es war nicht das erste Mal, daß Farebrother Andeutungen darüber hatte hören müssen, daß Lydgate's Ausgaben offenbar zu groß seien, um sie mit seiner Praxis bestreiten zu können; aber er hielt es nicht für unwahrscheinlich, daß Lydgate Ressourcen oder Aussichten habe, welche seine großen Ausgaben bei seiner Verheirathung entschuldigen könnten und welches den üblen Folgen der Unzulänglichkeit seiner Praxis vorbeugen würden. Eines Abends, als Farebrother zu dem Zweck nach Middlemarch gegangen war, um mit Lydgate wie vor Alters ein Stündchen zu plaudern, hatte er an demselben ein gezwungen aufgeregtes Wesen bemerkt, das seiner gewöhnlichen behaglichen Weise, Schweigen zu beobachten oder dasselbe, so oft er etwas zu sagen hatte, mit einem energisch abrupten Ausdruck zu brechen, ganz unähnlich war. Lydgate sprach, als sie in seinem Arbeitszimmer bei einander saßen, fortwährend und erging sich in einer Auseinandersetzung der Gründe für und wider gewisse physiologische Thatsache: aber er hatte kein einziges von jenen präcisen Dingen zu sagen oder aufzuweisen, welche die Merkzeichen eines geduldigen und ununterbrochenen Studiums sind, wie er sie sonst mit der Erklärung zu betonen pflegte, daß es bei jeder Untersuchung eine Systole und eine Diastole geben und daß der Geist eines Jüngers der Wissenschaft, fortwährend sich ausdehnend und zusammenziehend, zwischen dem gesammten menschlichen Horizonte und dem Horizonte eines Objectivglases sich bewegen müsse. An jenem Abend aber schien er sich nur deshalb über diese Dinge zu verbreiten, um der Berührung jedes persönlichen Verhältnisses aus dem Wege zu gehen. Sie begaben sich denn auch bald in's Wohnzimmer, wo Lydgate, nachdem er Rosamond gebeten hatte, etwas zu musiciren, sich in einen Lehnstuhl warf und schweigend, aber mit hellen, weitgeöffneten Augen dasaß. »Er muß ein Opiat genommen haben,« dachte Farebrother, »vielleicht hat er tic douloureux oder ärztliche Sorgen.« Es fiel ihm nicht ein, daß Lydgate's Ehe nicht glücklich sein könne; er glaubte wie alle Uebrigen, daß Rosamond ein liebenswürdiges, gelehriges Geschöpf sei, wenn er sie auch immer ziemlich uninteressant, ein bischen zu sehr das Muster einer Schülerin aus einer Anstalt für die Vollendung junger Damen gefunden hatte und wenn auch seine Mutter es Rosamond sehr übel nahm, daß sie es nie zu bemerken schien, wenn Henriette Noble im Zimmer war. »Indessen, Lydgate hat sich in sie verliebt,« dachte der Pfarrer, »und so muß sie doch wohl nach seinem Geschmack sein.« Farebrother wußte, daß Lydgate ein stolzer Mensch sei; da er aber selbst sehr wenig Sinn für diese Charaktereigenschaft hatte und vielleicht zu wenig Werth auf persönliche Würde legte, außer insofern er es unter seiner Würde hielt, niedrig oder thöricht zu handeln, so konnte er kaum das rechte Verständniß für die Art haben, wie Lydgate wie vor einem Brandmal vor jeder Aeußerung über seine Privatangelegenheiten zurückschreckte. Und bald nach jener Unterhaltung bei Toller erfuhr der Pfarrer etwas, was ihn nur um so eifriger eine Gelegenheit erspähen ließ, Lydgate auf indirectem Wege wissen zu lassen, daß, falls er sich über irgend eine Verlegenheit auszusprechen wünschen sollte, er auf das offene Ohr eines Freundes rechnen könne. Diese Gelegenheit fand sich im Vincy'schen Hause, wo am Neujahrstage eine Gesellschaft gegeben wurde, zu welcher Farebrother mit der Mahnung, daß er seinen alten Freunden, an dem ersten Neujahrstage nach seiner Erhebung zu einer höhern geistlichen Würde, nicht untreu werden dürfe, eingeladen war und daher unmöglich hatte ablehnen können. Es ging dabei sehr freundschaftlich her; alle Damen der Farebrother'schen Familie waren da, alle Kinder aßen mit am Tische, und Fred hatte seine Mutter zu überzeugen gewußt, daß, wenn sie nicht auch Mary Garth mit einlüde, die Farebrothers, deren specielle Freundin Mary sei, das als eine Rücksichtslosigkeit gegen sich betrachten würden. Mary kam, und Fred war in der besten Laune, obgleich seine Freude nicht ganz rein war, da sein Triumph darüber, daß seine Mutter sehen mußte, wie hoch Mary von den Hauptpersonen der Gesellschaft gehalten wurde, durch Eifersucht getrübt wurde, als Farebrother sich zu ihr setzte. Fred pflegte von den Vorzügen seiner eigenen Person viel erfüllter zu sein, als er noch nicht zu fürchten brauchte, von Farebrother ausgestochen zu werden; jetzt aber schwebte ihm diese Furcht beständig vor. Frau Vincy, die im vollsten Glanze ihrer matronenhaften Schönheit strahlte, betrachtete mit stiller Verwunderung Mary's kleine Gestalt und ihr Gesicht mit dem rauhen krausen Haar ohne allen Schmuck von Lilien und Rosen, und versuchte es vergeblich, sich vorzustellen, wie sie sich für Mary's Erscheinung in Hochzeitskleidern interessiren oder ein Gefallen an Enkeln würde finden können, welche aussähen wie die Garths. Indessen ging es sehr munter zu und Mary war besonders aufgeräumt; es freute sie um Fred's willen, daß seine Familie sich freundlicher gegen sie zu benehmen anfing, und es konnte ihr auch nur recht sein, wenn die Vincy's sahen, wie sehr sie von Anderen, deren Urtheil sie respectiren mußten, geschätzt werde. Farebrother bemerkte, daß Lydgate sehr gelangweilt und verdrießlich aussah und daß Herr Vincy so wenig wie möglich mit seinem Schwiegersohne sprach. Rosamond war von der ruhigsten und anmuthigsten Freundlichkeit, und nur bei genauerer Beobachtung, zu welcher der Pfarrer aber keine Veranlassung fand, würde ihm ihr vollständiger Mangel an Interesse für die Gegenwart ihres Gatten, – einem Interesse, welches ein liebendes Weib unter allen Umständen, auch wo die Etiquette sie von ihrem Manne getrennt hält, unfehlbar zu erkennen giebt –, aufgefallen sein. Wenn Lydgate sich an der Conversation betheiligte, sah sie ihn so wenig an, als wäre sie eine den Blick nach einer anderen Seite hin richtenden Statue der Psyche, und als er, nachdem er auf einige Stunden abgerufen war, wieder in's Zimmer trat, schien sie von seinem Erscheinen, das sie vor achtzehn Monaten in die freudigste Aufregung versetzt haben würde, gar keine Notiz zu nehmen. In Wahrheit entging ihr jedoch keine von Lydgate's Aeußerungen und Bewegungen, und ihr hübscher, freundlicher Ausdruck des Nichtbemerkens war nur eine absichtlich zur Schau getragene Gleichgültigkeit, durch welche sie ihrer innern Widersetzlichkeit gegen ihn Genüge that, ohne die Schicklichkeit zu verletzen. Als die Damen, nachdem...



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