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E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Elliott Der Mann, der überlebte

George W. Carver - eine faszinierende Lebensgeschichte - Vom Sklavenjungen zum genialen Erfinder und Weltveränderer

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-7615-6729-6
Verlag: Neukirchener
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Manche sagen, er sei der bemerkenswerteste Amerikaner, der je gelebt hat", so beginnt die Lebensgeschichte über den Afroamerikaner George W. Carver. Es ist die Geschichte eines Kämpfers für die Würde und Rechte der Afroamerikaner, der allen Widrigkeiten zum Trotz Hoffnung schenkte und mit unscheinbaren Erdnüssen ein Stück weit die Welt veränderte.
Dabei behielt er stets sein Einfühlungsvermögen in alles, was Gottes Schöpfung hervorgebracht hat. Zu seinen großen Leistungen gehört die Abschaffung der Baumwoll-Monokultur, indem er die Farmer des ausgemergelten amerikanischen Südens vom vielfältigen Nutzen des Erdnussanbaus überzeugte.

Es ist die Geschichte eines steinigen Lebensweges, der in einer Sklavenhütte begann und an dessen Ende die New York Herald Tribune schrieb: "Vielleicht hat kein Mensch in diesem Jahrhundert
mehr für ein besseres Verständnis zwischen den Rassen getan." Ein historisch höchst interessantes und menschlich sehr anrührendes Buch, das von der tiefen Gläubigkeit eines trotz aller Erfolge bescheiden gebliebenen Mannes erzählt.

In dieser Neuauflage wurde diese faszinierende Biographie ganz neu in unsere heutige Sprache übersetzt, damit noch viele weitere Generationen von ihr ermutigt werden.
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II. Ein Rennpferd als Lösegeld „Ich h-hab die Rosen umgepflanzt, Ma’am ... In die S-S-Sonne ... Rosen brauchen S-S-Sonne, Ma’am.“ Carvers George Es war eine schlimme Zeit. Das Land stöhnte unter dem Krieg zwischen Norden und Süden. Den Farmern und Präriebewohnern Missouris schien es, als hätte sich alles Leid Amerikas zwischen den Grenzen ihres Staates eingenistet. Die meisten von ihnen besaßen einen Sklaven oder auch zwei, damit sie beim Pflügen des widerspenstigen Bodens Hilfe hatten, aber trotzdem hielten sie es mit Abe Lincoln und den Unionstruppen. Und nun waren ihre Prärien Niemandsland, ihre Äcker Schlachtfelder geworden. Freischärler aus dem freien Kansas und Buschklepper aus dem sezessionistischen Arkansas ließen das Land in unaufhörlichen Kämpfen ausbluten. Partisanen und Banditen zogen plündernd und mordend umher. Sie kamen in der Nacht, verbrannten Häuser und Ställe und die Ernte auf den Feldern, ohne lange zu fragen, wessen Besitz da in Flammen aufging. Sie stahlen Lebensmittel und verschleppten Sklaven nach Louisiana und Texas, wo man sie zu kriegsbedingten Wucherpreisen versteigerte. Auf dem Ozark-Plateau, in der Nähe der Siedlung Diamond Grove, bekam Moses Carver die Schreckensherrschaft der Peitsche zu spüren. Maskierte Männer galoppierten in einer Winter­nacht auf seinen Hof, legten ihm Daumenschrauben an und hängten ihn in einen Walnussbaum. Sie peitschten ihn aus und verbrannten ihm die nackten Fußsohlen mit glühenden Kohlen, während seine Frau Susan von ihnen festgehalten wurde und sich vor Hilflosigkeit und Angst wand. Immer wieder schrien ihn die Männer an: „Wo hast du dein Geld versteckt? Wo sind deine Nigger, du Yankee-Heuchler?” Sein Körper schrie nach Hilfe, aber über die Lippen von Moses Carver kam kein Laut. Das Wenige, das er besaß, hatte er sich unermüdlich und fleißig erarbeitet und er hatte einen stahlharten Kern: Lieber wollte er sterben, als diesen Terroristen nachzugeben. Kurz darauf hielten die Maskierten das aufgeregte Stampfen der Pferde im Stall für nahende Truppen. Rachedurstig und frustriert setzten sie eine leere Scheune in Brand und verschwanden dann in der Dunkelheit. Susan machte ihren Mann von dem Walnussbaum los. Sie legte ihm Wegerichblätter auf die verbrannten Fußsohlen, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Keiner von beiden sprach, bis Moses schließlich zu seiner Frau sagte, sie solle die Sklavin Mary mit ihren kleinen Kindern aus dem Versteck unter dem Melkhaus holen. Dann saß Moses allein in seinem Blockhaus. Sein Atem ging schwer, während die Flammen der brennenden Scheune vor dem einzigen Fenster der Hütte flackerten und tanzten. Moses dachte darüber nach, wie irrsinnig das alles war. Er hatte so schwer gearbeitet! Er hatte der Trockenheit, den Unwettern und der bitteren Einsamkeit hier im Grenzland getrotzt. Und dass jetzt Männer, die doch Menschen waren wie er selbst, absichtlich sein Lebenswerk vernichteten, konnte er nicht begreifen. Denn Moses Carver spürte, dass es noch nicht vorbei war. Die nächtlichen Reiter würden wiederkommen. Er war in den mittleren Jahren, ein hagerer, bärtiger Mann, dessen Kraft seinem furchigen Gesicht anzusehen war – fast 150 Jahre weit konnte er seine Ahnenreihe zurückverfolgen, bis zu der Zeit, als seine Vorfahren auf der Suche nach Freiheit und Chancen von England in die Neue Welt aufgebrochen waren. Eine Generation nach der anderen war weiter westwärts in jungfräuliches Land vorgedrungen. Moses war 1812 an der Grenze von Ohio geboren worden und mit zwanzig zog auch er weiter. In Illinois heiratete er Susan Blue und gemeinsam fuhren sie stromabwärts nach Missouri, überquerten die Prärie und erreichten endlich die Walnussbäume und grünen Weiden am Fuße der Ozark Mountains. Hier, dicht an der Grenze zu Arkansas, erwarben sie ein Stück Land von 160 Morgen. Es war ein unerbittliches Leben. Ein eiskalter Winterwind wehte von den Bergen herunter und im Sommer schien es keinen Schutz vor der sengenden Hitze zu geben. Ihr einziges Kind, ein kleines Mädchen, verloren sie schon wenige Tage nach der Geburt und es hatte Gott nicht gefallen, ihnen ein zweites zu schenken. Doch Moses Carver war ein unerbittlicher Mann. Er kämpfte mit Wind, Boden und Sonne. Er baute ein festes Blockhaus und rodete mit Susans Hilfe das Land. Wo einst Wildnis gewesen war, lag jetzt eine ansehnliche Farm. Er züchtete Pferde, gute Pferde, und andere Siedler in der Umgebung sagten, Moses Carver sei der anständigste und fleißigste Mann in ganz Newton County. Aber er hatte seltsame Ideen. Zum Beispiel hielt er nichts vom Kirchgang, doch er hatte ein Stück Land als Friedhof für die Toten von Diamond Grove hergegeben und in feierlicher Stille dabeigestanden, als der Pfarrer es weihte. Er wetterte auch laut gegen die Sklaverei und behauptete, sie sei sündig und unmoralisch. Und doch hatte er selbst ein Mädchen als Sklavin gekauft. Niemand, nicht einmal Susan, wusste, welche inneren Kämpfe es ihn gekostet hatte, Geld für einen anderen Menschen zu zahlen. Er besaß keine Feldarbeiter wie die anderen Farmer. Mit den eigenen Händen und gelegentlich angeheuerten Helfern, die auf der Durchreise waren, hatte er all die mühsame Arbeit geleistet, die getan werden musste, und so sollte es auch immer bleiben, schwor er. Aber seiner Frau machte die Einsamkeit der langen Jahre allmählich zu schaffen. Susan hatte ihn gebeten, ihr ein Mädchen zu besorgen, das ihr bei der Hausarbeit helfen und mit dem sie sich während der endlosen Stunden unterhalten konnte, wenn ihr Mann auf den Feldern war. Und so war Moses vor sechs Jahren zu seinem Nachbarn Colonel James Grant gegangen und hatte 700 Dollar für Mary gezahlt. Damals war sie 13 gewesen, ein liebes, aufgewecktes Mädchen, das bei der Arbeit sang. Schon bald war es, als hätte Mary schon immer zur Familie gehört. Als dann Kinder kamen, zählten auch sie selbstverständlich zum Haushalt der Carvers, wenn sie am Leben blieben. Zwei kleine Mädchen lagen am Fuße des Berges begraben, wo auch Susans eigenes Kind zur Ruhe gebettet worden war. Aber die Tatsache, dass er Mary gut behandelte, hatte Moses’ Gewissen nicht gänzlich beruhigt. Sklaverei blieb Sklaverei und ob man nun einen Menschen oder hundert kaufte, das war kein Unterschied. Und nun, an diesem kalten Winterabend, war Moses Carver tief besorgt. Die Banditen würden wiederkommen, daran zweifelte er nicht. Wenn sie das Geld fanden, das er unter dem Bienenkorb versteckt hatte – nun gut. Stahlen sie ihm aber Mary, um sie irgendwo in der Fremde zu versteigern, dann würde er diese Schuld für den Rest seiner Tage mit sich herumschleppen müssen. Carvers Mary konnte ihre Ahnenreihe noch nicht einmal bis zu ihrer Mutter verfolgen. Wie so viele Kinder ihres Volkes war sie scheinbar ohne menschliches Zutun und ohne Liebe ins Leben gekommen. Jetzt saß sie in der kleinen, aus nur einem Raum bestehenden Hütte, in der sie mit ihren Kindern wohnte, und drückte ihren neugeborenen Sohn an ihre Brust. Fast pausenlos wurde sein kleiner, gebrechlicher Körper von qualvollem Husten geschüttelt. Mary wusste, wenn sie ihn nicht festhielt und ihr eigenes Leben in seinen Leib hineinbetete, würde der Kleine mit Sicherheit sterben. Sie wiegte sich behutsam auf ihrem Stuhl hin und her, summte eine Melodie und ließ die sanften schwarzen Augen auf dem kleinen Jim und der vierjährigen Melissa ruhen. Sie lagen wach auf ihrem Rollbett und waren noch ganz steif von der Angst, die sie in dem dunklen Kellerversteck gehabt hatten. „Macht die Augen zu“, sagte Mary. „Schlaft jetzt!“ Aber die Kinder starrten weiter ins Feuer, während die Mutter sich weiter vor und zurück wiegte und das röchelnde Baby an sich gedrückt hielt. Sie fühlte sich älter, müder und erfahrener, als sie es in ihren jungen Jahren hätte sein sollen. Sie glaubte inzwischen, dass dieses Elend ihrem Volk für immer zugedacht war, und sie hatte Angst, dass ihre eigenen Sorgen noch lange nicht vorüber waren. Zwei Babys hatte sie begraben und der kleine Junge, den sie jetzt im Arm hielt, schien sein Leben in ihren Armen aushusten zu wollen. Sie hatte einen guten Mann gehabt. Aber beim ersten Schnee – das neue Baby war noch keine zwei Monate alt – hatte man von der Grant-Farm einen Boten herübergeschickt und ihr ausrichten lassen, dass er tot war. „Er hat Baumstämme abgefahren“, sagten die Boten mit gesenktem Blick, „und der Ochse ist durchgegangen. Giles ist vom Wagen gefallen und ein Stamm ist über ihn gerollt ...“ Sie sagten wohl noch mehr, denn sie sprachen lange, doch Mary Carver hörte es nicht. Giles war tot. Alles andere spielte keine Rolle. Sie dachte daran, wie er – wann immer er konnte – von der Grant-Farm herübergekommen war und dann neben ihr auf der Schwelle gesessen hatte. Die Nacht war immer etwas weniger finster gewesen, wenn er bei ihr war. Sie dachte an ihre eigene Mädchenzeit auf dem großen Hof zurück, an das rote Steinhaus und an die Hütten dahinter. Dort hatten die Sklaven in den Sommernächten auf dem Boden gesessen und die traurigen Lieder ihrer hoffnungslosen Hoffnung gesungen. Damals hatte Mary ihren Kummer und Schmerz nicht begriffen. Auf kindliche Weise hatte sie Mitleid mit ihnen gehabt, denn sie würden niemals glücklich sein. Aber jetzt verstand sie. Trotz aller Freundlichkeit der Carvers gehörte sie zu diesem Volk – und der Fluch ihres Volkes lag auch auf ihr. Das Baby hustete und wand sich in ihren Armen, weil es zu ersticken drohte. Mary führte einen Löffel mit Honig und Rainfarn an die Lippen des Kleinen. Er würgte und atmete dann keuchend weiter. Nein, ihr Kummer würde niemals enden. Früher oder später...


Elliott, Lawrence
Lawrence Elliott, geb. 1924 in New York, ist ein amerikanischer Autor, Herausgeber und Journalist. Für seine Veröffentlichungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seine Biographie von George W. Carver wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Lawrence Elliott, geb. 1924 in New York, ist ein amerikanischer Autor, Herausgeber und Journalist. Für seine Veröffentlichungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seine Biographie von George W. Carver wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.


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