Engelhardt | Leitbild Menschenwürde | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 34, 277 Seiten

Reihe: Kultur der Medizin

Engelhardt Leitbild Menschenwürde

Wie Selbsthilfeinitiativen den Gesundheits- und Sozialbereich demokratisieren
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-593-41229-0
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Wie Selbsthilfeinitiativen den Gesundheits- und Sozialbereich demokratisieren

E-Book, Deutsch, Band 34, 277 Seiten

Reihe: Kultur der Medizin

ISBN: 978-3-593-41229-0
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Vor 40 Jahren haben Selbsthilfeinitiativen die menschenunwürdigen Zustände in Erziehungsheimen und psychiatrischen Krankenhäusern angeprangert und mit neuen Konzepten und Handlungsmodellen zu einem Perspektivenwechsel beigetragen: Menschenwürde kann im Gesundheits- und Sozialbereich nur bestehen, wenn Patienten und Nutzer in Beratung, Behandlung und Betreuung als selbstständig handelnde Personen anerkannt werden. Hans Dietrich Engelhardt zeigt die Entwicklung der Selbsthilfeinitiativen und zeichnet nach, wie die alternativen Leitbilder Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Mitwirkung schließlich zu grundlegenden Säulen des Sozialgesetzbuches wurden.

Hans Dietrich Engelhardt war von 1975 bis 2003 Professor für Soziologie und soziale Arbeit an der Hochschule München.
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1;Inhalt;6
2;Einführung;10
3;1.Lehre, Praxis und Forschung mit und für Selbsthilfeinitiativen – wie ich dazu gekommen und warum ich dabei geblieben bin;22
3.1;1.1Zur Ausgangslage;22
3.2;1.2Leistungspotenziale von Selbsthilfeinitiativen und Selbstorganisation;29
3.3;1.3Wie kann man Selbsthilfegruppenarbeit den Studenten nahe bringen?;30
3.4;1.4Zur Faszination von Selbsthilfeinitiativen;31
3.5;1.5Erfahrungsfelder;32
3.6;1.6Impulse aus der Auseinandersetzung mit Selbsthilfegruppen und Selbstorganisation;37
4;2.Zur »Selbsthilfelandschaft«: Selbsthilfeinitiativen – Vielfalt als Tatsache, Aufgabe und Chance;38
4.1;2.1Vorbemerkungen;38
4.2;2.2Selbsthilfeinitiativen – Feld und Begriffe;39
4.3;2.3Einige Perspektiven zur Komplexität von Selbsthilfezusammenschlüssen;42
4.4;2.4Kriterien für die Systematisierung von Selbsthilfezusammenschlüssen;51
4.5;2.5Was leisten diese Systematisierungen?;52
4.6;2.6Zusammenfassung;77
5;3.Zur Arbeitsweise von Selbsthilfeinitiativen: Learning by Doing – Selbsthilfeinitiativen als Konsumenten und Produzenten von Wissen;80
5.1;3.1Ausgangslage: Warum entstehen Selbsthilfeinitiativen?;80
5.2;3.2Bedeutung und Stellenwert von Wissen in Selbsthilfeinitiativen;83
5.3;3.3Zum Ungang der Selbsthilfeinitiativen mit Wissen;85
5.4;3.4Selbsthilfeinitiativen als Konsumenten von Wissen;88
5.5;3.5Selbsthilfeinitiativen als Produzenten von Wissen;96
5.6;3.6Die Verbreitung von Handlungsmodellen in der Selbsthilfe- bzw. Alternativszene;103
5.7;3.7Zusammenfassung und Folgerungen;104
6;4.Von der Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit bis zu professionellen Innovationen – Leistungen von Selbsthilfezusammenschlüssen im Überblick;108
6.1;4.1Zugang zum Thema;108
6.2;4.2Tabellarische Beschreibung der Leistungen von Gesprächs-und Kontaktgruppen im Spiegel der Fachliteratur;115
6.3;4.3Leistungen von Aktionsgruppen, selbst organisierten und alternativen Projekten;127
6.4;4.4Zusammenfassung: Die Leistungen der Selbsthilfeinitiativen auf einen Blick;147
7;5.Die Betroffenenperspektive als Bereicherung und Qualifizierung sozialer Arbeit: Selbsthilfeinitiativen in der Ausbildung zum Sozialpädagogen/Sozialarbeiter;150
7.1;5.1Ausgangspunkte für Lehrveranstaltungen über Selbsthilfeinitiativen in der Ausbildung von Sozialarbeitern/Sozialpädagogen;150
7.2;5.2Selbsthilfe und Selbstorganisation als Ausbildungsinhalt für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter;154
7.3;5.3Probleme: Verpuffen von erworbenen Kenntnissen und Qualifikationen;156
7.4;5.4Kooperationsformen zwischen Selbsthilfeinitiativen und Professionellen;158
7.5;5.5Leistungen von Selbsthilfeinitiativen: Anregungs- und Lernpotenziale für soziale Berufe;165
8;6.Kooperation zwischen Fachkräften und Selbsthilfegruppen. Zur Dynamik zwischen Selbsthilfegruppen und Profis. Das Beispiel Münchner Angstselbsthilfe;170
8.1;6.1Ausgangspunkte;170
8.2;6.2Die Befragung der Gruppenleiter der Angstselbsthilfegruppen;173
8.3;6.3Ergebnisse der Experteninterviews;180
8.4;6.4Übereinstimmungen und Differenzen;186
8.5;6.5Ausblick;189
9;7.Demokratisierung und Modernisierung des Gesundheits- und Sozialbereichs: Wie alternative Leitbilder und Handlungsmodelle in die Gesellschaftsstruktur eingegangen sind;192
9.1;7.1Vorbemerkung;192
9.2;7.2Entwicklungsstränge in der neuen Selbsthilfebewegung;194
9.3;7.3Beiträge der Selbsthilfeinitiativen zur Demokratisierung und Modernisierung des Gesundheits- und Sozialbereichs;206
9.4;7.4Transformation alternativer Leitbilder, Konzepte und Handlungsmodelle in die Gesellschaft;210
9.5;7.5Zum gegenwärtigen Schattendasein der sozialen Selbsthilfeinitiativen;224
9.6;7.6Die »neue« Selbsthilfebewegung – eine soziale Bewegung?;228
9.7;7.7Veränderungen im Feld Selbsthilfe und Selbstorganisation;232
9.8;7.8Zur gesellschaftlichen Funktion der Selbsthilfebewegung;238
9.9;7.9Profile von Selbsthilfeinitiativen im Gesundheits- und Sozialbereich;243
10;8.Menschenwürde als gelebtes Leitbild – ein Rückblick;244
10.1;8.1Veränderungen des gesundheits- und sozialpolitischen Systems durch Selbsthilfeinitiativen;244
10.2;8.2Resümee;248
11;Abbildungen ;254
12;Literatur;256


(S. 191-192)



Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen im weitesten Sinn sind uralte mit dem Menschsein verbundene, selbstverständliche Formen der Lebensgestaltung, der Daseinsvorsorge, der Nothilfe und der Existenzsicherung; sie sind eigentlich selbst erklärend. Entsprechende Belege sind in vielen verstreuten Dokumenten und Veröffentlichungen zu finden (zum Beispiel Der Ständige Ausschuss für Selbsthilfe 1956; Moeller 1978: 45–53).

Wenn man in den siebziger und achtziger Jahren in Verbindung mit der Zunahme von Selbsthilfegruppen von »neuer« Selbsthilfebewegung spricht, bezieht man sich üblicherweise zunächst weitgehend auf einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt von Selbstorganisationsformen, nämlich die aus unterschiedlichen Krisen- und Notsituationen entstandenen Gruppen und Projekte, die sich zu Problemen im Umwelt-, Bildungs-, Kultur- und insbesondere im Sozial- und Gesundheitsbereich bilden.

Mit »neu« meint man zweierlei: Einerseits hebt man damit ins Bewusstsein, dass Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisation trotz der Vielfalt institutioneller Hilfe- und Mammutorganisationen als normale und vor allem schnelle Reaktionen auf aktuelle Probleme und Bedrohungen nach wie vor neu entstehen und unentbehrlich sind, nichts Außergewöhnliches sind und bleiben. Andererseits wird deutlich, dass diese Formen der Problembewältigung – gemessen an der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg – eine quantitative und qualitative Wiederbelebung mit neuen Akzenten erfahren, die den strukturellen Gegebenheiten und Herausforderungen der gegenwärtigen Gesellschaft entsprechen.

Schriftliche Darlegungen über Selbsthilfezusammenschlüsse als Erfahrungsberichte von einzelnen Personen, Selbstdarstellungen von Gruppen und Projekten sowie systematische Erörterungen und empirische Untersuchungen nehmen seit Beginn der 70er Jahre deutlich zu, erreichen einen ersten Höhepunkt in den 80er Jahren und zwar für Selbsthilfeinitiativen des Sozial- und Gesundheitsbereichs. Seit etwa Mitte der 90er Jahre nehmen sowohl die innovativen Selbsthilfezusammenschlüsse als auch auf sie bezogene Untersuchungen sehr stark ab, worauf ich später ausführlicher zurückkomme.

Die neuere Fixierung der Forschung auf Gesundheitsselbsthilfezusammenschlüsse bringt eine Art Tunnelblick auf die Selbsthilfeinitiativen insgesamt mit sich, der sich als Engführung der sozialpolitischen Diskussion und der Forschung erweist. Diese Engführung lässt die vielfältigen Facetten der Selbstorganisationslandschaft auch durch Übergehen der selbst organisierten und alternativen Projekte nur selektiv wahrnehmen und wichtige Komponenten zum Beispiel das Innovationspotenzial der sozialen Selbsthilfezusammenschlüsse sowie die gesamtgesellschaftliche Verortung der Selbsthilfebewegung insgesamt weitgehend aus dem Blick verlieren.


Hans Dietrich Engelhardt war von 1975 bis 2003 Professor für Soziologie und soziale Arbeit an der Hochschule München.



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