Equit / Schumann / Schäfer | Berufsqualifizierende Tätigkeit III | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 337 Seiten

Equit / Schumann / Schäfer Berufsqualifizierende Tätigkeit III

Ein Kompendium für den Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8444-3299-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Kompendium für den Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie

E-Book, Deutsch, 337 Seiten

ISBN: 978-3-8444-3299-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die „Berufsqualifizierende Tätigkeit III (BQT-III)“ ist ein Kernstück des neuen Masterstudiengangs Klinische Psychologie und Psychotherapie und ermöglicht Studierenden das Einüben psychotherapeutischer Methoden im direkten Kontakt mit Patient:innen. Das Kompendium liefert Leitfäden und Hintergrundinformationen zu allen von der Approbationsordnung vorgesehen psychotherapeutischen Methoden. Studierende werden so optimal auf die Aufgaben im Zuge der BQT-III vorbereitet.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf die Vermittlung der Grundlagen psychotherapeutischen Handelns, die den gesamten Therapieprozess begleiten und für alle Richtlinienverfahren von Bedeutung sind. Dabei werden sowohl das Erstellen von Fallkonzeptionen als auch die Grundlagen der psychotherapeutischen Beziehungsgestaltung und Gesprächsführung thematisiert. Darüber hinaus werden Anforderungen an die psychotherapeutische Dokumentation und die wichtigsten Aspekte der Berufsethik und des Berufsrechts beschrieben. Im zweiten Teil des Buches wird das gesamte für die BQT-III notwendige Methodenrepertoire anwendungsorientiert anhand zahlreicher Beispiele aufbereitet (z.B. psychodiagnostische Untersuchungen, Bezugspersonengespräche, Risiko- und Prognoseeinschätzungen).

Die Buchinhalte können sowohl im Sinne eines Selbststudiums zur Vorbereitung auf die BQT-III als auch als Nachschlagewerk während der praktischen Umsetzung der Therapiemethoden im Zuge der BQT-III genutzt werden. Letzteres wird insbesondere durch ergänzende Online-Materialien erleichtert, die nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden können. Dozierende und Anleiter:innen können das Buch zudem als Basisliteratur für die Konzeption von Lehrveranstaltungen zur BQT-III nutzen.

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Zielgruppe


Studierende und Lehrende im Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie, BQT-III-Anleiter*innen, Kandidat*innen der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, sowie Psychologische Psychotherapeut*innen.

Weitere Infos & Material


|35|2  Grundlagen der Beziehungsgestaltung und Gesprächsführung


Die therapeutische Beziehung ist ein wichtiger allgemeiner Wirkfaktor von Psychotherapie, der das Ergebnis einer Behandlung in vergleichbarem Maße beeinflusst wie die Wahl der Therapiemethode (Norcross & Wampold, 2011). Schulen-, diagnosen- und altersgruppenübergreifend bestehen kleine bis mittlere Zusammenhänge zwischen Therapieergebnissen und Beziehungsqualität, wobei sich die Stärke der Zusammenhänge auf Ebene einzelner Diagnosen bedeutsam unterscheidet (z.?B. kleine Zusammenhänge bei Substanzabhängigkeit; mittlere Zusammenhänge bei Borderline-Persönlichkeitsstörung; Flückiger et al., 2018; Shirk & Karver, 2003). Studien operationalisieren die therapeutische Beziehung dabei in den meisten Fällen nach dem Konzept der „therapeutischen Arbeitsbeziehung“, das folgende Komponenten umfasst (Bordin, 1979):

  • die Übereinstimmung hinsichtlich der Ziele,

  • die Übereinstimmung hinsichtlich des Wegs zur Zielerreichung,

  • die affektive Bindung zwischen Patient:innen und Therapeut:innen.

Das heißt, dass eine gute Auftragsklärung – zur Gewährleistung einer Übereinstimmung hinsichtlich der Ziele sowie des Wegs zur Zielerreichung – wahrscheinlich einen relevanten Anteil am generell positiven Effekt der Beziehungsqualität hat. Daher ist es wichtig, diese im Zuge der Fallkonzeption entsprechend stark zu gewichten (vgl. Kapitel 1). Darüber hinaus ist es relevant, dass die Beziehungsgestaltung der Therapeut:innen ein verlässliches Bindungsangebot darstellt. Zwar ist auch bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen unumstritten, dass die therapeutische Beziehung eine zentrale Rolle spielt, allerdings konzentriert sich die Forschung noch immer stärker auf das Erwachsenenalter (Borg-Laufs, Gahleitner & Hungerige, 2018). Im Folgenden weisen wir jedoch auf Besonderheiten der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hin, die Sie während Ihrer BQT-III bedenken sollten.

Besonderheiten der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Für Kinder und Jugendliche stellt eine Psychotherapie eine besondere Herausforderung dar. Denn sie stehen dabei im Fokus einer für sie nicht vertrauten Gesprächssituation. Anders als viele Erwachsene kommen Kinder und (in etwas |36|geringerem Maße) Jugendliche oft ohne Vorstellung, was sie im Kontakt mit Psychotherapeut:innen erwarten wird, in ein erstes Gespräch. Ihnen „fehlt“ ein Skript bzw. Schema für diese Situation und dies kann verunsichern und Angst auslösen. Arbeiten Psychotherapeut:innen also mit Kindern und Jugendlichen, müssen diese emotionalen Reaktionen auf die unvertraute Situation mitgedacht werden. Eine besondere Herausforderung bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es auch, dass verschiedene Beziehungen bedacht werden müssen – die zwischen Patient:innen und Therapeut:innen, die zwischen Sorgeberechtigten und Therapeut:innen sowie die zwischen Patient:innen und Sorgeberechtigten. Gemeinsam bilden diese eine Triade. Stärker als bei der Arbeit mit Erwachsenen muss hier also nicht nur eine dyadische Beziehung (zwischen Therapeut:in und Patient:in), sondern ein ganzes Beziehungssystem im Blick behalten werden. Das Arbeiten in dieser Triade birgt dabei besondere Chancen, Veränderungen „ins System zu bringen“, gleichzeitig stellen sich spezifische Herausforderungen (z.?B. Loyalitätskonflikte). Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist die therapeutische Beziehung entwicklungsbezogen zu gestalten, d.?h., die Art der Beziehungsgestaltung sollte vom Entwicklungsstand des Kindes bzw. des:der Jugendlichen abhängig gemacht werden. Beispielsweise spielt die Wahrung der Autonomie in der Behandlung von jugendlichen Patient:innen eine andere Rolle als bei vielen Therapien im Vorschulalter. In vielen Fällen korrespondieren Entwicklungsstand und Lebensalter, jedoch nicht in allen, wobei für die Planung und Gestaltung der Zusammenarbeit stets der Entwicklungsstand maßgeblich ist. Insbesondere bei jüngeren Patient:innen kommt auch dem therapeutischen Spiel für den Aufbau und die Gestaltung der therapeutischen Beziehung eine wichtige Rolle zu (Höfer, 2016).

2.1  Basisvariablen der Beziehungsgestaltung


In der humanistisch geprägten Gesprächspsychotherapie wurden Basisvariablen einer guten Beziehungsgestaltung erarbeitet (Rogers, 1983). Die Psychotherapieforschung bestätigt deren schulenübergreifende Relevanz für eine gute therapeutische Beziehung (Wampold & Imel, 2015; Nienhuis et al., 2018):

  • Empathie, d.?h. das für Patient:innen wahrnehmbare Verständnis der Therapeut:innen für ihre emotionalen und motivationalen Prozesse. Paraphrasieren (d.?h. Wiedergabe des Verstandenen in eigenen Worten), reflektierendes Zuhören (d.?h. die Formulierung von Vermutungen über innere Prozesse der Patient:innen; Miller & Rollnick, 2015) und Validieren (d.?h. Rückmeldung geben, dass Bedürfnisse und Emotionen vor dem Hintergrund der Biografie und der gegenwärtigen Situation nachvollziehbar und stimmig sind; Höschel, 2023) sind wichtige Methoden der Gesprächsführung, die u.?a. dazu dienen können, Patient:innen empathisch zu begegnen und Empathie für Patient:innen erfahrbar zu machen.

|37|Beispiel

Eine Patientin berichtet, dass sie wütend sei, da ihr Partner am Abend immer wieder, ohne sich zu entschuldigen, später als abgesprochen nach Hause komme. Sie habe schon mehrmals versucht, mit ihm darüber zu sprechen, doch das blocke er immer wieder ab.

  • Paraphrasieren: „Dass Ihr Partner immer wieder zu spät kommt und sich nicht bereit zeigt, das zu ändern, macht Sie wütend.“

  • Reflektierendes Zuhören: „Sie fühlen sich von Ihrem Partner wenig gesehen und vernachlässigt.“

  • Validieren: „Ich kann verstehen, dass Sie das wütend macht. Insbesondere, da sie solche Interaktionen aus der Beziehung zu Ihrem Vater kennen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es mir in einer solchen Situation ähnlich gehen würde.“

  • Bedingungslose positive Wertschätzung, d.?h. die für Patient:innen wahrnehmbare (positive) Akzeptanz ihrer Person durch die Therapeut:innen. Wertschätzung kann u.?a. durch ungeteilte Aufmerksamkeit (z.?B. Patient:innen anschauen), Interesse (z.?B. Nachfragen stellen) und Würdigungen (d.?h. Positives anerkennen) ausgedrückt werden. „Bedingungslos“ meint, dass die Wertschätzung durch die Therapeut:innen nicht von z.?B. der Erfüllung bestimmter Normen, dem Erbringen bestimmter Leistungen oder einer Übereinstimmung mit Ansichten der Therapeut:innen abhängig ist, sondern unkonditional erfolgt.

  • Echtheit, d.?h., dass Patient:innen Therapeut:innen im Kontakt als authentisch wahrnehmen und deren (verbalen, nonverbalen und paraverbalen) Signalen vertrauen können. Dies bedeutet nicht, dass Therapeut:innen immer alles, was sie denken, aussprechen oder ihre Emotionen ungefiltert zeigen sollten. Aber Aufmerksamkeit, Interesse, Würdigungen und Validierung sollten (spürbar) authentisch und die mit ihnen getroffenen Absprachen belastbar und verlässlich sein (z.?B. Absprachen über Termine und Erreichbarkeit, Vereinbarungen bezüglich der Weitergabe von Informationen an Sorgeberechtigte bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen).

Unabhängig von der Zugehörigkeit zu bestimmten...



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