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E-Book

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Erlemann Gleichnisse

Theorie – Auslegung – Didaktik
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8463-5494-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Theorie – Auslegung – Didaktik

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

ISBN: 978-3-8463-5494-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Standardwerk für den wissenschaftlichen Umgang mit biblischen Gleichnissen und Metaphern bietet einen Überblick über die Gleichnisforschung seit Jülicher, führt die Gleichnistheorie innovativ weiter und eröffnet so einen umfassenden Problemhorizont. Thesen und Begriffsklärungen erleichtern den Einstieg ins Thema. Ein Leitfaden zur Auslegungsmethodik und Musterexegesen helfen bei der exegetischen Erschließung der Texte. Ein Abschnitt zur Theologie der Gleichnisse zeigt deren inhaltliche Reichhaltigkeit. Pädagogische und didaktischmethodische Impulse mit exemplarischen Unterrichtsskizzen runden das Konzept ab. Textboxen, Tabellen, Grafiken und ein ergiebiger Serviceteil machen das Lehrbuch zu einem wertvollen Begleiter für Studium und Unterrichtspraxis.

Prof. Dr. Kurt Erlemann ist Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Bergischen Universität Wuppertal.
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Autoren/Hrsg.


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Inhalt
Vorwort
1 Einführung
1.1 Die Intention des Buches
1.2 Das Konzept des Buches
1.3 Einführende Thesen
1.4 Vergleichende Textformen
1.4.1 Parabel / Gleichnis / Parömie
1.4.2 Fabel / Mythos / Deklamation
1.4.3 Allegorie
1.4.4 Rhetorische Stilformen
1.5 Gleichnisspezifische Termini
1.5.1 Ausgangs-, Übergangs- und Erzählebene
1.5.2 Bild- bzw. Erzählebene und Deutungsebene
1.5.3 Bildspender und Bildempfänger
1.5.4 Tertium bzw. tertia comparationis
1.5.5 Pointe
1.5.6 Fiktionalität und Appellstruktur
1.5.7 Konterdetermination
1.5.8 Extravaganz
1.5.9 Transfersignale
1.5.10 Theologischer Bezugsrahmen (‚Sache‘)
1.5.11 Sprachgeschehen bzw. Sprachereignis
1.5.12 ‚Eigentliche‘ vs. ‚uneigentliche‘ Rede
2 Gleichnisforschung im Überblick
2.1 Der Ausgangspunkt: Adolf Jülicher
2.1.1 Ausgangspunkt: anti-allegorischer Affekt
2.1.2 Gleichnisdefinition und Auslegungsinteresse
2.1.3 Formkritik der Gleichnisse
2.1.4 Das bleibende Vermächtnis Jülichers
2.2 Zwischenschritte zur modernen Gleichnisforschung
2.2.1 Gleichnisse als frühjüdische Gattung
2.2.2 Die eschatologische Deutung
2.2.3 Die ‚metaphorische Wende
2.2.4 Kritik an der ‚metaphorischen Wende
2.2.5 Revision des Allegorie-Begriffs
2.2.6 Neuere Trends
2.3 Die aktuelle Diskussion
2.4 Auswertung: Leitende Fragestellungen und Alternativen
2.4.1 Ein einziger vs. mehrere Vergleichspunkte
2.4.2 Gleichnis vs. Allegorie
2.4.3 Rhetorischer vs. po(i)etischer Zweck
2.4.4 Kontextualität / Autorintention vs. ästhetische Autonomie / Leserzentriertheit
2.4.5 Theologische Inhalte vs. ‚Sprachereignis
2.4.6 Mündliche vs. schriftliche Gleichnisse
2.4.7 Auslegungsbedarf vs. -abstinenz
2.4.8 Reich Gottes vs. Vielfalt theologischer Inhalte
2.4.9 Gleichnistypen vs. ‚alles Parabel
2.4.10 Fazit: Der Erkenntnisgewinn aus hundert Jahren Gleichnisforschung
2.5 Aspekte einer weiterführenden Gleichnistheorie
2.5.1 Sprachliche und narrative Merkmale
2.5.2 Gleichnis und Allegorie / Metapher
2.5.3 Poetische Rhetorik, rhetorische Poetik
2.5.4 Wirkung und Sprachkraft
2.5.5 Grundlagen der Gleichnisauslegung
2.5.6 Der theologische Bezugsrahmen
2.5.7 Textpragmatik und Gleichnistypen
2.5.8 Das Proprium der Gleichnisse Jesu
2.5.9 Gleichnisdefinition
3 Schritte der Gleichnisauslegung
3.1 Ermittlung und erzählinterne Formulierung der Pointe
3.1.1 Erzählintern vs. theologisch formulierte Pointe
3.1.2 Methodisches Vorgehen
3.2 Ermittlung des Gleichnistyps
3.2.1 Identifikation als Gleichnis / Metapher
3.2.2 Bestimmung des Gleichnistyps
3.3 Decodierung von Metaphern und Bildfeldern
3.3.1 Polyvalenz und Dynamik
3.3.2 Innere Logik des Textes
3.3.3 Verstehens- und Erwartungshorizont
3.4 Ermittlung der Deutungsebene und theologische Formulierung der Pointe
3.4.1 Ermittlung des theologischen Bezugsrahmens
3.4.2 Theologische Formulierung der Pointe
4 Musterexegesen und Theologie
4.1 Naturgleichnisse
4.1.1 Die selbstwachsende Saat (Mk 4,26-29)
4.1.2 Die Vögel und die Lilien (Mt 6,25-32par.)
4.1.3 Die Geburtswehen (Mk 13,8par. Mt 24,8)
4.2 Weisheitsgleichnisse
4.2.1 Fasten auf der Hochzeit (Mk 2,18-20parr.)
4.2.2 Der Olivenbaum (Röm 11,17-24)
4.2.3 Das Testament (Hebr 9,15-17)
4.3 Alltagsgleichnisse
4.4 Identitätsgleichnisse und -metaphern
4.5 Ausblick: Die Theologie der Gleichnisse
5 Didaktische Impulse
5.1 Vorbemerkungen
5.2 Pädagogische Überlegungen
5.3 Von der Exegese zum Unterricht
5.4 Gleichnisauswahl und Curricula
5.5 Didaktische Möglichkeiten
5.6 Musterbeispiele
Serviceteil
S 1 Abkürzungen
S 2 Glossar
S 3 Schlagwörter (in Auswahl)
S 4 Textstellen
Altes Testament
Alttestamentl. Apokryphen
Frühjüdische Schriften
Neues Testament
Ntl. Apokryphen
Sonstige Autoren
S 5 Übersicht: Gleichnistexte
S 6 Literatur
1. Primärliteratur
2. Sekundärliteratur


1.4 Vergleichende Textformen


Rund um die Gleichnisforschung sind einige Fachbegriffe vorab zu klären. Mehr als hundert Jahre verzweigter Forschungsgeschichte über verschiedene Fachdisziplinen hinweg führten zu uneinheitlichen Begriffsdefinitionen, so etwa die vergleichenden Textformen selbst und Jülichers formkritisch motivierte Bestimmung von Gleichnistypen. Andere Begriffe, wie Bildhälfte, Sachhälfte, ‚Sache‘, Sachebene, Bildwort und Gleichnisdiskurs, sind kritisch zu prüfen (? 1.5; 2.1.3).

1.4.1 Parabel / Gleichnis / Parömie


Der Begriff Parabel (gr. ) ist vom griechischen Verb abgeleitet, was , meint. Verglichen werden in der Parabel zwei ursprünglich unabhängige Größen oder Wirklichkeitsbereiche, die durch bestimmte Merkmale vergleichbar erscheinen (z. B. menschliche Alltagswirklichkeit und Wirklichkeit Gottes in den Reich-Gottes-Gleichnissen).

Parabel ist im Neuen Testament der gängigste Terminus für bildhaft-vergleichende, fiktionale Rede. Sie kann morphologisch äußerst unterschiedlich ausfallen; die Palette reicht von klassischen Gleichnissen über Rätselworte und Weisheitssprüche bis hin zu Vergleich und Denkspruch. So betrachtet, ist ein umfassender, dem biblischen Sprachgebrauch adäquater Sammelbegriff. Ihm entspricht im Deutschen der , wie er auch in diesem Buch Verwendung findet. Von Jülicher werden die Begriffe Parabel und Gleichnis nicht als Sammelbezeichnung verwendet; er differenziert vielmehr zwischen Gleichnis, Parabel und anderen Gleichnistypen (? 2.1.3; 2.5.1).

Definition: Parabel / Gleichnis ist ein Sammelbegriff für bildhaft-vergleichende, fiktionale Texte aller Art (Rätselwort, Sprichwort, Vergleich, Gleichnis u. a.).

Parömie (gr. ) ist das johanneische Pendant zu und bedeutet , (Joh 10,6; 16,25.29). Der Begriff impliziert die Deutungsbedürftigkeit der Rede. Der Gegenbegriff lautet (offener, mutiger ‚Klartext‘, Joh 16,29). In diesem Band gelten die Parömien nicht als eigenständige Textform; sie werden den zugeordnet (? 2.1.3e; 2.5.7).

Definition: Parömie ist der johanneische Ausdruck für Gleichnis. Der Begriff charakterisiert die gleichnishafte Rede Jesu als deutungsbedürftige Rätselrede.

1.4.2 Fabel / Mythos / Deklamation


Mit dem Gleichnis teilt die Kürze, Fiktionalität, Anschaulichkeit, analogischen Charakter, erzählerische Geschlossenheit und das Lernziel der Plausibilisierung umstrittener Inhalte. Der grundlegende Unterschied ist die fehlende Realistik insbesondere der Tierfabel, was sie in die Nähe anderer surrealer Textsorten, wie Traum und Allegorie, rückt (? 2.5.7c). Jülicher definiert die Fabel als

die Redefigur, in welcher die Wirkung eines Satzes (Gedankens) gesichert werden soll durch Nebenstellung einer auf anderm Gebiet ablaufenden, ihrer Wirkung gewissen erdichteten Geschichte, deren Gedankengerippe dem jenes Satzes ähnlich ist. [Das heißt für ihn:] Die Mehrzahl der Jesu, die erzählende Form tragen, sind Fabeln wie die des Stesichoros und des Aesop.

Während Gleichnisse eine religiöse Dimension haben, fehlt diese bei den Fabeln.

Definition: Eine Fabel ist eine fiktionale, bildhaft-vergleichende, bisweilen surreale Kurzgeschichte, die eine allgemeine, oft moralische Lebensweisheit vermittelt.

Ebenfalls im Bereich des Surrealen bewegt sich der . Der Duden definiert den Mythos als

Sage und Dichtung von Göttern, Helden und Geistern [der Urzeit] eines Volkes [bzw. eine] legendär gewordene Gestalt od. Begebenheit, der man große Verehrung entgegenbringt.

Surreal wirken Mythen, da sie etwa Naturmächte personifizieren und Götter in Menschengestalt wunderbare Dinge tun lassen. Seit der Neuzeit werden auch biblische Wundergeschichten als Mythen gedeutet. – Mythen teilen mit Gleichnissen Fiktionalität, erzählerische Geschlossenheit und das Lernziel, eine bestimmte Wirklichkeitssicht plausibel zu machen. In dieser Wirklichkeitssicht spielen Götter eine gewichtige Rolle. Gleichwohl fallen Mythen, wie auch die Fabeln, wegen ihrer Surrealistik und anderer Merkmale aus der weiteren Betrachtung heraus.

Definition: Ein Mythos zeigt mittels einer vorgeschichtlichen, legendenhaften Erzählung über Götter und Menschen den Ursprung der geltenden Weltordnung auf.

Die ist die formkritisch und textpragmatisch nächste Analogie narrativ ausgestalteter (Alltags-)Gleichnisse. (lat.) sind antike, fiktionale Fallbeispiele für angehende Anwälte und sollen deren Argumentations- und Urteilsfähigkeit verbessern. Die Deklamation ist Teil eines Plädoyers vor Gericht und läuft auf einen im Sinne des Autors gelenkten, hinaus. Damit die Strategie gelingt, werden rhetorische Stilmittel zur Hörerlenkung eingesetzt, die denen narrativ ausgestalteter Gleichnisse ähneln. Hierzu gehören die Plausibilität des Geschilderten, perspektivische Darstellung zur Schaffung von Sympathie, suggestive Fragen, Emotionalität usw. Für die Nähe zu Deklamationen sprechen auch die juristischen Bildfelder in vielen Gleichnissen. – Paradigmatische Rechtsentscheide sind schon im Alten Testament eine beliebte Form, ein göttliches Rechtsurteil plausibel zu machen (vgl. 2 Sam 12; Jes 5,1-7). Deklamationen sind demnach nicht zwingend Prätexte für die neutestamentlichen Gleichnisse, sie unterstreichen aber deren rhetorischen Kontext.

Definition: Eine Deklamation ist ein fiktional-vergleichendes Fallbeispiel, das Rhetoren und Anwälten hilft, ihre Argumentationsfähigkeit, etwa für Plädoyers, zu steigern. Der textpragmatische Zuschnitt ist dem von Gleichnissen ähnlich.

1.4.3 Allegorie


Laut den römischen Rhetoren Cicero (106-43 v. Chr.) und Quintilian (35-100 n. Chr.) ist die Allegorie eine , die auf der Ähnlichkeit zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was gemeint ist, aufbaut. Dieses Verständnis wurde von Jülicher aufgegriffen. Die Definition von Allegorie wurde im Verlauf der Gleichnisforschung revidiert. Der Jülichersche Gegensatz von Gleichnis und Allegorie als ‚eigentlicher‘ bzw. ‚uneigentlicher‘ Rede wird heutzutage, unter Hinweis auf viele Mischformen sowie aufgrund der Neubestimmung der Metapher und einer präzisierten Begrifflichkeit, weithin abgelehnt (? 2.2.1; 2.2.5).

Im vorliegenden Entwurf bezeichnet Allegorie ein literarisches und nicht-literarisches . Allegorische Stilelemente begegnen in allen möglichen Textsorten, z.B in Romanliteratur und Lyrik, selbst in der Malerei oder in der Musik, sofern das eigentlich Gemeinte jenseits des wörtlichen Sinns bzw. des optischen oder akustischen Ersteindrucks zu suchen ist. – gilt Allegorie nach wie vor als literarischer Charakteristisch sind die Dominanz verschleiernder Transfersignale (? 1.5.9), erzählerische Surrealistik und Inkonzinnität. Allegorien sind nicht werbend-missionarisch, sondern subversiv-hermetisch ausgerichtet; das ist der einzige Gegensatz zu den Gleichnissen (? 2.5.2a).

Definition: Die Allegorie ist ein literarisches oder nicht-literarisches Artefakt, das etwas anderes sagt, als es meint. Charakteristisch ist die systematische Verhüllung des Gemeinten durch Codierung und Chiffrierung. Allegorien sind tendenziell subversiv-hermetisch angelegt und richten sich exklusiv an eingeweihte Insider-Kreise.

1.4.4 Rhetorische Stilformen


Neben narrativ ausgestalteten Gleichnissen werden eine Reihe vergleichender, rhetorischer Stilformen, die den Umfang eines Satzes in der Regel nicht überschreiten, vorgestellt. Zu erkennen sind diese anhand des Ko- bzw. Kontextes, der ein wörtliches Verständnis nahelegt oder verhindert.

a) Vergleich

1. Semantik

Literaturwissenschaftlich betrachtet, ist ein Vergleich eine „[s]prachliche, meist syntaktisch explizite Verknüpfung zweier mindest in einem Punkt ähnlicher Vorstellungen aus getrennten Sphären“, die durch eine Vergleichspartikel (‚wie‘, ‚als‘, ‚denn‘) bzw. durch Verben des Scheinens und Gleichens miteinander in Verbindung gebracht werden. Die Relation ist für Vergleiche typisch; sie kann aber auch fehlen. Ein Vergleich verbindet demnach zwei Wirklichkeitsbereiche und benennt dabei ausdrücklich den Vergleichspunkt zwischen beiden Bereichen.

: Paul ist schlau wie ein Fuchs (Vergleichspunkt: schlau), Maria ist fleißig wie eine Biene (Vergleichspunkt: fleißig). : Mt 13,43 (‚Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne‘),...


Erlemann, Kurt
Prof. Dr. Kurt Erlemann ist Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Bergischen Universität Wuppertal.



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