Ernst | Das Buch der Liebe | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 360 Seiten

Ernst Das Buch der Liebe


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1191-0
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 360 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1191-0
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unter dem Titel 'Buch der Liebe' veröffentlichte Ernst eine Sammlung von Erzählungen aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Paul Ernst verfasste sowohl Romane, Erzählungen und Novellen als auch Dramen, Essays und Epen.

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Wie der Koenig die Koenigin und Brangelen sehr bat, daß sie Herr Tristanen wieder an Hof braechten.

Der Koenig erwartete des Tages kaum. Als es Tag war, ging der Koenig zu der Frauen, bat sie fleißiglichen, daß sie ihm sagete, was sie mit Herr Tristanen in dieser vergangenen Nacht geredet hatte? Sie sprach: »Lieber Herr, ihr moechtet mich dieser Rede wohl ueberheben; ich sah ihn in zwoelf Tagen nie, und will ihn auch forthin nimmermehr sehen, es geschehe denn ohne Dank: mir ist wohl so viel Unmuts und Leids von seinetwegen entstanden.« Der Herr sprach: »Frau, du sahest ihn fuerwahr hint' in dieser Nacht, und ich war auf dem Baum, darunter ihr miteinander redetet und einander sahet, da hoeret ich euer beider Rede: das lasse dich nicht betrueben, meine Fraue, und helfe mir durch deine Frommkeit, daß Herr Tristan hie bei mir bleibe; ich will ihm unterthaenig machen alles, das ich habe, deß soll er gewaltig sein.« Die Frau sprach: »Um den kuehnen Helden helfe ich euch nicht; denn hinte, da ich ihn sah, schieden wir mit Zorn; ich bitt' auch ihn darum nicht; denn mir ist lieber, er werde vertrieben, denn es moechte vielleicht dazu kommen, daß ihn euere Diener aus Neid abermals verluegen moechten, als sie vorhin gethan haben; so wuerde meine Schmach dadurch gemehret und so viel groeßer. Der Koenig sprach: »Du darfest ihm wohl zusprechen, und ich gebe dir ganze Gewalt, und sollt ihn nicht vermeiden; und gebe dir dann auch noch mehr: daß Tristan heimlich und bei dir sei, als oft und wie dich geluestet. Da er dich kuessete, das nahm ich fuer anders, denn ich sollt', und zuernete zu sehr darum: das soll mir nimmermehr geschehen; denn ihr habt mir beide erscheinet und beweiset, daß ihr unschuldig seid, mich mit Treuen meinet, und solches von meiner Liebe wegen gethan habt. Darum bitt' ich dich fleißig, daß du helfest und rathest, daß Tristan bei mir bleibe.« Hierauf antwortete die Frau: »Ich bitte ihn in keinem Wege darum; wollt ihr ihn aber wiederhaben, so bittet Brangelen, daß sie durch euere Liebe euch wieder um den Helden werbe: ich meine aber, sie thue es gleich so ungern, als ich.«

Der Koenig bat und vermahnete Brangelen auch sehr, daß sie durch all ihre Guete beholfen waere, damit Tristan bliebe. Der Koenig war sehr betruebet, bat Brangelen mit großer Bitte, verhieß ihr zu geben großes Gut, daß sie Fleiß thaet', ob sie den Held am Hofe behalten moecht', und hieß ihm sagen, alles, das er ihm zu leid gethan haette, wollte er ihm schoen ergetzen; er sollt' auch sein Bette heißen setzen in der Koenigin Schlafkammer, daß er forthin frueh und spat mit der Koenigin sein moecht' ohne maenniglichs Irrung.

Brangele saß auf, ritt in die Stadt, in Herr Tristans Herberge, und saget' ihm diese Botschaft, die er gar guetlich aufnahm; sie mochte ihm deß auch gar leicht erbieten, das er gern thaet.

Sie ritt wieder hinweg, sagete dem Koenig, wie sie ihn ueberredet haette mit großer Muehe und Bitt', und wie gar ungern er das gethan haette. Also trieben sie mit Listen zusammen, daß Herr Tristan wieder an den Hof kam.

Als nun Herr Tristan wieder zu Hulden und Freundschaft kam, hieß er Kurnewalen sein Bette tragen und setzen in der Frauen Kammer, nach Geheiß und Geschaeft des Koenigs, und mochte nun wohl mit Freuden verschmerzen, was ihn durch Neiden zu Leid geschehen war; denn er mochte nun bei und mit der Koenigin sein, nach allem Willen und ihrer beider Begierde. Dies waehret' auch etwann eine gute Zeit, daß sie keiner Freude mangelten; und obschon etwas von den Neidern geredet ward unter ihnen selbst, so durften sie es doch nicht fuer den Koenig bringen.

Einsmals begab sich's, daß Thinas, des Koeniges Truchseß und Herr Tristans allerbeßter Gesell, ritt auf die Jagd zu demselben Walde, da fand er das leidige Zwerglein. Als er das sah, fraget' er, was er in diesem Walde thaete? Das Betriegerlein klaget', es haette des Koenigs Huld verloren; es saget' aber nicht, warum. So wußte auch nicht Thinas die Geschichten, so sich verhandelt hatten, und sprach: »Ich will dir meines Herren Zorn legen.« Haette er aber die Schuld des schalkhaftigen Maennleins gewußt, er haette es mit seiner eigenen Hand gehenket. Das war ihm leider verborgen und unwissend; darum fuehret er das Boeswichtlein mit ihm, und bracht' es wieder in des Koenigs Huld.

In dieser Zeit begab es sich, daß die Neider großen Verdruß daran hatten, daß Herr Tristan so lange in Gnaden war, und ihm alle Dinge so ganz nach seinem Willen ergingen. Auctrat thaet abermals mit dem Maennlein reden, und schwur bei seinem Haupt, wo es ihnen die Wahrheit nicht gesagt haette, so mueßt' es sterben. Satanas redet' abermals aus dem verfluchten Zwerglein, und sprach: »Von welchen Listen das geschehen sei, daß wir die Wahrheit nicht finden koennen, das weiß ich nicht: aber daß Tristan die Koenigin lieb hat, daß weiß ich gewißlich; und wenn mir mein Herr, der Koenig, folgen wollt', ich wollt' ihm weisen, daß er nimmermehr moechte betrogen werden. Aber er ist mir nicht mehr so guenstig, als vorhin, und vertrauet mir nichts mehr.«

Das fuenf und zwanzigste Kapitel



Wie Herr Tristan abermals verrathen und bei der Koenigin in der Kammer verhuetet und gefangen ward.

Als nun die Neider solche Rede von dem Zwerglein gehoeret hatten, gingen sie abermals zu dem Koenige, und sagten ihm so viel vor, mit Unwahrheit und mit Wahrheit, bis sie ihn dazu brachten, daß er sich deß verwilliget', und sprach: »Ich will es abermals versuchen: ist's aber, daß er unschuldig ist, deß ich Gott getraue, Gesell Zwerge, so mußt du in dem Feuer verbrennen.« Das ungeheuer Zwerglein sprach: »Herr, wo das nicht also sei, als ich sage, so leide ich, was mir darum geschieht. Denn wollt ihr mir folgen, so saget zu Tristanen, er solle euch eine Reise thun, dazu euch niemand so tauglich sei, als er, und habe nicht laenger Verzug, denn auf morgen; er werde auch nicht laenger, denn sieben Nacht außen sein; bietet ihm eures Dienstes und Gute: so mag er nicht lassen, er muß die Koenigin sehen noch hint' in dieser Nacht, ehe er von dannen scheidet; so will ich mit weißem Mehl den Estrich zwischen der zweier Bette bestreuen, und so er darein tritt, so mag er nimmer laeugnen, noch uns mit keiner List betriegen. Auch will ich unter dem Bette verborgen sein, und so ich ihn dann hoere gehen, will ich euch wecken. Vor allen Dingen sollt ihr hundert Mann haben vor der Thuer; denn Herr Tristan ist freudig und stark; sonderlich sollt ihr auch die Thuer niemandem befehlen, denn Auctrat und seinen Gesellen: ihr gewinnet dennoch alle zu schaffen, ehe ihr den Helden fahet. So er aber die Koenigin hinte vermeidet und nicht zu ihr gehet, so heißet mir mein Haupt abschlagen.« Als nun der Rath beschlossen und Tristan verrathen war, sprach der Koenig zu Auctrat und seinen Gesellen, daß sie der Thuer pflegen sollten, und bestellten die andern auch, der sie bedurften.

Als es nun schier Nacht ward, redete der Koenig zu Herr Tristanen und bat ihn mit großer Bitte, zu Koenig Artus zu reiten, und so er wiederkaeme, wollte er ihn forthin ungemuehet lassen; und sprach: »Lieber Neffe, morgen, so es allererst taget, so sollst du auf sein, und mir sagen, so will ich dir die Botschaft befehlen.« Herr Tristan verwilligete sich, die Sach' auszurichten; er wußt' aber leider den verborgnen Mord nicht, der ihm da zugerichtet war, und sprach: »Herr ich thue das gern; wohin ihr mich schicket, und wo ich euer Frommen schaffen mag, ist es mir nicht zu fern, und sollt' ich auch zu Fuß dargehen.«

Als sie nun alle zu Bette waren, und die Neider ihres Amts auch warteten, gedachte Herr Tristan an sein Hinwegreiten, und wollte die Koenigin sehen, und von ihr Urlaub nehmen: da sah er, daß der Estrich mit Mehl bestreuet war. Er gedachte: Was haben sie gesaeet? Fuerwahr, es hilft alle ihre Hut nicht, ich will meine Frau sehen, was mir halt darum geschieht.

Indem wollt' er zu der Frauen Bette gehen; seine Listigkeit lehret' ihn aber einen andern Sinn, wie er sollte von einem Bett' in das andere springen; als er auch thaet, und sprang also sehr, daß sich seiner vor geheilten Wunden eine wiederum aufriß, und ward die Koenigin mitsammt ihm voll Bluts. Da rufete der Teufel mit lauter Stimm' aus dem Zwerglein (das ihm Gott nimmermehr helfe!): »Wohl auf, Herr, nun moeget ihr Tristanen fahen, er ist jetzt bei der Koenigin!« Herr Tristan waere dem Tod gern entflohen, und sprang wieder in sein Bett', aber mit dem einen Fuß sprang er zu niedrig und trat in das Mehl. Der Koenig und die Seinen waren bald auf, fingen Herr Tristanen und banden ihm seine Haende laesterlichen auf den Ruecken, als einem Dieb und schaendlichen Mann. Solches aber war jedermann an dem Hof leid, ohn' Auctrat und seinen Gesellen.

Der Koenig ward dieser Geschichte zumal sehr betruebet, und fing einen solchen grimmen Zorn wider Tristanen und die Frauen, daß er vor Zorn und auch vor Leid nicht wußte, was Tods er ihnen beiden anthun sollte, daß man auch forthin in aller Welt davon sagen moechte. Hierauf fraget' er seine Raethe, welches Tods sie sterben sollten, der ihnen auch am allerunehrlichsten waere? Auctrat, ein Fuerst aller Bosheit und des Lasters, sprang herfuer, gab das erste Urtheil, und verurtheilte Herr Tristanen auf ein Rad, als einen Moerder, das er doch nicht war, und die Koenigin sollte man verbrennen auf einer Huerden, damit sollte sie bueßen den Mord, so sie gethan haette.

Dem Koenig war die Nacht sehr lang, und er wartete...



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