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Ernst Die Professorin

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ISBN: 978-3-9863762-8-4
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Eine grausame Mordserie und nur eine Psychologie-Professorin kann das Rätsel entschlüsseln …
Der hochspannende und packende Thriller von Matthias Ernst

London: Ein Serienkiller tötet und verstümmelt junge Frauen. Die Polizistin Olivia Jenner ist überzeugt davon, dass es sich bei dem Täter um den Putney-Slasher handelt, der sieben Jahre zuvor mehrere Frauen auf die gleiche Weise ermordete. Das Problem: Der Hauptverdächtige wurde damals angeschossen und ist seitdem bei vollem Bewusstsein in einem gelähmten Körper gefangen. Mithilfe der Psychologin Susanna Madueke gelingt es Olivia mit dem Verdächtigen zu kommunizieren und während sie selbst ins Visier des Slashers geraten, erkennen die beiden, dass sie schnell handeln müssen, um weitere Morde zu verhindern …
Erste Leser:innenstimmen
„Ich habe schon ‚Der Therapeut‘ des Autors verschlungen und auch dieser Thriller hat mich komplett in Atem gehalten!“
„Sehr interessanter Fall, fesselnder Schreibstil und damit eine klare Leseempfehlung.“
„Wer sich für die menschliche Psyche allgemein oder speziell für das Locked-In-Syndrom interessiert muss hier unbedingt zugreifen!“
„Spannender Thriller mit überraschenden Wendungen.“
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
London, Februar 2023 Chief Inspector Olivia Jenner saß in ihrem Büro und kämpfte gegen die Gravitation an. Wie verführerisch es wäre, die Wange einfach auf der Plastikablage des Schreibtisches zur Ruhe zu betten und für ein paar Minuten die Augen zu schließen. Sie schüttelte den Gedanken ab, griff nach der Tasse und nahm einen weiteren großen Schluck in der Hoffnung, dass der extra starke Kaffee ihr den dringend notwendigen Energieschub verpassen würde. Doch ein Blick auf ihren Kalender und insbesondere auf den Termin mit Greg Waltham, vor dem es sie schon seit Wochen graute, erstickte den Energiefunken, den das Koffein in ihrem Körper anfachen sollte. Sie atmete tief durch und lehnte sich zurück. Was für ein Mist! Olivia mochte ihren Job. Die Polizeistation in Wandsworth war eine überschaubare Welt und die Leitungstätigkeit ließ ihr genügend Freiraum für die praktische Ermittlungsarbeit, die sie so sehr liebte. Aber manchmal brachte der Job Aufgaben mit sich, die so unerfreulich waren, dass sie sich wünschte, doch nur eine einfache Streifenpolizistin zu sein, die sich mit diesem Kram nicht auseinandersetzen musste. Es klopfte an der Tür und Greg Waltham trat ein. Noch ehe sich der Gestank nach abgestandenem Zigarettenrauch und schalem Bier in ihre Nase drängte, sah sie, dass er betrunken war. Seine Augen waren blutunterlaufen, die feisten Wangen gerötet und von einem feinen Netz aus dunkelblauen Äderchen durchzogen. Seine rechte Hand zitterte, obwohl er versuchte, sie mit der linken an seinem ausladenden Bauch zu fixieren. Sein Gang war steif und ungelenk. Der oberste Knopf der Uniformjacke stand offen und als Olivia genauer hinsah, erkannte sie, dass die gesamte Leiste falsch zugeknöpft worden war, sodass das unterste Loch frei über Gregs Schritt baumelte. Auf der Hose war ein eingetrockneter Fleck zu erkennen, der nach einer Mischung aus Ketchup und Mayonnaise aussah. Sie deutete auf den Stuhl vor sich und Waltham setzte sich. Das Möbelstück knarrte, als er sich zurücklehnte. Hoffentlich hielt die Rücklehne! „Du weißt, warum ich dich zu diesem Gespräch gebeten habe?“, begann sie. Er zuckte mit den Achseln und kämpfte dabei gegen ein Gähnen an, als ob diese minimale Bewegung ihn schon überanstrengte. Olivia seufzte. „Greg, so kann es nicht mehr weitergehen.“ Er kniff die Augen zusammen, die dadurch unter den Wülsten seiner buschigen Brauen verschwanden. „Was kann so nicht weitergehen?“ Seine Worte ließen noch mehr Bier- und Zigarettendunst in Olivias Richtung wabern. Sie erhob sich und kippte das Fenster, dann nahm sie wieder Platz und fixierte Greg. „Du musst dein Alkoholproblem endlich in den Griff bekommen“, sagte sie. Seine Mundwinkel zuckten. „Ich habe kein Problem mit Alkohol“, sagte er und sah sie grinsend an. Olivia ahnte, was nun kommen würde. „Nur ohne.“ Er lachte, aber das anfängliche Bellen verwandelte sich rasch in ein keuchendes Würgen. Olivia griff instinktiv nach dem Papierkorb unter ihrem Tisch und stellte ihn vor Greg hin. Doch der Kollege schüttelte den Kopf. Er hustete zwei Mal, atmete tief durch und sagte: „Alles in Ordnung.“ Olivia schnaubte. „Nein“, sagte sie. „Nichts ist in Ordnung. Du kommst betrunken zum Dienst, und das nicht zum ersten Mal.“ „Ich bin nicht betrunken.“ „Soll ich den Alkomat holen?“ Er zuckte zusammen. „Vielleicht habe ich gestern ein Bier zu viel zum Abendessen gehabt“, murmelte er. „Wohl eher heute Morgen zum Frühstück.“ Greg senkte den Kopf. Seine Schultern sackten nach unten und sein ganzer Körper sank in sich zusammen. Olivias Wut verpuffte und an ihre Stelle trat Mitleid. „Ich will dir nichts Böses“, sagte sie in einem deutlich freundlicheren Tonfall. „Aber es gibt Beschwerden von Kollegen, und auch von der Frau, bei der du gestern den Einbruch aufnehmen solltest.“ „Das war ein Versehen“, murmelte er. „Dass du über deine Füße gestolpert und in eine Glasvitrine gefallen bist? Ein Wunder, dass du dich dabei nicht verletzt hast.“ Er sah zu Boden. „Greg, ich setze dir hiermit ein Ultimatum. Kümmere dich um dein Alkoholproblem. Such dir Hilfe. Mach eine Entziehungskur. Ich stehe hinter dir. Aber so kann es nicht weitergehen. Wenn du bis Ende des Monats nichts unternommen hast, werde ich ein Disziplinarverfahren einleiten müssen, und du weißt, was das für Konsequenzen haben kann.“ „Ich habe kein Alkoholproblem“, sagte er leise. Sie seufzte. „Oh doch, das hast du. Denk darüber nach.“ Sie stand auf und er erhob sich ebenfalls. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, kippte nach hinten und krachte auf den Boden. Greg benötigte drei Anläufe, bis es ihm gelang, sich so weit nach vorne zu bücken, dass er das Möbelstück aufheben und wieder vor Olivias Schreibtisch stellen konnte. Sie beobachtete, wie er sich danach schwankend aus ihrem Büro entfernte. An der Tür wäre er beinahe mit Omar zusammengestoßen. Der Anblick des jungen, fitten, immer wohlriechenden und vor allem nüchternen Kollegen, der erst seit zwei Monaten in Wandsworth arbeitete, hellte Olivias Stimmung augenblicklich auf. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Sie winkte ab. „Personalgespräche zu führen, gehört eindeutig nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.“ Omar lächelte. „Das kann ich mir vorstellen. Wenn man einen echten Serienkiller geschnappt hat, müssen administrative Tätigkeiten todlangweilig sein.“ Sie winkte ab. „Das ist bereits sieben Jahre her, und geschnappt habe ich ihn auch nicht. Dass wir den Kerl auf frischer Tat ertappt haben, war reiner Zufall.“ „Ich glaube nicht an Zufälle. Sie waren ihm auf den Fersen und haben ihn erwischt. Fertig.“ Olivia wollte gerade nicht darüber sprechen, deshalb fragte sie: „Was gibt es denn?“ Omars Miene verdüsterte sich. „Können Sie bitte mal in den Befragungsraum mitkommen?“ Sie warf einen Blick auf ihren Terminkalender. In zwanzig Minuten stand ein Telefonat mit dem Leiter des Administrationsdirektorats der Metropolitan Police an. Wahrscheinlich wollte er wieder an ihrem Stellenschlüssel schrauben. „Kann das nicht Berners übernehmen?“ Omar schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nicht.“ Sie folgte ihm durch das Großraumbüro in den rückwärtigen Bereich der Dienststelle, wo sich die Befragungsräume und die Kammer des Erkennungsdienstes befanden, in der Fingerabdrücke und Fotos angefertigt wurden. Omar öffnete die Tür zum Befragungsraum 1 und sie trat ein. Als Olivia die Gestalt erkannte, die auf dem unbequemen Stuhl kauerte, schossen ihre Augenbrauen in die Höhe. „Tim!“ Der Junge hob den Kopf. Sein Gesicht war leichenblass. Sogar aus den zitternden Lippen war jede Farbe gewichen. Er starrte sie mit großen Augen an. Sie hörte, wie Omar die Tür hinter sich schloss. „Was macht mein Sohn hier?“, fragte Olivia verwirrt. Der Kollege räusperte sich. „Wir haben ihn mit einer leider nicht unbedeutenden Menge Marihuana aufgegriffen und da er bereits achtzehn Jahre alt ist, konnten wir ihn nicht einfach nur verwarnen und wieder gehen lassen.“ Olivia schloss die Augen. Der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. „Wo haben Sie ihn erwischt?“ „Wir haben die Dealer in Putney Heath observiert und dabei beobachtet, wie Ihr Sohn mit einem der Kerle ins Geschäft gekommen ist. Der andere Typ sitzt im zweiten Vernehmungsraum. Für den wird es richtig brenzlig, denn der hatte noch ein halbes Pfund von dem Zeug bei sich.“ „Wie viel hat Tim gekauft?“ „Zehn Gramm“, sagte Omar. „Zehn Gramm? Heilige Scheiße!“ Omar trat einen Schritt zurück und Tim zuckte zusammen. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, zischte Olivia. Tim wich ihrem Blick aus und starrte die Tischplatte an. „Soll ich rausgehen?“, fragte der Kollege. Olivia schüttelte den Kopf. „Sie bringen das hier bitte ordnungsgemäß zu Ende und danach fahre ich den Herrn nach Hause.“ Sie kehrte in ihr Büro zurück, rief im Vorzimmer des Direktors an und bat seine Sekretärin, das Telefonat auf den Nachmittag zu verlegen. Als sie zehn Minuten später zum zweiten Mal das Verhörzimmer betrat, setzte Tim gerade seine Unterschrift unter das Protokoll. „Komm“, sagte sie und bugsierte ihn durch die Hintertür in Richtung des Parkplatzes. Ihr Sohn ließ sich auf dem Beifahrersitz ihres Nissans nieder. Sie startete den Wagen und fuhr los. Eine Weile schwiegen sie. Olivia spürte, wie die Wut in ihr brodelte und immer mehr hochkochte. Schließlich platzte es aus ihr heraus: „Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Tim hob den Kopf und sah sie an. Sie schaute kurz auf die Straße und als sie sicher war, dass sie geradeaus fuhr und nicht mit dem spärlichen Gegenverkehr kollidieren würde, begegnete sie seinem Blick. In seinen Augen standen Tränen, doch die vorherrschende Emotion war nicht Traurigkeit, Furcht oder gar Scham, es war Trotz. „Ich wollte einfach ein bisschen Spaß haben“, sagte er. „Für ein bisschen Spaß hätte auch ein Gramm gereicht. Dann wärst du mit einer Verwarnung und neunzig Pfund Strafe davongekommen“, rief sie. „Ist dir klar, dass dich eine Anklage erwartet?“ Er zuckte mit den Achseln. „So schlimm wird das schon nicht werden.“ „Sag mal, hast du sie noch alle?“ Der Wagen ruckte zur Seite, als sie das Lenkrad verzog, und Olivia hatte Mühe, ihn wieder in die Spur bringen. „Ich werde vor Gericht schön brav Reue zeigen, dann wird das Verfahren bestimmt...


Ernst, Matthias
Matthias Ernst wurde 1980 in Ulm/Donau geboren. Bereits in seiner Jugend begeisterte er sich für Literatur und verfasste Romane und Kurzgeschichten. In seinen Kriminalromanen verbindet er seine beiden größten Leidenschaften miteinander, das Schreiben und die Psychotherapie.


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