E-Book, Deutsch, Band 1867, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Feldhoff Perry Rhodan 1867: Der Traumtänzer
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8453-1866-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Die Tolkander"
E-Book, Deutsch, Band 1867, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-1866-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Gestalter des Perryversums Als jugendlicher Leser stieg er in die PERRY RHODAN-Serie ein, als Autor schrieb er faszinierende Romane, und als Chefautor steuerte er die Handlung über mehr als ein Dutzend Jahre hinweg: Robert Feldhoff, 1962 in Schorndorf geboren, prägte die größte Science-Fiction-Serie der Welt seit den 90er Jahren. Am 17. August 2009 verstarb er nach schwerer Krankheit in Oldenburg. Robert Feldhoff wurde schon als Jugendlicher auf PERRY RHODAN aufmerksam: Er fand die Heftromane seines Vaters und begeisterte sich anfangs nur für die Titelbilder, bevor er mit der Lektüre begann. Darauf folgte bald der Wunsch, selbst Geschichten zu verfassen. Nach dem Abitur hatte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften begonnen und schrieb in seiner Freizeit eigene Kurzgeschichten und Romane, die er nach einiger Zeit bei Verlagen einreichte. Unter anderem schickte er Manuskripte an die PERRY RHODAN-Redaktion, wo man rasch sein Talent erkannte. Als erster Roman erschien im Frühjahr 1987 'Der Alpha-Asteroid', ein PERRY RHODAN-Taschenbuch. Kurz darauf wurde der damals gerade 25-Jährige in das Autorenteam aufgenommen. 'Die Harmonie des Todes', der als Band 1328 veröffentlicht wurde, war sein erster Beitrag für die PERRY RHODAN-Erstauflage. Der 'Jung-Autor' entwickelte sich dank glänzend geschriebener Romane innerhalb kürzester Zeit zu einem Liebling der Leserschaft. Er überzeugte durch Ideenreichtum und stilistische Brillanz; seine Figuren handelten stimmig, egal, ob es sich um Menschen, Außerirdische oder Roboter handelte. Zu seinen faszinierenden Schöpfungen gehörte unter anderem der Roboter Voltago, dessen Geheimnisse über mehrere hundert Romane hinweg immer wieder eine Rolle spielten. Seit 1993 wirkte Robert Feldhoff in der Exposé-Arbeit für die PERRY RHODAN-Serie mit; ab Band 1800 und mit dem Start des THOREGON-Zyklus bildete er mit Ernst Vlcek das Exposé-Team. Nachdem Ernst Vlcek im Dezember 1999 seinen Rückzug von der Exposé-Arbeit verkündet hatte, war Robert Feldhoff, gelegentlich als 'der große Stille aus dem Norden' charakterisiert, ab Band 2001 allein für die Steuerung der größten Science-Fiction-Serie der Welt zuständig. Für mehr als 500 PERRY RHODAN-Romane sowie zahlreiche Nebenprojekte erstellte er die Handlungsvorgaben, nach denen die wöchentlichen Folgen der Serie geschrieben wurden. Seine Arbeit gestaltete den roten Faden und die großen Zusammenhänge, seine Ideen ermöglichten den Autoren, mit ihren Romanen zu glänzen. Gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen flossen in die Exposé-Arbeit ein, Themen aus Kultur und Politik griff Feldhoff immer wieder auf. Zu Beginn des Jahres 2009 zeichnete sich eine schwere Krankheit ab, die ihn daran hinderte, weitere Exposés und Romane für die Serie beizusteuern, worauf Uwe Anton zunächst seine Vertretung in der Exposé-Redaktion übernahm. Als Robert Feldhoff am 17. August 2009 im Alter von nur 47 Jahren starb, wurde Uwe Anton schließlich sein Nachfolger als Chefautor der PERRY RHODAN-Serie.
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3.
Das schönste Mädchen der Stadt
Die Klasse bestand aus hundert Schülern. Sie verteilten sich über die Sitzplätze eines Amphitheaters. Als er mit Dravide ankam, schauten alle verstohlen auf, obwohl am Lehrerpult Imperator Bostich zu den Untertanen sprach.
Machtergreifungstag – und Benjameen von Jacinta kam zu spät.
Er begab sich leise zu seinem Platz, damit es nicht hieß, er habe das Inthroneum absichtlich gestört. Solche Vorwürfe konnten vor dem Richter enden.
Bostich thronte vor dem Kristallpalast, im Freien, auf einer Sänfte aus Glas. Am Horizont zogen Geschwader von 500-Meter-Schlachtschiffen vorbei. Hunderttausend Arkoniden defilierten in einer Jubelparade an der Empore des Herrschers.
Bostich war ein beeindruckender Mann, dessen rote Augen wie Sonnen glühten. Der optische Effekt ließ den Imperator noch größer und noch überlegener scheinen.
Er sprach von den tausend Planeten, die zum arkonidischen Kernreich gehörten, und von 10.000 Sonnensystemen in M 13, über die das Kristallimperium eine wirtschaftliche Hegemonie ausübte. Arkons Wort besaß wieder Gewicht. Als Arkonide zur Welt zu kommen war die größte Gnade überhaupt. Arkoniden durften stolz sein, weil sie mit einer erheblichen kulturellen Überlegenheit aufwuchsen.
Bostich erwähnte auch die Große Mutter Goedda, die um ein Haar die Welten der LFT verwüstet hätte.
Dem Kristallimperium konnte so etwas nicht passieren. Goedda zeigte die Einfalt auf, mit der das Terranervolk und ihre Vasallen operierten. Goedda hatte schon gewusst, weshalb sie sich nicht mit den Arkoniden anlegte.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Kristallimperium in der Milchstraße herrschte. So wie damals, bevor die Terraner mit arkonidischer Beutetechnik zu kurzem Glanz aufstiegen.
(Benjameen wusste, dass Arkoniden und Terraner vom selben Ur-Volk abstammten. Die Lemurer hatten sich bekanntlich auf der Erde entwickelt. Es schien ihm jedoch unklug, die leidige Sache aufzuwärmen. Die Nationalisten sagten »demokratisches Gerede« dazu.)
Noch vor hundert Jahren war Arkon eine Macht unter vielen gewesen. Heute strahlte das Kristallimperium wieder in hellem Glanz, aber nur, weil es gelungen war, sich von der galaktischen Vormundschaft zu lösen.
Atlan, unsterblicher Aktivatorträger und galaktischer Schädling, hatte sich auf den Planeten Camelot abgesetzt. Camelot galt als Brutstätte der Demokraten. Vor den Camelotern musste man sich in acht nehmen. Jeder von ihnen war bereit, dem Kristallimperium Schaden zuzufügen. Es hieß, auf Camelot würden Gen-Experimente mit arkonidischen Babys angestellt, mit dem Fernziel, das Imperium eines Tages zu vernichten.
Benjameen schaute mit leuchtenden Augen auf das Hologramm. Am Inthroneum wurden leuchtende Augen verlangt.
Zwischendurch ließ er heimlich den Blick nach unten wandern. Drei Bänke weiter. Da unten saß Manjanr'es, das schönste Mädchen der Stadt. Er war in sie verliebt.
Die Lehrer sagten immer, Manjanr'es werde einmal vielen stolzen Arkoniden das Leben schenken. Benjameen von Jacinta war das egal, mit Nachwuchs hatte er nicht viel im Sinn. Er merkte nur, dass er weiche Knie bekam, wenn er sie ansah, und dass er niemals wagen konnte, das Wort an sie zu richten.
Das lag an seinen Eltern. Eben weil man Mutter und Vater als Aufwiegler hingerichtet hatte. Benjameen war nicht vertrauenswürdig, und Manjanr'es sollte darunter nicht leiden müssen.
Er stellte sich vor, sie heimlich zu treffen, an verschwiegenen Orten, und er hätte ihr dann gesagt, dass sie etwas Besonderes war. Mehr als nur eine junge Frau, mit der man Nachwuchs zeugte. Schöner als Theta von Ariga und auch alle anderen.
Bei der Vorstellung leuchteten seine Augen ebenso wie die des Imperators. Das Hologramm zum Inthroneum zeigte donnernde Schlachtschiffe am Kristallpalast.
Aber es gab noch einen zweiten Grund, warum er mit Manjanr'es nicht sprechen durfte: Er hatte Angst, dass er von ihr träumen könnte. Benjameen liebte das schönste Mädchen des Imperiums, und er wollte nicht, dass sie durch seine Träume starb.
Er war sicher, dass sie ihn mindestens einmal bemerkt hatte. Und zwar am Kolosten-Tag, dem traditionellen Tag der Wettkämpfe. Die Städte entlang der Khoukar-Wüste feierten einmal im Jahr Kolosten; benannt nach einer berühmten Athletin, die vor dreihundert Jahren angeblich zu Fuß die Wüste durchquert haben sollte. Benjameen hielt das für baren Unsinn. Wie auch immer. Jedenfalls wurde von den Schülern erwartet, dass sie sich in ebenso dümmlichen wie unoriginellen Wettkämpfen miteinander maßen.
Die Ortschaft mit den meisten Siegern genoss ein Jahr lang den Neid der anderen. Kein Wunder, dass er Kolosten verachtete.
Allerdings hatte er beim letzten Mal das Kunststück fertiggebracht, eine Disziplin zu gewinnen. Unter den dreizehn Siegern stand zum ersten Mal Benjameen von Jacinta. Ein schmaler Kerl zwischen all den Sportsgranaten. Er konnte sich gut erinnern, dass er bei der Siegerehrung Manjanr'es gesehen hatte, in der ersten Reihe, und ihre Blicke begegneten sich für den Hauch einer Sekunde. Benjameen war Sieger in einer Werferdisziplin. Er hatte mit einem Stein auf fünfzig Meter Entfernung ein vergleichsweise winziges Ziel getroffen. Er war gut im Werfen. Eigentlich konnte er alles treffen, was er wollte, darin lag sein einziges körperliches Talent. Trotzdem hatte er Glück gehabt. Er war keineswegs sicher, dass er den Siegerwurf jemals in seinem Leben wiederholen könnte.
Manjanr'es drehte sich plötzlich um. Einen Moment glaubte er, dass sie ihn ansah.
Als er den Blick senkte, da fühlte er, wie seine Augen zu tränen anfingen, dass er vor Scham rot geworden war. Er wusste nicht mal mehr, ob sie sich wirklich umgedreht hatte oder ob er sich das einbildete.
Einbilden war von Träumen nicht sehr weit entfernt. Benjameen musste aufpassen.
*
Traumtänzer:
Ich habe einen Traum. Ich bin ein Beibootkommandant. Mein Name ist Pittergod, und ich habe mich in diese Position vorgekämpft, obwohl ich keine adligen Eltern besitze. Beibootkommandant ist das Höchste, was ich erreichen kann.
Die sechzig Meter durchmessende Kugel fliegt mit neunzig Männern Besatzung. Unsere Aufgabe ist, das Hightech-Forschungszentrum von Lyndan gegen Eindringlinge zu sichern.
Wir stellen keine Fragen. Die IPRASA gilt als nicht berechenbar, jederzeit fähig zu Terrorschlägen.
Im Forschungszentrum wird ein neuer Hypertrop erprobt. Ein technischer Meilenstein, im Entstehen begriffen, unter unseren Augen. Ein Hypertrop ist ein Gerät, das aus dem fünfdimensionalen Raum Energie bezieht. Das wichtigste ist, den Zapftrichter unter Kontrolle zu halten, dann kann nichts passieren. Es ist dennoch ein kritischer Augenblick. Ich halte die Mannschaft zu höchster Wachsamkeit an.
Wir beziehen Warteposition exakt fünfhundert Meter über der Station. Mein Gefühl warnt mich vor den Minuten, die bevorstehen, aus einem nicht nachvollziehbaren Grund. Ich lasse das Schiff gefechtsklar machen. Die Blicke wandern zur kleinen Stadt hinüber. Der Fußweg zu den Trichterhäusern ist verlassen. Unsere Orter bringen keine Anhaltspunkte. Alles, was sich an energetischen Ausstrahlungen beobachten lässt, stammt aus der Forschungsstation.
Unten beginnt das Experiment.
Am Ende naht das Verhängnis aus einer Richtung, die ich nicht erwartet habe. Etwas scheint mit dem Hypertrop nicht zu stimmen. Meine Experten erklären mir, dass sie seltsame Werte messen. Die Zapfanlage des Hypertrops strahlt mit abnormer Kraft.
Plötzlich geht in der Zentrale das Licht aus. Ich denke unwillkürlich an einen Angriff. An die LFT, die alles tun würde, um das Kristallimperium zu vernichten, oder an das Imperium Raglund, an feige, schlangenäugige Aliens.
»Gefechtsklar!«, schreie ich.
Aber es hat schon keinen Sinn mehr. Der Hypertrop zapft in der falschen Richtung. Der Trichter erwischt nicht den Hyperraum, sondern uns.
Von einer Sekunde zur nächsten bleibt die Energie weg. Einen Moment lang besteht noch Hoffnung, sie müssen unten in der Station nur bemerken, was sie tun, und das Experiment beenden. Doch sie bemerken es nicht. Mein Schiff beginnt zu stürzen.
Sechzig Meter Durchmesser, zwanzigtausend Tonnen Arkonstahl. Als die untere Polkuppel den Boden berührt, spritzen die Häuser der Station zu allen Seiten weg. Die Energie, die im Lauf des Experiments gespeichert wurde, folgt physikalischen Gesetzen. Einmal freigesetzt, verteilt sie sich in alle Richtungen. Die Station explodiert. In der kleinen Stadt Lyndan sterben die Bewohner, die Trichterhäuser werden umgeknickt und begraben unter sich zerstörte Gärten. Von meinem Schiff ist nichts mehr übrig. Ich bin gestorben. Das ist mein Traum.
*
Benjameen erschauerte unter der Vorstellung, er könnte beim nächsten Mal nicht mehr von Pittergod träumen, sondern von Manjanr'es. An dem Unglück war natürlich nicht die IPRASA schuld (wie hinterher in den Medien verbreitet), sondern es lag an ihm, Benjameen von Jacinta. Er hatte oft daran gedacht, sich umzubringen. Aber dann besaß er nie den Mut. Irgendwann, so hoffte er, würde sich das Talent verflüchtigen, vielleicht von ganz allein, wenn er erwachsen war.
Er konnte Manjanr'es beobachten, wie sie aus der Umhangtasche ein Stück Folie fischte. Ihre langen weißen Haare waren das Schönste, was er je gesehen hatte. Benjameen sehnte sich nach einer Berührung. Nur ein einziges Mal, dachte er oft, und dann sterben, die Welt vom Unglück befreien.
Manjanr'es fing an, auf der Folie herumzukritzeln. Er fand, dass...




