E-Book, Deutsch, Band 1883, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Feldhoff Perry Rhodan 1883: Die schiffbrüchige Stadt
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8453-1882-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Die Heliotischen Bollwerke"
E-Book, Deutsch, Band 1883, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-1882-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Gestalter des Perryversums Als jugendlicher Leser stieg er in die PERRY RHODAN-Serie ein, als Autor schrieb er faszinierende Romane, und als Chefautor steuerte er die Handlung über mehr als ein Dutzend Jahre hinweg: Robert Feldhoff, 1962 in Schorndorf geboren, prägte die größte Science-Fiction-Serie der Welt seit den 90er Jahren. Am 17. August 2009 verstarb er nach schwerer Krankheit in Oldenburg. Robert Feldhoff wurde schon als Jugendlicher auf PERRY RHODAN aufmerksam: Er fand die Heftromane seines Vaters und begeisterte sich anfangs nur für die Titelbilder, bevor er mit der Lektüre begann. Darauf folgte bald der Wunsch, selbst Geschichten zu verfassen. Nach dem Abitur hatte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften begonnen und schrieb in seiner Freizeit eigene Kurzgeschichten und Romane, die er nach einiger Zeit bei Verlagen einreichte. Unter anderem schickte er Manuskripte an die PERRY RHODAN-Redaktion, wo man rasch sein Talent erkannte. Als erster Roman erschien im Frühjahr 1987 'Der Alpha-Asteroid', ein PERRY RHODAN-Taschenbuch. Kurz darauf wurde der damals gerade 25-Jährige in das Autorenteam aufgenommen. 'Die Harmonie des Todes', der als Band 1328 veröffentlicht wurde, war sein erster Beitrag für die PERRY RHODAN-Erstauflage. Der 'Jung-Autor' entwickelte sich dank glänzend geschriebener Romane innerhalb kürzester Zeit zu einem Liebling der Leserschaft. Er überzeugte durch Ideenreichtum und stilistische Brillanz; seine Figuren handelten stimmig, egal, ob es sich um Menschen, Außerirdische oder Roboter handelte. Zu seinen faszinierenden Schöpfungen gehörte unter anderem der Roboter Voltago, dessen Geheimnisse über mehrere hundert Romane hinweg immer wieder eine Rolle spielten. Seit 1993 wirkte Robert Feldhoff in der Exposé-Arbeit für die PERRY RHODAN-Serie mit; ab Band 1800 und mit dem Start des THOREGON-Zyklus bildete er mit Ernst Vlcek das Exposé-Team. Nachdem Ernst Vlcek im Dezember 1999 seinen Rückzug von der Exposé-Arbeit verkündet hatte, war Robert Feldhoff, gelegentlich als 'der große Stille aus dem Norden' charakterisiert, ab Band 2001 allein für die Steuerung der größten Science-Fiction-Serie der Welt zuständig. Für mehr als 500 PERRY RHODAN-Romane sowie zahlreiche Nebenprojekte erstellte er die Handlungsvorgaben, nach denen die wöchentlichen Folgen der Serie geschrieben wurden. Seine Arbeit gestaltete den roten Faden und die großen Zusammenhänge, seine Ideen ermöglichten den Autoren, mit ihren Romanen zu glänzen. Gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen flossen in die Exposé-Arbeit ein, Themen aus Kultur und Politik griff Feldhoff immer wieder auf. Zu Beginn des Jahres 2009 zeichnete sich eine schwere Krankheit ab, die ihn daran hinderte, weitere Exposés und Romane für die Serie beizusteuern, worauf Uwe Anton zunächst seine Vertretung in der Exposé-Redaktion übernahm. Als Robert Feldhoff am 17. August 2009 im Alter von nur 47 Jahren starb, wurde Uwe Anton schließlich sein Nachfolger als Chefautor der PERRY RHODAN-Serie.
Autoren/Hrsg.
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2.
Der kleine Elefant
Loura Gaikunth war die Zweite Bürgermeisterin von Kalkutta. Und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie jemals so in Schwierigkeiten gewesen war.
»Still, Kleiner … ganz ruhig …«
Ihr Haustier war ein indischer Elefant, ein Kerlchen namens Matoto. Matoto witterte die Gefahr, noch bevor sie akut wurde.
Sein Trompeten hörte sich kläglich an, er reckte den Rüssel nach oben und blickte unruhig Loura an.
Sie tätschelte ihm den Kopf. Matoto mochte das, besonders an den dünnen grauen Ohren, die mit den Jahren rissig geworden waren.
An diesem Tag ließ er sich jedoch nicht beruhigen. Matoto wollte sie eindeutig warnen. Wie hätte er auch wissen sollen, dass man vor der Gefahr nicht davonlaufen konnte; dass es nicht reichte, aus der Bürgermeisterei nach Hause zu fliehen?
Man hätte schon ein Raumschiff haben müssen. Aber Loura besaß keines, und wenn, sie hätte es ganz sicher nicht mehr rechtzeitig erreicht.
Die letzten indischen Urelefanten waren im 25. Jahrhundert praktisch ausgerottet worden, während der großen Dolan-Offensive. Matoto entstammte einem genetischen Zuchtprogramm der Neuzeit. Nach Indien gehörten einfach Elefanten, hatten sich die Bewohner der Region gesagt. Seit fünfzig Jahren gab es wieder welche – allerdings in stark verkleinerter Form. Der indische Elefant der Gegenwart wurde gerade einen halben Meter groß und erreichte ein Alter von bis zu dreißig Jahren.
Matoto war schon sehr alt, und es war nicht leicht, ihn aus der Ruhe zu bringen. Sein Instinkt funktionierte jedoch mit untrüglicher Sicherheit. Loura nahm sein dünnes Trompeten ernst.
Im Trivideo lief TNR, der Nachrichtensender, mit einer Übertragung aus der Trokan-Bahn. Es sah ganz so aus, als spiele das Heliotische Bollwerk verrückt. Was genau passierte, ließ sich aus der Distanz schlecht beurteilen. Zweite Bürgermeister wurden ungefähr so gut informiert wie Gärtner oder Techniker. Womit Loura nichts gegen Gärtner oder Techniker gesagt haben wollte, sondern lediglich gegen die Praxis der Information.
In ihrem Magen breitete sich ein unangenehmer Druck aus.
Sie ahnte, dass eine Fehlfunktion des Bollwerks sehr gefährlich werden konnte. Auch wenn das Ding sich in vielen Millionen Kilometern Entfernung bewegte.
Ein Heliotisches Bollwerk war eine Art Super-Transmitter, der ganze Stadtteile von einer Galaxis in die andere versetzte. Das entsprechende Areal war immer an die dreißig Kilometer lang, rund zwanzig Kilometer breit und 7,5 Kilometer hoch. Sie wusste das alles aus den Nachrichten. Sollte ein Gebiet versetzt werden, so wurde es in eine graue, nebelhafte Wand eingehüllt. Diese Wand nannte man Faktordampf-Barriere.
Im Augenblick gab es überall im System solche Barrieren zu sehen, und das war nicht mehr und nicht weniger als eine Katastrophe.
»Was geht da vor?«, fragte eine unsichere Stimme von hinten.
Loura Gaikunth drehte sich nicht um. Sie gab keine Antwort.
»Loura! Ich wüsste wirklich gern, wieso du …«
»Halt die Klappe, Dimo!«
»Aber Loura, ich …«
»Still! – Und das gilt auch für dich, Matoto!«
Mit dem Zeigefinger drohte sie ihrem Elefanten, der darauf den Rüssel folgsam hängenließ.
Einen Moment schaute sie nach hinten. Nort Dimo war ein grobschlächtiger Kerl mit abstehenden Ohren und einem hässlichen Gesicht. Er half ihr im Büro. Natürlich hätte sie sich auch von einem Roboter helfen lassen können, aber Dimo hatte Freude an der Sache, weil es für Leute unterhalb eines gewissen Intelligenzquotienten nicht viel zu tun gab. Außerdem verstand sich Dimo mit Matoto gut; so etwas förderte das Arbeitsklima.
Dass sie ausgerechnet Nort Dimo so angefahren hatte, tat ihr leid. Er hätte ja nur den Mund zu halten brauchen.
Loura winkte flüchtig nach hinten, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Nachrichten.
»… spricht Gloom Bechner aus der Trokan-Bahn! Macht euch selbst ein Bild, Terraner! Seht, was die Unsterblichen uns eingebrockt haben, seht das Heliotische Bollwerk! Wenn das so weitergeht, finden wir uns alle bald in fremden Galaxien wieder. Oder mitten in der Hölle, wer kann das wissen? – Stopp mal! Wir bekommen gerade die aktuellen Daten herein …«
Das Gesicht des Reporters verschwand für einen Moment. Loura glaubte noch, ihn erbleichen zu sehen, dann nahm die Reportage sie wieder gefangen.
TNR kam mit den Meldungen gar nicht nach. Die Erde, Trokan, der Mond, jeder konnte von einer Faktordampf-Barriere betroffen sein. Daran zeigte sich die Fehlfunktion des Bollwerks.
Solange sich die Barriere stets nach wenigen Sekunden wieder auflöste, gab es keinen Grund zur Sorge. Schlimm würde es erst, wenn die Barriere einmal stabil blieb. Denn das, so wusste Loura, konnte bedeuten, dass das betreffende Gebiet unkontrolliert in eine ferne Galaxis versetzt wurde.
Der Trivideo-Kubus erlosch mit einemmal.
»Loura, ich …« Diesmal verstummte Nort Dimo von allein.
Sie drehten beide wie in Zeitlupe die Köpfe. Der strahlend blaue Himmel, der Kalkuttas Norden überspannt hatte, bedeckte sich mit einem dumpfen, nebelhaften Grau, durch das nicht mehr fiel als ein gelber Schimmer.
Die zwei Menschen fühlten sich plötzlich wie in einem Fahrstuhl oder wie in einem Antigravschacht, wenn es mit großem Tempo abwärts ging. Loura hatte sich einige Male in Raumschiffen aufgehalten; deshalb kannte sie sich mit wechselnden Schwerkraftverhältnissen ein bisschen aus.
Matoto trompetete in heller Panik.
Sie holte den Kleinen zu sich hoch auf den Schoß, obwohl der Elefant ein schwerer Brocken war. Auf dem Schoß fühlte er sich am wohlsten.
»Keine Angst, Kleiner, ich bin ja bei dir.«
Die Zweite Bürgermeisterin schätzte, dass die Schwerkraft von einer Sekunde zur anderen auf 0,7 Gravos gesunken war. Das entsprach einer Reduzierung um ein Drittel.
»Wo kommen denn die Wolken her?«
»Das sind keine Wolken, Dimo«, sagte sie tonlos.
O Gott, lass es wieder verschwinden, dachte sie. Eine Sekunde, zwei, drei, vier. Jetzt sind es schon fünf.
Die Faktordampf-Barriere. Nun war sie da.
Loura wusste nicht genau, was das bedeutete. Wichtig schien ihr nur, dass der Himmel endlich wieder klar wurde und dass man durch das Bürofenster der Bürgermeisterei die Sonne über Kalkutta wieder sehen konnte.
Sie wartete. … 28, 29, 30, zählte sie in Gedanken.
Vielleicht täuschte sie sich auch. Vielleicht waren es noch keine dreißig Sekunden, sondern sehr viel weniger.
Das fruchtbare Hinterland der Stadt war verschwunden. Die restlichen Stadtteile, wo waren sie? Der Raumhafen Dum-Dum, vor dreitausend Jahren aus dem gleichnamigen Flughafen hervorgegangen, lag irgendwo jenseits der Nebel.
Irgendwo im Dampf.
Loura Gaikunth schluckte ein paar Mal. In ihrem Kopf rotierte ein imaginäres Zifferblatt. Der rote Schimmer im Grau, der den Hauch von Gelb plötzlich ersetzt hatte …
Woher stammt der? Keine Ahnung.
»Jetzt sind es schon fünf Minuten, Loura«, wagte Nort Dimo nach einer Weile zu bemerken. Er hatte wohl Angst, dass sie ihm noch einmal über den Mund fuhr.
»Wirklich, Nort? Fünf?«
Dimo wurde rot. Er schaute auf das Chronometer an seinem Handgelenk. Seine Augen waren zusammengekniffen, als ob er Schwierigkeiten mit dem Ablesen der Zahlen hätte. »Äh … Na, ich glaube …«
Da wusste sie, dass keiner der Götter ihr Stoßgebet erhört hatte. Weder der christliche noch Shiwa, Indra, Brahma oder sonst wer. Kalkutta steckte im Inneren einer Faktordampf-Barriere. Der Himmel mochte wissen, an welchen Ort es sie verschlagen hatte und in welches Universum. Das war es, was sie mit Schwierigkeiten meinte.
Matoto beruhigte sich wieder.
Die Gefahr schien für den Moment vorbei zu sein, doch sie wusste nicht, ob sie darüber wirklich froh sein sollte.
*
»Du bist doch die Zweite Bürgermeisterin, Loura«, sagte Dimo. »Ruf in Terrania an und frag nach, was das bedeutet.«
Sie hatte Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben. Loura Gaikunth war keine Frau, der man sehr viel Geduld nachsagte. In Dimos Fall hatte sie sich immer zusammengenommen; Dimo war ein Dummkopf und konnte es nicht brauchen, wenn man das bisschen Stolz noch zusätzlich verletzte.
»Hör zu, Nort: Es gibt keine Funkverbindung nach draußen. Es könnte sein, dass hinter dieser grauen Wand gar keine Erde mehr existiert. Ich gehe davon aus, dass wir abgeschnitten sind.«
Loura schluckte eine Magentablette. Sie hatte extra die Etiketten von den Pappschachteln entfernt, damit keiner sehen konnte, was mit ihr los war.
Der Druck ließ ein bisschen nach.
Im Bürogebäude wurde es laut. Sie hörte Stimmen, eine ganze Menge davon, alle klangen sie aufgeregt bis entgeistert. Einige wussten wohl schon, was passiert war. Sie hatten ja Augen im Kopf, und man brauchte bloß nach draußen zu schauen.
Loura ging ans Büro-Terminal und stellte eine Verbindung zu NATHAN her.
Jedenfalls war es das, was sie tun wollte.
Eine Minute lang wartete sie, dass das Symbol des Rechners im Holo erschien. Die Großsyntronik vom Mond, die das Solsystem umfassend kontrollierte, gab keinen Piepser von sich.
Immer wieder dieselbe Meldung: KONTAKT NICHT MÖGLICH. BITTE VERSUCH ES NOCH EINMAL.
Loura Gaikunth überlegte, ob die Leitungen vielleicht nur überlastet waren. Dann sah sie den Tatsachen ins Auge. Durch die Faktordampf-Barriere gab es keinen Funkkontakt, also waren sie von NATHAN abgeschnitten. Für jeden Terraner war das eine...




