E-Book, Deutsch, Band 31, 310 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
Feldhoff Planetenroman 31 + 32: Die Ferrol-Dolche / Die Blinde von Olymp
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-3290-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zwei abgeschlossene Romane aus dem Perry Rhodan Universum
E-Book, Deutsch, Band 31, 310 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
ISBN: 978-3-8453-3290-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ferrol war einst die erste Welt, die Menschen außerhalb ihres eigenen Sonnensystems erreichten. Nachdem der Sternenschwarm die Milchstraße heimgesucht hat, kämpfen dort zwei Schrotthändler mühsam um ihre Existenz. Dann aber machen sie einen unerwarteten Fund - und entdecken etwas, das nicht nur ihre Welt aus den Fugen bringen kann ... Derweil wächst auf dem Handelsplaneten Olymp eine junge Frau heran, die anders ist als ihre Mitmenschen. Durch ein körperliches Gebrechen behindert und zugleich mit einer unfassbaren Gabe versehen, muss sie ihren Weg im Leben finden - während über Olymp das Chaos hereinbricht ... Dieser Doppelband enthält zwei Romane des unvergessenen PERRY RHODAN-Autors Robert Feldhoff. Sie sind auf zwei Planeten angesiedelt, die aus der Serie bestens bekannt sind, und spielen in einer aufregenden Zeit der PERRY RHODAN-Geschichte.
Autoren/Hrsg.
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2.
Ob die Bekesch-Wüste in irgendeiner Weise besonders war, wusste Misley nicht. Er hatte nicht viele Wüsten gesehen in seinem Leben, weil er hauptsächlich auf Wasserplaneten herumgereist war. Als jedoch der Schwarm über die Milchstraße gekommen war, hatte er sich zufällig in Kerranna aufgehalten. Jahre der Verdummung ... Wie er diese schlimme Zeit hatte überleben können, wusste er bis heute nicht.
Jedenfalls war er hier, am Rand der Bekesch, hängen geblieben. Seit einigen Monaten wurde Ferrol wieder regelmäßig von Raumschiffen angeflogen – die Möglichkeit zur Flucht existierte also. Aber Misley dachte kaum einmal darüber nach. Die Verdummung hatte ihn an dieses Gebiet gekettet, und er spürte jeden Tag, dass die Glieder der Kette stärker als alle Vernunft waren.
Carliutta hielt ihm oft genug vor, wie sehr er verkam. Doch wenn sie es ertragen konnte, warum dann nicht er? Und außerdem hatte er in der Schrottsuche seine Bestimmung gefunden. Misley spürte, dass er nie im Leben etwas besser können würde.
Von dem Geld, das der Sekretär ihm ausgezahlt hatte, ging er zunächst einkaufen. Mindestens ein Viertel brauchte er für zwei Monatsvorräte Tequilo, noch einmal die gleiche Summe für Lebensmittel. Er lachte. Carliutta fraß ihm die Haare vom Kopf – und davon hatte er ohnehin schon wenig genug. Dann belud er seinen Lastenschweber und flog zurück zum eigenen Schrottplatz.
Carliutta sah ihn schon von Weitem kommen und winkte. In der Hand schwenkte sie etwas, was er nicht erkennen konnte, Papier oder einen Fächer.
Mit einem Tuch wischte sich Misley den Schweiß von der Stirn. Die Bartstoppeln waren borstig und gerade lang genug, um damit den Synthetikstoff weiter aufzureißen. Er sehnte sich nach kaltem Wasser. Den Tequilo hatte er nicht angerührt, obwohl er für das Zeug vor einer Stunde Prince Edward fast noch umgebracht hätte.
Von oben bot der Platz einen jämmerlichen Anblick.
In der Mitte standen vier Plastikhütten, die schon beim nächsten Sandsturm umfallen konnten. Je eine davon bewohnten Carliutta und er, die dritte diente als Vorratskammer und gelegentliches Bad. Nur die vierte Hütte war fester gebaut als die drei anderen. Seine Partnerin betrachtete den Bau als ihr persönliches Eigentum, weil sie alles daran von den Schweißarbeiten bis zum Aufrichten der Wände selbst erledigt hatte. Sie hatte sich viel Mühe gegeben. Vor der Tür hing ein Schloss, das selbst einem Impulsöffner widerstehen konnte, und die Konstruktion war wesentlich solider als beim Rest der Gebäude.
Natürlich, dachte Misley bitter. Die drei anderen Hütten hatte ja auch er gebaut. Klar, dass Carliutta für ihr Multiplanmobil etwas Besonderes brauchte.
Er landete auf dem freien Platz vor den Gebäuden.
»Hallo, Misley!«, rief Carliutta strahlend. »Rate, was passiert ist!«
Nun erkannte er auch, was sie in der Hand geschwenkt hatte: es war Geld. Schöne, grüne Solarscheine, für die er noch heute Morgen sein letztes Hemd gegeben hätte.
»Na und?«, meinte er.
Carliutta schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber ... Was ist los mit dir? Ich habe einem Bauunternehmen aus Thorta unseren ganzen Schwung alter Plastikwände angedreht! Das ist eine Riesensumme, verstehst du?«
»Ja. Aber wo ist der Haken?«
»Einen Haken kann man das eigentlich nicht nennen. Dreißig Prozent der Kaufsumme habe ich mit dem Unternehmen verrechnet.«
»Wogegen verrechnet?«
»Sieh es dir selber an.«
Misley folgte der Richtung, die sie mit dem ausgestreckten Arm bedeutete. Wo vorher die Plastikwände gelegen hatten, nahmen nun riesengroße Platten aus Metall den Platz weg. Er musste nicht eigens hingehen, um zu sehen, worum es sich handelte. Die Platten waren sechseckig und wiesen an den breitesten Stellen bis zu fünfzehn Meter Durchmesser auf.
»Du hast dir Panzermaterial andrehen lassen?«, fragte er ungläubig.
»Ja.« Sie zuckte mit den Schultern, ihr Blick wirkte verständnislos. »Was ist schon dabei? Du sagst doch immer, dass du ein Genie bist. Also wirst du auch damit fertig.«
Er lachte böse. »So, dachtest du. Das ist Panzermaterial für Raumschiffe, Carliutta! Daraus sollten einmal Hüllen für Schlachtschiffe hergestellt werden ...«
»Richtig«, meinte sie. »Das sagten die Leute vom Bauunternehmen auch. Es stammt aus einer Fabrik, die während der Verdummung zerstört wurde. Und heute existiert für Platten dieses Formats kein Markt mehr. Sie meinten, wir müssten die Platten bloß ausschlachten.«
»Auf der einen Seite stimmt das. Wahrscheinlich sind in jede Platte tausend Hochleistungssensoren eingearbeitet. Aber das Material ist quasi unzerstörbar. Man kann es gar nicht ausschlachten, und das haben sie gewusst.«
»Wir finden schon einen Weg. Du hast keinen Geschäftssinn.«
»Und du?«, fragte er mit Blick auf die Platten zurück.
Als Antwort hielt sie ihm erneut die Solarnoten unter die Nase. »Was ist? Interessiert dich das nicht?«
Er fuhr sich in komischer Verzweiflung mit beiden Händen durch das Haar, das oben schon sehr dünn wurde. »Das ist es nicht. Es kommt ein bisschen spät.«
Sie begriff erst, als er begann, von der Lastenfläche den Tequilo und die Lebensmittel abzuladen. »Du hast Edward wieder angepumpt«, sagte sie.
»Stimmt genau.«
»Irgendwann kommt er mit seinen Leuten und holt sich alles wieder, was du ihm schuldest.«
Misley lachte. Er zog das schmutzige Tuch aus einer der Hosentaschen und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken. »Das soll er mal versuchen. Erstens bereiten wir ihm einen heißen Empfang, und zweitens gibt es hier nicht viel zu holen.«
»Immerhin den Gleiter und das Werkzeug.«
»Dafür macht Prince Edward keinen Finger krumm. Er kann nur hoffen, dass wir aus der Wüste genügend Nachschub anschleppen.«
»Apropos: Wie sieht es damit aus?«
»Bestens«, meinte er. »Ich verschwinde nämlich gleich wieder. Willst du mit?«
»Nein. Ich habe am Mobil zu tun. Außerdem habe ich mit den Wänden für heute mein Soll erfüllt. Du hättest für das Zeug höchstens ein Viertel bekommen. Von den Panzerplatten ganz zu schweigen.«
»Haha.« Misley warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich weiß schon, okay? Ohne dich könnte ich den Laden zumachen. Du reibst es mir oft genug unter die Nase.«
Aus dem Gleiter holte er den Rest des Geldes und drückte es Carliutta zu ihrem Verdienst von heute in die Hand. Das Bündel war eine hübsche Summe, genug für einen Monat oder zwei.
»Das wird dich jede Menge Zinsen kosten!«
»Stimmt genau: Ewiard verlangt übrigens 15/4/Dec-Module. Am besten du siehst zu, wie du die Dinger herzauberst. Für dich eine Kleinigkeit, oder?«
Er nahm aus dem Stapel, den er abgeladen hatte, drei Literflaschen Tequilo, etwas zu essen und Trinkwasser für einen Tag. Dann stieg er wortlos in den Gleiter zurück und startete in Richtung Bekesch-Wüste.
Zehn Kilometer hinter dem Platz begann die Wüste richtig. Hier hörte selbst der spärliche Pflanzenbewuchs auf, nicht einmal genügsame Gräser kamen ohne Niederschlag aus. Am Himmel stand keine Wolke. Die Wega strahlte mit voller Kraft auf diesen Landstrich.
Misley steuerte den Gleiter in beliebiger Richtung.
Dummerweise hatte das Fahrzeug weder Verdeck noch Klimaanlage, sodass er trotz des Flugwinds schwitzte und Durst bekam. Noch allerdings griff er seine Wasservorräte nicht an. Wenn er Pech hatte, mussten die zwanzig Liter für drei Tage reichen.
Bis zum Horizont erstreckte sich trostlose Berglandschaft. Nur selten wurde Sand von kurzen, stoßartigen Böen aufgewirbelt und verschleierte die Sicht. Zum Glück war der Boden hart. Sonst hätten Wanderdünen bald den Fundort unter sich begraben.
Manchmal glaubte er, dass sich die ganze Einsamkeit des Planeten an diesem Ort ballte. Eine zweite Wüste gab es nicht auf Ferrol – aber diese eine reichte auch. Niemand hatte die Bekesch je besiedeln wollen. Ferronen neigten nicht dazu, sich unnötige Schwierigkeiten aufzubürden, und eine Besiedlungsaktion wäre mehr als das gewesen: nämlich purer Masochismus.
Unter dem Gleiter tauchten die ersten Stümpfe auf. In der Sprache der Ferronen hießen sie Loko-Bäume. Es handelte sich um viele Meter dicke Wurzelfragmente, die aus dem Sandboden der Bekesch reichten. Ihre Anzahl verwandelte den gesamten Bereich der Sichtweite in ein lückenloses Muster. Selbst aus den glatt geschliffenen Hügelkuppen ragten die Stümpfe.
Einst, vielleicht vor hunderttausend Jahren, hatte hier ein blühender Wald gestanden. Die Berichte der ferronischen Geschichtsforscher sprachen von hochentwickelten, unglaublich widerstandsfähigen Pflanzen. Demnach waren die Bäume so lange gewachsen, bis sie das gesamte Gebiet der heutigen Wüste unter sich aufgeteilt hatten. Aber ihre Widerstandskraft schützte sie nicht vor klimatischen Veränderungen. Als über das Gebiet der Bekesch ein furchtbarer Temperatursturz hereinbrach, war das für die Bäume tödlich. Ein ganzer Landstrich starb binnen weniger Jahre.
Und heute hatte er sich mit den verdammten Stümpfen herumzuplagen.
Misley wischte sich den Schweiß aus der Stirn, den Augen und dem Nacken. Er griff hinter sich und fand im Durcheinander der Rücksitzbank die Mütze. Auf seine beginnende Glatze musste er Acht geben; er war sonnenbrandgefährdet.
Wo beginnen?
Schließlich ergab es keinen Sinn, stundenlang über der Wüste zu kreuzen. Da aber die naheliegenden Gebiete längst abgegrast waren, flog er exakt neunzig Kilometer weit. Der Wert war willkürlich gewählt, weil nur der Zufall hier Erfolge brachte. Mit einer Hand...




