E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Fetzer Süß duftet der Tod
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5400-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5400-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wer hat den Börsenmakler Peter Winfield mit einer Essenz aus Maiglöckchen vergiftet? Bei der Untersuchung des ungewöhnlichen Mordfalls wird Detective Nash Couviyon von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Frau des Toten ist seine frühere Geliebte Lisa. Vor vier Jahren hatten die beiden sich getrennt, weil sie ihn unbedingt heiraten, Nash sich aber noch nicht dauerhaft binden wollte. Vergessen konnte er die rassige Rothaarige trotzdem nie. Seine Gefühle für sie sind noch genauso heftig wie damals. Doch Lisa ist dringend tatverdächtig...
Amy J. Fetzer glaubt nicht an den Mythos, dass man zum Schreiben geboren wird. Sie selbst hat es sich hart erarbeitet. Erst mit 30 Jahren fing sie an zu schreiben - davor hatte sie als Kosmetikerin gearbeitet - und an ihrem ersten Buch feilte sie 3 Jahre lang. Etliche Male wurde das Manuskript abgelehnt, doch dann schließlich angenommen. Ihr zweiter Roman 'My Timeswept Heart' war Finalist beim Golden Heart - einem Wettbewerb für unveröffentlichte Bücher, ausgeschrieben von den Romance Writers of America - dieser Teilerfolg hat Amy sehr beflügelt und außerdem ihren Lektor auf sie aufmerksam gemacht. Seit drei Jahren schreibt Amy J. Fetzer nun in ihrem Lieblingsgenre, dem Romantic Thriller. Und selbst wenn der Beruf der Autorin für Amy auch heute noch harte Arbeit bedeutet, liebt sie ihren Job. Sie hat einfach das Bedürfnis, ihre Geschichten zu erzählen und freut sich, wenn die Leser sich dafür interessieren.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL
Nash sah Lisa nach, wie sie davonstürmte. Er fühlte sich hin und her gerissen. Sie löste in ihm Reaktionen aus, wie es keine andere Frau vermochte, und deswegen hatte er sie nie wieder besucht. Außerdem fühlte er sich noch immer verletzt. Die Demütigung, von ihr sitzen gelassen zu werden, war nichts im Vergleich zu seinen Empfindungen, als er gehört hatte, dass sie sechshundert Meilen entfernt mit einem anderen Mann vor den Altar getreten war.
Als er sie heute wiedergesehen hatte, war ihm eines wieder klar geworden: Er war noch längst nicht über sie hinweggekommen. Es schmerzte ihn, nur in ihre Augen zu blicken.
Plötzlich steckte Quinn seinen Kopf aus dem anderen Zimmer, sah Lisa noch davoneilen und pfiff leise, ehe er sich zu Nash umdrehte. „Hat etwa der berühmte Couviyon-Charme versagt?“
Nash warf Quinn einen wütenden Blick zu. „Du hast gewusst, dass sie herkommt, wie?“
„Ich habe gehört, wie der Lieutenant sie anrief. Und ich konnte mich an ihren neuen Nachnamen erinnern.“
„Seit heute Morgen ist sie offiziell geschieden.“
„Dann war sie noch seine Ehefrau, als das Opfer starb?“
Jede Verbindung zwischen Lisa und Winfield macht sie verdächtig, überlegte Nash. „Wenn ich mich nicht irre, fällt die Bestimmung des genauen Todeszeitpunkts doch in dein Ressort, Kilpatrick“, knurrte er und ging an Quinn vorbei in die Suite.
„Detective?“
Er drehte sich wütend um, bereit, irgendwen in Stücke zu reißen.
Ein kleiner, drahtiger Mann im schwarzen Anzug betrat die Suite. „Könnten Sie Ihre Untersuchungen nicht diskreter durchführen?“, fragte er und sah sich um.
Bei dem Mann handelte es sich um Baylor, den Eigentümer des Hotels, der einen verärgerten Eindruck machte. Der Tag wird ja immer besser, dachte Nash.
„Vielleicht berücksichtigen Sie, dass wir noch andere Gäste haben, die jetzt gerne wieder auf ihre Zimmer möchten.“
„Das werden sie auch bald wieder können. Aber es ist nicht gerade einfach, einen Todesfall diskret zu handhaben.“
Baylor konnte seinen Blick nicht von dem schwarzen Leichensack losreißen, der auf einer Trage aus dem Zimmer gefahren wurde. „Ein Mord?“
Nash ignorierte die Frage und wollte ihn eben in das Nebenzimmer führen, um ihn zu befragen, als Baylor zu einem Polizeibeamten eilte, der auf einer Kommode nach Fingerabdrücken suchte. „Wird dieses Pulver da irgendwelche Spuren hinterlassen? Diese Truhe ist über zweihundert Jahre alt.“
Der Polizist sah Baylor von oben bis unten an, dann warf er Nash einen viel sagenden Blick zu, ehe er antwortete: „Nein, Sir.“
„Sir? Sie sind doch Mr. Will Baylor?“, fragte Nash.
Der Mann nickte. „William Reese Baylor IV.“, präzisierte er. „Ich bin der Eigentümer. Meine Familie hat dieses Haus vor über hundertfünfzig Jahren erbaut.“
„Nettes Häuschen“, gab Nash unbeeindruckt zurück, ohne auf Baylors Abstammung oder die Geschichte des Hotels einzugehen. Seine eigene Familie besaß eine am Stadtrand gelegene Plantage, Indigo Run, die seit 1711 existierte. „Kannten Sie den Verstorbenen?“
„Ich habe ihn beim Einchecken kurz gesehen. Ein sehr netter, aber auch verschlossener Mann.“
„Hat er sich hier mit jemandem getroffen?“
„Wir fragen unsere Gäste nicht aus. Wir sind dafür bekannt, dass wir ihnen Privatsphäre, Entspannung und Diskretion bieten.“
Nash kniff die Augen zusammen, bis sein Gesichtsausdruck drohend genug war, um den Hotelier umdenken zu lassen.
„Nicht, dass ich wüsste. Aber ich kann nicht rund um die Uhr alle Gäste im Auge behalten. Vom gestrigen Lunch abgesehen, glaube ich, dass er in seiner Suite gegessen hatte.“
Für einen Mann, der geschäftlich hergekommen war, hatte Winfield nicht gerade viel unternommen, wenn man von dem Treffen mit Lisa absah. Winfields Palm Pilot ließ wohl erkennen, dass drei Termine vereinbart worden waren, doch es gab keinen Hinweis darauf, mit wem oder wann er sich treffen wollte. Der Laptop des Opfers war zwar auch in der Suite entdeckt worden, doch ohne ein Passwort würden sie nicht auf den Datenbestand zugreifen können.
„Wie ist der Täter hereingekommen? War es jemand, den er kannte?“ Baylor ging zur Balkontür, aber Nash konnte ihn noch rechtzeitig davon abhalten, sie zu öffnen. Er zeigte ihm seine eigenen Hände, die in Einweghandschuhen steckten.
„Fingerabdrücke!“
Baylor sah zu dem Polizisten, der vor der Truhe kniete und die Schubladen untersuchte. „O ja, natürlich. Von diesem Balkon gelangt man zu einem separaten Hintereingang zu dieser und der nebenan gelegenen Suite. Es gibt eine sehr schmale und steile Treppe, die nach unten vor die Küche führt. Von dort aus kann man über einen schmalen Weg die Terrasse erreichen. Das war früher die Treppe für das Hauspersonal.“
Die Tür hatte einen altmodischen Messinggriff, den man mit der ganzen Hand umfassen musste. Nash versuchte, ihn mit einem Stift aufzudrücken, aber er war von innen verriegelt worden. Allerdings hieß das nicht, dass jemand über diesen Weg ins Zimmer und auch wieder hinaus gelangt war. Von einem Polizisten erfuhr er, dass der Griff bereits auf Fingerabdrücke untersucht worden war, dann erst machte er die Tür auf, betrat aber nicht den Balkon.
Dort hatten die Kollegen zwar ebenfalls die Spuren gesichert, doch es würde nicht so leicht herauszufinden sein, ob beobachtet worden war, wie jemand durch diese Tür die Suite betreten hatte.
Nash hockte sich hin und betrachtete den Balkonboden, auf dem eine Schicht aus Staub und Schmutz lag. Er konnte verschiedene Fußabdrücke erkennen, darunter auch ein kleineres Paar, die von einer Frau stammen konnten.
Nash stand wieder auf. „Wer hat den Korb geschickt?“
Der Hotelier sah ihn verständnislos an, woraufhin Nash den Präsentkorb mit Lisas Firmenschild an der Seite aus der Papiertüte holte.
„Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist es nichts, was wir zur Verfügung gestellt haben könnten. Wir versorgen unsere Gäste mit Toilettenartikeln, und abgesehen davon ist unser Geschmack zu gut, als dass wir irgendetwas in Heimarbeit Hergestelltes anbieten würden.“ Baylor schnitt eine Grimasse, als er wieder den Korb betrachtete. „Wir bieten auch Früchte der Saison und aromatisierte Kaffees an.“ Er zeigte auf ein Silbertablett, das in der Nähe des Fensters abgestellt war und soeben von einem Polizisten sichergestellt wurde.
Ein weiterer Polizist faltete die Tagesdecke und das Bettzeug zusammen, um sie einzupacken.
„Nein, nein, nein, das gehört zu meinem Besitz und bleibt hier“, protestierte Baylor.
Nash hielt ihn zurück. „Es ist ein Beweisstück. Sie bekommen sie wieder.“
„Sie ist über hundert Jahre alt und in makellosem Zustand. So möchte ich sie auch wiedersehen!“ Die Decke verbreitete den Geruch des Todes, was Baylor ein wenig blasser werden ließ.
„Wenn sie so kostbar ist, warum liegt sie dann in einem der Zimmer?“
Baylor rümpfte die Nase. „Ambiente.“
„Machen Sie das mit den Leuten von der Spurensicherung aus“, erwiderte Nash, gab ihm eine Visitenkarte und zwang sich, höflich zu bleiben.
Der Hotelier nahm die Karte an sich, als würde er ihm die Tagesdecke aus der Hand reißen, dann sah er sich enttäuscht in der Suite um. „Dieses Zimmer werde ich vorläufig nicht wieder vermieten können“, erklärte er entmutigt.
„Wir geben Ihnen Bescheid, sobald wir fertig sind.“
„Das meinte ich damit nicht. Wer wird schon in diesem Zimmer übernachten wollen, nach allem, was passiert ist?“
„Jeden Tag sterben Menschen.“
Baylor richtete seinen Rücken auf und straffte die Schultern. „Aber nicht in meinem Hotel.“
Der Tod war für die meisten Leute ein unangenehmes Geschäft, für Nash gehörte er zum Beruf. Er empfand sich als Anwalt der Toten und ermittelte für sie. Und er hatte Mitgefühl für die Hinterbliebenen. Baylor dagegen war mehr um seine Einnahmen besorgt als um die Tatsache, dass in seinem Hotel ein Mann getötet worden war. Tja, Leute von dem Schlag muss es auch geben, dachte Nash.
„Ich brauche eine Liste aller Personen, die Zutritt zu diesem Zimmer haben. Jeder, der einen Schlüssel zu beiden Türen hat und der in der letzten Woche Dienst hatte.“
Baylor nickte.
„Noch heute“, fügte er hinzu.
Der Hotelier hatte Mühe, sich seine Wut über diese Forderung nicht anmerken zu lassen.
„Und ich muss auch mit dem Personal sprechen“, ergänzte Nash.
„Jetzt? Meine Angestellten kümmern sich um die Gäste.“
Nash notierte etwas und erwiderte beiläufig: „Wissen Sie, Mr. Baylor, allmählich bekomme ich das Gefühl, Sie wollen uns daran hindern, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.“
„Natürlich will ich Sie nicht daran hindern. Doch es könnte ja auch ein Unfall gewesen sein. Vielleicht hatte er sich in der Badewanne den Kopf angeschlagen.“
Misstrauisch zog Nash die Augenbrauen zusammen. Woher wusste der Mann, dass das Opfer ein Bad genommen hatte? Oder war er nur besorgt, die Familie des Toten könnte ihn verklagen, wenn das wirklich der Fall gewesen war? „Wo waren Sie gestern zwischen siebzehn und fünf Uhr morgens, Mr. Baylor?“
Wenn das Opfer wirklich seit neun Stunden tot war, dann musste Nash die Liste der Verdächtigen eingrenzen.
Baylor warf ihm einen Blick zu, der verriet, dass er sich selbst über jeden Verdacht erhaben fühlte....




