Finch | Im Schatten des Syndikats | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 544 Seiten

Reihe: Lucy Clayburn

Finch Im Schatten des Syndikats

Thriller
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99160-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2, 544 Seiten

Reihe: Lucy Clayburn

ISBN: 978-3-492-99160-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zunächst sieht es nach ganz gewöhnlichen Raubüberfällen und Morden aus, die Manchester in Atem halten. Doch schon bald findet die junge Polizistin Lucy Clayburn heraus, dass die Mordopfer allesamt Dreck am Stecken haben. Jemand hat es auf die Drahtzieher von Manchesters Unterwelt abgesehen – und auf Lucys Vater, den Chef des gefährlichsten Syndikats der Stadt. Schon bald sieht sich Lucy nicht nur mit dem schwierigsten Fall ihrer Karriere konfrontiert, sondern auch mit der Entscheidung, ob sie zu den Guten oder zu den Bösen gehören will.
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Kapitel 1


Wenn man eine Kneipentour mit den Kumpels erfolgreich beenden will – wenn man es also schaffen will, sich wirklich in jedem Pub auf der geplanten Route einen Drink zu genehmigen –, gibt es vor allem ein Problem: Die Gruppe, mit der man losgezogen ist, löst sich unvermeidlich auf, bevor man im letzten Pub angekommen ist.

Klar, die Zechtour startet in der gewohnten Hochstimmung mit lautem Gejohle und gegenseitigem Schulterklopfen, während die aufgedrehte Horde krakeelend in die ersten Pubs einfällt. Doch im Laufe des Abends, wenn der Geräuschpegel steigt und der goldene Nektar in Strömen die gierigen Kehlen hinunterfließt, werden die Köpfe zusehends benebelter, und nach und nach steigt einer nach dem anderen aus, wenn die Gruppe weiterzieht, um die nächste Kneipe anzusteuern. Meistens bleiben Trinkkumpane zurück, weil sie ihr Pint noch nicht ganz geleert oder ein Mädel getroffen haben, das sie kennen, oder weil sie schlicht und einfach den Überblick verloren haben und nicht mehr wissen, welcher Pub als Nächstes auf dem Programm steht. Oder sie verschwinden auf diese geheimnisvolle, bei Zechtouren auf der ganzen Welt anzutreffende Weise schlicht und einfach vom Erdboden – zumindest für den Rest der Nacht, bis sie dann am nächsten Morgen, vom Regen durchnässt und mit brummendem Schädel, in einem Garten, auf einer Parkbank oder zusammengesackt in einem Ladeneingang wiederauftauchen.

Aber wie auch immer, am Ende der Nacht sind normalerweise nur noch die harten Zecher übrig, jene kleine Truppe eingeschworener Getreuer, die immer alles bis zum Ende durchziehen.

Doch obwohl seine Kumpel auf dem Campus als trinkfeste Zecher bekannt waren, fand Keith Redmond sich in dieser Nacht im letzten Pub merkwürdigerweise ganz alleine wieder.

Der Pub hieß The Brasshouse, befand sich an der Broad Street und galt in der Gegend als eine beliebte Abfüllstation. Doch an diesem späten Abend betrat Keith das The Brasshouse bereits in einem ziemlich benebelten Zustand. Mindestens zwölf Pints Lager schwappten in ihm hin und her, und als er es halbwegs schaffte, die Gesichter der vier oder fünf anwesenden Gäste in Augenschein zu nehmen, erinnerte ihn keines auch nur im Entferntesten an eines seiner Kumpel aus dem Rugby-Club. In seinem Zustand hatte er Mühe zu erfassen, was rund um ihn herum vorging. Doch als er zur Theke torkelte und seinen letzten Zehner aus der Hosentasche seiner Jeans pulte, hatte er die vage Ahnung, dass der Rest seiner Truppe zu gegebener Zeit zu ihm aufschließen würde. Entweder das, oder sie hatten wahr gemacht, was sie irgendwann im Laufe des Abends angekündigt hatten, nämlich nicht bis zum bitteren Ende dabeizubleiben, sondern, da erst Mittwoch war, früh nach Hause zu gehen.

Keith hatte keine Ahnung, wo sie abgeblieben waren.

Als er alleine an der Theke stand und die letzten Zecher, die mitten in der Woche trotz der späten Stunde noch unterwegs waren, dem Wirt zunickten und einer nach dem anderen verschwanden, ärgerte er sich, dass die anderen ihn im Stich gelassen hatten. Doch während er halbherzig sein letztes Pint des Abends herunterkippte, kam er zu dem Schluss, dass er wohl doch nicht im Stich gelassen worden war. Wenn er nicht mitbekommen hatte, dass sie gemeinsam beschlossen hatten, die Zechtour vorzeitig zu beenden, war das schließlich sein eigenes Problem. Also hatte er wirklich keinen Grund, auf seine Kumpel sauer zu sein. Das würde ihn natürlich nicht davon abhalten, sie am nächsten Morgen – oder wohl eher am nächsten Nachmittag, wenn er wieder unter den Lebenden weilte – aufzuziehen und sie als Weicheier und Schlappschwänze zu verspotten.

So was passiert nun mal, dachte er, während er auf unsicheren Beinen durch das Zentrum Birminghams zurücktrottete, auf das gerade strömender Oktoberregen niederprasselte und das zu dieser Stunde an einem normalen Wochentag nahezu menschenleer war. Er wusste nicht, wie spät es war. Vermutlich etwa ein Uhr. Das ging ja noch. Er hatte am nächsten Morgen keine Vorlesung, also konnte er bis Mittag schlafen.

Doch er war gerade mal hundert Meter die Straße entlanggegangen und steuerte den im Südwesten liegenden Stadtteil Edgbaston an, als ihm etwas Wichtiges einfiel. Es war purer Zufall, dass es ihm in den Sinn kam. Ihm fiel ein Schild der Ladenkette Poundstretcher ins Auge, das ihn daran erinnerte, dass er sich noch etwas Geld ziehen musste. Er würde am Wochenende zum Junggesellenabschied seines älteren Bruders nach Hause nach Brighton fahren. Keith kicherte. Bei dieser Zechtour an der Strandpromenade würden keine Weicheier geduldet werden. Jeder, der glaubte, vorzeitig schlappmachen und aussteigen zu können, würde am Gummiband seiner Unterhose bis in die letzten Pubs mitgezerrt werden.

Keith würde natürlich bei nichts von alledem dabei sein, wenn er nicht genug Geld hatte. Auf der Suche nach einem Geldautomaten kehrte er auf der Broad Street um, ging ein paar Schritte zurück, überquerte den Kanal und lief in Richtung Stadtzentrum.

Selbst in seinem betrunkenen Zustand war ihm etwas mulmig zumute. Es war im wahrsten Sinne des Wortes keine Menschenseele unterwegs.

Das lag zum einen an der späten Stunde, vor allem aber daran, dass es immer noch in Strömen goss. Das Wasser stürzte in Bächen aus den Abflussrohren und rauschte durch die Gossen. An den Kreuzungen hatten sich Seen gebildet, die vereinzelt vorbeifahrenden Autos ließen das Wasser zu allen Seiten gewaltig aufspritzen. Keith trug seine übliche Kluft: Jeans, Turnschuhe, T-Shirt und darüber einen leichten Anorak mit Reißverschluss, wobei der Anorak ihm in dieser Nacht absolut keinen Schutz bot. Sein T-Shirt war bereits vollkommen durchnässt. Zumindest passte das zu seiner Jeans, die ebenfalls klatschnass war, ganz zu schweigen von seinen Turnschuhen.

Wenn er jetzt darüber nachdachte, wäre es in dieser Nacht vielleicht besser gewesen, sich ein Taxi zu nehmen. Normalerweise war das für Keith, der Student war, nur die letzte Option, da er das wenige Geld, das er hatte, lieber für Alkohol ausgab, aber diese Wetterbedingungen waren ziemlich extrem, ganz egal, was für Maßstäbe man anlegte. Na schön, er konnte immer noch versuchen, ein Taxi anzuhalten, aber erst, nachdem er sich Geld fürs Wochenende gezogen hatte.

Das einzig Gute an dem Wolkenbruch war, dass Keith ganz allmählich aber stetig wieder nüchtern wurde. Sein Kopf bekam die volle Ladung des Platzregens ungeschützt ab, sein kurzes, strohblondes Haar, das klatschnass an seinem Schädel klebte, tropfte. Es war erstaunlich, was für einen wiederbelebenden Effekt so ein Guss auf einen vom Bier benebelten Denkprozess haben konnte. Als er den Centenary Square überquerte, hatte sich der vertraute, nach einer durchzechten Party auftretende Drang, sinnlos ohne jeden Anlass zu kichern, laut zu singen oder einer herumliegenden leeren Getränkedose einen Tritt zu verpassen, bereits verflüchtigt. Keith ging schon wieder festen Schrittes und halbwegs geradeaus.

Doch während er wieder klar im Kopf wurde, fragte er sich, ob das, was er da tat, wirklich eine gute Idee war. Ursprünglich hatte er vorgehabt, sich vor dem Beginn ihrer Zechtour Geld zu ziehen oder wenigstens irgendwann mittendrin, als es noch nicht so spät war und noch andere Leute unterwegs waren. Normalerweise war er nicht der Typ, der befürchtete, überfallen und ausgeraubt zu werden, aber zurzeit war gerade eine ganz spezielle Geschichte im Umlauf, die selbst er beunruhigend fand.

Er überlegte, ob er sein Vorhaben nicht besser aufgeben und sich auf den Heimweg nach Edgbaston machen sollte. Doch dann meldete sich eine andere Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass es ein kleines Stück weiter in der Nähe des Rathauses einen Geldautomaten gab und dass er, wenn er jetzt einfach umdrehte, wo er so nah dran war, ein kompletter Volltrottel wäre – und ein jämmerlicher Waschlappen.

Er streckte die Brust raus, reckte das Kinn und ging entschlossen weiter. Immerhin war er Flügelstürmer in der zweiten Rugbymannschaft der Uni. Mit seinen eins zweiundachtzig war er in seinem zarten Alter von zwanzig Jahren zwar noch kein Muskelpaket, aber auf bestem Wege dorthin. Er würde ein Respekt einflößender Gegner sein, selbst für einen Loser wie … Wie nannten sie diesen Kerl noch mal?

Ach ja, den »Grusel-Clown«.

Keith schnaubte höhnisch, während er entschlossenen Schrittes an einer Reihe geschlossener Läden vorbeistapfte, von deren Vordächern über den Eingängen sturzbachartig das Wasser herabschoss. Selbst wenn der Mistkerl aufkreuzen sollte, war es ja nicht so, als ob Keith absolut allein wäre. In einigen der Wohnungen über den Läden brannte noch Licht. Er bildete sich sogar ein, Musik zu hören. Und wenn er sie hören konnte, konnten sie ihn sicher auch hören, wenn er schrie oder um Hilfe rief.

Nicht dass er schreien würde. Das würde ja aus all den Gründen, die er sich selber gerade noch einmal vor Augen geführt hatte, nicht erforderlich sein.

Natürlich war es nicht gerade beruhigend, dass dieser Kerl, der Grusel-Clown, bewaffnet war.

Keith schüttelte die Gedanken ab, als das Objekt, das er suchte, endlich in Sicht kam. Etwa dreißig Meter vor ihm leuchtete auf der linken Seite der grüne Bildschirm eines Geldautomaten. Keith steuerte ihn an und warf im Gehen einen Blick hinter sich.

Angeblich hing dieser Irre spät in der Nacht in der Nähe von Geldautomaten rum. Im Grunde genommen war der Kerl ein Straßenräuber. Er hielt seine Opfer auf offener Straße an, holte sein Messer hervor – den...


Finch, Paul
Paul Finch hat als Polizist und Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Neben zahlreichen Drehbüchern und Kurzgeschichten veröffentlichte er auch Horrorromane und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem British Fantasy Award und dem International Horror Guild Award. Er veröffentlichte bereits mehrere sehr erfolgreiche Thriller um den Ermittler Mark »Heck« Heckenburg. Seine neue Serie, in der Lucy Clayburn ermittelt, eroberte England im Sturm. Paul Finch lebt mit seiner Familie in Lancashire, England.



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