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E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Fink Die Runenmeisterin

Das Eiserne Buch
20001. Auflage 2020
ISBN: 978-3-522-62176-2
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Eiserne Buch

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-522-62176-2
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Packende Fortsetzung: Fantasy vom Bestsellerautor, für Leserinnen und Leser ab 13. Zwar konnte Ayrin die Bedrohung durch den Hexenfürsten abwenden, doch dadurch wurde dieser erst auf sie und ihr großes magisches Talent aufmerksam. Nun will er das Mädchen dazu verführen, schwarze Runen zu zeichnen, um es so auf die dunkle Seite der Magie zu ziehen. Deshalb bringt er allerlei Unglück über Ayrins Freunde. Sogar den erfahrenen Runenmeister infiziert er mit einer Krankheit, die ihn erblinden lassen wird. Ayrin setzt alles daran, Meister Maberic zu retten. Aber dazu muss sie das Eiserne Buch, ein legendäres, machtvolles Runenbuch, das seit Langem als verschollen gilt, finden. Ayrin weiß nicht, dass gerade dieses Buch sie auf den dunklen Pfad führen soll. Nur der Hexenfürst kennt die schwarzen Runen, die es enthält. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
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Der Fürst aller Hexen lag im Sterben. Schon wieder. Ansleyd von Sulbur, seit wenigen Wochen Oberste ihrer Schwesternschaft, stand mit verschränkten Armen an seiner Bettstatt und betrachtete ihn besorgt. Sie war nicht leicht zu erschüttern, aber die Lage schien ihr mehr als ernst.

»Was starrt Ihr so«, fuhr der Namenlose sie unwirsch an, bevor ein Hustenanfall den schwachen Körper durchschüttelte.

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich frage mich, ob Ihr noch stark genug seid, das Ritual durchzuführen, Herr.«

»Im Schlaf und mit verbundenen Augen«, keuchte der Hexenfürst und nahm einen langen Schluck aus der Karaffe, die an seinem Lager stand. Er hielt sich nicht damit auf, das Wasser in den bereitstehenden Becher zu füllen. Das Fieber setzte ihm unübersehbar zu. Ansleyd von Sulbur war keine Heilerin, ganz im Gegenteil, dennoch erkannte sie, dass es nur noch eine Frage von bestenfalls ein oder zwei Tagen war, bis das Leben diesen Körper verlassen würde.

»Habt Ihr endlich einen geeigneten Kandidaten bestimmt, Hexe?«

»Nach reiflicher Überlegung habe ich eine Vorauswahl getroffen, ja. Und alle vier haben aus freien Stücken eingewilligt.«

Der Hexenfürst starrte sie an. »Freiwillige? Habt Ihr ihnen nicht gesagt, um welches Ritual es geht?«

»Es kann sein, dass ich ein oder zwei Kleinigkeiten ausgelassen habe.«

Wieder schüttelte ein Hustenanfall den ausgezehrten Körper. Ansleyd konnte die Rippen zählen. Nachdenklich betrachtete sie ihn. Im Grunde genommen war es ein Wunder, dass der Namenlose überhaupt noch – oder wieder – lebte. Seit dreihundert Jahren war der Fürst in diesem Saal seiner eigenen Festung eingesperrt. Er hatte nur so lange überlebt, weil ihn ein Alb einst in ein dunkles Ritual eingeweiht hatte, mit dessen Hilfe er Seele und Geist in einen anderen Körper übertragen konnte: das .

Dann, vor einem halben Jahr, hatte es so ausgesehen, als ob der Fürst seinem Kerker entkommen könnte. Die besten seiner Hexen und Zauberer hatten ihn in einer fernen Höhle vor einem Drachenportal beschworen. Dazu hatten sie einen dort schlafenden Drachen geschlachtet, und mit der Kraft seines magiedurchdrungenen Blutes wäre es beinahe gelungen, dem Namenlosen dort einen neuen Leib und seine Freiheit zu verschaffen. Leider hatte es zwei dieser Bestien in der Höhle gegeben, und die andere war erwacht und hatte den Fürsten und fast alle seine Untergebenen zu Asche verbrannt. Zum Glück war das Ritual noch nicht abgeschlossen gewesen. So kehrte der an die Festung gebundene Geist des Hexenfürsten zurück in seinen alten Körper. Doch der war durch die von Drachenfeuer unterbrochene Beschwörung geschwächt worden.

Schwester Ansleyd seufzte. Sie hatten den erstbesten jungen Zauberer, einen Waldländer namens Gurs, gezwungen, das -Ritual zu durchlaufen. Aber etwas war schiefgegangen. Der junge Mann war fast vom ersten Tag an krank und leidend gewesen – und jetzt lag er im Sterben.

»Bitte?« Der Namenlose hatte sie etwas gefragt, aber sie hatte nicht zugehört.

»Wo seid Ihr mit Euren Gedanken, Ansleyd? Ich fragte, welcher Zauberer in dieser Festung noch nicht von diesem Ritual gehört hat.«

»Nun, jetzt kommen wir zu dem Punkt, der Euch vielleicht nicht gefallen wird, Herr.« Sie holte tief Luft. »Wie Ihr wisst, haben wir viele gute Leute bei dem Verhängnis in der Höhle verloren. Und manche von denen, die entkamen, kehrten nicht hierher zurück, vermutlich, weil sie Euch für tot und Eure Sache für verloren hielten. Als dazu noch offensichtlich wurde, dass Euer gerade erst angenommener Körper bald sterben, also ein neuer gesucht wird, verschwanden weitere.«

»Feiglinge!«, zischte der Fürst.

»Ohne Frage, Herr«, stimmte ihm Ansleyd zu. »Jedenfalls halten sich derzeit gerade noch fünf Zauberer in Eurer Festung auf, und keiner von denen ist unter siebzig. Deshalb«, sie holte noch einmal tief Luft, »habe ich mich entschlossen, etwas Neues zu versuchen.«

Sie deutete auf vier Männer, die an der Tür des riesigen Saals warteten. Selbst aus dieser Entfernung sah die Hexe ihnen an, wie beeindruckt sie von all dem hier waren.

Der Fürst kniff die Augen zusammen. »Wer, bei der Welt der Toten, sind diese Männer? Sind es … Manen?«

»Bergkrieger, ganz recht, Herr. Ich habe ihnen gesagt, dass einem von ihnen die Ehre zuteilwerden kann, Euren Geist für eine Weile zu tragen. Wenn man es wörtlich nimmt, ist das nicht einmal gelogen.«

»Ihr wollt den Geist des größten Zauberers dieser Welt in den dumpfen Verstand eines Wilden einsperren? Seid Ihr von Sinnen?«

»Wenn ich das Ritual richtig verstehe, werden Geist und Seele des Empfängers bei dem Übergang doch ausgelöscht, oder? Es ist vermutlich überflüssig zu erwähnen, dass ich dieses Detail den Freiwilligen gegenüber nicht erwähnt habe. Seht sie Euch an, Herr – kräftige, kampferprobte Männer mit Muskeln aus Stahl. Vielleicht ist so ein Leib ein besseres Gefäß für euren überragenden Geist, als der eines Bücherwurms.«

»Und gleich vier? Alles Freiwillige?«

»Ja, Ihr könnt also sogar einen auswählen, und keiner wird sich verweigern. Sie haben unermessliche Achtung vor Euch, Herr. Ich allerdings würde den Jüngsten und Kräftigsten empfehlen. Möge sein Leib Euch lange dienen.«

Der Hexenmeister schwieg für eine Weile, dann sagte er: »Winkt sie heran. Ich will sie mir ansehen, Ansleyd.«

Sie gab den Männern an der Tür ein Zeichen und sie näherten sich langsam und respektvoll. Schwester Ansleyd reckte sich. Sie war groß, größer als die meisten Männer der Festung und um das noch zu unterstreichen, trug sie ihr hüftlanges blondes Haar als Knotenturm auf dem Kopf. Das, und die schwarze Augenklappe über dem fehlenden linken Auge, waren hilfreich, um jungen Hexen und Zauberern Ehrfurcht einzuflößen.

Der Mane, den sie empfohlen hatte, war der Einzige von den vieren, der noch größer war als sie. Er war jung, trug aber bereits einige Kampfnarben auf der halbnackten Brust. Sie musterte den Kandidaten und fand, dass sie gut gewählt hatte. dachte sie, und war sehr zufrieden mit sich, als der Namenlose ihrem Vorschlag zustimmte.

Wenige Stunden später standen die beiden Männer aneinandergekettet an einem Pfosten in der Mitte eines Runenkreises. Ansleyd von Sulbur hielt die Spannung kaum noch aus. Nach außen verbreitete sie Zuversicht, aber tausend Dinge konnten schiefgehen. Und wenn es missglückte, wäre es ihre Schuld.

Der Abend war angebrochen. Bronzene Kohlebecken spendeten rötliches Licht. Mit Ansleyd standen drei weitere verhüllte Hexen um den Kreis. Sie hatte die Unterlagen ihrer Vorgänger noch einmal gründlich studiert. Früher hatte man nur den Anwärter eng an den Pfosten fesseln müssen, damit er das Ritual nicht störte, denn bisher hatte sich keiner freiwillig gemeldet. Jetzt war es vor allem der Namenlose selbst, den sie durch zusätzliche Riemen an den steinernen Pfosten binden mussten, einfach, weil er sonst zusammengebrochen wäre.

Er hatte die schwarzen Runen selbst zeichnen wollen, allerdings fehlte ihm dazu die Kraft. Ansleyd von Sulbur hatte diese Arbeit übernommen, zusammen mit den drei zitternden Hexenschwestern, denen sie genau auf die Finger sah, bei allem, was sie taten. Am Ende war sie zufrieden, und doch voller Sorge – ein winziger Fehler, und sie würde dem mächtigsten Zauberer, den die Welt je gesehen hatte, den Tod bringen.

Der Fürst drängte zur Eile, behauptete, die Runen seien gut genug, aber sie bezweifelte, dass er überhaupt erkennen konnte, was die Hexen dort mit Schwarzschwefel und Blut auf den Boden malten. Sie überprüfte den Runenkreis noch einmal. Dies war das wichtigste Ritual ihres Lebens.

Seit Jahren diente sie dem Hexenfürsten, noch länger als der Narr Ortol, der dennoch an ihr vorbei zur rechten Hand des Namenlosen befördert worden war. Und dann hatte Ortol sie zurück an die Schwefelseen geschickt, verbannt, traf es vielleicht eher. Er wusste genau, wie sehr sie die stinkenden Seen, an denen sie geboren war, verabscheute. Es war ihm ganz recht geschehen, in dieser Drachenhöhle zu verbrennen. Sie war sofort in die Schwarze Festung geeilt, als sie davon gehört hatte. Endlich schien der Namenlose ihren Wert zu erkennen. Nun allerdings musste sie sorgfältig sein, sonst würde der Fürst, den sie so verehrte, eines unwürdigen Todes sterben. Er schien mit jedem Atemzug schwächer zu werden, bemerkte kaum, dass sie ihm die Zeichen auf die Brust malten. Sie mussten sich beeilen.

Der Krieger ließ das langwierige Ritual völlig unbewegt über sich ergehen. Selbst, als sie ihm Runen auf die Haut zog, zuckte er nicht. Er stellte auch keine Fragen. Dann waren die Runen vollendet. Schwester Ansleyd verbrannte seltene Kräuter, und Schwester Byrma, eine vielversprechende junge Hexe, rezitierte die alten Bannsprüche in der Albensprache, bevor die Schwestern die Elemente der ersten Welt beschworen: Sie schlugen Eisen auf Eisen, Holz auf Holz, Stein auf Stein und Eis auf Eis. Ansleyd dachte daran, wie viel Mühe es gekostet hatte, von den Bergen genügend Eis herzuschaffen, damit es jetzt, im Sommer, nicht gleich vollständig dahinschmolz. Zum Glück verfügte die Schwarze Festung über tiefe Verliese.

Sie atmete durch und nahm das Messer zur Hand. Nachdenklich betrachtete sie die Klinge. Ein Leben musste enden, damit der Fürst neu erstehen konnte. Und wenn sie einen Fehler gemacht hatte? Sie schüttelte energisch den Kopf. Der alte Leib war todgeweiht, da machte es keinen Unterschied mehr. Sie holte tief Luft, trat an den zitternden Zauberer heran, der sie mit glasigen Augen anstarrte,...


Meinzold, Maximilian
Max Meinzold, geboren 1987, ist freischaffender Grafikdesigner und Illustrator. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Science-Fiction, Fantasy und der Kinder- und Jugendliteratur. Für seine moderne, innovative Buchgestaltung wurde er bereits für zahlreiche Preise nominiert. Er lebt und arbeitet in München.

Fink, Torsten
Torsten Fink, Jahrgang 1965, aufgewachsen an der Nordsee und im Nahetal, arbeitete lange als Texter, Journalist und literarischer Kabarettist. Er schreibt und lebt heute in Mainz, am liebsten mit Blick auf den Dom.



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