Finke | Carl Peters' Griff zum oberen Nil | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 212 Seiten

Finke Carl Peters' Griff zum oberen Nil

Die deutsche Emin-Pascha-Expedition 1889/90 nach Berichten des Dr. Carl Peters und des Leutnants Adolf von Tiedemann
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-5555-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die deutsche Emin-Pascha-Expedition 1889/90 nach Berichten des Dr. Carl Peters und des Leutnants Adolf von Tiedemann

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

ISBN: 978-3-7526-5555-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



An Carl Peters (1856-1918) als Gestalt der deutschen Kolonialgeschichte schieden sich die Geister seiner Zeitgenossen. Den einen wurde er zum "Hängepeters", weil er als Reichskommissar am Kilimandscharo in eigener Machtvollkommenheit Schwarze hatte hängen lassen, die anderen verehrten ihn als Gründer von Deutsch-Ostafrika und als Kolonialhelden. Als Heldenfigur überlebte er, als Deutschland seine Kolonien verloren hatte, in Denkmälern, Straßennamen und im Film - eine Hinterlassenschaft, von der man sich seit 1945 in einem heute noch nicht beendeten Prozess zu trennen begann. Als Ruhmredner in eigener Sache kam Peters mit einem reich bebilderten Prachtband über seine auf kolonialen Zugewinn angelegte Emin-Pascha-Expedition (1889/90) heraus, die ins Innere Afrikas führte, eine Blutspur hinterließ und keines ihrer Ziele erreichte. Er stellt sich hier als genialer Führer dar, bereit für größere Aufgaben in einer kolonialpolitschen Laufbahn (erhielt aber nur den untergeordneten Posten des Reichskommissars am Kilimandscharo). Einziger Weißer an Peters' Seite war bei der etwa 100-köpfig aufgebrochenen Emin-Pascha-Expedition der Leutnant Adolf von Tiedemann, der ebenfalls einen umfangreichen bebilderten Bericht veröffentlichte, seinen Verdienst allerdings nur darin sah, aus den ihm anvertrauten schwarzen Trägern mit Hilfe der Nilpferdpeitsche halbwegs anständige Menschen gemacht zu haben. Beide Berichte, ineinander verwoben und komprimiert, versehen mit vielen Bildern, zeigen die Verbindung eines gefährlichen Megalomanen mit einem, wenn auch mit zunehmender Erfahrung nicht unkritischen, so doch loyalen Mitläufer. Arrangiert wird dies durch eine unsichtbar bleibende Erzählinstanz, auf die nicht verzichtet werden kann, weil zum Verständnis notwendige Informationen eingeflochten werden müssen. Und so, wie bei Peters Gesprächssituationen mit wörtlicher Wiedergabe von Gesprächen offenbar frei erfunden sind, verfährt bisweilen auch die unsichtbare Erzählinstanz. Unsichtbar bleibt sie auch insofern, als sie nicht wie ein bei der Expedition mitlaufendes moralisches Korrektiv in Gestalt etwa einer dritten Berichtsperson mit von der Partie sein kann.

Reinhard Finke, geb. 1945 in Wernigerode. Diss.: "Der Herr ist Autor." Die Zusammenhänge zwischen literarischem und empirischem Ich bei Arno Schmidt, (edition text + kritik) München 1982. "... der Äquator läuft ihnen über den Bauch." Namen und Geschichten zu Afrika in Fontanes "Effi Briest" und anderswo. In: Romantik und Ästhetizismus. Festschrift für Paul Gerhard Klussmann, (Königshausen & Neumann) Würzburg 1999. MItwirkung bei einer Straßenumbenennung in Bochum in den 90er Jahren: "Immer höher mit der deutschen Flagge!" Leben und Wirken des Kolonialpioniers Dr. Carl Peters nach dessen Erinnerungen, (Edition Wort und Bild) Bochum 1994. (Die Zuständigen hatten noch nie etwas von Carl Peters gehört.) Finke, OStR (Deutsch/ Geschichte) i.R., lebt in Bochum.

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VORWORT
Die deutsche Emin-Pascha-Expedition des Dr. Carl Peters 1889/90 war eines der abenteuerlichsten und bizarrsten Unternehmen in der deutschen Kolonialgeschichte. Öffentlich proklamiert wurde es als Rettungsaktion für den deutschen Landsmann Eduard Schnitzer, der in Europa unter dem Namen Emin Pascha als Gouverneur der ägyptischen Äquatorialprovinz den Nimbus eines Kolonial-Heros genoss und durch den Mahdi-Aufstand im Sudan von der Außenwelt abgeschnitten worden war.1 Carl Peters ging es allerdings weniger um die Erfüllung einer vaterländischen Ehrenpflicht zur Rettung eines Landsmannes als vielmehr darum, wieder eine große Rolle in der kolonialen Erwerbungspolitik zu spielen, nachdem ihm die Herrschaft über das deutsch-ostafrikanische Schutzgebiet, das spätere Deutsch-Ostafrika, entglitten war, zu dem er mit seiner tollkühnen Usagara-Erwerbungsexpedition im Jahre 1884 die Grundlage geschaffen hatte. Bei seiner Emin-Pascha-Expedition, zu der er mit nur zwölf somalischen Askari – Soldaten aus Somali – und etwa 100 schwarzen Trägern ins Innere Afrikas aufbrach, hatte Carl Peters als einzigen Weißen den jungen Dragonerleutnant Adolf von Tiedemann an seiner Seite. Als beide, nachdem man sie in der Heimat schon als verschollen oder für tot gehalten hatte, mit ihrer dezimierten Truppe lebend ins deutsche Schutzgebiet zurückkehrten, wurden sie als Helden gefeiert. Gemessen an den Zielen, die Peters vor Augen gehabt hatte, war das ganze Unternehmen allerdings ein krachender Fehlschlag: Emin Pascha war längst von Henry Morton Stanley on Sicherheit gebracht worden. Carl Peters machte sich unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Deutschland daran, die voluminöse Darstellung „Die deutsche Emin-Pascha-Expedition“ zu verfassen,2 in der die Expedition als selbstlos mutiges Wagestück im Dienste nationaler Ehre und kolonialer Größe erscheint, und zeichnete damit das Bild eines Kolonialhelden, bereit für weitere große Aufgaben. Der dickleibige Prachtband erschien bereits 1891. Das Werk ist die Selbstdarstellung eines megalomanen Irrläufers unter der Flagge Schwarz-Weiß-Rot, der in Afrika eine Blutspur hinterließ. Auf dem Buchrücken ist die Gestalt eines Schwarzen mit schwarz-weiß-roter Flagge in der rechten und einem Revolver in der linken Hand abgebildet. Auf dem vorderen Buchdeckel werden zwei schwarze, bis auf den Federkopfschmuck nackte Gestalten mit Speer und Schild gezeigt – Massai, die Schrecken Afrikas, von denen einer, offenbar von einer Kugel getroffen, zu Boden geht. Auf der Titelseite stellt Peters ein Goethewort als Motto voran: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,/Der täglich sie erobern muß“. Das Vorsatzblatt der Titelseite zeigt ein Porträt des Verfassers nach Franz von Lenbach: Ein markantes Gesicht im Dreiviertelprofil mit Schnauzbart unter kräftig ausgeprägter Nase und über einen Kneifer schauenden Augen mit in sich gekehrtem und gleichzeitig stechend vorausschauendem Blick. Es ist das Gesicht eines Philosophen und gleichzeitigen Tatmenschen mit zwei Seelen in der Brust. Das Vorwort verfasste Peters in Essen, Auf dem Hügel.3 Dem Text sind zahlreiche Illustrationen mit 32 Vollbildern (ganzseitigen Bildern) und 66 Textabbildungen (in eine Textseite gestellte Bilder) von Rudolf Hellgrewe, Berlin, beigegeben. Sie zeigen häufig eindrucksvolle Landschaftsszenerien oder Peters in das umgebende Geschehen beherrschender Position oder bestimmender Pose. Bei der Darstellung des Expeditionsverlaufs legt Peters besonderes Gewicht darauf, dass er all die Hindernisse überwand, welche die konkurrierenden Engländer ihm in den Weg legten, mit denen sich eine schwächliche deutsche Politik verbündete, um ihn letztlich um all seine Verdienste zu bringen. Ausführlich werden kolonialpolitische Erwägungen angestellt. Den größten Raum nimmt die Erzählung vom Kampf eines moralisch Überlegenen gegen Halbwilde und Wilde und vom Vordringen durch eine fremdartig feindliche und gleichzeitig faszinierende Natur ein. Am Ende des Bandes finden sich ein Anhang mit der Liste der 105 Angehörigen des Deutschen Emin-Pascha-Komitees, Korrespondenzen und Vertragstexten und ein Namens- und Sachverzeichnis. Eine Faltkarte im Farbendruck, gezeichnet von E. Borrmann nach Peters’ Itinerar, ist dem Band beigegeben Adolf von Tiedemann, Sohn Christoph von Tiedemanns, des ersten Chefs von Bismarcks Reichskanzlei von 1878 bis 1881 und Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, verfasste ein etwa 300 Seiten umfassendes Buch „Tana-Baringo-Nil. Mit Karl Peters zu Emin Pascha“, erschienen im Jahre 1892.4 Im Vorwort verweist Tiedemann darauf, dass es sich um Auszüge aus seinem Tagebuch, das er während der Expedition führte, und Briefe in die Heimat handelt – Kinder des Augenblicks, die keine erschöpfende Darstellung des Verlaufs und der Ergebnisse der Expedition bezwecken. Das will nichts anderes heißen, als dass in geradezu naiv erscheinender Weise auf jede kritische Erwägung zur Führung der Expedition verzichtet wird. Auf dem Buchdeckel ist ein auf einem zusammengebrochenen Zelt thronender Löwe abgebildet und ein unter den Trümmern hervorlugender Tiedemann – einem Abenteuerbuch für die Jugend angemessen. Die dem Text beigegebenen Illustrationen hat Hans Looschen nach Skizzen Tiedemanns angefertigt. Einige Kartenskizzen und Notenskizzen zu Gesängen Eingeborener verfertigte Tiedemann. In einem Anhang findet sich die „Geschichte Kintus, des ersten Königs von Uganda“, die Tiedemann von einem französischen Missionar diktiert bekam und ins Deutsche übersetzte. Am Ende des Bandes gibt eine Karte, gezeichnet von Tiedemann, die Route der Expedition wieder. Das Vorsatzblatt der Titelseite zeigt ein Foto des Dragonerleutnants Adolf von Tiedemann in Paradeuniform, die linke Hand am Säbel, in der Rechten die Pickelhaube mit Paradebusch, und aus einem schnauzbärtigen kräftigen Gesicht blicken kneiferbewehrte Augen. Das Foto entstand offensichtlich nach der Expedition. Ein Exemplar dieses Buches versah Tiedemann mit der Widmung „Frau Geheimrat Krupp in dankbarer Erinnerung an schön auf dem Hügel verlebte Stunden überreicht. Berlin, Weihnacht 1896.“ In einer späteren Volksausgabe, erschienen 1907,5 ohne Illustrationen und ohne die Geschichte Kintus, zeigt das Vorsatzblatt der Titelseite Tiedemann in Uniform, allerdings mit aufgesetzter Pickelhaube und ohne Schnurrbart mit noch sehr jugendlich wirkendem Gesicht im Jahre 1889, d.h. kurz vor Beginn der Expedition. Wahrscheinlich hat Tiedemann einen Abzug dieses Fotos, wie aus seinem Bericht hervorgeht, während der Expedition mit sich geführt. Peters unterließ es nicht zu versichern, dass Tiedemann immer loyal zu ihm gestanden habe – so loyal, dass er Tiedemann als reine Nebenfigur oder Staffage auf der Bühne seiner Selbstdarstellung als genialer Expeditionsführer erscheinen lassen konnte. Die Rolle, die Tiedemann in seinem eigenen Buch mit der Perspektive von Kindern des Augenblicks spielt, vermittelt allerdings auch einen enthüllenden Blick auf ein Führungsgenie, das wie der Kaiser in seinen neuen Kleidern der Geschichte voranstolziert. Und gleichzeitig gibt Tiedemann auch das Bild von einer Gefolgschaftstreue, ohne die eine Geschichte dieser Art nicht möglich geworden wäre. Diese Geschichte wird im Folgenden erzählt. Es ist auch eine Geschichte derjenigen, ohne die die Expedition nicht einen Schritt hätte unternehmen können und von denen keinerlei Zeugnis für die Nachwelt hinterlassen wurde. Ganz namenlos blieb die Kolonne der Askari und Träger allerdings nicht, denn sie wurde auf Listen erfasst als das für die Expedition notwendige ‚Menschenmaterial’, wie es Paul Reichard in seinen „Vorschlägen zu einer praktischen Reiseausrüstung für Ost- und Centralafrika“ bezeichnete.6 Und die Handhabung dieses Menschenmaterials erforderte von der Expeditionsführung ebensoviel an tätiger Aufmerksamkeit wie die Fährnisse oder Reize des Inneren Afrikas selbst. Adolf von Tiedemanns und Carl Peters’ Berichte lassen sich nicht einfach zu einer geschlossenen Geschichte zusammenstellen, obwohl, was Tiedemanns Bericht anbelangt, hier eine Art redaktioneller Abstimmung im Sinne Peters’ angenommen werden darf. Mit Sicherheit hat Tiedemann bei seinen Tagebuchaufzeichnungen etliche Gedanken, zumal solche mit kritischer Sicht auf Peters, zurückgehalten, weil er, öfter den Tod vor Augen, annehmen durfte, dass sein Tagebuch möglicherweise das Einzige wäre, was von ihm übrig bliebe. Es galt, Unordnung in einem drohend frühen Nachleben zu vermeiden. Peters’ und Tiedemanns Berichte weichen in einigen Details voneinander ab, und in einigen Details widerspricht sich Peters’ eigener Bericht. Im letzteren Fall handelt es sich auch um Details, welche einen bestimmten Augenblick im Verlaufe der Expedition in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen als es Peters in der Art eines Heldenepos ergreifend darzustellen versucht: Er berichtet, dass er vor seinem „Einmarsch“ in Uganda, um von dort zu Emin Pascha in seiner Äquatorialprovinz...



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