Finn | Weißer Schrecken | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Finn Weißer Schrecken

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-492-96825-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Roman

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

ISBN: 978-3-492-96825-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Fans von Stephen Kings »Es«, aufgepasst - dies wird der Winter des Schreckens! Die kalte Jahreszeit in Perchtal, einem einsamen Dorf im Berchtesgadener Land, scheint besinnlich wie immer. Bis eine Gruppe Jugendlicher einen grauenhaften Leichenfund macht: Ein junges Mädchen treibt unter dem Eis eines Sees, und es ähnelt den Zwillingen Miriam und Elke auf verblüffende Weise. Doch die beiden wissen nichts von einer Verwandten... Bei ihren Nachforschungen stoßen die Freunde auf ein blutiges Geheimnis, das der Pfarrer des Dorfes hütet. Und sie schrecken dabei eine uralte Macht auf, die ihre Rückkehr in unsere Welt vorbereitet.

Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren und lebt heute in Hamburg. Der ausgebildete Werbekaufmann und Diplom-Volkswirt ist preisgekrönter Spiele- und Romanautor und hat einige Jahre als Lektor und Dramaturg sowie als Chefredakteur bei Nautilus gearbeitet. Im Spielbereich stammen zahlreiche Abenteuer-Publikationen aus seiner Feder, darunter weit über ein Dutzend Titel des beliebten deutschen Fantasy-Rollenspiels »Das Schwarze Auge«. Hauptberuflich arbeitet er als Roman-, Spiel-, Theater- und Drehbuchautor. Mit seinem Roman »Das unendliche Licht« gewann er die Segeberger Feder. Mit dem »Krieg der Drachen« veröffentlicht er ein großartiges High-Fantasy-Epos bei Piper.

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Autoren/Hrsg.


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Freunde Andreas erwachte viel zu früh. Nur dass ihn heute nicht das Lärmen der Maschinen draußen im Sägewerk seines Vaters geweckt hatte, sondern lautes Glockengeläut im Ort. Ohne sich zu dem neuen Radiowecker umzudrehen, wusste er, dass es Viertel vor zehn am Morgen war. Sein Vater hatte ihm den Wecker erst vor einem Monat anlässlich seines 15. Geburtstags geschenkt. Das Gerät war nur eines von vielen Geschenken gewesen … Andreas stöhnte. Sonntag war immerhin der einzige Tag in der Woche, an dem man ausschlafen konnte. Theoretisch jedenfalls. Doch der Gottesdienst in Perchtals alter Kirche begann in einer Viertelstunde. Das Vorläuten diente sicher dazu, all jenen ein schlechtes Gewissen zu machen, die bislang standhaft zu Hause geblieben waren. ›All jene‹, das war der kleine Haufen ›schwarzer Schafe‹, wie Pfarrer Strobel gern die bezeichnete, die den Sonntagvormittag lieber im Bett verbrachten, anstatt seiner Predigt zu lauschen. Andreas gehörte dazu. Dabei war seine Mutter eine treue Kirchgängerin gewesen. Angeblich. Er dachte insgeheim oft an seine Mutter zurück und malte sich dann aus, wie es wäre, wenn sie noch lebte. Meist dann, wenn im Ort die Glocke ertönte. Besonders dann, wenn im Ort die Glocke ertönte. Dabei wusste Andreas nicht einmal viel über seine Mutter. All dienigen, die er fragen konnte, hielten sich bedeckt. Pfarrer Strobel erwähnte seine Mutter erst gar nicht. Dabei wusste Andreas schon lange Bescheid. Er hatte nie vergessen, dass man sie an einem Sonntag verscharrt hatte. Ganz am Rande des Friedhofs. Fast so wie einen räudigen Hund. Andreas schlug nun endgültig die Augen auf und musterte die Wandschräge über seinem Kopf, die mit Postern von Mariah Carey, DJ Bobo und Dr. Alban behängt war. Helles, vom Schnee reflektiertes Licht fiel durch die Vorhänge des Dachfensters in sein Schlafzimmer und auf den Scheiben zeichneten sich Eisblumen ab. Endlich verstummte das Gebimmel. An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken. In die Kirche würde er trotzdem nicht gehen. Strobel wartete schon seit Jahren darauf, dass er kam. Als ob das die Tat seiner Mutter wiedergutmachen würde. Aber ihm war eh egal, was der Pfarrer vom ihm hielt. Oder von seiner Mutter. Allein, dass auch sein Vater so tat, als hätte es sie nie gegeben, schmerzte ihn. Sehr sogar. Bei dem Gedanken an seinen Vater richtete sich Andreas hoffnungsvoll auf und lauschte. Doch in der kompletten oberen Etage, die er bewohnte, war es still. Ebenso unten im Haus. Müde und enttäuscht schwang er die Beine über die Bettkante und wollte aufstehen, als er unter seinen Füßen einen kantigen Gegenstand spürte. Der neue Walkman. Auch diesen hatte ihm sein Vater vor einem Monat zum Geburtstag geschenkt. Sein Vater. Andy hielt inne und starrte das Gerät an. Erneut setzte er einen Fuß auf das Gehäuse. Zunächst war es nur ein vorsichtiges Tasten, sodass er die Ecken und Kanten unter seinen Zehen spüren konnte. Dann stand er auf, verlagerte sein Körpergewicht und verstärkte den Druck. Teilnahmslos sah er dabei zu, wie das Kassettenfach unter seinem Fußballen eingedrückt wurde, um dann mit einem lauten Knacken zu zerspringen. Etwas Spitzes stach in seinen Fuß, doch irgendwie fand Andreas den Schmerz befreiend. Er hatte ja noch zwei andere Walkmen. Einer davon lag unausgepackt drüben im Spielzimmer. Jedenfalls, so weit er sich erinnerte. Andreas kickte das kaputte Abspielgerät in eine Zimmerecke, wo es gegen achtlos hingeworfene Comics, Spieleschachteln und Schulbücher stieß. Dann stieg er über die Schultasche hinweg und kämpfte sich auf dem Weg zum Bad an Bergen alter Kleidung, aufgestapelten Heftromanen und TV-Zeitschriften vorbei. Einen Moment lang überlegte er, ob er ›Hyper, Hyper‹ von Scooter auflegen sollte. Natürlich möglichst laut, um wach zu werden. Doch dazu hätte er die Silberscheibe erst einmal unter dem großen Haufen anderer CDs finden müssen, die den Weg zu seinem Hifi-Turm versperrten. Ganz obenauf lag stattdessen die aufgeklappte CD-Hülle der Kelly Family, deren Musik er gestern Elke auf Kassette aufgenommen hatte. Sie war leer. Die CD musste also noch im Fach stecken. Andreas hielt die Kelly Family für einen üblen Ausbund an Geschmacksverirrung, doch Elke liebte den Song ›An Angel‹, der derzeit im Radio rauf und runter gespielt wurde. Und Elke war einfach klasse. Mit dem herzförmigen Gesicht, den großen blauen Augen, die manchmal total lieb und dann wieder ganz schön frech blicken konnten, und den langen blonden Haaren sah sie wirklich aus wie ein Engel. Sie war ohne Zweifel das hübscheste Mädchen in ganz Perchtal. Unten, in Berchtesgaden, wo sie gemeinsam in eine Klasse gingen, war sie sogar die Hübscheste an der ganzen Schule. Und die wurde immerhin von Schülern besucht, die auch aus Ramsau, Schönau und Bischofswiesen stammten. Einzig Elkes Zwillingsschwester Miriam konnte es mit Elke aufnehmen. Sie sah ihrer Schwester zum Verwechseln ähnlich, und die beiden machten sich oft einen Spaß draus, Mitschüler und Lehrer zu veräppeln, indem sich die eine für die andere ausgab. Doch im Gegensatz zu den Übrigen wusste Andreas immer, wann er Elke gegenüberstand. Abgesehen vielleicht von Niklas, aber der zählte nicht. Also hatte er sich neulich nach der Schule aufgemacht, um die blöde CD zu besorgen. Auf die B-Seite der Kassette hatte er ein paar Schwofsongs aufgenommen. Er war schon gespannt darauf, wie Elke darauf reagieren würde. Andreas schlurfte durch den mit Videos und leeren Colaflaschen zugemüllten Flur ins Bad, schob mit dem Fuß die benutzten Handtücher beiseite und warf die neue elektrische Zahnbürste an, die ihm sein Vater letzten Monat mitgebracht hatte. Angeblich hatte dessen neue Freundin sie für ihn ausgesucht. Dabei kannten sie beide sich gar nicht. Die Zahnpasta war fast leer. Andreas starrte die Tube resigniert an und warf sie achtlos in den überfüllten Mülleimer neben dem Waschbecken. Doch statt im Müll, landete sie auf dem Boden. Egal, nächste Woche kam ja Roberts Mutter und räumte auf. Gedanklich machte sich Andreas eine Notiz, ein oder zwei neue Tuben auf die Einkaufsliste für seinen Vater zu setzen. Als er fertig mit Zähneputzen war, trat er gelangweilt vor den Spiegel und überprüfte sein Gesicht mit den brauen Augen und dem dunklen Haar nach neuen Pickeln. Elke meinte, er habe Ähnlichkeit mit David Duchovny aus der neuen Akte-X-Serie, doch er hielt das eher für ein Gerücht. Cooler wäre es gewesen, wenn sie ihn mit Jean-Claude Van Damme verglichen hätte, immerhin trainierte er fast jeden Tag drüben im Kraftraum, den ihm sein Vater eingerichtet hatte. Andererseits war der Belgier eher klein, nach allem, was man so lesen konnte. Er selbst war mit seinen fast 1,84 Metern der Größte in der Klasse. Andreas wunderte sich darüber, dass Elke die neue Mystery-Serie überhaupt kannte. Denn sehen durften sie und ihre Schwester die Folgen zu Hause garantiert nicht. Immerhin, der Pickel auf seiner Stirn war fast weg. Damit stand es heute 1 zu 3 für ihn. Andreas überlegte sich nun doch, ob er der Kirche einen Besuch abstatten sollte. Sicher waren Elke und Miriam mit ihren Eltern ebenfalls da. Es gab ja kaum eine Gelegenheit, die die strenggläubigen Bierbichlers zum Beten ausließen. Wenn die wüssten, wie viel Zeit ihre Töchter mit ihm, Robert und Niklas verbrachten, würden sie Elke und Miriam bestimmt ins Kloster stecken. Nee, besser er mied die Bierbichlers. Denn wann immer Elkes und Miriams Eltern ihm, Robert oder Niklas über den Weg liefen, stellten sie sich an, als seien er und seine Freunde von der Hölle ausgesandt worden, um ihre Töchter in finstere Abgründe zu zerren. Dabei war Robert streng genommen der einzige unter ihnen, der so aussah, als stünde er mit dem Satan im Bunde. Was Robert wohl dazu sagen würde, wenn er ihm erzählte, dass er und Elke sich am Freitag geküsst hatten? Andreas grinste bei dem Gedanken. Ohne das Lächeln aus seinem Gesicht zu bekommen, schlenderte er nach drüben in sein altes Spielzimmer, wo er gestern Jeans und Pullover hingeworfen hatte. Dort sah es nicht viel anders aus als im Schlafzimmer. Oder im Flur. Oder im Kraftraum neben der Treppe nach unten. Die riesige Platte mit der Märklineisenbahn, die hier noch bis vor einem Jahr gestanden hatte, hatte er damals mit Robert nach oben auf den Dachboden zu den vielen anderen Mitbringseln seines Vaters geschleppt und seitdem nicht mehr angerührt. Doch die Wände und Regale ächzten noch immer unter der Vielzahl anderer Geschenke: Sportgeräte, Romane, Modellflugzeuge, die Kiste mit der alten Autorennbahn, zwei Gitarren, mehrere Baukästen und vieles mehr. Der Boden indes war mit Süßigkeitenpapier und leeren Chipstüten übersät. Immerhin, die abgewetzte Sofaecke mit dem großen Fernseher und seinem PC war einigermaßen frei zugänglich. Dort stand auch sein Super Nintendo, der schon vor zwei Jahren seinen Atari fast gänzlich abgelöst hatte. Die Spielkonsole hatte knapp 300 Mark gekostet, aber für seinen Vater war das ein Klacks. Er und Robert verbrachten viel Zeit mit Spielen wie Super Mario World, Star Wars: X-Wing oder Warcraft. Und er war schon jetzt gespannt darauf, was die Japaner als Neuestes ausgebrütet hatten. In Fernost war gerade die PlayStation erschienen, die seiner Spielekonsole angeblich weit überlegen war. Andreas dachte kurz darüber nach, ob er seinen Nintendo anwerfen sollte, doch die Aussicht, den Tag wieder mit einem Computerspiel zu beginnen, erfüllte ihn mit Leere. Mehr noch als an anderen Tagen sehnte er sich nach Gesellschaft. Der Wunsch, nicht allein zu sein, wurde plötzlich so übermächtig, dass Andreas...


Finn, Thomas
Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren und lebt heute in Hamburg. Der ausgebildete Werbekaufmann und Diplom-Volkswirt ist preisgekrönter Spiele- und Romanautor und hat einige Jahre als Lektor und Dramaturg sowie als Chefredakteur bei Nautilus gearbeitet. Im Spielbereich stammen zahlreiche Abenteuer-Publikationen aus seiner Feder, darunter weit über ein Dutzend Titel des beliebten deutschen Fantasy-Rollenspiels »Das Schwarze Auge«. Hauptberuflich arbeitet er als Roman-, Spiel-, Theater- und Drehbuchautor. Mit seinem Roman »Das unendliche Licht« gewann er die Segeberger Feder. Mit dem »Krieg der Drachen« veröffentlicht er ein großartiges High-Fantasy-Epos bei Piper.



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