E-Book, Deutsch, 248 Seiten
Fischer Ninas Rache
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5361-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-8192-5361-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Axel Fischer wurde im April 1957 in Köln geboren. Nach Abitur und kaufmännischer Ausbildung arbeitete er in verschiedenen Unternehmen. Die letzten 20 Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2022 absolvierte er als Vertriebsleiter in einem technischen Großhandel. Seit nunmehr 22 Jahren schrieb er Romane im Genre Belletristik mit meist authentischen wie auch spannenden Inhalten. Seine Intention ist es, seinen Leserinnen und Lesern Charaktere und Handlungsorte zu bieten, mit denen sie sich leicht identifizieren können.
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Nina fuhr gemächlich mit ihrem alten Land Rover zurück nach Hause. Es war ein schöner Nachmittag gewesen. Doch um sich jetzt auf die faule Haut zu legen, wenn auch das schöne Wetter dazu einlud, kam für sie nicht in Frage. Sie musste weiter an ihrer Handschuhkonstruktion arbeiten. Die Schergen des Khans hatten ihr neben den beiden kleinen Zehen auch den Zeige- sowie den Mittelfinger an der rechten Hand abgetrennt. Doch gerade die Finger musste sie ersetzen, um mit der rechten Hand problemlos eine Waffe bedienen zu können. Da sich die im Endstadium befindliche Handschuhkonstruktion schon hervorragend bewährt hatte, galt es nun noch dem Handschuh den letzten Schliff zu verpassen. Die bestellte Ausrüstung an Waffen und Munition nebst Sprengmitteln war bereits eingetroffen. Es lag jetzt nur noch an ihr selbst, den Zeitpunkt zum Angriff auf den Khan zu bestimmen. Er wähnte sich bestimmt in Sicherheit. Doch der Tag der Abrechnung rückte unaufhaltsam näher.
Sie stellte ihren alten Geländewagen im Schuppen rechts neben dem Haus, der ihr als Garage diente, ab. Schwungvoll warf sie die Türe zu. Aus der Küche holte sie sich eine eiskalte Flasche Cola aus dem Kühlschrank, die sie mit in die Werkstatt nahm. Dort öffnete sie ihren Safe und entnahm diesem ein Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Das Grundgerüst des Handschuhs bestand aus einem schwarzen, fingerlosen Lederhandschuh, wie er von Fahrradsportlern und Kameraleuten getragen wurde. Nina hatte den Mittel- und Zeigefinger ihrer linken Hand in den PC eingescannt und mit einer Fotosoftware auf rechts umgearbeitet. So gewährleistete sie, dass ihre Hände später identisch zueinander passten. Über einen 3D-Drucker fertigte sie die beiden fehlenden Finger aus Titan an. Nina hatte Glück im Unglück gehabt. Die Folterknechte des Khans trennten die Finger gleich vor dem zweiten Fingerglied, von der Fingerspitze ausgehend, ab. Da die nach Wochen zugeheilten Wunden wie kleine Zigarrenstumpen aussahen, vereinbarte Nina mit dem plastischen Chirurgen, die Enden der Fingerstumpen im Verlauf der OP ein wenig spitz zulaufen zu lassen. Der behandelnde Arzt empfand diese Maßnahme als Modegag, tat aber wie ihm aufgetragen. Dass Nina sich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht hatte, wie sie ihre fehlenden Fingergelenke wieder zum Leben erwecken konnte, ahnte der Chirurg natürlich nicht.
Nachdem sie ihre beiden Titanfinger in stundenlanger Kleinarbeit passend modelliert hatte, höhlte sie mittels einer computergesteuerten Fräse den hinteren Teil der Fingermodelle komplett aus. Wieder war Feinarbeit angesagt. Jetzt hieß es, die beiden Finger an die Stümpfe anzupassen. Dabei beschädigte Nina den Mittelfinger so stark, dass sie das ganz Procedere der Herstellung wiederholen musste. Doch Nina war zäh und von ihrem Vorhaben nicht mehr abzubringen. Als die beiden Fingerprothesen absolut passten, ließ Nina den nächsten Schritt folgen. Sie trennte die vorderen Fingerglieder in der Mitte durch. Wieder höhlte sie die Enden aus. Sie bereitete die winzigen Höhlen so auf, dass diese problemlos die Miniaturgelenke aufnehmen konnten, die sie der Feinmechanik aus dem Roboterbau entnommen hatte. Als alles zusammengebaut war, passte und funktionierte, trainierte sie wochenlang, die beiden Finger über die Muskeln und Sehnen des Handgelenks funktionsfähig zu machen. Sie schaffte es, ihren Zeigefinger so beweglich zu gestalten, dass sie ohne Schwierigkeiten eine Schusswaffe abdrücken konnte. Sie wusste, dass sie in einem Western ganz sicher kein Duell gewinnen würde. Dies war aber auch nicht die Feder, die sie antrieb. Schießen mit einer Faustfeuerwaffe oder einem Schnellfeuergewehr war nun wieder äußerst präzise möglich und genau darauf kam es ihr an. Nach ihrer Ingenieurmeisterleistung verbrachte sie viele Stunden auf ihrem Schießstand. Sie übte mit Pistolentypen verschiedener Hersteller, bis ihr der Vorgang des Abdrückens über eine Bewegung aus dem Handgelenk im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut übergegangen war. Was nun noch folgte, waren Übungen, die Waffen schnell aus verschiedenen Holstern herauszuziehen. Da sie ihre Titanfinger fleischfarben lackiert hatte, trug sie ihren Handschuh immer häufiger, was natürlich dazu führte, dass sie immer geschickter im Umgang mit ihrer Hand wurde.
Peter wachte mit einem dicken Kopf auf. Sicher war das letzte Gläschen am gestrigen Abend noch nicht durchgebrannt gewesen. Sein Dad und Angus, die gerade im Hof zehn neue Pferde begutachteten, lachten ihn aus, als sie in sein eher gequältes Gesicht sahen.
„Ist dir etwa ein Gläschen nicht bekommen oder bist du aus der Übung, Peter?“
„Wieso, mir geht es doch prima.“
„Bist halt ein wenig blass um die Nase, mein Sohn.
Angus holt dir einen Sattel, dann kannst du mit uns die Pferde testen.“
„Zu gütig, Dad. Ich geh mal in die Küche.“
Er hörte, wie Angus und sein Vater laut hinter ihm lachten. Peter lief zum Eingang der großen Küche, die auch einen Zugang zum Hof besaß und platzte dort in einen Vortrag seiner Mutter und der Köchin, die gerade acht jungen, weiblichen Auszubildenden die Kunst des Gemüseschneidens und das Zubereiten von leckeren Gemüsesuppen lehrten. Die Mädchen, alle im heiratsfähigen Alter, fielen beinahe in Ohnmacht, als sie Peter hereinstürmen sahen. Aber auch Misses Brighton, die gute Fee in der Küche, freute sich, den jungen Herrn einmal wieder zu Gesicht zu bekommen. Peter war natürlich nicht entgangen, dass bei den Damen heimlich einige Blusenknöpfe mehr geöffnet wurden.
Für die jungen Mädchen aus gutem Hause war es ungemein schwer, hier in den eher einsamen Gefilden der Highlands einen gut situierten und auch noch ansprechend aussehenden Mann zu finden. So nutzte man jede Chance. Peters Mutter kannte dieses Problem und schmunzelte nur, als sie sah, dass der zu ihrem Leidwesen immer noch nicht verheirateter Sohn Hahn im Korb war.
„Verdreh unseren Mädchen nicht den Kopf, Peter. Wir sind mitten in der Ausbildung.“
„Kopf verdrehen gehört aber sicher auch dazu, Mum. Das ist die Lehre des Lebens.“
„Oh, mein Sohn wird zum Philosophen. Hört erst gar nicht hin, Mädels. Peter ist sowieso nur unterwegs und hat keine Zeit für eine liebe Frau.“
„Nicht einmal für eine böse, Mama.“
Die Mädchen kicherten, während Peter sich einen Kaffee in der Kapselmaschine aufbrühte.
„Wer macht mir denn ein Frühstücksbrötchen mit Erdbeermarmelade? Ich prüfe hinterher die Qualität und benote sie.“
„Hier ist ein Messer, ein Brötchen, Butter und Marmelade, Sohnemann. Das schaffst du sicher auch allein.“
„Da sollen die Mädels etwas lernen, wenn ihnen alle lebenswichtigen Arbeiten abgenommen werden. Mit einem Marmeladenbrötchen verwöhnt man jeden Mann.“
Peters Mutter warf ihm ein Handtuch an den Kopf, während alle in lautes Gelächter ausbrachen. Peter griff sich sein selbst geschmiertes Brötchen und den Kaffee und verließ, lachend die Küche. Er setzte sich vor der Türe auf die kleine Bank und frühstückte. Wenig später brachte er sein Brettchen und den Becher in die Küche zurück. Anschließend machte er sich auf die Suche nach Angus, den er im Stall mit seinem Vater fand.
„Na, geht es dir besser, Peter?“
„Jooh, danke der Nachfrage. Sag mal, Angus, ich brauche einen von unseren älteren Geländewagen. Hast du einen für mich, der auch noch etwas aushält?“
„Ja klar, die Nummer acht ist gerade aus der Inspektion gekommen frisch durch den TÜV. Er hat so um die siebzigtausend Kilometer auf dem Buckel. Für einen Diesel ist das nichts. Den kannst du haben.
Wohin willst du fahren?“
„Nach Scourie.“
„Wohin? Nach Scourie? Das ist ganz oben an der Atlantikküste. Was willst du denn da?“
Peter legte sofort den rechten Zeigefinger senkrecht gegen seine Lippen. Angus wusste gleich Bescheid, dass er jetzt keine weiteren Informationen mehr erhielt.
„Ok, der Wagen steht in der Fahrzeughalle. Schlüssel steckt.“
„Ich nehme ein paar Kanister Diesel mit. Geht das?“
„Ja, klar. Du weißt ja, wo du alles findest.“
Peter nickte und verschwand umgehend. Er fand den Land Rover auf Anhieb. Vier Kanister füllte er sich an der Haustankstelle voll und lud sie in den SUV. Danach verschwand er in seinem Zimmer. Er nahm aus seinem Schrank ein paar T-Shirts, Unterhosen, Socken und Waschzeug heraus und verteilte alles auf seinem Bett. Seine 9mm SIG Sauer sowie mehrere Ersatzmagazine und Munition legte er daneben, als es an der Türe klopfte.
„Herein.“
Ein junges, sehr hübsches Mädchen aus dem Kreis der Auszubildenden stand, bewaffnet mit einem Eimer, Reinigungsmittel, Schrubber und Lappen bewaffnet, im Türrahmen.
„Ich bin die Sophie. Die Mama schickt mich. Ich soll bei Ihnen saubermachen,...