Fischer | Verschwörung im Kinzigtal | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Dr. Caspari

Fischer Verschwörung im Kinzigtal

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Dr. Caspari

ISBN: 978-3-96041-901-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Der Kriminalrat und die Pfarrerin: ein ungleiches Ermittlerduo, das nicht besser harmonieren könnte.

Kriminalrat Dr. Caspari kehrt nach längerer Auszeit in den Dienst beim Bundeskriminalamt Wiesbaden zurück und wird gleich mit einem heiklen Fall betraut: Er soll ermitteln, warum eine Elitepolizistin sensible Daten von einem Firmencomputer gestohlen und sich anschließend eine Schießerei mit dem Wachpersonal geliefert hat. Doch die Frau schweigt beharrlich. Als es Caspari endlich gelingt, ihr Vertrauen zu gewinnen, eröffnet sich ihm ein erschreckendes Szenario von landesweitem Ausmaß.
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Eineinhalb Jahre später
Tanja hasste Hochhäuser. Sie empfand diese Türme als Legebatterien, in denen Menschen dicht aufeinandergedrängt ihr Dasein fristeten, entweder als Arbeitnehmer oder als Mieter oder als beides. Das Bürogebäude hatte ein weitläufiges Foyer. Am Empfang saßen zwei junge Frauen in uniformen Kostümen. »Guten Tag«, sprach sie eine der beiden an. Die Rezeptionistin setzte ein berufsmäßiges Lächeln auf. »Bitte?« »Ich möchte in die radiologische Praxis«, erklärte Tanja und hielt einen Überweisungsschein hoch. »Dr. Baulig«, bestätigte die Frau. »Die Praxis befindet sich im zweiten Stockwerk.« Tanja bedankte sich und ging zu den Aufzügen. Im zweiten Stockwerk stieg sie aus und ging zielsicher zum Treppenhaus. Langsam stieg sie die Treppe nach oben. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie spürte, wie das Blut in ihren Schläfen pochte. Dabei war sie nicht einmal außer Atem. Ein bisschen Treppensteigen belastete sie kaum. Sie war körperlich fit. Das musste sie als Leiterin einer SEK-Einheit auch sein. Jahrelang hatte sie als Frau in dieser Männerdomäne kämpfen müssen, bis sie diese Position erreicht hatte. Sie hatte sich dabei nicht geschont, war unzählige Male mit schmerzenden Gliedern und völlig erschöpft nach einem harten Trainingstag ins Bett gefallen. »Als Frau musst du härter als die Jungs trainieren und viel mehr einstecken«, hatte ihr eine Kollegin zu Beginn ihrer Zeit beim SEK gesagt. Sie hatte recht behalten. Tanja hatte viel dafür geopfert, Mitglied eines dieser Teams zu sein. Sie hatte sich ihren Platz und ihren ausgezeichneten Ruf hart erarbeitet und war nach etlichen Jahren an vorderster Front dann zur Teamleiterin befördert worden. Und nun war sie in diesem Hochhaus im Frankfurter Bankenviertel und kämpfte beim Treppensteigen gegen ihre innere Unruhe an. Sie wusste, warum sie hier war, wusste, dass es getan werden musste. Jemand musste es stoppen, bevor es zu groß wurde. Im fünften Stock verließ sie das Treppenhaus und ging durch den Flur, vorbei an etlichen Nebenfluren, in denen die Büros von Start-up-Unternehmen untergebracht waren. Vor einer Tür mit dem Schild »Haustechnik« blieb sie stehen und zog eine Chipkarte aus ihrer Jackentasche. Mit angehaltenem Atem schob sie diese in den Schlitz neben der Tür. Als ein sattes Klicken ertönte, atmete sie erleichtert aus, drückte die Tür auf und trat ein. Tanja ließ den Rucksack, den sie lässig wie eine Studentin über der Schulter getragen hatte, auf den Boden gleiten und setzte sich daneben. Der Raum war eng, aber für ihre Zwecke gut genug. Aus dem Rucksack holte sie ein Notizbuch und studierte noch einmal ihre Aufzeichnungen. Möglichst wenig durfte sie dem Zufall überlassen. Sie griff wieder in den Rucksack und holte den Gebäudeplan vom sechsten Stockwerk hervor. Dort lag der Firmensitz eines einzigen Unternehmens, der Troja Marketing. Mit dem Zeigefinger fuhr sie den Weg vom Treppenhaus bis zum Büro der Geschäftsleitung entlang. Dorthin musste sie unbemerkt gelangen. Akribisch ging Tanja ihre Ausrüstung durch. Schließlich warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Fast fünf. Ihr blieb noch eine Stunde, bis die Leute von der Gebäudereinigung kamen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und versuchte, sich zu entspannen. Wenn das hier schiefging, war sie entweder im Gefängnis oder tot. Falls sie erfolgreich sein sollte, würde man sie als Heldin feiern. Sie begann, Atemübungen zu machen und sich zu fokussieren. Eine Dreiviertelstunde später verließ sie den kleinen Raum, durchquerte den Flur und verschaffte sich mit einer anderen Magnetkarte Zutritt zu einem Büro. Es bestand aus nur zwei Arbeitsräumen und einer Teeküche. Sie befand sich im Firmensitz eines Miniunternehmens, das zwei Personal Trainern gehörte. Die beiden teilten sich einen Büroraum. Sie waren ohnehin die meiste Zeit unterwegs, um ihre Kunden sportlich fit zu halten. Führungskräfte aller Altersstufen zahlten viel Geld, um von den beiden trainiert zu werden. Bei ihrer Planung war Tanja vor ein paar Monaten auf die zwei gestoßen und hatte sich an ihre Fersen geheftet. Während einer der beiden einen Bewegungsmuffel durch den Ostpark scheuchte, hatte sie sein Auto geknackt und die Daten seiner Schlüsselkarte auf ein mobiles Lesegerät kopiert, das ihr Holger, ein befreundeter Kollege aus der Abteilung für Internetkriminalität beim LKA, besorgt hatte. Heute und morgen waren die beiden Trainer mit ihrer Sekretärin wie in jedem Jahr auf der FIBO, einer großen Messe rund um das Thema Fitness. Das war der ideale Zeitpunkt für ihr Vorhaben. Tanja setzte sich im Büro der Sekretärin an den Schreibtisch, schob die Tastatur beiseite und steckte das Internetkabel in die Buchse an ihrem MacBook. Als der Computer lief, hackte sie sich in das Überwachungssystem des Bürogebäudes. Holger hatte sie an vielen Abenden darin intensiv trainiert. Dann schloss sie eine externe Festplatte an den Laptop an. In der Nacht zuvor hatte sie die Aufnahmen der Überwachungskameras mitgeschnitten und dort abgespeichert. Ein Surren, gefolgt von einem Klicken, ließ Tanja zusammenfahren. Eine Putzkraft schob ihren Wagen in den kleinen Flur. Tanja schoss aus ihrem Stuhl und eilte zu der Frau. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, vielen Dank, heute müssen Sie nicht sauber machen!« Die Frau sah sie verständnislos an. »Aber donnerstags bin ich immer hier.« »Das stimmt«, erwiderte Tanja, die sich innerlich dafür verfluchte, dass sie dieses Detail übersehen hatte. »Wir haben in dieser Woche allerdings das Büro geschlossen. Die Kollegen sind auf einer Messe.« »Ach so«, antwortete die Raumpflegerin. »Sind Sie neu? Ich habe Sie hier noch gar nicht gesehen.« »Homeoffice«, log Tanja, »ich mache die Buchhaltung von zu Hause aus. Nur manchmal muss ich hier an die Akten.« »So ist das«, sagte die Frau. Offenbar gab sie sich mit der Erklärung zufrieden. »Ich brauche hier also nicht zu putzen?« »Nein, heute nicht«, bestätigte Tanja. Mit einem Schulterzucken verließ die Frau den kleinen Flur und schloss hinter sich die Tür. Erleichtert atmete Tanja auf und ging wieder zu ihrem Laptop. In den Wochen zuvor hatte sie alles haarklein recherchiert. Sie wusste, wie lange das Putzen der Büros dauern würde. Bis die Reinigungskräfte das Gebäude wieder verließen, würden noch zwei Stunden vergehen. Wieder war sie zum Warten verdammt. In Gedanken ging sie wohl zum hundertsten Mal an diesem Tag ihren Plan durch. Die Schlüsselkartenkopie zum Trakt der Troja Marketing hatte sie sich auf die gleiche Weise besorgt wie die zu diesem Büro. Im Dunkeln würde sie dort hineingehen und sich an den Schreibtisch des Geschäftsführers setzen. Nach getaner Arbeit würde sie sich bis zum Morgen in diesem Büro verstecken. Erst dann konnte sie genauso unauffällig durch den Haupteingang verschwinden, durch den sie gekommen war. Vorausgesetzt, es verlief alles nach Plan. Doch dessen konnte sie sich nicht sicher sein. Sie spielte ein Spiel mit einem hohen Einsatz und einigen Variablen. Als es dämmerte, trat sie an das große Fenster und blickte auf die Lichter der Großstadt, die nie wirklich zur Ruhe kam. Unter sich sah sie kleine Gestalten, die aus dem Gebäude kamen. Sie stiegen in drei Kleinbusse, die sie zu einem anderen Bürogebäude fahren würden, um dort sauber zu machen. Sobald es gänzlich dunkel geworden war, setzte sich Tanja wieder an ihr MacBook. Alles war vorbereitet. Mit einigen wenigen Mausklicks schaltete sie die Überwachungskameras des gesamten Gebäudes aus und spielte dem Überwachungssystem stattdessen die Filme von ihrer Festplatte vor. Zu guter Letzt legte sie die Bewegungsmelder im Treppenhaus noch lahm. Dann zog sie sich eine Sturmhaube auf und machte sich auf den Weg. Eine Stunde Zeit blieb ihr für ihr Vorhaben. Fast lautlos eilte sie durch den Flur und dann die Treppen hinauf. Am Trakt der Troja Marketing angekommen, beruhigte sie erst wieder ihren Atem, bevor sie die Schlüsselkarte in den Schlitz schob. Ein Surren verriet ihr, dass die Karte akzeptiert worden war. Tanja sah sich nach allen Seiten um, bevor sie die Tür öffnete. Lautlos bewegte sie sich in den dunklen Räumen. Ihre kleine Stablampe brauchte sie nicht anzuschalten. Das Licht der Straße und der anderen Gebäude drang von draußen herein. Wie ein Schatten huschte sie bis zur schweren Holztür, hinter der das Büro des Geschäftsführers lag. Die Tür war mit der Schlüsselkarte nicht zu öffnen, das wusste sie. Ein kleiner Kasten mit einem schwach beleuchteten Tastaturfeld war in Brusthöhe neben der Tür angebracht. Ohne die richtige Zahlenkombination würde sie dort nicht hineinkommen. Holger hatte ihr auch einen Minicomputer besorgt, der solche Codes knacken konnte. An der Unterseite der Türsicherung befand sich eine Buchse. Tanja verband das Gerät über ein Kabel mit dem Codeknacker und startete ihn. Auf dem kleinen Bildschirm sah sie, wie sich nacheinander vier Ziffern aneinanderreihten. Ein Surren beschied ihr, dass Holgers kleiner Helfer seine Arbeit getan hatte. Vorsichtig drückte sie die Tür auf und glitt in das großzügige Büro. Der Computer auf dem schweren Schreibtisch war ausgeschaltet. Sie fuhr ihn hoch und sah zu, wie der Bildschirm zum Leben erwachte. Sie schob einen USB-Stick in eine der Buchsen am Rechner. Sofort übernahm das Programm von dort die Steuerung und umging die Passwortabfrage. Holger war ein wahrer Künstler, wenn es um digitale Spionage ging. Nach weniger als einer Minute konnte Tanja alle Dateien öffnen. Fieberhaft suchte sie nach einem Ordnernamen. Es musste ein Begriff aus der griechischen Mythologie sein....


Matthias Fischer, geboren 1964 in Hanau, studierte Evangelische Theologie in Oberursel und Mainz und absolvierte sein Vikariat in Wächtersbach. Im Anschluss war er evangelischer Pfarrer in einer Gemeinde im Kinzigtal sowie in der Notfallseelsorge tätig, derzeit arbeitet er als Schulpfarrer. 2005 schrieb er seinen ersten Kriminalroman.


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