Forbes | Küsse unterm Polarlicht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Forbes Küsse unterm Polarlicht


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7515-0501-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7515-0501-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der eisigen Kälte der Antarktis will die junge Ärztin Sophie Thompson ihren großen Verlust vergessen. Doch in der Forschungsstation ist sie nicht allein. Kann der attraktive Wissenschaftler Gabe ihr gefrorenes Herz mit heißen Küssen unterm Polarlicht zum Schmelzen bringen?

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1. KAPITEL

Hobart, Tasmanien, 26. Februar

„Willst du das wirklich durchziehen?“

Sophie sah den besorgten Ausdruck in Lukes grauen Augen, aber ihr Entschluss stand fest. Sie konnte jetzt nicht mehr zurück. Dazu war sie schon zu weit gekommen. Eigentlich sollte Luke das auch wissen. Schon seit ihrer Teenagerzeit waren sie befreundet, und es gab nur einen Menschen auf der Welt, der sie besser gekannt hatte als er. Aber Danny war nicht mehr da.

Beruhigend drückte sie Luke die Hand. In dem kühlen Krankenhaus fühlten sich seine Finger warm an. Normalerweise spürte Sophie die Kälte nicht. Sie war in Tasmanien aufgewachsen, dem südlichsten Ende von Australien, wild und schön, und an kaltes Wetter war sie gewöhnt. Doch heute fühlte sich die Luft frostig an. Vielleicht lag es an ihrer Nervosität. Nicht wegen der Operation. Sich den Blinddarm herausnehmen zu lassen war nur ein kleiner Eingriff. Doch ihre Zukunftspläne waren zugegebenermaßen ehrgeizig, und sie wollte im Moment keine Bedenken zulassen.

Sie zog den Bademantel enger um sich. „Ich muss hier weg.“

„Das verstehe ich“, antwortete Luke. „Aber warum machst du stattdessen nicht einfach Urlaub?“

Sophie sah ihn an. Sie war nicht in Urlaubsstimmung. „Was soll ich denn in einem Urlaub anfangen?“

„Ich weiß nicht. Dich entspannen?“

„Ich muss mich nicht entspannen, und ich will nicht alleine sein. Ich bin sowieso schon viel zu viel allein. Einen Urlaub sollte man mit jemandem teilen, und wir wissen beide, dass ich niemanden mehr habe. Ich möchte nicht in Urlaub fahren, aber ich muss irgendwohin, wo meine Erinnerungen mich nicht verfolgen. Hier erinnert mich alles an Danny, und ich erkenne es auch an den Gesichtern der Leute. Immer wenn sie mich sehen, erinnere ich sie daran, dass er nicht mehr da ist. Ich muss mein Leben weiterleben, aber hier geht das nicht. Es ist zu schwer. Ich brauche Abstand, um meinen Kopf freizukriegen.“

„Ich vermisse ihn auch, Sophie. Ich weiß allerdings nicht, ob ein Winter in der Antarktis unbedingt der richtige Ort ist, um den Kopf freizukriegen“, wandte Luke ein.

„Es ist kein ganzer Winter, es sind bloß sieben Wochen.“

Falls der andere Arzt zurückkommt. Ansonsten verbringst du den gesamten Winter dort. Das sind sieben Monate“, entgegnete er.

Sieben Monate. Sophie wusste, dass einem diese Zeit wie eine Ewigkeit vorkommen konnte. Danny war seit sieben Monaten tot. Sie wusste genau, wie lang jeder Tag, jede Stunde, jede Minute sein konnte.

Genauso gut wusste sie jedoch, dass es für sie unmöglich war, in Hobart zu bleiben. Sie musste weg, damit ihre Trauer und ihre Schuldgefühle langsam nachlassen konnten. Sie würde Danny nie vergessen. Das wollte sie gar nicht. Aber sie wollte in der Lage sein, ohne ihn weiterzuleben – ohne dass die Erinnerungen an ihn jede Stunde ihres Tages überschatteten. Er fehlte ihr, doch ihr altes Selbst fehlte ihr auch. Sie brauchte eine Chance, die alte Sophie wiederzufinden. Die fröhliche Sophie, die lachte und Spaß hatte. Sie setzte darauf, dass es leichter sein würde, sich daran zu erinnern, wie sie früher einmal gewesen war, wenn sie nicht immerzu mit ihrem Verlust konfrontiert wurde.

Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.

Daher versuchte sie, Luke zu beschwichtigen. „Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber es ist ja schließlich nicht so, als wüsste ich nicht, worauf ich mich einlasse.“

„Theorie und Praxis sind zwei völlig verschiedene Dinge“, erklärte er. „Ich verstehe zwar nichts von den Abläufen in deinem Job, aber ich weiß, wie es ist, unter schwierigen Bedingungen zu arbeiten. Wenn man sich auf andere verlassen muss. Die Arbeit in der Antarktis ist garantiert nicht dasselbe wie die Arbeit in einer Stadt, wo du alles, was du brauchst, an der nächsten Ecke bekommst.“

„Ich weiß genau, mit welchen Situationen ich es möglicherweise zu tun haben werde“, sagte Sophie. „Zugegeben, ich war noch nie unter diesen Bedingungen tätig. Aber ich habe jetzt zwei Jahre lang für den Medizinischen Antarktis-Dienst gearbeitet. Ich muss darauf vertrauen, dass jeder seinen Job macht, und ich mache meinen.“

„Bist du denn wirklich bereit dafür?“, fragte Luke.

„Ich glaube schon.“ Seit sechs Monaten hatte sie dieses Ziel vor Augen. Sie hatte etwas gehabt, worauf sie sich nach Dannys Tod konzentrieren konnte. Und dieses Ziel hatte sie davor bewahrt, vor Trauer und Einsamkeit verrückt zu werden. Nun, da es so weit war, musste sie einfach darauf hoffen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Die da oben scheinen es mir jedenfalls zuzutrauen. Sie brauchen mich.“

Die zuständigen Entscheider wussten sicher, was sie taten. Sophies medizinische Fähigkeiten reichten aus, und offenbar hatte sie auch alle psychologischen Tests gut bestanden. Sonst würde man sie nicht dorthin schicken.

Es war eine Art Prüfung für sie selbst. Eine Herausforderung. Danny hatte ihre besten Eigenschaften zum Vorschein gebracht. Er war ihre erste und einzige Liebe gewesen, und sie hatte sich niemals träumen lassen, ohne ihn leben zu müssen. Doch genau das musste sie nun schaffen. Sie musste herausfinden, ob sie auch alleine zurechtkam.

„Mir ist klar, dass ich es entweder lieben oder hassen werde“, gab sie zu. „Aber ich muss irgendwas tun. Ich kann nicht hierbleiben. Obwohl ich nervös bin, bin ich auch gespannt und aufgeregt. Bis jetzt habe ich von einem Tag zum nächsten gelebt. Dieses Ziel hat mir etwas gegeben, worauf ich mich freuen konnte.“

Sophie seufzte. „Wenn ich morgens aufstehe, ist das Haus still. Es liegt nichts von Danny herum. Keine Haufen verschiedener Schuhe zum Wandern, Laufen, Reiten, Paddeln, Klettern oder für die Gartenarbeit. Keine Seile, Zelte oder Rucksäcke, über die ich stolpere. Keine Landkarten, die auf dem Küchentisch ausgebreitet sind. Das werde ich nie zurückkriegen, und ich vermisse es. Er fehlt mir. Ich vermisse es, mir seine großen Pläne anzuhören, wie er unsere Zukunft und die Zukunft der Firma sieht. Ich hatte das Gefühl, als hätte er meine Zukunft mitgenommen. Und das hier ist meine Chance, sie mir wieder zurückzuholen. Es wird nicht dieselbe Zukunft sein, aber vielleicht lohnt sie sich auch.“

„Warum hast du mir das nicht früher erzählt?“, fragte Luke betroffen. „Ich dachte, du kommst klar.“

„Tue ich ja.“ Meistens jedenfalls. „Aber das ist auch alles. Ich lebe nicht richtig, und ich möchte wieder leben. Ich habe nicht nur Danny, sondern auch mich selbst verloren. Ich will nicht mehr traurig und einsam sein. Ich muss irgendwas tun. Für mich kann dies hier ein Erfolg werden, oder ich scheitere. Aber ich muss es ausprobieren.“ Sophie lächelte. „Gib zu, du bist auch ein bisschen neidisch. Ein solches Abenteuer wäre doch genau dein Ding.“

Luke lachte. „Das stimmt. So was würde ich wirklich gerne mal machen. Und Danny wäre auch scharf darauf gewesen.“ Eindringlich sah er sie an. „Bist du sicher, dass du es für dich selbst tust und nicht wegen Danny?“

Natürlich war Danny mit ein Grund dafür. Obwohl Sophie seit zwei Jahren für den Medizinischen Antarktis-Dienst arbeitete, hatte sie ursprünglich nie vorgehabt, Tasmanien zu verlassen und dreitausend Kilometer weiter südlich in die Antarktis zu gehen. Seit der Highschool waren sie, Danny und Luke unzertrennlich gewesen. Aber die Jungs waren immer die Adrenalin-Junkies gewesen, während Sophie die Vorsichtige war.

Ja, Danny wäre stolz auf sie gewesen, doch das war für sie nicht das wichtigste Motiv. Vielmehr hoffte sie, dieses Abenteuer würde ihr helfen, wieder neu anzufangen. Ein Leben ohne Danny.

„Ich denke, es hätte ihm gefallen“, erwiderte sie. „Aber ich würde es nicht tun, wenn ich nicht wüsste, dass ich es schaffen kann.“

„Du weißt, dass ich Danny versprochen habe, auf dich aufzupassen, wenn ihm irgendetwas zustößt?“

Sophie war verblüfft. „Tatsächlich?“

„Natürlich. Wir mussten immer die Möglichkeit mit einkalkulieren, dass bei einer unserer Touren etwas schiefgehen könnte“, sagte Luke. „Für jede Expedition war eine Risiko-Einschätzung nötig, und wir haben besprochen, was wir im schlimmsten Fall tun würden. Wir mussten immer auf das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereitet sein. Keiner von uns hätte damit gerechnet, dass etwas außerhalb der Arbeit passieren würde. Aber ein Versprechen ist ein Versprechen.“

Danny und Luke hatten zusammen eine Firma für Erlebnistouren geführt, die von all denjenigen Abenteuerlustigen gebucht wurde, die nach Tasmanien kamen, um die Wildnis hier zu erkunden. Die Firma gehörte jetzt Luke, da er Sophie Dannys Anteil abgekauft hatte.

Jedes Mal, wenn Danny auf eine Tour ging, hatte sie befürchtet, einen Anruf zu bekommen, dass ihm etwas zugestoßen war. Doch nie hätte sie einen solchen Anruf erwartet, als er am Wochenende bloß zu einem kleinen Fahrradausflug im Randgebiet von Hobart unterwegs gewesen war. Danny hatte die meiste Zeit in der Wildnis verbracht und immer riskant gelebt. Dass er in der Stadt tödlich verunglücken würde, damit hatte Sophie nicht gerechnet.

Auf dem Fahrrad überfahren zu werden schien ein unpassender Tod für jemanden, der seinen Lebensunterhalt mit Trekking, Wildwasserfahren und Felsklettern verdiente. Er hatte Sophie zum Abschied einen Kuss gegeben, bevor sie zur Arbeit ging. Danach hatte sie ihn nicht mehr lebend gesehen. Der Autofahrer, der ihn erfasste, hatte in einer unübersichtlichen Kurve einen Lastwagen überholt und war frontal mit Danny...



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