Foster | Cachalot | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 0 Seiten

Reihe: Die Homanx-Reihe

Foster Cachalot

Der Homanx-Zyklus - Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-13364-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Homanx-Zyklus - Roman

E-Book, Deutsch, Band 14, 0 Seiten

Reihe: Die Homanx-Reihe

ISBN: 978-3-641-13364-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



„Wir haben nicht vergessen und nicht vergeben.“

Nachdem es gelungen war, die Sprache der Wale und der anderen Meeressäuger zu entschlüsseln und mit ihnen in Verbindung zu treten, wurde das schreckliche Ausmaß des Massenmordes an einer intelligenten Spezies bewusst, die einst mit den Menschen denselben Planeten teilte. Als Friedenangebot brachte man die Wale nach Cachalot, einer Wasserwelt, und ein Vertrag stellt sicher, dass die dortige Industrie die Umwelt nicht schädigen darf. Das friedliche Nebeneinander wird gestört, als während Unwetter einige der schwimmenden Städte zerstört werden und ihre Bewohner spurlos verschwinden. Ist es ein später Rachefeldzug der Wale? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Alan Dean Fosters Arbeiten sind breit gefächert und reichen von Science Fiction und Fantasy über Horror und Krimis bis zu Western. Er schrieb Romane zu »Star Wars« und den ersten drei Alien-Filmen sowie Vorlagen für Hörbücher, Radio und die Story des ersten Star-Trek-Films. Alan Dean Foster lebt heute mit seiner Familie in Prescott, Arizona.
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1. Kapitel


Mustapha Ali saß am Ende von Rorqual Towne und war nicht seekrank. Nur ein Fremder hätte daran etwas auffällig gefunden. Mustapha hatte sein ganzes langes Leben auf Cachalot verbracht, und die auf jener Welt Geborenen wissen weniger von der Seekrankheit, als ein Wurm vom Andromedanebel. Alle auf Cachalot Geborenen haben zwei Wiegen: ihre Pflegestätte und jene andere größere Pflegestätte der allumfassenden Mutter Ozean. Und wer von anderen Welten nach Cachalot kam, blieb nicht lange, falls sich herausstellte, dass er unter Bewegungskrankheit litt.

Da hatte die Geschichte und der Zufall einen großen Wandel herbeigeführt, dachte Mustapha und ließ seine dunkelbraunen Beine über die Dockseite hängen. Sie hingen vielleicht einen Meter über dem tiefen, grün-schwarzen Wasser. Seine Vorfahren waren aus einem hohen, trockenen Ort der Erde gekommen, wo die See nur ein Märchen war, das man Kindern mit großen Augen erzählte. Und hier lebte er an einem Ort, wo man das meiste Land importieren musste.

Seine Vorfahren hatten das Spiel mit viel Freude gespielt. Er bedauerte es sehr, dass er die Tradition des Spiels nicht fortsetzen konnte. Denn wo auf Cachalot konnte man fünfzig gute Reiter und eine tote Ziege finden? Mustapha hatte sich damit begnügt, Champion im Wasserpolo zu werden, nachdem er in seiner Jugend jenes Spiel und seine vielen Varianten gemeistert hatte. Verglichen mit dem Spiel seiner Vorfahren war es sehr sanft gewesen und hatte ihn nicht sehr gefordert.

Jetzt musste er sich damit begnügen, weniger anstrengende Freuden zu erleben, aber unglücklich war er nicht. Die altmodische Angel, die er über das Wasser hielt, hatte er in seiner Freizeit aus einer Antenne gemacht. Die Angelschnur, die durch eine Kerbe am anderen Ende führte, verschwand unter der Wasseroberfläche unter dem Dock. Einst hatte die Antenne dazu gedient, unsichtbare Worte von jenseits des Himmels und des Wassers ausfindig zu machen. Jetzt half sie ihm, kleine, wohlschmeckende Fische auf viel kürzere Distanz zu finden.

Mustapha blickte zu den Wolken auf, die am Himmel dahinzogen, zuckte zusammen, als ihn ein Regentropfen ins Auge traf. Das Gewitter, das sich möglicherweise dort oben zusammenbraute, würde nicht besonders heftig werden. Der Himmel sah wie immer drohender aus als es sich am Ende erweisen würde. Der Donner prahlte und grollte, vermochte den alten Fischer aber nicht von seinem Platz zu verdrängen.

Hinter ihm ruhte die Stadt Rorqual fest auf der Oberfläche. Das nächstliegende echte Land, die Swinburne-Untiefe, lag dreißig Meter darunter. Dennoch saß die Stadt reglos auf dem Meer. Eine komplizierte Konstruktion von Kielschwertern, Auslegern und Gegendüsen bewirkte das, auch wenn das Meer unruhiger wurde, sorgte dafür, dass die Stadt unbewegt blieb, um ihren Bewohnern den Anschein von Stabilität zu bieten, und dem alten Mustapha einen sicheren Ort, von dem aus er fischen konnte.

Das Dock war jetzt leer, die Fangboote und Sammler waren draußen bei der Arbeit. Der lange Streifen unsinkbaren grauen Polymers verschwand unter einem Lagerschuppen; schließlich war das Dock nur eine von Dutzenden solcher Stützen für die Stadt.

Aber es gab keine Gegendüse oder Kielschwert, um das Dock völlig bewegungslos zu halten. Vier Meter breit und genauso dick, bewegte es sich sachte im natürlichen Rhythmus der See. Deshalb zog Mustapha es vor, vom Dockende aus zu fischen und nicht von einer der stabileren äußeren Straßen der Stadt. Wenn er mit dem Ozean und seinen Bewohnern spielte, zog er es vor, ihre Umgebung zu verspüren. Das war wie eine Kadenz, ein zähflüssiger Marsch, der ebenso Teil seines Lebens war wie sein eigener Herzschlag.

Der Regen begann jetzt auf ihn einzupeitschen und durchtränkte sein langes, weißes Haar. Er ignorierte ihn. Die Bewohner der schwimmenden Städte von Cachalot hatten ebenso oft Wasser auf der Haut wie Luft. Hier in Äquatornähe waren die dicken Tropfen warm, ja fast heiß. Er spürte sie auf seiner nackten Brust. Sie rollten von seiner kahlen Stirn und juckten in seinem herunterhängenden Schnurrbart.

Die Stange teilte seinen Fingern etwas mit. Er hob sie an. Ein kleiner gelber Fisch krümmte sich am Haken. Seine vier blauen Augen starrten stumpf in das fremdartige Medium, in dem er sich plötzlich fand.

Mustapha überlegte, ob er ihn vom Haken nehmen sollte und entschied dann, dass der Fisch ihm besser als Köder für einen größeren Artgenossen dienen würde. Er ließ den frischen Fang ins Wasser zurückfallen. Ein elektronischer Köder hätte mehr Fische angezogen als er tragen konnte, aber ein solches Gerät hätte im Verein mit Haken und Schnur unpassend gewirkt. Mustapha hatte Freude daran, auf traditionelle Art zu fischen. Er fischte nicht, um sich Nahrung zu beschaffen, sondern weil es ihm Freude machte.

Gelegentliche Blitze beleuchteten den dunklen Unterleib der Gewitterfront und bildeten Entwässerungssysteme für den Himmel. Der grelle Schein der Blitze verwandelte die Wellenkämme in Kerzenflammen. Er wusste, dass diese Entladungen mehr Hitze als Wut mit sich trugen. Ihre Frequenz verriet ihm, dass das Gewitter nicht lange dauern würde. Jetzt war nicht die Zeit der schweren Regenfälle.

Immer noch benetzten ihn gelegentliche Tropfen. Er war auf dem Dock allein. Dreißig Minuten, dachte er, dann kommt die Sonne wieder heraus. Allerhöchstens dreißig Minuten. Vielleicht habe ich dann mehr Glück.

So blieb er sitzen, mit seinen Shorts und seinem Schnurrbart, und wartete geduldig, dass etwas anbiss. Einige fanden, dass sich Pose und Tätigkeit für den Computerplaner-Emeritus der Stadt nicht geziemten, aber das machte Mustapha nichts aus. Er war weise genug, um zu wissen, dass Verrücktheit und Alter eine Vielfalt von Exzentrizitäten entschuldigen, und er hatte von beidem etwas.

Einige schnittige und doch breitrümpfige, verlassene Sammelschiffe waren zwei Docks von ihm entfernt vertäut. Zwei magnetisch verankerte Gleiter tanzten zu seiner Rechten in den Wellen. Ihre Mannschaften hatten Landurlaub, weilten entweder bei ihrer Familie oder vergnügten sich im Erholungszentrum der Stadt.

Mustapha war ein durchaus liebesfähiger, aber kompromissloser Typ und hatte in seinen frühen Jahren versucht, mit zwei verschiedenen Frauen zu leben. Sie hatten ihm mehr Narben hinterlassen als all die fleischfressenden Geschöpfe, mit denen er gekämpft hatte, um den Fang der Stadt zu vergrößern.

Ein neues, kräftigeres Zerren riss ihn aus seinen Träumen. Er sah auf die Stelle, wo die Schnur im Wasser verschwand. Da war das Zupfen wieder, drängend, hartnäckig. Jetzt beugte sich die Antennenstange in einem weiten Bogen seewärts, und ihre Spitze wies wie ein Jagdhund ins Wasser.

Mustapha hielt sich an der Metallstange fest und begann, an der selbstgemachten Kurbel zu drehen. Das war eine Menge Schnur, und sie verhielt sich höchst seltsam. Es war gerade, als hätte sich etwas in die Leine selbst verwickelt und zöge gar nicht am Haken.

Im dunklen Wasser war undeutlich eine Silhouette sichtbar. Was immer es auch war, es bewegte sich sehr schnell. Jetzt kam es näher, wuchs, bis es fast zu groß war. Die Augen des alten Mannes weiteten sich über dem grauen Schnurrbart. Er warf die Stange und die mühsam angefertigte Rolle weg. Die Angel prallte auf dem auf- und abhüpfenden Pier auf, ehe sie ins Wasser fiel.

Mustapha ignorierte sie und rannte zur Stadt zurück. Seine lauten Rufe wurden vom plötzlichen Aufbrüllen der Verteidigungssirenen der Stadt übertönt. Er schaffte es nicht einmal bis zum Ende des Piers. Aber das hätte auch keinen Unterschied gemacht.

Zwei Tage später kehrten die ersten Boote der wandernden Fischflotte von Rorqual Towne zurück. Ein Sammler, mehrere Köpfe hoch, mit magischen Coreenpflanzen und vielen Kisten mit Dauer-Slesetgewürz beladen. Doch das, was sie nicht fanden, machte den Wert der Ladung für die Männer und Frauen der Mannschaft bedeutungslos.

Obwohl sie immer wieder besorgt und mit Tränen in den Augen über der Swinburne-Untiefe hin- und herkreuzten, fanden sie keine Spur von Mustapha Ali. Auch ihre Familien fanden sie nicht und ihre Lieben, sie fanden keinen einzigen der einstmals achthundert Bewohner von Cachalot.

Zerschlagene Möbel, Haushaltsgegenstände, ein paar Kleiderfetzen und Fragmente von Häusern, in die sich Brocken von grau-weißem Eierschalenpolymer mischten, war alles, was von der Stadt übriggeblieben war. Das, ein Rätsel, und die Erinnerung einstmals vergnügten Lebens.

Und für einige auf den leidbeladenen Booten war das Schlimmste von allem das Wissen, dass dies nicht das erste Mal war …

Weit, weit über der grünen Seefläche, die einst Rorqual Towne eingenommen hatte, bewegte sich ein riesiges, lautloses Gebilde, stumm, in einem viel weiteren Ozean. Die Insassen des kugelförmigen Metallkörpers waren in Zeit und Raum von jener ozeanischen Tragödie weit entfernt.

Ein vergleichsweise winziger, scharfer Schatten des schimmernden Rumpfs löste sich von seinem mächtigen Heck und fiel wie ein silbernes Blatt zu der atmosphärischen See hinunter, die unmittelbar unter ihr wogte. Obwohl er Bewegungen zeigte, die normalerweise auf Leben deuten, war der Schatten nur ein totes Ding, das dazu diente, Lebende zu befördern, ein Shuttle-Fahrzeug, das aus dem KK-Transporter fiel, neben dem es vergleichsweise wie ein Zwerg wirkte, wie eine Arbeitertermite, die ihre Königin verlässt.

Das pfeilförmige, silberne Gebilde drehte sich leicht. Seinem Heck entwichen weiße Wölkchen, und dann begann das Fahrzeug schneller zu fallen, selbstbewusster, der Welt in der Tiefe entgegen, einer Welt von diamanthartem Blau-Weiß, einer großen azurfarbenen Kugel, die mit einem zarten...


Foster, Alan Dean
Alan Dean Fosters Arbeiten sind breit gefächert und reichen von Science Fiction und Fantasy über Horror und Krimis bis zu Western. Er schrieb Romane zu »Star Wars« und den ersten drei Alien-Filmen sowie Vorlagen für Hörbücher, Radio und die Story des ersten Star-Trek-Films. Alan Dean Foster lebt heute mit seiner Familie in Prescott, Arizona.



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