E-Book, Deutsch, Band 57, 208 Seiten
Reihe: Club
Fox Wiedersehen in deinem Bett
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7457-5279-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 57, 208 Seiten
Reihe: Club
ISBN: 978-3-7457-5279-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ob Luca sie wiedererkennt? Brianna Carson ist unsicher, wie sie mit ihrem Schwarm vom College umgehen soll. Damals hat er sie abgewiesen, aber jetzt - mit einer neuen Frisur und ein paar Pfunden weniger auf den Rippen - könnte Brianna undercover einen neuen Versuch wagen, den verboten heißen Luca zu verführen. Auf mehr als ein paar leidenschaftliche Nächte ist sie nicht aus, denn als Scheidungsanwältin weiß sie, was passiert, wenn die Liebe nachlässt. Doch Lucas sanfte Berührungen wecken ganz neue, zarte Gefühle in ihr ...
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1. KAPITEL
Brianna
„Komm schon, komm schon, komm schon“, murmele ich vor mich hin, während der Taxifahrer durch St. Moritz schleicht. In diesem wunderschönen Ort inmitten der Alpen heiratet mein Cousin Tate, und wahrscheinlich fragt er sich gerade, wo ich bleibe.
Beim Blick auf meine Uhr stöhne ich innerlich auf. Ich hasse es, zu spät zu kommen. Das kann ich einfach nicht ausstehen. Sonst bin ich immer stolz auf meine Pünktlichkeit, aber der Termin am Scheidungsgericht hat sich verzögert, und dadurch musste ich zum Flugplatz hetzen, um dort Granddads Privatjet zu besteigen. Als ich endlich auf meinem Platz saß, hatte der Learjet bereits stundenlang auf dem Flugfeld gewartet. Granddads persönliche Flugbegleitung hat mich streng gemustert. Wahrscheinlich sehe ich aus, als hätte man mich frisch aus dem Schleudergang gezogen und falschrum zum Trocknen aufgehängt.
Allerdings fühle ich mich jetzt alles andere als trocken. Das liegt wohl an dem turbulenten Flug und der sommerlich hohen Luftfeuchtigkeit hier in den Alpen.
Ich zupfe mir die klammfeuchte Bluse etwas von der Haut und werfe wieder einen schnellen Blick auf die Uhr. Verdammt, das Partydinner des Brautpaars sollte vor einer Viertelstunde anfangen! Als umsichtiger Mensch lässt Tate meinetwegen bestimmt gerade alle auf das Essen warten.
In mir entlädt sich eine Doppelpackung Schuldgefühle. Alle anderen müssen warten, nur weil ich aufgehalten wurde und weil ich jetzt bei diesem vor sich hinpfeifenden Fahrer im Taxi festsitze, das sich im Schneckentempo fortbewegt. Die New Yorkerin in mir würde am liebsten nach vorn auf den Beifahrersitz klettern, um mit dem Fuß ans Gaspedal zu kommen. Und es bis zum Bodenblech durchzutreten.
„Immer mit der Ruhe, wir sind fast da.“ Anscheinend merkt der Taxifahrer mir die innere Anspannung an. Er lässt die Hand schweifen. „Sehen Sie sich um. Genießen Sie die Aussicht. Wenn einen solche Schönheit umgibt, vergisst man jede Hektik“, erklärt er mit einem so starken französischen Akzent, dass man ihn kaum versteht.
Langsam atme ich aus und sehe nach draußen. Mein Gott, ich hatte vergessen, wie fantastisch die hohen Berge der Alpen sind. So etwas habe ich noch nirgendwo sonst gesehen. Ich bewundere die Bergspitzen, die im Sonnenlicht strahlen. Selbst im Sommer sind diese Gipfel schneebedeckt. Mein Blick schweift zu dem imposanten Palace Hotel oberhalb vom St. Moritzersee. Die Erinnerungen, die mich bestürmen, bringen mich zum Lächeln. Als Teenager habe ich viel Zeit mit Granddad und Tate verbracht, besonders nachdem mein Vater uns verlassen und meine Mutter sich innerlich ausgeklinkt hat. Aber der Gedanke an Granddad bringt mir sofort wieder einen neuen Schwung an Schuldgefühlen.
Im Verlauf der letzten Jahre hat seine Gesundheit nachgelassen, und deshalb hat Tate erst kürzlich seine Anwaltskanzlei von Boston nach Manhattan verlegt, um ihm näher zu sein. Ich hatte beruflich so verdammt viel zu tun und habe teilweise sechzehn Stunden am Tag gearbeitet, um zu beweisen, dass ich als Teilhaberin der Kanzlei geeignet bin. Deshalb hatte ich weniger Kontakt zu meiner Familie, als mir lieb gewesen wäre. Aber wenn ich mit ihm zusammen bin, verbringt Granddad die meiste Zeit damit, mich zu löchern, wann ich endlich heirate.
Das werde ich nicht.
Niemals.
Ein erstickter Laut dringt aus meiner Kehle, und ich bemerke den Blick des Taxifahrers im Rückspiegel. Aber mal im Ernst: Als Scheidungsanwältin habe ich tagtäglich mit Pärchen zu tun, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Mittlerweile habe ich gelernt, dass die anfängliche Liebe immer in Gier und Hass endet. Und wenn mir das noch nicht als Ernüchterung reicht, brauche ich mich nur im privaten Umfeld umzusehen. In meiner Familie haben die meisten Männer eine Schwäche für jüngere Frauen und schaffen es nicht, sich für lange Zeit zu binden. Deshalb setzen sie immer wasserfeste Eheverträge auf. Noch dazu hat sich der letzte Kerl, mit dem ich längere Zeit ausgegangen bin, als verlogenes Arschloch entpuppt hat. Und dann spüre ich natürlich immer noch den Stich der Zurückweisung durch diesen einen Typen an der Uni, damals, in meinem ersten Jahr an der University of Oxford. Er war der fleischgewordene, italienische Gott, nach dem jedes Mädchen sich sehnt. Ein Vorfall hat gereicht, um mir zu zeigen, was für ein arroganter Schnösel er war. Es hat mir auf Jahre hinweg das Selbstbewusstsein geraubt.
Ob ich zynisch bin? Ja, unbedingt, zu hundert Prozent. Wenn ich jetzt mit einem Mann zusammen bin, dann nur zu meinen Bedingungen. Keine Liebe, keine Romantik, nur rein körperliche One-Night-Stands ohne jede Erwartung. So mag ich es, und auch wenn es Granddad nicht gefällt, bleibt ihm keine andere Wahl als es zu akzeptieren.
„Da sind wir.“ Der Fahrer bremst vor dem Raydolins Hotel an, das wie viele andere luxuriöse Resorts meinem Granddad gehört. Ich ziehe ein paar Geldscheine aus meiner Handtasche und reiche sie dem Fahrer schnell. Der Mann steigt aus und holt mein Gepäck aus dem Kofferraum, während ich von der Rückbank klettere und in der Autoscheibe mein Aussehen prüfe. Ist diese verschwitzte und zerzauste Person wirklich Brianna Carson? Innerlich zucke ich zusammen.
Mein Haar ist ein krauses Chaos, das bei dieser Luftfeuchtigkeit kein Haarspray jemals wieder geordnet bekommt. Ich wische mir über die dunklen Ringe unter meinen müden Augen und mache dadurch alles nur noch schlimmer. Na toll, jetzt sehe ich aus wie ein wütender Waschbär auf Schmerzpillen! Vielleicht hilft ein bisschen Lippenstift, um mich wieder frischer wirken zu lassen. Aber schließlich bin ich nicht hier, um irgendjemanden zu beeindrucken. Ich wünschte nur, ich hätte noch Zeit zum Umziehen und Duschen, doch ich möchte Tate und seine Gäste keine Sekunde länger warten lassen.
„Entspannen Sie sich und genießen Sie Ihren Aufenthalt, so gut Sie können. Schneller als Sie denken, sind Sie wieder zurück in New York.“ Der Taxifahrer schlendert zurück zu seinem Wagen, und ich kann nicht anders, als ihn zu beneiden. Mein Leben verläuft so hektisch und größtenteils chaotisch. Ich wünschte, ich könnte so entspannt wie dieser Mann sein. Scheiße, wenn ich nicht aufpasse, bekomme ich einen Herzinfarkt, noch ehe ich nächsten Monat achtundzwanzig werde. Und wofür? Sorge ich wirklich dafür, aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen? Ist meine Arbeit so bedeutungsvoll?
Mit Rollkoffer und Reisetasche beladen gehe ich auf das Hotel zu. Der Page öffnet mir die Tür, als ich mich dem Eingang nähere, und aus dem Inneren weht mir kühle Luft entgegen. In der Eingangshalle breite ich die Arme aus und stoße ein dankbares Stöhnen aus. Dann haste ich zur Rezeption, checke schnell ein und lasse mein Gepäck stehen, damit der Concierge es in mein Zimmer bringen lässt.
Meine Absätze hallen klackend auf dem Marmor wider, während ich mich beeile, in den Speisesaal zu gelangen, wo die private Feier stattfindet. Vor dem Eintreten atme ich tief ein, lasse die Luft langsam wieder entweichen und setze ein Lächeln auf. Dann trete ich ein und versuche, das Bild einer selbstbeherrschten, kultivierten Frau abzugeben, während ich den langen Tisch nach Tate absuche. Sobald er mich entdeckt, springt er auf, kommt zu mir und zieht mich in eine rippenbrechende Umarmung.
„Es tut mir so leid, Tate. Ich wurde aufgehalten, und dann dieser Taxifahrer …“
„Hey, Schluss damit. Es ist okay.“ Er schenkt mir sein strahlendes Lächeln, und sofort schlägt mein Herz ein bisschen schneller. Noch nie habe ich ihn so glücklich gesehen. Es wärmt mich von innen heraus. Summer Love, seine wunderschöne Verlobte, tut ihm unglaublich gut, und er verdient alles Glück, das das Leben ihm bieten kann. Trotzdem macht sich tief in mir ein Teil immer noch Sorgen um ihre Zukunft. Die zwei sind erst seit sechs Monaten zusammen. Reicht diese Zeit für eine starke Bindung, auf der sie aufbauen können? Alle Welt weiß, wie schnell Liebe sich in pures Gift verwandeln kann. Wenigstens weiß ich, dass Summer ihn nicht des Geldes wegen heiratet und dass Tate ein von Grund auf guter Mensch ist. Das hält mich jedoch nicht davon ab, insgeheim ein Stoßgebet für ihn loszuschicken, damit er nicht wie die übrigen Männer in unserer Familie endet, die allesamt auf eine lange Liste von Ex-Partnerinnen zurückblicken.
„Komm mit. Alle werden sich freuen, dich zu sehen“, raunt er mir über die Geräuschkulisse der Gäste hinweg zu, während er mir einen Arm um die Taille legt und mich durch den Saal führt.
Ich betrachte die elegante Tafel mit dem makellos weißen Leinentischtuch, dem edlen Porzellan und den Kristallgläsern. Der Wein fließt bereits, doch bisher wurden keine Gerichte serviert. „Ja, aber nur, weil sie schon fast verhungern“, erwidere ich.
Tate lacht so überschwänglich, dass ich nicht anders kann als mitzulachen.
„Was ist denn so lustig?“, will Granddad wissen, während Tate mir den letzten freien Stuhl vom Tisch zieht.
„Ach, nichts.“ Ich ziehe meinen Großvater in eine dicke Umarmung, bevor ich mich setze. Ich sehe mich um, erkenne ein paar bekannte Gesichter meiner Verwandtschaft und lächle in die Runde. Mit den Blicken folge ich Tate, während er zum Kopfende des Tisches geht und seiner Verlobten einen Kuss auf den Mund gibt, bevor er sich aus Gewohnheit über die Krawatte streicht.
„Wo steckt denn dein Begleiter?“, erkundigt sich Granddad, und ich unterdrücke ein Seufzen.
„Ich bin allein gekommen.“ Ich lächele ihn an.
Er hebt seine verkrümmte, arthritische Hand und wackelt mit einem Finger vor meinem Gesicht. „Ich kann nicht ewig...