E-Book, Deutsch, 323 Seiten
Freiligrath Englische Gedichte aus neuerer Zeit
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1420-1
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 323 Seiten
ISBN: 978-3-8496-1420-1
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Diese Ausgabe beinhaltet die wichtigsten poetischen Übersetzungen des deutschen Schriftstellers. Aus dem Inhalt: Das Waldheiligtum Vermischte Gedichte Des Cids Leichenzug Des Cids Auferstehung Die Indische Stadt Die Indianerin ( Long: Expedition to the source of St Peters River) Eine romantische Stunde Die Zugvögel Der Sonnenstrahl Nachtlied zur See Lied der Auswanderer Kirchenmusik Englands Tote Troubadour-Lied Die gebrochene Kette Des Kindes erster Kummer Weit entfernt Grablied zur See O ihr Stimmen u.v.a.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
– Rings die Schar
Sang Hallelujah, gleich dem Ton der Meere.
Milton
Noch einmal – o, noch einmal dieses Schallen!
Durchs Dach zum Himmel schwing' es sich empor!
Die alten Gräber lass' es widerhallen,
Und weh'n die Banner lass' es überm Chor!
Noch einmal sing' es! – meiner Seele Flügel
Enthebt es jubelnd der Vergangenheit,
Dorthin empor, wo ihres Friedens Spiegel
Kein irdisch Trachten störend mehr entweiht!
Vom Himmel kommt's! – Und doch im Auge schwellen
Fühl' ich die Träne, die das Herz vergießt,
Indes entzückt in jenes Wohllauts Wellen
Mein sel'ger Geist, mein trunk'ner Geist zerfließt.
Warum durch Zeichen so, die Schmerz verkünden.
Begibt die Lust sich ihres hellsten Scheins?
– O, ist es nicht, daß wir gebeugt empfinden
Im höchsten Stolz die Grenzen unsres Seins?
Englands Tote
Sohn der Insel fern im Meer!
Von den mächt'gen Toten sprich!
Welch ein Denkmal überragt sie hehr?
Führ' an ihre Gräber mich! –
Auf, o Fremdling! frisch entrollt
Deine Segel! miß die Flut!
Keine Welle schäumt, kein Sturmwind grollt,
Wo kein Held aus England ruht!
Auf Ägyptens heißer Flur,
Wo zur Sonne Memnon spricht,
Grimmig lodernd herrscht der Mittag nur.
Und die Palme schattet nicht.
Was – und ob auf glüh'nder Bahn
Alles rings die Sonne dorrt,
Nicht mehr weckt sie, die ihr Werk getan –
Englands Tote schlummern dort!
Der Orkan mit seiner Macht
Fährt durch Indien wild und frei,
Und am Ganges durch die Mitternacht
Rollt des Tigers dumpf Geschrei.
Was – und roll' es noch so graus!
Nicht erreicht es mehr den Port,
Wo sie ruh'n von ihrer Arbeit aus –
Englands Tote schlummern dort!
O, wie springt der Felsbach kühn
Von Gebirgen schroff und steil,
Fern im Westen, wo des Urwalds Grün
Frei durchschwirrt des Jägers Pfeil!
Was – und rauscht die Flut auch wild,
Schwirrt der Pfeil auch fort und fort:
Nicht erweckt's die Schläfer im Gefild –
Englands Tote schlummern dort!
Durch die schnee'gen Pyrenä'n
Zieht der Sturmwind mit Gebraus;
Wie die Weste Rosenblätter jä'n.
Trotzig sä't er Tannen aus!
Was – und ob mit zorn'gem Schall
Er zerbricht des Waldes Hort!
Mut geflossen ist auf Ronceval –
Englands Tote schlummern dort!
Wo des Eismeers Woge stürmt:
Schrecklich tönt des Führers Pfiff
In der Stunde, wenn das Eis sich türmt
Um ein edel Britenschiff!
Mög' es treiben ohne Rast;
Bläulich dehn' es sich im Nord!
Ihre Fahrt ist aus mit Flagg' und Mast –
Englands Tote schlummern dort!
Die da kühn gezuckt den Stahl,
Fern und nah für englisch Land –
Sind die Felsen nicht ihr Totenmal,
Ist ihr Grab nicht Meer und Strand?
Drum, o Fremdling, frisch entrollt
Deine Segel! miß die Flut!
Keine Welle schäumt, kein Sturmwind grollt,
Wo kein Held aus England ruht!
Troubadour-Lied
Der Krieger zog aufs Meer hinaus.
Zu Gefecht und Bannerweh'n –
Das Mädchen blieb im sonnigen Haus,
In der Heimat, still und schön.
Seine Stimm' erscholl bei Schwert und Spieß,
In des Handgemenges Staub;
Ihr Wandeln war durch Blumen süß,
Und ihr Sitz im Rebenlaub.
Seine Lanze barst und sein Visier,
Um sein Haar floß Blut und Schaum; –
Die Brust indes zu fächeln ihr,
Weht ein Sommerlüftchen kaum.
Doch kehrt' er wieder auf der Flut;
Schwert und Pfeil – was focht ihn an?
Sie aber starb, wie die Rose tut,
Die ein Hauch schon töten kann.
Wie die Rose stirbt, wenn der Sturm sie faßt,
Der da heult so dumpf und hohl –
In ihr sonnig Haus trat der Tod als Gast – –
O, wie fand er dort sie wohl?
Die gebrochene Kette
Ich bin frei! gesprengt ist die Kette, das Tor!
Mit dem jungen Adler steig' ich empor!
Meine Barke durchschneidet die Wellen kühn;
Wo der Wind streift, da streif' ich – frei darf ich ziehn!
Den Berg herab lustig der Waldstrom braust,
Durch die Luft nach Gefallen der Vogel saust,
Der Pfeil fliegt schnell durch den pfeifenden Wind –
Und ist nicht mein Geist, so wie diese sind?
O, der Erde Grün und der Blumen Schmelz,
Und die Stimmen, schmetternd durchs Laubgehölz,
Und der klaren Brunnen lachender Schein,
Durch die Tale leuchtend – o, alles mein!
Durch die Wüste jag' ich mein schäumend Tier,
Nehm' die Winde des Morgens zu Sporen mir!
Nur hinein in den Sturm, in der Blitze Gesprüh,
Ich bin frei, ich bin frei – ich bin freier, als sie!
Gefangner! und bist du Gefangner nicht mehr?
Bist frei in der Wildnis und frei auf dem Meer?
Ja, du bist's! aber dort nur! dort schwingst du dich kühn;
Doch, du Trotziger, kannst du den Menschen entfliehn?
Wenn's Vöglein betrübt ist, so schweigt sein Gesang,
Bis sein Trauern vorbei und sein Herz nicht mehr bang.
Doch du, wenn vor Weh dir das deine bricht,
Bist zu stolz – deine Tränen zeigen es nicht!
Wenn im Geiste dir der Gedanken brennt.
Ist die Lippe so kühn, daß sie feurig ihn nennt?
Bei des Festes Gewühl, bei des Mahles Lust,
Darf dein Antlitz verraten die Qualen der Brust?
Nein, tief mit dem Pfeil im Busen, o Gott,
Mußt die Wunde du bergen – du fürchtest den Spott!
Mußt den Mantel falten, ängstlich und scheu,
Und mußt lachend sagen: seht her, ich bin frei!
Mit dem Tode nur deine Kette reißt,
Durch aller Gewalt über eines Geist!
Auf Herz und auf Lippe, da liegt sie wie Blei –
Träumer, o Träumer! wer ist denn frei?
Des Kindes erster Kummer
"O, ruft den Bruder, ruft mir ihn!
Nicht gern spiel' ich allein!
Der Sommer kommt mit Blum' und Bien'!
Wo mag mein Bruder sein?
"Der Schmetterling, o, wie voll Pracht
Glüht er im Sonnenschein!
Was kümmert jetzt mich seine Jagd!
Ruft mir mein Brüderlein!
"Die Blumen ranken wild umher,
Die er gepflanzt mit mir
Der Weinstock sinkt, von Trauben schwer –
O, war' mein Bruder hier!"
"Geliebtes Kind, er hört dich nicht,
Kann dich nicht mehr verstehn!
Du wirst sein Frühlingsangesicht
Nicht mehr auf Erden sehn!
"Ein Rosenleben hier war sein,
Kurz, frisch und taubenetzt;
Geh', liebes Kind, und spiel' allein!
Im Himmel weilt er jetzt!" –
"O, daß er seine Vögel ließ!
O, daß er mich nicht hört!
Ist's wahr, daß aus dem Paradies
Er niemals wiederkehrt?
"Kommt er nicht mehr zu Wald und Bach?
Wie bin ich doch betrübt!
Mein Brüderchen, wie wollt' ich, ach,
Daß ich dich mehr geliebt!"
Weit entfernt
Weit entfernt! – O, meine Seel' ist fern,
Wo ins Meer die schroffen Felsen springen;
In den Blumen, o wir gern, wie gern
Hör' ich wieder meiner Schwester Singen –
Weit entfernt!
Weit entfernt! – Mein Träumen, es ist fern.
Wenn die Sterne nachts am Himmel scheinen!
Meine Mutter ruft: o, kehre gern,
O, komm wieder, Kind, komm zu den Deinen –
Weit entfernt!
Weit entfernt! – Mein Hoffen, es ist fern.
Wo sich Lust und Liebe neu verbinden!
O du Taube, zieh'nd von Stern zu Stern,
Leih' mir Flügel, jenen Strand zu finden –
Grablied zur See
Schlaf'! – Wir geben dich der Flut,
Rot von der Gefallnen Blut;
Ehre dem, der also ruht, –
O, leb' wohl!
Schlaf'! – Du nahmst dein wogig Feld!
Meer und Himmel sind dein Zelt!
Deine Leichensalve fällt
Dumpf und hohl!
Einsam in des Meeres Schoß
Unbeweint und grabsteinlos,
Ruhst du, den sein Todeslos
Jählings traf!
Doch dein Mal, mit blut'gem Schein
Flatternd durch der Seeschlacht Dräu'n,
Soll die Rotkreuzflagge sein –
Schlaf', o schlaf'!
O ihr Stimmen
O ihr Stimmen, meinen Herd umsingend,
Süß wie Maiwind atmet ihr mich an;
Kehrt' ich heim, ein müdes...




