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E-Book, Deutsch, 732 Seiten

Freiligrath Gedichte


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1421-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 732 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1421-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Sammelband vereint die beste Lyrik des deutschen Poeten in den folgenden Gedichtsammlungen: Ein Glaubensbekenntnis Ça ira! Neuere politische und soziale Gedichte Tagebuchblätter Balladen und Romanzen. Terzinen. Alexandriner. Vermischte Gedichte Gelegentliches. Übersetzungen. u.a.

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Fährt im Land 'ne Staatskarosse;

Ziehn sie acht famose Rosse,

Feurig, ein beherzt Gespann!

Eines ward am Rhein geboren,

Hebt das Haupt und spitzt die Ohren,

Zieht vor allen mutig an.

Beißt ein andres in die Stange,

Wo der Fischer mit Gesange

Froh den goldnen Bernstein fischt;

Kräftig schnaubt es mit den Nüstern.

Die es lechzend in den düstern

Ostseewellen sich erfrischt.

Ist das dritte aufgewachsen

In dem guten Lande Sachsen,

Tritt den Boden fest und stark.

Dies hier stammt aus Schlesiens Talen,

Jene zwei sind aus Westfalen

Und der Brandenburger Mark.

Seht alsdann mit breitem Nacken

Noch den Pommern und Polacken –

Auch ein derb und stattlich Paar! –

Also ziehn die acht trotz einem;

Frisch und mutig – doch an keinem

Ist auch nur ein falsches Haar!

Wollt' es glauben nur der Lenker!

Doch der denkt: »Hol' euch der Henker!

Immer mehr schwillt euch der Kamm!

Wahr ist's, ihr seid brav und wacker!

Doch ein paar von euch sind Racker!«

Hält somit die Zügel stramm.

Tönt herauf zu ihm ein Schnauben,

Spricht er: »Was sich die erlauben!«

Ruckt mit Zürnen am Gebiß.

Schallt ein Huf recht dreist metallen,

Gleich erregt es sein Mißfallen –

Ja doch, es gefällt ihm miß!

Wollen sie sich eines neuen

Peitschenreglements nicht freuen –

Ei, wie straft sie da sein Pfiff!

Ei, wie fällt ihm da vom Munde

Ander Wort, als zu der Stunde,

Drin die Zügel er ergriff!

Wolln mit ehrerbiet'gem Wiehren

Flehn sie oder Klage führen,

Solches gilt als Schabernack!

Vollends wird der Stab gebrochen

Über gar ein zweites Pochen

Um denselben Habersack!

Ziehn darum, die gerne flögen,

Stolz und brausend gern ihn zögen,

Langsam jetzo sein Gefähr!

Stets des rechten Vorwärts harrend,

Stampfend nicht, doch dafür scharrend

In der Stille desto mehr!

Immer ruhig, immer sachte,

Ihr getreuen, lieben Achte!

Eines glaubt und bleibt dabei:

Steckt der Karrn einmal im Drecke,

Hui, dann geht es rasch vom Flecke,

Und die Zäume fliegen frei!

St. Goar, Januar 1844.

Die weiße Frau



Man sagt, es läßt die weiße Frau

Sich hier und dorten wieder sehen;

Durch mehr als einen Fürstenbau

Mit fahlem Antlitz soll sie gehen.

In weißer Robe, weiß verbrämt,

Tritt sie aus Wänden und aus Bildern;

Dastehn die Wachen wie gelähmt,

Die in den Korridoren schildern.

Wem gilt ihr abermalig Nahn

Rings in den Reichen und Provinzen?

Sagt sie, wie sonst, ein Sterben an?

Tod eines Fürsten oder Prinzen?

Es könnte sein – ich weiß es nicht!

Die Rede geht: ein tiefrer Jammer

Treibt sie hervor ans Tageslicht

Aus ihrer dunst'gen Totenkammer!

Sie schwebt durch Schlafgemach und Saal,

Sie beugt sich über goldne Wiegen,

Sie sieht den Herrn und sein Gemahl

Auf seidnen Pfühlen schlummernd liegen.

Sie haucht ihn an: »Was schlummerst du?

O, daß du sähest meinen Kummer!

Die Ohren taub, die Augen zu –

Ach, ewig find' ich dich im Schlummer!

Auf, mein Geschlecht! – Hör', wie weithin

Ein Schrei gellt, den du selbst beschworen!

Durch meiner Särge doppelt Zinn

Fühlt' ich ihn spitz mein Herz durchbohren!

Es ist der Schrei, den um sein Recht

Das Volk erhebt – annoch in Treuen!

Du schläfst sehr fest, o mein Geschlecht,

Zu überhören solch ein Schreien!

Die Toten weckt es in der Gruft –

Herr Gott, und die Lebend'gen schlafen!

Abschüttl' ich Staub und Moderduft:

Ich möchte wecken, warnen, strafen!

Ich hab' nicht Rast, ich hab' nicht Ruh' –

Eil', o mein Stamm, dich zu erheben!

Der Mund des Todes ruft dir zu:

Erfasse frisch und kühn das Leben!

Du tätest besser, in der Tat,

Frei das Panier ihm zu entfalten,

Als am verwitterten Brokat

Von meiner Bahre dich zu halten!

O, laß ihn fahren, eh' dich's reut!

Blick' aus nach Stützen, jüngern, festern!

Mehr wärmt ein Bauernwams von heut,

Als Hermelin und Samt von gestern!

O, schrecklich war, was ich beging

Auf meinem Schloß zu Orlamünde!

Daß ich als Schatten geh' und ging,

Es ist ja nur für jene Sünde!

Die eignen Kinder, lieb und lind,

Bracht' ich ums Leben dort, o Grauen!

Doch du auch würgst ein lächelnd Kind –

Du mordest deines Volks Vertrauen!

Laß ab, laß ab – o sieh nicht fort!

Laß ab – es fleht, es hebt die Hände!

Laß ab – daß neuer Kindermord

Des Hauses alten Ruhm nicht schände!

O glaub': entsetzlich ist ein Fluch!

Er lastet auf der Brust wie Berge!

Er sengt wie Wetterstrahl! – Genug!

Ich kehr' zurück in meine Särge!

Da seh' ich lustig über mir

Die Welt mit Blumen und mit Gräsern!

Sarg und Gewölbe, Schloß und Tür –

Ich starr' hindurch, als wär' es gläsern!

O, daß die Blumen je und je

Als Kranz um deine Schläfe lachten!

Daß ich sie nimmer blutig säh' –

Blutig durch dich und dein Mißachten!«

Sie senkt das Haupt, sie ringt die Hand,

Als ob ein Ahnen dumpf sie quäle.

Durch zwiefach Schloß und Teppichwand

Huscht sie davon, die arme Seele.

In weißer Robe, weiß verbrämt,

Schwebt sie vorbei den Ahnenbildern;

Dastehn die Wachen wie gelähmt,

Die in den Korridoren schildern!

St. Goar, Januar 1844.

Vom süßen Brei



Fortsetzung des vorigen

Sie ist verschwunden wie ein Traum –

Wer mag den Grabweg ihr versperren?

Schwer unterdes auf seinem Flaum,

Schwer ist der Morgenschlaf des Herren.

Er lallt halbwach: »Das Volk? das Recht?

Was sie nur will? ich möcht' es wissen!

Ich schlafe diesen Morgen schlecht« –

Und sinkt zurück in seine Kissen.

Da naht von neuem das Gesicht,

Die letzte Frührast ihm zu stören.

Sie tritt zu Häupten ihm und spricht:

»Was du gefragt hast, sollst du hören! –

Ich baute weiland mir ein Schloß,

...



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