E-Book, Deutsch, Band 20, 260 Seiten
Reihe: Until Us
Frost Hollywood
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-903413-78-8
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 20, 260 Seiten
Reihe: Until Us
ISBN: 978-3-903413-78-8
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Layla Frost war schon immer eine Rebellin. Eine richtige Draufgängerin. In ihrer Kindheit musste sie sich immer mit der Taschenlampe unter der Bettdecke verstecken, um die Sweet Valley High Bücher zu lesen, die sie von ihrer älteren Schwester gemopst hatte. Nicht viel später las sie ständig heimlich Arztromane im Unterricht, was sich schnell zu einer allnächtlichen Sucht von Nur noch ein Kapitel steigerte. Ihre Liebe zum Lesen, speziell von Liebesromanen, wurzelt früh und ist seither ins Unermessliche gewachsen. Zwischen dem Lesen und Schreiben verbringt Layla ihre Freizeit damit, zu guter Musik abzugehen (auf Konzerten, auf der Couch, im Auto ... Jeder Ort kann zur Bühne werden, wenn man sich nur genug darauf einlässt), mit Fernsehserien (je nerdiger desto besser!) und mit Essen. Obwohl sie in New York lebt (dem Staat, nicht der Stadt), ist sie ein glühender Fan der Red Sox.
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1
Cocktails für den Rasen
Hollywood
Verdammt, war ich fertig.
Nicht nur körperlich, was durchaus verständlich war.
Innerhalb von zwei Tagen die Küste hinauf nach Maine, dann hinunter nach North Carolina und zurück nach Massachusetts zu fahren, würde jeden ermüden.
Nach all den Stunden auf dem Motorrad tat mir der Hintern weh. Meine Oberschenkel schmerzten, als hätte ich tausend Kniebeugen gemacht, und die Muskeln in meinen Armen krampften. Energydrinks, die nur aus synthetischen Stoffen bestanden, und mieser Tankstellenkaffee waren alles, was meinen Körper auf der Strecke mit Energie versorgt hatte.
Aber es war nicht die körperliche Erschöpfung, die mir zu schaffen machte, es war die geistige.
Ich war ein Weichei. Ich wusste es und würde es auch jederzeit zugeben. Die Tour mag für mich und meine Brüder hart gewesen sein, aber für die Menschen, denen wir halfen, ihren Albträumen zu entkommen, war es viel schlimmer. Sie konnten ihren Monstern nicht davonfahren.
Sie waren immer da und verfolgten sie überall hin.
Tag und Nacht.
Immer diese Scheißmonster.
Und es hörte nie auf, egal, wie sehr man dagegen ankämpfte.
Diese Erkenntnis machte mir mehr zu schaffen, als die körperliche Erschöpfung. Ich war entmutigt und fühlte mich machtlos. Als hätte mich jemand verprügelt und gedemütigt.
Ich fuhr meine Harley die Einfahrt zu meinem Haus hinauf. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich etwas Ungewöhnliches vor dem Nachbargrundstück. Ein Umzugswagen parkte am Bordstein. Normalerweise hätte er meine Neugier geweckt, doch ich war zu müde, mich darum zu scheren. Eigentlich war es mir auch egal, wer in das Haus der alten Mrs Anderson einzog.
In Gedanken versunken, stieg ich die Stufen zu meinem Haus hinauf. Als ich nebenan eine Bewegung wahrnahm, blieb ich stehen.
Ich sah eine Frau, die einen großen Karton in der Hand hielt.
Verdammt noch mal.
Ich war vielleicht erledigt, aber nicht tot. Selbst aus der Ferne konnte ich erkennen, dass sie verdammt heiß war. Und ein zartes Wesen, nicht viel größer als einen Meter sechzig, wenn ich ihren unordentlichen Dutt rausrechnete.
Mrs Anderson war eine bösartige Alte, die mich vom ersten Moment an hasste und keine Scheu hatte, mir das bei jeder Gelegenheit zu zeigen. Sie hatte mich wegen jeder vermeintlichen Straftat angezeigt. Weil meine Harley zu laut oder mein Rasen zu grün war. Sie ging sogar so weit, zu behaupten, mein unnatürlich grüner Rasen sei der Beweis dafür, dass ich ihn mit chemischen Cocktails düngen würde.
Ihre Anschuldigungen wurden schlimmer, wenn ich meine Brüder zu Besuch hatte, insbesondere wenn Schwede zu Gast war. Er war Biker, wie ich, und schwarz. Für die alte Anderson war das Grund genug, ihn für einen Kriminellen zu halten. Auch weil wir alle stets schwarze Lederkombis trugen. Wenn ich mit Schwede in meinem Garten saß und etwas trank, bedeutete das für Mrs Anderson automatisch, dass wir etwas Böses planten. Mit Drogen handeln, Frauen schlagen, Häuser ausrauben und was sie sonst noch für einen Blödsinn von sich gegeben hatte.
Weil ein hoher Holzzaun zwischen unseren Grundstücken stand und eine freie Sicht in die Gärten für sie unmöglich machte, stieg sie mit ihren gebrechlichen Knochen sogar auf eine Leiter, um mir nachzuspionieren.
Die Alte hatte wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Daher hielt sich meine Trauer in Grenzen, als sie das Zeitliche segnete. Allerdings erhob ich mein Glas, jedoch nicht auf sie, und wünschte dem armen Teufel, bei dem sie in der Hölle schmorte, Glück, denn das brauchte er definitiv.
Außerdem ließ ich es mir nicht nehmen, in ihren wertvollen Rosenstrauch zu pinkeln.
Nach ihrem Tod hatte ich gehört, dass sie das Haus ihrer Nichte vererbt hatte, und der Anwalt war sich nicht sicher, was sie damit machen würde. Lange gab es keine Anzeichen für einen Verkauf des Hauses. Daher war es gut möglich, dass die attraktive Brünette ihre Nichte war und nun dort einziehen wollte.
Heiß oder nicht. Wenn sie von ihrer Tante nicht nur die Immobilie geerbt hatte, würde ich einen großen Bogen um sie machen.
Ein Entschluss, der sich verfestigte, als sie sich zur Seite drehte.
Entweder, in ihrem Ernährungsplan gibt es einen gewaltigen Kalorienüberschuss, der sich hauptsächlich an ihrem Bauch ansetzt, oder sie bekommt ein Baby.
Ich hatte keine Ahnung, in der wievielten Woche sie schon war. Ihr sonst so zarter Körperbau machte eine Schätzung schwer. Sie könnte im vierten Monat sein oder kurz vor der Entbindung stehen. Zumindest war es offensichtlich, dass es ihr schwerfiel, die Kisten ins Haus zu tragen.
Es ist auch egal, ob sie Kartons mit Watte und Federn schleppt. Ihr Mann ist ein Dummkopf, wenn er zulässt, dass sie auch nur einen Finger rührt.
Aber das geht mich nichts an.
Ich öffnete meine Haustür, ging hinein und ließ meine Tasche auf die Couch fallen.
Im nächsten Moment ertönte ein markerschütternder Schrei.
»Scheiße, tut mir leid.« Ich nahm die Tasche hoch. Ein pelziges Gesicht kam zum Vorschein und starrte mich aus großen grünen Augen an.
Dumpster hatte mich gelehrt, dass Katzen genauso mörderische Blicke wie Menschen draufhatten. Sie war eine wahre Meisterin darin.
Weil ich gerade meine Reisetasche auf sie geworfen hatte, war ihr Zorn natürlich gerechtfertigt.
»Wie war die Zeit ohne mich?«, fragte ich sie und fixierte sie meinerseits, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
Sie blinzelte und begann zufrieden zu schnurren, bevor sie sich streckte, zusammenrollte und die Augen schloss.
»Ich nehme an, du bist gut allein zurechtgekommen.«
Ich hatte vor Dumpster noch nie ein Haustier, nicht einmal einen Goldfisch, und war mir nicht sicher, was passieren würde, wenn ich eine Katze ein oder zwei Tage allein lassen würde. Aber Ophelia, die Ehefrau unseres Club-Präsidenten, erklärte mir, dass Katzen nicht wie Hunde sind. Sie sind pflegeleicht und haben ihren eigenen Kopf. Solange ich nicht länger als drei Tage weg war, gab es keinen Grund, einen Katzensitter zu bemühen. Sie riet mir nur, eine große Schale Wasser und eine extra Portion Futter dazulassen.
Wie mir O versichert hatte, ging es Dumpster gut. Vielmehr noch schien die Katze mein Fehlen gar nicht bemerkt zu haben.
Meine Gedanken schweiften zwischen der Reise, der bevorstehenden Woche und Dumpster hin und her, während ich in die Küche ging und mir ein Bier aus dem Kühlschrank holte. Doch ich streckte mich nicht mit der Flasche in der Hand neben meiner Katze auf der Couch aus, sondern zog es vor, meine Nachbarin zu beobachten, die mich eigentlich nicht zu interessieren hatte.
Sie trug eine kleine Kiste ins Haus, während ich einen langen Zug von meinem Bier nahm. Ich genoss den Anblick, den Geschmack nach Hopfen auf meiner Zunge und die Vorstellung, in dieser Nacht in meinem eigenen Bett zu schlafen. Das alles führte dazu, dass sich meine Muskeln lockerten und ich mich entspannte.
Ich war zu Hause und nicht mehr im Dienst – zumindest dachte ich das, bis mein verdammtes Telefon zu klingeln begann.
Missmutig zog ich es aus der Tasche und schaute auf das Display. Es war Judge, mein Bruder – wenn auch nicht blutsverwandt – und Präsident des Motorradclubs.
Er wusste, dass ich hier war, um mich auszuschlafen, denn er hatte mich nach Hause geschickt.
Wenn er anrief, war es wichtig.
Ich nahm das Gespräch entgegen.
»Verdammtes Arschloch«, grummelte Judge, bevor ich etwas sagen konnte.
»Das kann ich nur zurückgeben«, entgegnete ich ihm. »Ich lege jetzt auf und gehe mit meiner Pussy ins Bett.«
»Nenn Dumpster nicht dauernd Pussy«, ermahnte er mich, doch in seiner Stimme klang ein Lächeln mit.
Darin war ich gut. Menschen zum Lächeln zu bringen. Sie aufzumuntern. Ihnen zu helfen.
»Vielleicht meinte ich eine Frau«, erwiderte ich.
»Vor einer Stunde sahst du noch aus wie der Tod auf Latschen. Ich weiß, dass dein Charme keine Grenzen kennt, aber nicht, wenn du schon im Stehen einschläfst.«
Dass ich vor Müdigkeit kaum noch stehen konnte, stimmte. Aber nicht, dass ich nicht trotzdem in der Lage war, eine Frau aufzureißen. Es war egal, ob ich zu betrunken, bekifft oder müde war, sie abzuschleppen. Es war genau umgekehrt. Meist wurde ich angesprochen, war aber durchaus wählerisch. Außerdem hatte ich einen Ruf zu verlieren. Wenn ich einer Frau nicht das absolut beste sexuelle Abenteuer ihres Lebens bieten konnte, dann ließ ich es ganz bleiben. Für eine schnelle Nummer auf der Toilette, im Clubhaus, in ihrem Wagen oder wohin sie mich sonst noch einladen wollte, war ich mir zu schade.
Ich hatte auch meine Standards.
»Was ist los?«, fragte ich Judge.
»Du musst Danes einen Besuch abstatten.«
Verdammt noch mal.
Menschen zu helfen, ihren Peinigern zu entkommen, war das, was der Court of Mayhem MC am liebsten tat. Doch damit konnte der Club seine Rechnungen nicht bezahlen. Dafür gab es MayCo Security. Von Alarmsystemen bis hin zum muskelbepackten Türsteher boten wir alles an. Wir spürten sogar Stalker, Erpresser oder gestohlene Gegenstände auf. Gut bezahlte Detektivarbeit.
Auftraggeber waren hohe Tiere, die einen Haufen Geld aus ihrem Privatvermögen für diskret ausgeführte Qualitätsarbeit ausgeben wollten. Unsere Aufträge erhielten wir allein durch Mundpropaganda, weil wir verdammt gut in unserem Job waren.
Und dabei standen wir immer auf der...




