Funke | Franzi | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Funke Franzi


4. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7528-9307-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-7528-9307-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Franzi ist eine rätselhafte junge Frau. Niemand weiß so recht, wo sie herkommt, was ihr Leben bisher ausgemacht hat. Auch ihr neuvermählter Ehemann, ein Buchhändler, kommt ihr nicht näher. Klar ist, es gibt eine dunkle Seite in ihrem Leben. Will sie sich rächen für sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit? Hat sie gar einen oder mehrere Morde begangen? Woher kommt ihre Kleptomanie? War sie früher einmal eine Prostituierte? Ihre Mutter liebt sie beinahe abgöttisch, verzeiht ihr alles. Franzi ist eine schöne, verführerische und intelligente Frau. Sie kann sich vor Anbetern kaum retten. Als Ihr Ehemann verunglückt und ins Krankenhaus kommt, könnte das für Franzi eine Wende bedeuten. Wird sie den richtigen Weg finden oder im letzten Moment alles infrage stellen? "Franzi" ist ein Psychothriller, wie er raffinierter kaum ersonnen werden kann, spannend bis zur letzten Zeile.

Klaus Funke, geboren in Dresden, ist ein bekannter Autor erfolgreicher Romane wie Zeit für Unsterblichkeit, Der Teufel in Dresden, Die Geistesbrüder, Heimgang u.v.a. Neuerdings hat er auch Kriminalromane veröffentlicht: Franzi, Ein einsames Haus, Jacek Boehlich und die blonde Tote u.a.m. Mit - Die Betrogenen - hat Funke ein äußerst authentisches Buch geschrieben, welches zahlreiche Eigenerfahrungen und Selbsterlebtes enthält. Es ist darum ein Zeitzeugnis in der literarischen Form des Romans.
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2

Ein halbes Jahr nach diesen Ereignissen, saß eine junge hübsche Frau dem Personalleiter der Firma Weiß & Söhne GmbH & Co KG in Göttingen gegenüber. Der Personalleiter, ein gutaussehender Mittfünfziger namens Arnold F. Weißkötter, spielte mit einem Bleistift und betrachtete die Frau. Sie mochte Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig sein und war so angezogen, dass man schlussfolgern konnte, diese junge Frau ist sehr auf ihr Aussehen bedacht. Das Haar trug sie kurz, fast jungenhaft, es war rot gefärbt, doch das Rot schimmerte golden in den Spitzen und gab ihr sofort etwas Außergewöhnliches. Sie trug ein billardgrünes Kostüm, modisch geschnitten und mit einem gewagten Ausschnitt und da sie unter der Kostümjacke offenbar nichts trug als ihre Unterwäsche, sah man den Ansatz ihrer Brüste in verführerischer Weise. Herrn Weißkötters Augen schienen von diesem Anblick magisch angezogen. Die junge Frau tat, als ob sie davon nichts merkte. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte mit der Fußspitze beinahe im gleichen Takt wie der Personalleiter mit seinem gelben Bleistift.

Die Firma Weiß & Söhne war in Göttingen alteingesessen. Schon der Vater des jetzigen Dr. Friedrich Paul Weiß, Hubertus Weiß, seinerzeit Geheimrat – der Titel war ein Überbleibsel von vor dem Krieg – hatte die Firma geleitet. Sein Vorfahr, der Generalkonsul Otto Weiß, und dessen Schwiegervater, ein Herr Alfred von Grinshagen, der die Firma 1886 gegründet hatte, waren unter dem Kaiserreich und dann nach dem 1. Weltkrieg erfolgreiche Wirtschaftsführer gewesen. Hubertus Weiß hatte das Unternehmen endgültig erfolgreich nach oben und schließlich sogar an die Börse gebracht. Das war Ende der sechziger Jahre.

Die Firma hatte im Norden der Stadt, nahe der A7 auf dem Kohlweg ihren Hauptsitz. Sie war am Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Bautischlerei hervorgegangen und beschäftigte sich jetzt schon seit Jahren mit Bauausstattung und Bauelementen, außerdem betrieb sie mehrere Möbelhäuser in Göttingen und Umgebung.

Die junge Frau, sie nannte sich Fritzi Schneider, hatte ein Bewerbungsschreiben geschrieben. Ob es sowas wie Schicksal gibt? Es war der reine Zufall, dass sie gerade Weiß & Söhne ausgesucht hatte, sie hätte genauso gut eine andere Zeitung in die Hand nehmen oder eine andere Firma auswählen können. Nach ihrem Abgang in Lüneburg, wo sie sich genannt hatte, war sie unter dem Namen in Bad Gandersheim in einer - untergekommen. Aber sie merkte bald, da war nichts zu holen, außer vielleicht einem gut formulierten Zeugnis oder einem zweiseitigen Nullachtfünfzehn - Empfehlungsschreiben.

Der Antwortbrief kam schon nach 14 Tagen und trug neben einem verschnörkelten Wappen (das die Firma von ihrem Gründer Alfred von Grinshagen übernommen hatte) die verheißungsvolle Bezeichnung . Sie faltete den Brief auseinander und las:

Fritzi Schneider, alias Frauke Rügner, alias Hildi Ginzmann, alias Franzi Schönlebe (die anderen Namen lassen wir weg) war zum angegebenen Termin mit dem Bus nach Göttingen gefahren. Sie hatte den Bus genommen, weil der billiger war als die Bahn und weil es eine Direktverbindung von Bad Gandersheim nach Göttingen gab. Der Bus fuhr bis zum Bahnhofsvorplatz, für den Rest nahm sie ein Taxi.

Als sie in der Firma ankam, war gerade wegen eines kommenden Messeauftritts großer Bahnhof, alles rannte durcheinander. Die übliche Hektik. Sie fragte sich zur Personalabteilung durch. Den Gang entlang, sagte man ihr, dann links durch den Aufgang, rechts, die erste Milchglastür. Die Tür mit der Milchglasscheibe und der Aufschrift in Großbuchstaben, darunter etwas kleiner war nicht zu übersehen.

Franzi klopfte.

„Herein!“ rief eine Frauenstimme. Es war die Sekretärin. Franzi trat ein. Es war das Vorzimmer zum Personalchef. Auf zwei Stühlen an der Wand saßen zwei Damen, eine jüngere Schwarzhaarige, eine etwas ältere Blondierte. Sie Sekretärin gab Franzi die Hand.

Frau Schneider? Franzi nickte. Die Sekretärin schaute auf die Uhr. Sie sind etwas zu früh? Franzi nickte. Die Damen sind noch vor Ihnen dran. Nehmen Sie bitte Platz. Franzi setzte sich bescheiden auf den dritten Stuhl neben die Jüngere, begrüßte sie: Guten Tag! - Tag.

Die Sekretärin hatte ihr Brillengesicht wieder ihrer Schreibarbeit zugewandt. Für sie schien außer ihr selber niemand im Zimmer zu sein.

Nach einer dreiviertel Stunde wurde Frau Schneider aufgerufen. Die anderen beiden Damen waren ziemlich schnell wieder aus dem Chefzimmer herausgekommen. Die ältere Blondine hatte ein verärgertes Gesicht gemacht und war ohne Gruß gegangen. Während sie gewartet hatte, war ein nicht mehr ganz junger, aber auch nicht alter Mann, also etwa um die Vierzig, mit angenehmen Gesichtszügen hereingekommen und hatte mit der Sekretärin geflüstert. Seine Augen waren im Zimmer umher gewandert und wie zufällig an Franzis Gestalt hängen geblieben. Als er nach wenigen Minuten wieder gegangen war, hatte er ihr aufmunternd zugezwinkert. Und Franzi hatte zurückgelächelt.

Jetzt saß Franzi also dem Personalchef gegenüber.

Sie wippte mit der Fußspitze, wartete dass sie angesprochen würde. Herr Weißkötter legte den Bleistift beiseite, mit der linken Hand fuhr er sich ein wenig eitel durch sein graumeliertes Haar. Er hatte die Betrachtung der Bewerberin offenbar abgeschlossen.

Nun also Frau… Frau Schneider… begann er und er hob ein Blatt vor die Augen, hielt es ein wenig weiter weg wie jemand der unter Kurzsichtigkeit leidet, sagen Sie uns doch bitte etwas zu ihrer Person…

Franzi dachte, so ein eitler Kerl, spricht von sich in der Mehrzahl, dann, indem sie sich vorbeugte, um ihren Ausschnitt besser zur Geltung zu bringen, antwortete sie: Ihr Name sei Fritzi Schneider und sie wäre seit 5 Monaten in Bad Gandersheim bei das wären Anwälte - beschäftigt gewesen. Vorher sei sie in keiner Anstellung gewesen, weil sie seit acht Jahren verheiratet gewesen wäre und mit ihrem Mann in Bremen gewohnt hätte. Ihr Mann sei Werbefachmann gewesen und freiberuflich. Aber dann im März sei er plötzlich durch einen Hirnschlag ums Leben gekommen. Seitdem hätte sie, wiewohl ihr Mann ihr einiges Geld hinterlassen hätte, begonnen für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Leider – oder besser: glücklicherweise hätten sie keine Kinder, sonst wäre die Lage für sie noch schwieriger gewesen. Nach dem Studium - sie hätte Betriebswirtschaft studiert, aber nie eine Anstellung bekommen, auch nicht angestrebt, denn ihr Mann verdiente ja ausreichend - also später hätte sie immer wieder Kurse in Maschineschreiben und Büroarbeiten, auch in Rechnungsführung und Bankwesen belegt, um sich für künftige Anstellungen fit zu machen. Glücklicherweise wäre sie nie darauf angewiesen gewesen, zum Arbeitsamt zu gehen, sie hätte keine Stütze bekommen. Ihr Geld hätte immer geradeso gereicht. Bei Revensheim & Bechtler sei sie eine einfache Sekretärin gewesen, hätte Gerichtsprotokolle und sowas geschrieben und für die Herren Termine gemacht und die Kalender geführt.

Sie sah sich den Personalchef gründlich an. Der Weißkötter war in den Fünfzigern, ein stattlicher Typ mit einer goldgeränderten Brille und einer Narbe über dem Nasenrücken. Er sah aus wie einer der sich nach oben gearbeitet hat und keinen Widerspruch duldet, auch wie einer, der sich auf seine Wirkung auf Frauen etwas einbildet.

Sie sind im Norden aufgewachsen, Frau Schneider?

Woraus schlussfolgern Sie das?

Ihre Sprache klingt so.

Nein, ich habe zwar schon ein paar Jahre in Bremen gelebt, auch in Lübeck und in Kiel, aber ich komme aus Sachsen.

Was aus dem Osten? Sie sprechen kein bisschen wie die Sachsen.

Wenn man noch jung ist, verschleift sich das.

Dann sind Sie auch dort unten in die Schule gegangen? Waren Sie auch in der… wie hieß sie gleich… Freien Deutschen...



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