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E-Book, Deutsch, 340 Seiten

Funke Meine Verlage

Eine Erinnerung
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7481-0481-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Erinnerung

E-Book, Deutsch, 340 Seiten

ISBN: 978-3-7481-0481-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Aber Sie zieren sich wie ein Püppchen. Nehmen Sie sich an Puschkins - Mozart und Salieri - ein Beispiel: Warum soll Rachmaninow, vielleicht sogar am Totenbett seines Freundes und Kollegen, diesen nicht umgebracht haben? Mit einem vertauschten Medikament zum Beispiel oder mit einer schlimmen Nachricht, mit irgendetwas? Lassen Sie sich etwas einfallen. Bedenken Sie, er hätte sich eines musikalischen Konkurrenten entledigt. Einfacher geht es nicht. Haben Sie Mut mein Lieber. Haben Sie Mut zu einem Mord." Funke schreibt Geschichten von einem, der auszog vom Schreiben zu leben. Skurril, humorvoll, voller Witz und Einfälle - ein literarisches Kabinettstück ersten Ranges. Und immer hat man das Gefühl - es ist wahr, was da berichtet wird. Ja, so geht es zu im deutschen Literaturbetrieb.

Klaus Funke, geboren in Dresden, hat mit dem Hauptkommissar Boehlich eine Art sächsischen Maigret erfunden. Mit großer Menschenkenntnis und psychologischem Gespür geht er zu Werke. Der erste Boehlich-Krimi - Jacek Boehlich und das Gold der Toten - weckte bereits großes Interesse. Weitere Boehlich-Krinmis werden folgen.
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In diesem Moment klopfte es und die Köpf kam mit einem Tablett herein. Darauf zwei Kännchen Kaffee, Teller, kleine Löffel, Tassen, Würfelzucker in einem Schälchen und ein Körbchen mit belegten Brötchen.

Haben Sie den Brief mit den Fragebogen an den Börsenverein nun endlich abgeschickt? fragte Regine Palmer ohne aufzublicken von ihrer Schreibmaschine aus. Die Köpf erblasste. Sie hielt auf einmal das Tablett schief, beinahe wäre das Geschirr zu Boden geklirrt.

Ich habe die Kollegin Porschmann gebeten, den Brief wegzubringen, weil, die hatte ihren Fragebogen noch nicht fertig gehabt und die ist ja heute nur mal so dagewesen, hat ja eigentlich frei, und sie ist auch schon fort, mit dem Brief…

Liebe Frau Köpf, erinnern Sie sich? Ich hatte nicht die Porschmann beauftragt, sondern Sie. Wenn ich gewollt hätte, dass die Porschmann den Brief wegbringt, hätte ich die Porschmann beauftragt. Sie wissen auch warum, mein Kind…

Die Köpf senkte schuldbewusst ihren Kopf.

Ein Kaffeelöffel rutschte über die Tablettkante und fiel klingelnd auf den Parkettboden. Die Köpf sagte leise: Ja, ich weiß, Frau Palmer. Es tut mir leid. Die Post aus dem Schließfach kann ich ja morgen früh noch vor der Arbeit holen…

Stellen Sie das Tablett hierher! sagte die Palmer, und zeigte auf ein fahrbares Tischchen. Das war eine Art Bürowagen mit Glasplatte, Messingkanten und schwarzen Plastikrollen an den vier Beinen.

Der Verleger hatte diese Szene schweigend verfolgt, dabei amüsiert gelächelt, jetzt wandte er sich wieder mir zu.

. Einverstanden? fragte er.

Regine Palmer hatte sich halb aufgerichtet, ihre falsche Perlenkette baumelte ihr vor der Brust. Sie goss die Tassen voll, nahm sich selber einen Keks. Dann setzte sie sich wieder hin, lehnte sich zurück, trommelte mit den Fingerspitzen auf ihren Schreibmaschinentisch.

Ich sagte: Vielleicht … es ist mir peinlich, Herr Palmer, aber wir brauchen das Geld, meine Frau hat derzeit keine Arbeit… wir müssen…

Ich wollte noch irgendwas von Abzahlungen sagen, getraute mich aber nicht.

Hinter mir trommelte Frau Palmer auf den Schreibmaschinentisch, in der Ecke tickte die Standuhr, sonst war alles still.

Palmer blickte mich starr an, er war ein wenig rot geworden. Dann irrte sein Blick zur Seite. Seine Frau schien ihm Zeichen zu machen.

Jetzt nicht… zischte er.

Plötzlich sprang er hinter seinem Monsterschreibtisch auf, lief zwei Schritte nach links, zwei Schritte nach rechts. Dann blieb er stehen, stützte sich mit den Fäusten auf die Schreibtischplatte. Seine Knöchel traten weiß hervor.

Das hat es noch nicht gegeben! rief er ziemlich laut, ja fast schreiend aus und man hörte, wie er sich mit aller Macht zu beherrschen suchte.

Nein, das hat es noch niemals gegeben, wiederholte er, dass wir einem Autor bei Vertragsabschluss Geld gezahlt haben… aber gut, fuhr er milder und leiser fort, gut, weil Sie es sind, Herr Malef, und weil wir wirklich Interesse an Ihrem Buch haben –

erwiderte ich, das ist das Mindeste, sonst müssen wir einen Kredit nehmen…

Haben Sie schon mal beim Pferderennen gewettet?

Ich wusste nicht, ob Palmer es ernst meinte oder ob er mich foppen wollte. Pferdewetten!? fragte ich, sollte das bedeuten, dies wäre eine Alternative für mich?

Der Verleger machte ein vergnügtes Gesicht. Ihm schien sein Einfall zu gefallen.

Ich antwortete wahrheitsgemäß: Nein, hab ich nicht.

Einer von unseren alten Autoren, erklärte Palmer, vielleicht kennen Sie ihn, er heißt Kroll, August Kroll. Gut, seine Zeit ist lange vorbei, aber das tut nix. Jedenfalls, der Kroll war auch mal in einer fatalen Situation. In einer pekuniären Klemme, wie man sagt. Egal. Stellen Sie sich vor, er hat eineinhalbtausend gewonnen, hat auf den großen Einlauf gewettet… nein, nein… lachte Palmer - und er hat immer über seine eigenen Witze am besten lachen können - nein, nichts mit dem Darm, nein, ha, ha, ha… und seine Augen wanderten zu seiner tippenden Frau, offenbar befürchtete er einen Rüffel; aber Regine Palmer hatte offenbar nichts gehört, sie tippte ungerührt weiter…

Also, sprach der Verleger, das ist nicht gut, wenn wir Ihnen gleich zu Anfang so viel Geld geben. Das verdirbt Sie als jungen Autor, weil, das Geld wäre allzuleicht verdient… womöglich denken Sie, das geht so weiter, und beim nächsten Buch haben Sie dann eine noch größere Forderung. Nein, nein. Außerdem hab ich kein Geld… und er krempelte tatsächlich seine Taschen nach außen, was ich ziemlich albern fand. Freilich – das Gegenteil hätte mich verwundert - hatte er tatsächlich kein Geld in den Taschen, nur einen Schlüsselbund und ein zerknülltes Taschentuch.

, sagte ich.

Und wenn mich der Schlag trifft, rief Palmer mit einem unsicheren Blick zu seiner Frau, die immer noch tippte und nichts von unserem Gespräch zu hören schien, und wenn mich der Kleine (er meinte seinen Sohn und Teilhaber Freddy Palmer) für verrückt erklärt, ich gebe Ihnen Unterschreiben Sie!

Ich unterschrieb den Vertrag.

Der Alte setzte mir auseinander, dass das Geld, welches ich erhalten würde, ein Vorschuss wäre, der mit dem Honorar der verkauften Bücher später verrechnet würde. Überdies wurde ausgemacht, dass ich zunächst Einhundert erhalten solle, im nächsten Monat noch einmal Einhundert und den Rest dann am fünften nach Quartalsende…

Wir redeten dann noch Verschiedenes, was den weiteren Verlauf der Bearbeitung und den Druck meines Buches anging. In etwa drei Wochen sollte ich erneut erscheinen, um mit Palmer und einem gewissen Grafikbüro Heino Schmiedeberger die Coverentwürfe zu beraten.

Wir verabschiedeten uns.

Palmer hatte – das fiel mir auf – ziemlich kalte Hände, eiskalte sogar. Im Hinausgehen, ich hatte gerade die Portiere zur Seite gerafft, sah ich wie die Palmer von ihrem Tischchen aufsprang und ihrem Mann einen Teller mit den belegten Brötchen, das Kännchen Kaffee, samt Kaffeetasse und Kaffeelöffel auf seinem Schreibtisch servierte. Undeutlich hörte ich, wie er seufzte und dabei leise das Wörtchen „Endlich!“ hervorstieß.

Ich verabschiedete mich draußen im Vorraum von der Köpf, lachte, sagte, dass wir uns ja bald wiedersehen würden und trat hinaus in den Hausflur. Da eilte mir die Köpf hinterher, fing mich auf der halben Treppe ab. Hielt mich an der Schulter fest, lächelte verlegen und sagte:

Oh, Herr Malef, nicht, dass Sie uns im falschen Lichte sehen… auf dem Bild hinten in der Galerie, dem letzten, das mit dem Fontane, da wäre selbstverständlich nicht der jetzige Chef, Hilmar Faber, abgebildet, sondern sein Großvater, und zwar im Jahre 1894. Der Palmer-Großvater habe Theobald Palmer geheißen und damals in Berlin gelebt. Er habe eine Buchhandlung in Wilmersdorf besessen und er sei zeitlebens ein großer Bücherfreund gewesen… Fontane soll ihn ein paar Mal in seiner Buchhandlung besucht haben – also, ein kleiner Scherz - das mit dem Bild! Schon ein paar Jahre hänge die Fotografie da, erklärte die Köpf weiter, und als seit einmal ein Autor, sie glaube, es wäre Wilfried Ecke gewesen, spöttisch gefragt habe, ob dies nicht etwa der Hilmar in jungen Jahren wäre - da haben wir diese falsche Legende gepflegt, dass man denken sollte, auf der Fotografie, das wäre der jetzige Chef mit dem alten Fontane… aber, ob ich es nun glaubte oder nicht, lachte die Köpf, ein paar Autoren und auch andere Besucher, wären schon darauf hereingefallen…

Schöne Heimfahrt!

Sie lachte kurz und erleichtert auf und stieg die Treppe wieder hoch.

Ich rief ihr nach: Macht nichts, Frau Köpf. Ich hab es sowieso nicht geglaubt, aber ich wollte Ihnen den Spaß nicht verderben.

Als ich dann auf die Straße trat, war ich einen Augenblick wie vor den Kopf geschlagen. Wie prosaisch mir auf einmal alles vorkam. Und wie trostlos. Angefangen beim Wetter… denn, als ich angekommen war, da hatte freundliches Vorfrühlingswetter geherrscht. Und jetzt, nach nur zwei Stunden, war der Himmel zugezogen und es schneite.

Ich fuhr nach Hause, auf dem Beifahrersitz den ersehnten Vertrag. Ab und zu legte ich die Hand darauf – mein erster Vertrag mit einem richtigen Verlag.

Mit meiner Frau redete ich nicht darüber, sagte ihr nur etwas über den Vorschuss und die vereinbarte Höhe des Honorars. Sie schien zufrieden, hatte andere Sorgen, fragte nichts weiter. In ein paar Tagen würde sie eine neue Arbeit aufnehmen. Als Sozialbetreuerin in einem Verein. Seit 2 Tagen schlief sie schlecht. War ziemlich aufgeregt.

Am nächsten Tag ging ich zu meinem Freund, dem Buchhändler. Den Vertrag hatte ich zusammengefaltet in der Jackentasche. Ein ziemliches Bündel und so voluminös als trüge ich die Wochenzeitung „Die Zeit“ bei mir.

Hier lies! sagte ich und reichte ihm den Vertrag.

Der Buchhändler las die...



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