Gablenz / Cottin | 700 Jahre Meyhen+ | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 428 Seiten

Gablenz / Cottin 700 Jahre Meyhen+

Erinnerungen und Motive
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7557-6381-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erinnerungen und Motive

E-Book, Deutsch, 428 Seiten

ISBN: 978-3-7557-6381-9
Verlag: BoD - Books on Demand
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700 Jahre Meyhen+ Motive und Erinnerungen Eine Ortschronik der Gemeinde Meyhen bei Markranstädt

Jonathan Gablenz, Foto- und medientechnischer Assistent, Künstler, Autor

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MEYHEN IM MITTELALTER
von Markus Cottin Vorbemerkungen
Bei der Beschäftigung mit der mittelalterlichen Geschichte Meyhens hat man sich der Problematik zu stellen, dass es einen gleichnamigen Ort südlich von Naumburg gibt und das benachbarte Meuchen theoretisch die selbe Ortsnamenentwicklung und damit ähnliche oder gleiche Belege aufweisen kann. Es darf vorausgeschickt werden, dass insbesondere die Zuweisung älterer Erwähnungen an Meyhen bzw. Meuchen in Standardwerken wie dem Historischen Ortsnamenbuch für Sachsen oder dem Historischen Ortsverzeichnis für Sachsen nur an wenigen Stellen gelungen ist. Schuld daran trägt ein weiteres forschungsgeschichtliches Problem: Seit 1815 waren Meyhen und Meuchen zwischen Sachsen und Preußen aufgeteilt, lagen also in verschiedenen Staaten. Noch heute ist dies spürbar, verläuft doch zwischen beiden Orten die Landesgrenze zwischen Sachsen und SachsenAnhalt. Diese Randlage führte auch zu einer Randlage in der Forschung und einer häufig eingeschränkten Sichtweise. So schien der verdienstvolle Paul Fridolin Kehr bei der Edition der Merseburger Urkunden (bis 1357) Meyhen gar nicht zu kennen und wies alle Erwähnungen Meuchen zu. Dabei basierte seine Identifizierung auf den ebenfalls sehr verdienstvollen Forschungen Otto Küstermanns, der erstmals die Urkunden des Merseburger Domstiftsarchivs für eine grundlegende Geschichte des Hochstifts Merseburg ausgewertet hatte. Küstermanns Arbeit sowie Kehrs Edition wirken in den oben genannten Handbüchern bis heute nach. Bei der Erforschung der Geschichte Meyhens im Mittelalter muss man sich daher mit größ-ter Vorsicht den verschiedenen Erwähnungen zuwenden und dabei Schritt für Schritt unter Heranziehung jüngerer Quellen Zuweisungen treffen. An dieser Stelle kann nur exemplarisch vorgeführt werden, wie dabei methodisch vorzugehen ist. Eine ausgebreitete Neubewertung aller Meuchen bzw. Meyhen zugewiesenen Erwähnungen ist hier nicht möglich. Vielmehr sollen nur Leitlinien aufgezeigt und die Entwicklung Meyhens im Mittelalter in die umgebende Landschaft eingeordnet werden. Die kirchlichen Strukturen ermöglichen aufgrund ihrer Langlebigkeit und ihres Beharrungsvermögens häufig gesicherte Erkenntnisse aus der Rückschau, d.h. von gesicherten jüngeren Ortszuweisungen rückblickend auf ältere Urkunden und Belege. Dies gilt sowohl für die Kirchenstruktur als auch für die Verwaltung des Kirchenbesitzes. An letzteren kann bei der Betrachtung der Erwähnungen von Meyhen angeknüpft werden. Zunächst ist daher von jüngeren Quellen auszugehen, um gesicherte Belege für das mittelalterliche Meyhen zu gewinnen und diese auszuwerten. Die Obödienz Meyhen – ein Wegweiser zur mittelalterlichen Überlieferung
Abbildung 6 Die Obödienz Meyhen (Eyghen, Eygen) im Einkünfteverzeichnis des Merseburger Domkapitels 1320/30; Universitätsbibliothek Leipzig, Bibliotheca Albertina, Sondersammlungen, Rep. II 130, fol. 305r Das Merseburger Domkapitel verwaltete seinen Besitz bis zum 19. Jahrhundert in Form sogenannter Obödienzen. In diesen Obödienzen waren Einnahmen aus verschiedenen Stiftungen und Schenkungen aus verschiedenen Zeiten räumlich zusammengefasst. Eine Obödienz war jeweils nach ihrem Hauptort benannt, von dem aus auch benachbarte Einkünfte in Form von Naturalien und Geld verwaltet werden konnten. Jede Obödienz war einem Domherren übertragen, der für die pünktliche Einhebung und Weiterreichung der Abgaben an andere Domherren, Vikare, Altaristen, Choralisten und die Dombaukasse (Fabrik) verantwortlich war. Die Überschüsse durfte er behalten. Von diesem Domkapitelsbesitz war noch der Besitz des Dompropstes, dem ersten Mann im Domkapitel, geschieden. Auch der Bischof von Merseburg hatte eigenen Besitz, das sogenannte Tafelgut, das sich aus unterschiedlichsten Rechten und Einkünften zusammensetzte. Die mittelalterliche Verwaltung dieser Güter durch alljährliche Einhebung und Weiterreichung der auf den Gütern lastenden Einkünfte hatte bis zu den bürgerlichen Reformen des 19. Jahrhunderts Bestand. Im Merseburger Land sind die Abgaben seit 1850 abgelöst worden. So erlauben noch die Quellen des 19. Jahrhunderts Rückschlüsse auf mittelalterliche Zustände, da sich mit dem Vordringen der Geldwirtschaft die Zusammensetzung der Obödienzen seit dem 14. Jahrhundert kaum noch verändert hat. Bis zur Ablösung in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine „Obedientia Meyen“, die ein Merseburger Domherr verwaltete. In der Summe kamen aus Meyhen von knapp 10 Hufen jährlich Einnahmen in Höhe von 15 Gulden, 19 Groschen und 2 Hühnern. Diese Angaben stimmen auffällig mit denen überein, die das Einkünfteverzeichnis des Domkapitels von 1320/30 wiedergibt. Das Verzeichnis liegt in zwei nahezu identischen Handschriften in der Domstiftsbibliothek Merseburg (Cod. I, 128) und der Universitätsbibliothek Leipzig (Rep. II 130) vor. Die Merseburger Handschrift gehört zu den Kriegsverlusten der Bibliothek. Unter der mit „Eyghen“ bzw. „Eygen“ bezeichneten Obödienz werden ebenfalls 10 zinspflichtige Hufen aufgeführt, von denen verschiedene Geld- und Hühnerabgaben zu leisten waren. Ein direkter Vergleich mit den Abgaben aus dem 19. Jahrhundert fällt schwer, da im 14. Jahrhundert die Geldabgaben noch in Mark und Groschen angegeben wurden. Dass sich die Zahl von 20 Hühnern (1320/30) auf zwei reduziert hatte, ist ein normaler Vorgang. Vielfach sind solche Naturalabgaben in Geldzinse umgewandelt worden. Die Zahl der Hufen und das Nebeneinander von Geld- und Hühnerabgaben lassen den sicheren Schluss zu, dass es sich um Meyhen handelt. Abbildung 7 Eintragung zu Meyhen (Meyen alias Eygen) in der Obödienzenabrechnung Heinrich Medels von Goch; Domstiftsarchiv Merseburg, Obödienzenabrechnung Heinrich Medel von Goch, 1447/48, fol. 12r Dies findet noch eine zusätzliche Stütze in den Obödienzenabrechnungen, die der Merseburger Domherr Heinrich Medel von Goch von 1447 bis 1452 führte. Auch hier werden stets die aus dem Einkünfteverzeichnis bekannten 10 Hufen erwähnt. Mehrfach nennt Heinrich Medel die Obödienz „Meyen alias Eygen“ und verbindet damit die zu seiner Zeit gebräuchliche Ortsnamenform (mit anlautendem „M“) mit der im Verzeichnis von 1320/30, das ihm sicherlich zur Orientierung über seine Einkünfte vorlag. Der Anlass zur Feier des 700jährigen Jubiläums ist die Identifizierung dieser Vermögensmasse des Domkapitels mit Meyhen (nicht wie früher mit Meuchen). Da das Einkünfteverzeichnis zuweilen zu 1321 datiert wird, ist das Jubiläum auf dieses Datum gelegt worden. Allerdings sind derartige Besitzaufzeichnungen zumeist undatiert und hatten eine lange Benutzungsdauer, so dass eine jahrgenaue Zuweisung schwierig ist. Diese „technischen“ Überlegungen waren notwendig, um die Beschäftigung mit Meyhen im Mittelalter auf eine sichere Grundlage zu stellen, von der aus weitergearbeitet werden kann. Davon konnte Meuchen nicht unberührt bleiben. Nach den vorgetragenen Befunden wird Meuchen erstmals sicher 1412 in einem Steuerregister des Merseburger Bischofs als „Michen“ erwähnt. Unsicher ist, ob die adlige Familie, die sich lateinisch „de Proprio“ (1198) und deutsch „de Eygene“ (um 1300) nannte, zu Meyhen südlich Naumburg oder zu Meuchen zu stellen ist. Bislang ist erst die im 15. Jahrhundert auftretende Familie „von Michen“ sicher auf Meuchen zu beziehen. Ein Zusammenhang des Ortsnamens Meuchen mit der Wurzel „Eigen“, mit dem die Ortsnamenforschung ohnehin stets Probleme hatte, ist wohl zurückzuweisen. Diese Ortsnamenbedeutung, die auf den Eigenbesitz (also nicht Lehnsbesitz) einer Adelsfamilie verweist, ist nunmehr für Meyhen festzuhalten. Das anlautende „M“ bei „Meyhen“ geht offenbar auf eine vorangestellte Präposition zurück (zum Eigen), die im 14./15. Jahrhundert teilweise mit dem Namen verschmolz. Da Meyhen spätestens 1320/30 Domkapitelsbesitz war, ist späterhin zu fragen, was die Bezeichnung als „adliges Eigentum“ motivierte. Dafür ist zeitlich weiter zurückzugehen und auch die umgebenden Orte in den Blick zu nehmen. Meyhen im Mittelalter. Grundlinien und Überlegungen
Meyhen liegt in einer Landschaft, die bereits früh in das Licht der schriftlichen Überlieferung trat. Das Gebiet östlich der Saale war unter den ottonischen Königen Heinrich I. und Otto I. stärker in das Reich einbezogen worden. Wichtigste Pfalz in diesem Raum war Merseburg, das mit der Gründung des Bistums 968 noch weitere Aufgaben, nämlich die Missionierung der vornehmlich slawischen Gebiete zwischen Saale und Mulde, erhielt. Auch wenn das Bistum seit 981 kurzzeitig aufgelöst war, so trat es mit seiner Neugründung 1004 unter König Heinrich II. wieder auf die kirchliche und politische Landkarte. Die Merseburger Bischöfe erhielten schon...



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